Magisches Kompendium – Wissen und Weisheit der nordischen Magie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium – Wissen und Weisheit der nordischen Magie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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sich auf die jeweiligen Zeiten, in denen beweisbare Funde existieren, welche sich auf Seidhr/Seiðr irgendwie münzen lassen. Das große Problem ist hierbei, dass man sich fragen muss, ob die jeweiligen Archäologen auch eine magische Fachkenntnis besitzen, um eben auch hier klare Verifikation auszuführen, um rituelle Handlungen zu erkennen, die man unter der Thematik „Seidhr/Seiðr“ einsetzen kann. So wird manchmal davon ausgegangen, dass in der skandinavischen Eisenzeit das Seidhr/Seiðr seinen Höhepunkt hatte.

      Wenn man dann jedoch etwas genauer forscht, dann muss man hier klar und deutlich sagen, dass man sich primär auf die Zeit bezieht, wo die Römer in Mitteleuropa viele Bastionen und Handelsposten hatten. Meistens wird für die skandinavische Eisenzeit der Beginn auf das Jahr 750 v. Chr. genommen, bis ca. 380 n.Chr. - doch dieser Zeitkorridor sollte nicht zu eng genommen werden. Denn es gibt auch Meinungen, dass diese Zeit bis in die Wikingerzeit rein reicht, sodass man hier wieder von einem Zeitfenster spricht, welches bis zum Jahr 1050 n.Chr. möglich ist. Sinnvoll ist in meinen Augen eine Unterteilung, sodass hier versucht wird, den römischen Einfluss als Maß zu verwenden. Sinnvoll? Die Römer waren überhaupt nicht in Skandinavien! Stimmt! Dennoch kann man davon ausgehen, dass Handelsbeziehungen vorhanden waren. Auch wenn die Entfernungen wirklich sehr groß waren. Im rein wissenschaftlichen Sinne, wird von einer prärömischen Eisenzeit gesprochen, die in etwa von 750 v.Chr. bis dann ca. 50 n.Chr. reicht (die auch keltische Eisenzeit genannt wird), und von einer poströmischen (bzw. nur „römische“) Eisenzeit, welche man dann ab dem Jahr 50 n.Chr. deklarieren kann. Da die römische Kolonie, die sich im Gebiet Köln befand und um das Jahr 50 n.Chr. gegründet wurde, essenziell war, kann man hier einen entsprechenden Schnitt machen. Köln kann man hier sowieso als absolut wichtige Stätte sehen, die in Bezug auf die Expansionen von Händlern in den skandinavischen Raum absolut tragend war. Aus dieser Zeit sind natürlich viele historische Funde existent. Ach, echt? Es existieren historische Funde, die sich auf Seidhr/Seiðr beziehen? Nein! Aber auf die Römer! Na, das sind ja die perfekten Quellen, oder? Zum Glück hatten die ganz andere Götter, religiöse Vorstellungen, kulturelle Hintergründe, Maximen und kultische Handlungen. Oh ja! Stimmt! Vielleicht sollte man doch sehr skeptisch sein! Ja, muss man! In diesem Kontext sollte man einfach akzeptieren, dass Seidhr/Seiðr einfach als eine spezielle Art der Magie verstanden werden kann, die in der nordischen bzw. skandinavischen Gesellschaft praktiziert wurde. In diesem Kontext ist es vollkommen irrelevant, ob man die skandinavische Eisenzeit als Richtungswert nimmt, oder nicht. Vielleicht ist es sogar einfacher, einfach zu sagen, dass Seidhr/Seiðr die ursprüngliche Form der skandinavischen Magie ist, die schon immer in diesen Breiten ausgeführt wurde, ohne eine Beeinflussung von anderen Kulturen erhalten zu haben. Durch die Christianisierung, durch das Niederschreiben von kultischen Handlungen, welche von den Römern aber auch viel, viel später von christlichen Mönchen gemacht wurden, findet man zwar Sichtweisen und Blickwinkel, die jedoch alle „gefärbt“ sind. Es sind alles nur Berichte, die sich entweder auf Mythen, Legenden und Sagen beziehen, sodass hier definitiv keine klaren rituellen Handlungen bewertet werden konnten, oder, es sind Berichte, die auf Hörensagen basieren, mit viel Glück auf geheime Beobachtungen, wobei man sich selbst ausmalen soll, wie viele Römer sich wohl eingeschlichen haben, um Skandinavier bei ihren Ritualen zu beobachten. Das gilt im Übrigen auch für die Mönche!

      Da hier also ganz klar archäologische Quellen fehlen, selbst wenn es manchmal in der Literatur anders dargestellt wird, muss man erst einmal sagen, dass Seidhr/Seiðr ein anderes Wort für „Magie“ ist, bzw. für „magische und kultische Handlungen“. Da ist es sogar verständlich, dass hier schnell der Begriff des nordischen Schamanismus keimt, da man eben keine anderen Erklärungsschablonen zur Verfügung hat, und der Begriff „Schamanismus“ so breit gefächert ist – hierbei mittlerweile auch eine literarische Akzeptanz besitzt, die der Vokabel „Magie“ noch fehlt –, dass man eigentlich zu allen magischen Handlungen „schamanische Arbeit“ sagen kann. Gut, wenn man sich jetzt die komplexen Kulturen in Sumer, Mesopotamien Babyloniern und Ägypten anschaut, dann wird der Begriff „schamanische Arbeit“ zum Glück nicht verwendet. Dies liegt aber auch daran, dass die Kulturen in diesen Ländern ganz anders gestaffelt waren, als in Mittel- und Nordeuropa. Sumer, Mesopotamien Babyloniern und Ägypten waren die Wiegen von Hochkulturen, während in Mittel- und Nordeuropa primär Sippen-, Stammes- und Dorfkulte das primäre Bild prägten. Dies darf jedoch nicht bewertend gedeutet werden. Fakt ist einfach, dass die Menschen in Sumer, Mesopotamien Babyloniern und Ägypten andere Bauwerke erschaffen haben, die auch durch die jeweiligen Witterungsverhältnisse länger Bestand hatten, als die Menschen in Mittel- und Nordeuropa. Denn wenn man sich zum Beispiel Stonehenge anschaut, welches in etwa auf 3000 v. Chr. datiert ist, existiert hier sehr deutlich eine Kultur. Dies zeigt aber auch, dass Steine den Witterungsverhältnissen ganz anders standhalten, als Holz.

