Magisches Kompendium – Wissen und Weisheit der nordischen Magie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium – Wissen und Weisheit der nordischen Magie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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ging, also etwas, dass man ohne Weiteres anwenden kann, wenn es um Geheimnisverrat geht. Und dass ein Geheimnisverrat, gerade in Bezug auf magische, religiöse, kultische und andere Handlungen, nicht wohlwollend gesehen wurde, dürfte logisch sein.

       Genauso logisch ist es, dass die jeweiligen magischen Protagonisten, also die Vǫlur / Völva, Gyðjas (weiblich) bzw. Goði (männlich), Seiðkona/Seiðkonur (weiblich) bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn (männlich), Galdrakona (weiblich), Galdramaðr (männlich) und Vísendakona auch immer Praktikanten, Helfer, Lehrlinge, Novizen, Assistenten und Stellvertreter hatten. OK, ob hier wirklich „Praktikanten“ tituliert wurden, sei mal dahingestellt.

      Da also alles irgendwie mit der Magie zu tun hat, bzw. mit Seidhr/Seiðr, ist es klar, dass hier die verschiedensten Handlungen thematisiert wurden. Wenn man also Seidhr/Seiðr in seiner vollkommenen Komplexität betreiben würde, dann ist man automatisch auch mit den Gaben der Divination gesegnet, sodass man die Titel „Völva“ oder auch „Spákona“ führte, also eine Seherin, eine Prophetin, eine „Stabträgerin“ war, sodass hier die Künste und die Gaben der Divination, der Weissagung, vollführt wurden, wobei „Völva“ hier der größere Titel war, da hier auch eine „Stabträgerin“ tituliert wurde, was bedeutete, dass sie eine große Prophetin war, die die Divination perfekt beherrschte, wohingegen die „Spákona“ auch des Öfteren als „kleine Seherin“ betitelt wurde, was wiederum bedeutet, dass hier offensichtlich die Alltagsfähigkeiten der Divination betitelt wurden, wohingegen die Stabträgerin, die Völva, die divinatorischen Aufgaben hatte, die Sippe bzw. den Stamm zu beraten. Dies ist etwas, was man in der heutigen Zeit auch ohne Weiteres nachvollziehen kann, denn wenn man magisch arbeitet, wenn man sich selbst evolutionieren will, sollte man seine divinatorischen Werkzeuge beherrschen. Ob dies jetzt die Tarotkarten sind, das Pendel, die Runen oder sonst irgendein Werkzeug, ist egal. Wichtig ist nur, dass man hier ein divinatorisches Werkzeug führen kann, um einen Kontakt zu seinem Unterbewusstsein aufzubauen, wodurch auch das eigene Tagesbewusstsein Materialien an die Hand bekommt (zum Beispiel Karten), um gewisse Thematiken einfach zu akzeptieren. Da es für „Völva“ oder „Spákona“ kein direktes „männliches Pendant“ gibt, kann man hier entweder die Thematik der „Hexe“ sehen (auch heutzutage wird eigentlich nicht Hexer gesagt, sondern manchmal „männliche Hexe“), oder einfach annehmen, dass die Divination ausschließlich den Frauen vorbehalten war, auch wenn sicherlich Männer entsprechende Fähigkeiten entwickeln konnten. Doch da es bei der Arbeit des Seidhr/Seiðr auch um einen energetischen Kontakt zu den jeweiligen archetypischen Schwingungen, Energien, Dynamiken, Mächten und Kräfte ging, muss auch die Fähigkeit der Evo- und Invokation Existenz sein. Dies wurde wiederum mit den Begrifflichkeiten der Gyðjas (weiblich) und Goði (männlich) getan, da es sich hier um die jeweilige Priesterkaste handelte, die mit den Göttern einen innigen, energetischen Kontakt pflegten, und für die jeweiligen Rituale, kultischen Handlungen und Tempelaufbauten verantwortlich waren. Man könnte hier auch einfach die Gyðja und den Goði als Zeremonienmeister sehen – da ich aber schon etwas über das Godentum geschrieben habe, soll diese Ausführung hier reichen.

      Doch natürlich muss auch wieder die Galsterei bzw. die Inkantationsmagie berücksichtigt werden, wenn man Seidhr/Seiðr voll und ganz beschreiben bzw. ausführen will. So geht es also hier nicht nur um das Singen, dass rhythmische Sprechen, das Vibrieren, sondern auch um die Fähigkeit entsprechender Reimschemata und Verse zu kreieren, um Anrufungen überhaupt zu erschaffen. Die Spells, das Chanten, der klassische Zaubergesang, der Galðralag, darf eben nicht fehlen, sodass man als Seiðkona/Seiðkonur bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn auch eben die Galsterei beherrschen musste, die Fähigkeiten der Galðrkona/Galðrkonur bzw. des Galðrmaðr/Galðrmenn. Tja, dies bedeutet, dass man für die Praxis des Seidhr/Seiðr alles beherrschen musste – Evokation, Invokation, Divination, Energiearbeit / Astralreisen / außerkörperliche Erfahrungen (Útiseta), Tempeldienst, Ritualistik … alles, was irgendwie mit der Magie zu tun hat. Und auch wenn es hier keine wirklichen, 100-prozentigen, Aufzeichnungen gibt, werden auch die Astrologie (Sternenkunde), die Meteorologie (Wetterkunde), die Geologie (Erdkunde bzw. Geländekunde), Nekromantie (Kontakt zu Toten und zur Anderswelt / Jenseits / Helheim), Phytologie (Pflanzenkunde) und sicherlich auch alle Ingenieurwissenschaften (wenn man an der Küste wohnte, sicherlich auch die Nautik / Seefahrtskunde) den Seiðkona/Seiðkonur bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn zu eigen sein. Man musste ein Alleskönner, ein Samildánach (der Kunstfertige), ein Avatar sein! Nicht einfach, aber möglich!

