Parsifal. Joachim Stahl

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Parsifal - Joachim Stahl Sternenlicht

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ungewohnten Ortungs-Kontrollfelder seines Pultes.

      Es wäre auch möglich gewesen, diese Aufgabe dem Bordcomputer zu übertragen, aber es schadete nichts, den jungen Burschen etwas zu fordern, hatte Taunsend stillschweigend entschieden. Man wächst mit seinen Aufgaben. Und das konnte dem noch etwas unfertig wirkenden Buffon wahrlich nicht schaden.

      „Ein großer Brocken“, erläuterte der Fähnrich. „Sieht aus wie eine Röhre mit allerlei Anbauten, über 500 Meter lang und 100 Meter im Durstmesser.“

      „Also ein Schlachtkreuzer der Konföderation“, murmelte Taunsend, nachdem die holografische Darstellung des fremden Schiffes endlich über der Astroscheibe erschienen war. Das Auftauchen des zuvor versteckten Raumers war zu erwarten gewesen, nachdem die GIORDANO BRUNO unvermittelt das System verlassen hatte, um eine dringendere Mission zu erfüllen. Der Gegner wagte sich nun aus dem Ortungsschatten des Weißen Zwerges. Die Konfrontation mit der GIORDANO BRUNO hatte er gescheut, doch ein einzelner ihrer Kreuzer war für ihn offenbar ein Widersacher, den man vertreiben oder gar vernichten konnte. Zwar verfügte die DIANA wie jedes Schiff der ORION-Klasse über einen Overkill-Werfer, der ganze Planeten zerstören konnte, aber dieser war für ein Feuergefecht gegen ein anderes Raumschiff viel zu ungenau. So blieben ihr hierfür nur ihre vier konventionellen Strahler. Und diese waren den zahlreichen schweren Lasergeschützen eines Schlachtkreuzers deutlich unterlegen.

      „Schutzschirm aktivieren!“, befahl Taunsend. Zwar herrschte derzeit kein Kriegszustand zwischen der Sternenlicht Vereinigung und der Fraktalkonföderation, doch die wechselseitige Beziehung war chronisch gespannt. Weder auf politischer noch auf ökonomischer Ebene gab es engere Kontakte. Man wusste nicht einmal viel voneinander. Und das, obwohl in beiden Sternenreichen Abkömmlinge der irdischen Menschheit lebten. Zwar gab es ein Datennetz, welches den gesamten von Menschen besiedelten Teil der Galaxis miteinander verband, doch uneingeschränkten Zugriff darauf hatten nur die Geheimdienste und die höchsten Regierungsebenen.

      „Was machen wir nun?“ Astrogator Entwissels Stimme klang belegt. „Soll ich auf Fluchtkurs gehen?“

      „Auf keinen Fall!“ Taunsend rieb sich nachdenklich das bärtige Kinn. „Wir lassen Ronja und Kio da unten nicht im Stich. Aber wir sollten auch keinen Zweikampf mit dem Brocken riskieren. Sein aggressives Auftauchen trotz unserer Anwesenheit lässt darauf schließen, dass er es auf ein Feuergefecht mit uns ankommen lassen würde, und dabei würden wir mit ziemlicher Sicherheit den Kürzeren ziehen. Womöglich ist er aus demselben Grund wie wir hier. Und in dem Fall ist er wohl kaum gewillt, tatenlos zuzusehen, wie wir mit diesen Forschungsdaten gen Heimat davondüsen. Das Risiko ist mir jedenfalls zu groß. Flieg in den Ortungsschatten auf der Rückseite des Planetoiden und geh dort auf Tauchstation, Jon!“

      Das verschaffte ihnen eine Atempause, mehr aber auch nicht. Fieberhaft suchte Taunsend nach einem passenden Schachzug für diese vertrackte Situation. „Toni, sind die Lichtwerfer einsatzbereit?“

      „Ja“, antwortete die junge Frau vom Armierungsstand ein Deck über der Kommandozentrale gewohnt wortkarg.

      „Verbindung mit Bodentrupp herstellen“, befahl Taunsend.

      Buffon brauchte erfreulicherweise nicht allzu lange, um wieder auf den Kommunikationsmodus umzustellen.

