Magic Stoner. Frank Pfeifer

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Magic Stoner - Frank Pfeifer

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ich mich durchgeschwitzt und meine Muskeln schienen in dieser Nacht nicht zu Ruhe gekommen zu sein.

      »Willst du einen Kaffee?«, rief mir Nana rüber, die im Schatten an einem Baum gelehnt saß und vor sich hin döste.

      »Klar«, rief ich zurück und schwenkte die Faust mit dem Alles-roger-Daumen. Sie stand auf, klopfte sich den Staub von ihrem Hintern und wackelte Richtung Raststätte. Ihr blondes Haar wehte zwischen weißen Wolkenbänken und einmal sah sie zurück und warf mir einen Kussmund zu.

      Es dauerte eine ganze Weile bis sie wiederkam. Aber sie hatte Kaffee in Plastikbechern, einige FUCKING-BIER-INTERNATIONAL Dosen, zwei Käsesandwiche und eine Tafel Schokolade. Wir tranken erst den Kaffee, dann das FUCKING-BIER-INTERNATIONAL.

      »Sag mal Wolf, glaubst du nicht, dass wir zu langsam sind?«

      »Weiß nicht, jedenfalls haben wir bessere Chancen als im Flugzeug, weil das Criminal-Search-Program uns sofort registrieren würde.«

      Das CSP gestattete dem INTERNATIONALEN POLIZISTEN, den gesamten Flugverkehr in und über die Grenzen hinweg zu kontrollieren. Es war mit allen Inlandsflughäfen und weltweit mit allen wichtigen Metropolen verbunden. Mindestens einmal täglich wurde eine Liste durchgecheckt, auf der alle schwerwiegenden Delikte der letzten zehn Jahre registriert waren.

      Es ging ihr nicht schnell genug, meiner Schönsten. Verständlich, wenn man als Schwerverbrecher vom INTERNATIONALEN POLIZISTEN gejagt wird. Aber theoretisch hatten wir genug Vorsprung, um bis Lissabon zu laufen. Bis die unsere Personalien herausgefunden hatten, konnten noch Tage verstreichen. Falls Dieter nicht plaudern würde. Denn Dieter hatte letztendlich zu viel Informationen. Zwar wusste er nicht die wahre Ursache unserer Flucht, konnte sie aber ahnen und kannte immerhin unser Ziel. Von ihm schließlich hatten wir die Adresse in Lissabon, bei der wir uns eine neue Identität maßschneidern lassen wollten. Neue Papiere, neue Stempel, neue Einträge in die Datenbänke dieser Welt und einige Zeit untertauchen. Alte Kollegen der Anarchistischen Internationalen, zu der Dieter beste Kontakte hatte. Ich hoffte, in dem Land, in dem die Soldaten einst mit Nelken in den Gewehrläufen herumgelaufen waren, etwas Ruhe zu finden. Die hatte ich trotz Nana und dem ganzen FUCKING-BIER-INTERNATIONAL nach den letzten Wochen und Monaten bitter nötig. Einen leeren Kopf und einen vollen Bauch, vielmehr wollte ich nicht.

      »Wir sollten uns hier möglichst unauffällig benehmen, am besten meiden wir ab jetzt die Autobahn«, sagte Nana.

      »Dachte ich mir auch schon. Ich hatte an der Grenze schon dieses Ziehen im Bauch.«

      »Falls etwas schiefläuft, sind wir verdammt beschissen dran.«

      »Verdammt beschissen ist noch milde ausgedrückt.«

      »Die stecken uns weg ohne Gerichtsverfahren.« Nana sah mich an.

      »Tot ist besser als in ihren Händen.«

      Sie meinte das genauso, wie sie es sagte. Die Vorstellung gefasst zu werden, war wie die Ankündigung der Hinrichtung. Ich konnte mir nicht vorstellen, jahrelang in Einzelhaft herumzuvegetieren. Und bei der politischen Prägnanz unserer Aktion konnten wir mit lebenslanger Iso-Haft rechnen. Nana und ich würden alles daran setzen, unsere Freiheit zu behalten. Freiheit oder Tod. Alternativen gab es nicht.