      Wenn Seidhr/Seiðr also bedeutet, dass man alles können muss, dann spiegelt sich dies doch auch bestimmt in der Wortherkunft wider, oder? Was heißt eigentlich Seidhr/Seiðr bzw. wo kommt es etymologisch her? Leider sind dies Fragen, die nicht vollkommen und zu 100 % beantwortet werden können. Man muss hier deutliche Abstriche machen, sodass man auch hier Vermutungen annehmen muss, um ein eigenes Bild zu kreieren. Solche Vermutungen beziehen sich darauf, dass das Wort Seidhr/Seiðr von dem „urindogermanischen / prägermanischen“ (auch wenn es immer noch nicht DIE Germanen gab, ist leider diese Begrifflichkeit adaptiert worden) Begriff „Saiðaz“ stammt. Wenn man hier eine Übersetzung kreieren will, könnte man „Zeichen, Mahnmal, Beziehung, Verknüpfung, Vorrichtung“ nehmen, was man dann, vielleicht mit einigen Zahnschmerzen, auch wieder auf eine Wahrsagerei, auf eine Divination beziehen kann. Es gibt auch noch andere Ideen, die sich zum Beispiel auf das litauische Wort „Saitas“ beziehen, was in der heutigen Zeit eher als „Link / Hyperlink“ übersetzt werden kann, damals aber auch als „Beziehung / Verbindung“ gedeutet/übersetzt wurde (saitų). Man kann aber auch zu dem präkeltischen Begriff „soito“ gehen, den man dann auch gerne mit „Zauberei“ oder auch einfach „Magie“ übersetzt, im christlichen Kontext aber auch auf den walisischen Begriff, der dann mit „Hexerei“, „Zauberei“, „Magie“ oder auch direkt mit „Teufel“ (was sich dann aber auch auf den Nachnamen „Hood“ bezieht) übersetzt werden kann.

      Wenn man dann wieder in das Deutsche geht, in das Althochdeutsche, dann findet man hier den Begriff „Seito“, der dann mit „Saite“, „Band“, „Binden“ oder auch „Verbindung“ übersetzt werden kann. Man sieht also, dass die eigentliche Wortherkunft des Begriffes „Seidhr/Seiðr“ nicht ganz so einfach zu erkunden ist. Zwar kann man sich hier auf die klassische Magie beziehen, aber auch auf Verbindungen, bzw., wenn man hier wirklich die Saite nimmt, auf Schwingungen, Resonanzen und Oszillationen. Doch was soll das, mit den „Schnüren“ / den „Saiten“ in der Realität bedeuten? Man kann davon ausgehen, dass hier im magischen Kontext auch Instrumente gespielt wurden, gleichzeitig bezieht man sich auch auf entsprechende Gedichte, wie zum Beispiel die Ragnarsdrápa, ein skladisches Werk (skáld oder skæld bedeutet einfach nur „Dichter“), in denen der Begriff „Seidhr/Seiðr“ vorkommt. Dass hierdurch aber auch des Öfteren Verwirrung gestiftet wird, wird gern außer Acht gelassen. Die Verwendung von Schnüren und Saiten, bezieht sich in diesem Kontext deutlich auf die Knotenmagie bzw. auf das bewusste „Spinnen“ (in Bezug auf Spinnrad), also das Ausziehen und Drehen von Fasern zu einem Faden, sodass man in diesem Kontext seine Energien „verspinnen“ kann, um eine entsprechende Fokussierung zu erreichen. Ob man dies jetzt „Knotenmagie“ oder „Spinnenmagie“ nennt, ist eigentlich egal, wobei dann leider der Begriff „Spinnenmagie“ bei den meisten nicht als das Herstellen von einem Garn gedeutet wird, sondern sich sicherlich auf Spinnentiere bezieht, auf Arachnida, was dann definitiv nicht stimmt. Natürlich kann man auch diesen Begriff adaptieren, denn die Spinnen weben letztlich auch ihre Netze, so wie man auch mit der Magie energetische Netze weben kann, doch wird hierdurch ein echtes sprachliches Chaos ausgelöst. Dennoch sollte man dies im Hinterkopf behalten, denn selbstverständlich war beim Spinnen von Flachs oder Wolle es ohne Weiteres möglich, entsprechende Zaubersprüche, Spells oder Galdr / Galsterei auszuführen, um etwas zu erschaffen. In diesem Kontext geht es dann natürlich auch wieder um die „Schicksalsfäden“, um die drei Nornen, die Schicksalsgöttinnen, die am Fuße von Yggdrasil, an der Urdquelle, leben, und eben die Schicksalsfäden aller Existenzen, Menschen und Götter spinnen. In Bezug auf die eigenen Schicksalsfäden, sind hier wieder die Fachbegriffe Wurd/Urðr/Wyrd und Orlog/Ørlœg/Urlag zu nennen. Der Begriff Wurd/Urðr/Wyrd kann mit „das, was sich wendet“

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