      Dies bedeutet auch, dass dennoch sehr wenige Bauten aus Stein geschaffen wurden, denn solche gigantischen und essenziellen Stätten wie Stonehenge sind nicht wie Tempelbauten in den Landstrichen Sumer, Mesopotamien, Babyloniern und Ägypten zu finden. Im heutigen Ägypten, Irak und Iran, gibt es sehr viele Ausgrabungen, Tempelanlagen und ganze Städte, die auch aus den Zeiträumen 3000 v. Chr. stammen, die aber eine deutlich höhere Verbreitung haben, als es die Bautenfunde in Europa besitzen. Zwar findet man in Europa immer noch viele Massengräber aus der Zeit vor 4000-3000 v.Chr., sodass man auch hier anhand der Skelette nachvollziehen kann, wie die Menschen in Mittel- und Nordeuropa zu dieser Zeit agierten (offensichtlich sehr kriegerisch), doch findet man eben keine klassischen Tempelanlagen, wo die kulturelle Geschichte in den Wänden verewigt wurde. Dadurch wird die Reproduzierbarkeit, die Glaubwürdigkeit, die historische, archäologische und etymologische Beweislage wirklich schwierig. Doch das Schöne an der Magie ist, dass man immer wieder gemeinsame Nenner finden kann, sodass man auch selbst Postulate erschaffen kann, um zu verstehen, welche rituellen Handlungen, Magiearten und Kulthandlungen aufgeführt wurden.

      Da es in Skandinavien verdammt wenig Sandwüste gibt, dafür aber viele Fjorde, Küstenabschnitte, gigantische Wälder (Schweden hat heute noch fast 70 % der Landesfläche als Anteil der Waldfläche angegeben), hohe Berge (die Skanden bzw. die Kjølen, wo der höchste Berg 2469 misst, der Galdhøpiggen, im Jotunheimen-Gebirge) und somit auch echt raue Bedingungen hatten, kann man sich vorstellen, dass hier Jagd, fruchtbare Felder, Fischfang, mildes Wetter, wenig Eis und wenig Schnee überlebenswichtig waren. Wie man an der Bezeichnung „Jotunheimen-Gebirge“ sieht, sind die Welten Yggdrasils, als ganz normale Begriffe adaptiert wurden. Auch dies lässt einen kulturellen Blickwinkel zu.

      Da die Magie immer von Männern und Frauen praktiziert wurde, da es hier auf Intuition und energetische Fähigkeiten schon immer ankam, ist es ein logischer Schluss, dass die Aufzeichnungen von Männern und Frauen sprechen, die Seidhr/Seiðr praktizierten. Wenn man dann wieder berücksichtigt, dass in der damaligen Zeit die Männer stärker die umliegenden Länder durchstreift haben, andere, körperliche Arbeiten ausgeführt haben, ist es auch wieder logisch, dass die Frauen, andere intellektuelle Fähigkeiten hatten, Philosophien erwähnen konnten, und untereinander einen entsprechenden Austausch pflegten, sodass die Aussagen, dass es mehr weibliche Seidhr/Seiðr-Praktizierende gab, nachzuvollziehen sind. Da durch die magische Praxis auch immer wieder entsprechende Bezeichnungen, Titel und Fachvokabeln auftauchen, werden in den Aufzeichnungen die jeweiligen magischen Menschen als Vǫlur / Völva, Gyðjas (weiblich) bzw. Goði (männlich), Seiðkona/Seiðkonur (weiblich) bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn (männlich), Galdrakona (weiblich), Galdramaðr (männlich) und Vísendakona betitelt. Gleichzeitig muss man aber natürlich auch hier reflektieren, dass die magischen und kultischen Handlungen stets einem Geheimnis untergeordnet wurden, sodass diese Arbeitsweisen definitiv nicht uneingeweihten ohne Weiteres gezeigt wurden. Man kann also davon ausgehen, dass die jeweiligen magischen und kultischen Handlungen mit einem „sozialen Tabu“ belegt waren, sodass fremde hier eigentlich keinen Einblick erhielten. Zwar taucht in der Historie hier der Begriff „Ergi“ auf, der belegen soll, dass dieses „soziale Tabu“ auch betitelt wurde, doch muss man dies auch kritisch hinterfragen dürfen. Ein kritisches Hinterfragen ist immer wichtig, denn letztlich ist mit dem Begriff „Ergi“ kein sozialer Tabubruch gemeint, sondern eher eine Beleidigung, die sich auf ein „weibisches“ oder „unmännliches“ Verhalten bezieht, was

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