Parsifal. Joachim Stahl

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Parsifal - Joachim Stahl Sternenlicht

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Schaltpult widmete.

      Buffon und die Armierungsspezialistin Toni Walker waren als Letzte zur Mannschaft gestos-sen. Ihre Vorgänger, beides langgediente Leutnants, waren den Weg gegangen, den auch Taunsend vor einigen Jahren eingeschlagen hatte, und hatten sich zu Weiterbildungskursen in der Raumakademie eingeschrieben. Mit Bedauern dachte Taunsend an sie zurück. Die sehr tüchtige Kommunikationsoffizierin und der herausragende Waffenexperte hatten leider nur etwa ein dreiviertel Jahr unter seinem Kommando gedient. Ihre Nachfolger waren noch sehr jung und entsprechend unerfahren. Walker, eine zierliche Frau mit kurzen dunklen Haaren und grünbraunen Augen, wirkte seltsam distanziert und nach wie vor wie ein Fremdkörper in der Mannschaft. Buffon hingegen bemühte sich zwar spürbar um seine Integration, aber mit einigen Marotten strapazierte er zugleich regelmäßig die Nerven der vier älteren Besatzungsmitglieder.

      Taunsend wandte sich an Buffon und musterte ihn streng. „Bereite eine Durchsage an die Besatzung durch, Amadeus.“

      Eifrig flogen Buffons feingliedrige Hände über die Steuerungsempfänger seines Schaltpultes. Untüchtig war der junge Bursche nicht, vielleicht würde aus ihm irgendwann tatsächlich ein brauchbares Mitglied der moranischen Expeditionsflotte. „Alles breit, Chef, du kannst Lose legen.“

      Taunsend strich sich eine lange Strähne aus der Stirn und blickte in das Aufnahmegerät des Kommandantenpultes. Mit einem kurzen Räuspern klärte er seine Stimme. Auf dem Visiophon vor ihm sah er als Hologramme die fünf gespannten Gesichter seiner Besatzung. Auch Entwissel und Buffon blickten ihn über ihre Aufnahmegeräte an, obwohl sie sich im selben Raum wie er befanden. „Meine Damen, meine Herren, gleich wird der Startbefehl von der BRUNO kommen, dann legen wir ab. Amadeus wird kurz darauf unsere genauen Zielkoordinaten empfangen. Jon steuert unsere DIANA zu dem Planetoiden Torr IV, landet aber nicht. Stattdessen schleusen wir die Phönix aus. Kio und Ronja gehen damit runter.“

      Der Bordingenieur Kio Mun verdrehte in seinem engen Maschinenleitstand drei Decks unterhalb der Zentrale die Augen und fuhr sich theatralisch durch die struppigen schwarzen Haare. „Ronja wird die Gelegenheit sicher nutzen und mich in irgendwelche Büsche zerren.“

      Aus den Hologrammen erklang mehrstimmiges Gelächter, nur die zierliche Ortungsoffizierin Ronja Darlfrey verzog in gespieltem Grimm das hübsche, wenngleich bereits etwas faltige Gesicht. Mit über 50 Jahren war sie das älteste Besatzungsmitglied. „Kio, du bist sogar mir viel zu dick und hässlich. Außerdem bin ich grundsätzlich nicht an Familienvätern interessiert, mach dir also nur keine falschen Hoffnungen.“ Kokett zwinkerte sie mit ihren großen blauen Augen in das Aufnahmegerät.

      „Schön, dass ihr immer so guter Laune seid“, meldete sich Taunsend wieder zu Wort. „Ich hoffe, eure Stimmung steigt sogar noch höher, wenn ihr erst dort unten in der Station seid und das fröhliche Datenträgersammeln losgeht. Keine Sorge, allzu groß scheint die Anlage nicht zu sein. Innerhalb etwa einer halben Stunde müsstet ihr sie durchforstet haben. Mannschaftsquartiere und dergleichen übergeht ihr einfach, fündig werdet ihr eher in den Arbeitsräumen. Ihr seid lange genug in der Flotte, um zu wissen, wie die aussehen. Die Raumbehörde hat riesiges Interesse an diesen Datenträgern. Ihr dürft euch also einbilden, etwas Bedeutendes für die moranische Sicherheit zu tun. Ihr steigt dann mit den Fundstücken wieder in eure Phönix, bitte ohne Abstecher in die übrigens vegetationslose Oberfläche von Torr IV, und kommt schnurstracks zurück zu Papa Petrus. Nähere Einzelheiten über die ganze Angelegenheit verrate ich euch bei Interesse nach Abschluss eurer Mission.“ Er legte eine kurze Atempause ein. „Und damit uns vieren hier an Bord der DIANA in der Zwischenzeit nicht langweilig wird, hat sich ein unbekanntes Raumschiff in diesem System vor der BRUNO versteckt und weigert sich, auf unsere Funkrufe zu antworten. Man kann daraus messerscharf schlussfolgern, dass die Kameraden dort an Bord nichts Gutes im Sinn haben. Man munkelt, es könne ein Schiff der Konföderation sein. Aber mit der BRUNO und den drei anderen Kreuzern als Leibwache sollten wir in Ruhe unsere Arbeit machen können. Nur weiß man eben nie. Das Weltall ist bekanntlich wie das Leben und steckt voller Überraschungen. Also, packen wir es an und hoffen auf ein gutes Gelingen!“

      3. Szene

      „Herr Admiral, eine Meldung von der ORB“, drang die Stimme der Kommunikationsoffizierin Uhura an Hoffmanns Ohren.