      »Was machen wir eigentlich, wenn nur einer von uns gefasst wird?«

      Nanas Stimme erschreckte mich. Sie klang fordernd, trotzdem tonlos. Ich hatte diesen Gedanken immer von mir geschoben. Mir kamen da nämlich nur ganz kitschige Vorstellungen. Zusammen kämpfen und zusammen sterben.

      »Wir werden überhaupt nicht gefasst. Wir werden alt und glücklich werden.«

      »Sag doch mal, was machst du, wenn sie dich einbuchten und ich kann ihnen nochmal davonlaufen?«

      »Weiß ich nicht. Vor Sehnsucht jedenfalls halb verrecken. Und vor Angst.«

      »Wirst du dich umbringen?«

      »Weiß ich jetzt doch noch nicht.«

      Mir wurde das Thema langsam zu anstrengend. Es gab Punkte, die mein Denken nicht bewältigen konnte. Und es ging um Erfahrungen, die jenseits meiner Fantasie lagen. Nana zeigte sich überaus nervös.

      »Du weißt doch, wir sprachen schon einmal darüber und…«

      »… und ich habe gesagt, dass ich mich umbringen würde, und ich habe auch sonst eine große Klappe.«

      »Wolf, ich will es nur wissen.«

      »Wenn ich es selbst noch nicht mal weiß, was soll ich jetzt sagen?«

      «Ich werde mich umbringen!«

      »Halt doch den Mund, ich kann es nicht mehr hören.« Ich war überfordert. Konnte das Leben nicht einmal nicht existentiell sein?

      Sie schwieg, guckte mich ganz seltsam an. Eine Mischung von Angst, Zorn und Entschlossenheit. Manchmal fürchtete ich ihre Blicke und das war so einer. Über meinen Rücken spannte sich eine Gänsehaut.

      »Tut mir leid, Nana.«

      »Ist schon gut.«

      Sie beugte sich zu mir hinüber und gab mir einen Kuss.

      »Ist das Sterben so leicht für dich«, fragte ich sie, während ich mit der Hand durch ihr Haar strich.

      »Jedenfalls könnte ich es nie im Gefängnis aushalten, Wolf, das weißt du.«

      »Aber wenn man noch Hoffnung hat?«

      »Hoffnung ist Lüge.«

      »Aber du kennst deine Zukunft nie.«

      »Ich weiß, wie es in den Gefängnissen aussieht und ich weiß, dass ich über kurz oder lang darin sterben würde.»

      »Nana…«

      Ich wollte das mit ihr noch bereden, aber wir hatten darüber schon dutzende Male gesprochen. Jetzt betraf diese Sache nicht mehr irgendwelche ominösen Widerstandsbewegungen, sondern uns selbst. Nanas Urteil stand fest. Was nicht hieß, dass sie sich im Fall des Falles tatsächlich umbringen würde, beruhigte ich mich. In diesem Moment aber war sie wild entschlossen. Sicherlich schwang auch die Idee mit, dem System ein Schnippchen zu schlagen. Die Aufopferung des eigenen Lebens, um aus dem Grab die Zunge herauszustrecken und Bäh zu rufen. Ein schöner Preis.

      7

      Es ging um das Virus. Das Virus war das ultimative Gesetz meiner Existenz geworden, all mein Trachten richtete sich nur noch auf ihn. In meinen Träumen ritt ich Baron Münchhausen gleich auf ihm, von Shopping-Portal zu Shopping-Portal, von Datenbank zu Datenbank, Zerstörung streuend, eine konsumlose Wüste zurücklassend. Geriet ich tatsächlich einmal in das Labyrinth der bunten Warenvielfalt zogen vor meinem inneren Auge Visionen von Schlachtfeldern vorbei, weite Ebenen von Kratern übersät, Rauchschwaden über versandeten Schützengräben, Kinder, die den Toten die Gewehre aus den Fingern brachen.

       Während der Vorbereitungsphase verwandelte sich mein Leben in ein per Zufallsgenerator gesteuertes Theaterstück. Ständig lebte ich in der Angst, den Einsatz für meine Rolle zu verpassen oder diese zu früh zu verlassen. Das Schizophrene schlich

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