      „Pet, was gibt’s?“ krähte Darlfreys stets etwas heisere Stimme unbeschwert. „Wir haben den Eingang zur Station geknackt. Gute Luft herrscht im Inneren leider nicht mehr, eher Vakuum. Wir werden uns jetzt zum Archiv begeben oder wo auch immer diese heißbegehrten Datenträger vor sich hin gammeln mögen. Ist das Abendessen schon fertig oder warum klopfst du an?“

      „Die BRUNO und unser gesamter Begleitschutz haben das Feld geräumt.“

      „Was? Warum das denn? Haben etwa die eine Esseneinladung bekommen?“

      Taunsend schnaubte humorlos. „Alphaorder der ORB. Jedenfalls nähert sich soeben ein Schiff der Konföderation, leider sehr viel größer und vermutlich kampfstärker als wir. Ich weiß nicht, was sie hier suchen, vielleicht wollen sie uns aus reiner Gewohnheit die Suppe versalzen, apropos Essenseinladung. Wir gehen erst mal in Deckung, aber wir lassen euch nicht im Stich, das wisst ihr. Erledigt einfach weiter euren Auftrag und meldet euch per Subfunk, sobald ihr damit fertig seid. Ich hoffe, bis dahin ist mir etwas Schlaues eingefallen. DIANA Ende.“

      „Verdammt, das hab ich mir anders vorgestellt.“ Hinter der Scheibe seines Raumhelmes wirkte Muns rundliches Gesicht so besorgt wie nur selten. Der Bordingenieur der DIANA stand in seinem tarnfarbigen Raumanzug Darlfrey gegenüber in der Schleusenkammer der verlassenen Forschungsstation.

      „Ich weiß, du hast von lauschigen Büschen geträumt, in denen du mich vor und nach unserem Auftrag kurz vernaschen kannst, du Lustgreis. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ Darlfrey zwang sich zu einem aufmunternden Lächeln, auch wenn es ihr schwerfiel.

      „Danke, jetzt geht es mir schon viel besser“, feixte Mun. Der leicht untersetzte Leutnant diente seit fast zwanzig Jahren in der Flotte und hatte seine Nerven in aller Regel gut im Griff. „Ich frage mich nur, warum dieser Valan ausgerechnet hier im kosmischen Nirgendwo eine Forschungsstation errichtet hat. Weshalb er diese Einöde dann wieder verlassen hat, kann ich schon besser verstehen. Hier würde ich es auch nicht lange aushalten.“

      „Zum Glück fragst du dich selbst. Ich hab nämlich leider auch keine schlaue Antwort darauf. Und nun komm, bringen wir es hinter uns.“ Darlfrey betrat den etwa vier Meter breiten und gut zwei Meter hohen Korridor, der sich hinter der Schleusenkammer ins Innere der Station erstreckte.

      Wie Taunsend bei der Einsatzbesprechung angekündigt hatte, war die Station nicht sonderlich groß. Das flache quaderförmige Gebäude, dessen Rückseite an eine Felswand angelehnt war, war etwa zwanzig Meter breit und vierzig Meter lang. Allzu viele Räume, die es zu durchsuchen galt, dürfte es also nicht enthalten.

      Die Lufterneuerungsanlage, welche die Anlage einst mit Sauerstoff geflutet hatte, war nicht mehr in Betrieb. Das auf der Oberfläche des Planetoiden herrschende Vakuum hatte auch die Station erfasst, obgleich die Eingangstür geschlossen gewesen war und von Darlfrey und Mun durch den Einsatz ihrer HM-6-Strahler hatte geknackt werden müssen. Der breitgefächerte Lichtstrahl ihrer Helmscheinwerfer beleuchtete die hellgrauen Wände, deren Verkleidung nach etlichen Jahrzehnten der Vernachlässigung bereits etliche Risse aufwies.

      „Es wäre schön, wenn wir einen Bauplan der Anlage hätten“, bemerkte Mun.

      „Warum das denn? Hast du als Kind etwa nicht gerne Suchen gespielt?“

      „Eher Verstecken. So hatte ich vor meinem schlagfreudigen großen Bruder wenigstens ab und zu mal meine Ruhe. Du musstest dich natürlich nie verstecken. Du bist ja sogar in der späten Blüte deiner Jahre und voll ausgewachsen noch so klein, dass man dich ohne Lupe kaum sehen kann.“

      „Was ich vermutlich mit deinem besten Teil gemeinsam habe, mein lieber Kio, auch wenn ich das noch nie sehen musste und auch keinerlei Verlangen danach empfinde. Und jetzt mir nach, falls deine altersschwachen Augen mich in dieser Finsternis erkennen können.“ Mit raschen Schritten, die bei der geringen Schwerkraft des Planetoiden kaum Mühe erforderten, eilte Darlfrey in das Innere der Forschungsstation.

      Die Lautlosigkeit der Szenerie zerrte an den Nerven. Selbst wenn ein Wesen in Todesangst geschrien hätte, wäre es im Vakuum der verlassenen Forschungsstation für andere nicht zu hören gewesen. Deshalb neigten Raumfahrer zur eigenen Beruhigung häufig zu mehr oder weniger sinnvollem Geplapper über den Helmfunk.

      Darlfrey hatte sich mit zunehmendem Alter immer öfter gefragt, was schlimmer sei, taub zu werden oder zu erblinden.

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