      Überrascht hob Hoffmann die Augenbrauen und wandte sich dem Visiophon vor ihm zu. Per Hologramm tauchte das zerfurchte Gesicht der Generalin Pamina Neyd auf, die als Leiterin der Obersten Raumbehörde Morans fungierte. Ihr streichholzkurzes Haar war bereits ähnlich stark ergraut wie das Hoffmanns. Und auch Neyd war zu uneitel, um es wie in ihren Alterskreisen sonst meist üblich zu färben. „Pamina, ich grüße dich. Wir haben soeben die befohlene Bergung der Datenträger auf Torr IV begonnen. Alle vier Raumkreuzer der BRUNO sind ausgeschleust, weil wir per Resonanzkontakt ein unbekanntes Schiff angepeilt haben, das auf unsere Kontaktversuche nicht reagiert. Und wir möchten lieber kein Risiko eingehen, wie du dir denken kannst.“ Er lächelte schmallippig in die Kamera.

      Neyd musterte ihn ernst. Sie hatten im letzten Krieg als Unteroffiziere auf demselben Schlachtkreuzer der militärischen Flotte gedient und standen einander entsprechend nah. Erst nach Neyds Beförderung an die oberste Spitze der Raumbehörde war ihr Kontakt allmählich abgeflaut. Es bleibt eben nicht mehr viel Zeit für alte Freunde und Bekannte, wenn man die Verantwortung für eine ganze Raumflotte mit knapp 500 Schiffen und insgesamt über 5.000 Besatzungsmitgliedern trägt, die von einer Vielzahl als Bodenpersonal dienenden Frauen und Männern unterstützt werden.

      „Deshalb rufe ich nicht an, Omar“, entgegnete die Generalin. „Es tut mir leid, aber ihr müsst diese Mission sofort abbrechen. Es gibt einen neuen Auftrag für euch, der keinerlei Aufschub duldet.“

      Hoffmann atmete tief durch. „Was ist passiert? Ein Angriff auf Moran?“

      Neyd schüttelte leicht den Kopf. „Nein, zum Glück nichts so Dramatisches. Die Sache ist mir selbst ein Rätsel. Aber wir haben von der Regierung die Order erhalten, ein moranisches Entführungsopfer aus der Hand von Raumpiraten zu befreien. Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt anscheinend wichtiger als alles andere. Deshalb ergeht dieser Befehl an euch auch als Alphaorder.“

      Gegen seinen Willen stieß Admiral Hoffmann ein ungläubiges Lachen aus. „Wie bitte? Etwas so Banales wie ein Piratenüberfall soll unseren sorgsam ausgearbeiteten Einsatzplan auf den Kopf stellen? Das kann nicht dein Ernst sein, Pamina!“

      Wie um Entschuldigung bittend zuckte Neyd mit den Schultern. „Du weißt, dass die Regierung uns gegenüber weisungsbefugt ist. Wer zahlt, bestimmt die Musik. Bei dem Entführungsopfer muss es sich meines Erachtens um jemanden handeln, der einem einflussreichen Regierungsmitglied sehr am Herzen liegt. Bitte glaube mir, ich bin selbst irritiert und halte das auch für äußerst fragwürdig. Aber offenbar ist man der Ansicht, es brauche ein so großes Schiff wie die BRUNO, um dieses kleine Piratenproblem zu lösen. Wenn es dich tröstet, kannst du dir also sagen, dass man in den entscheidenden Kreisen auch die Kampfkraft eures Forschungsraumers durchaus zu schätzen weiß. Und insbesondere eure Kreuzer der ORION-Klasse verfügen ja in der Tat über eine beeindruckende Stärke.“ Sie seufzte. „Die Zielkoordinaten lasse ich euch gleich zukommen. Schleuse die vier Kreuzer ein und mach dich unverzüglich auf den Weg. Wie gesagt, das ist eine Alphaorder. ORB Moran Ende.“ Die holografische Darstellung von Neyds Gesicht erlosch.

      Admiral Hoffmann schüttelte fassungslos den Kopf. Aber er war nicht gewillt, an diesem absurden Spiel bedingungslos mitzuwirken. Ja, er war ein leitender Offizier und das hierarchische System dieses Berufszweiges war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Doch hatte er in all den Dienstjahren weder sein Herz versteinern lassen noch sein Gehirn ausgeschaltet. Er wusste, was zu tun war und würde sämtliche Konsequenzen bereitwillig in Kauf nehmen.

      4. Szene

      „Ich fürchte, wir bekommen Vertreterbesuch.“

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