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Leumund im Darknet die entsprechenden Kanäle öffnete. Oder dass er sogar selbst diese wichtige Forschungsarbeit übernehmen könnte. Dies wäre für mich das Preisgünstigste und er hätte einmal etwas Abwechslung. Anfangs skeptisch beruhigte ihn meine begeisterte und ausschweifende Rede von den Schätzen der Türkei, wo ich endlich Spuren des Wolfstempels samt Kaninchenrelikten gefunden haben wollte. Ich hatte im Völkerkundemuseum und im Ägyptischen genug Fotos gemacht, um ihn auch die Früchte meiner Arbeit nach gelungener Manipulation mit einem Bildbearbeitungsprogramm sehen zu lassen. Dies, so seufzte ich verloren und hilflos, seien nur die Bruchstücke der Wunder, die zu erwarten wären, falls ich endlich an die Informationen herankäme, die mir den Eingang zu dem einmaligen Tempel öffnen würden. Informationen, die auf geheimen Servern lagen, zu denen mir ein Superhacker Zugang verschaffen sollte.

       Neben meiner finanziellen Bedürftigkeit und der wissenschaftlichen Notwendigkeit faszinierten Manfred bald die Möglichkeiten innerhalb seines Unternehmens. Begeistert berichtete er mir eines Tages, dass BRILLE ja selbst Datenbanken für Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen hostete. Es gab ganze Hallen voller Server, auf denen sich seltene und gefährliche Informationen befanden. Vor kurzem erst hatte der außenpolitische Ausschuss der EU auf die internationale Krisenstimmung hingewiesen. Um auf alle Eventualitäten gefasst zu sein, hatte die Firma die Produktion von Viren und Trojanern vehement vorangetrieben, und die Server, die hierfür von BRILLE bereitgestellt wurden, liefen auf Hochtouren. Dies berichtete Manfred mir telefonisch, während ich gerade mit einem FUCKING-BIER-INTERNATIONAL in der Badewanne lag und es mir gut gehen ließ. Die Verstrickung seiner Firma in internationale Machenschaften, faszinierte ihn - und mich nicht weniger.

       Tatsächlich gäbe es auch einen eigenen Türkei-Server auf der Rechnerfarm, auf dem sicherlich alle Information zu diesem ominösen Wolfstempel zu finden seien. Manfred glaubte nun schon seine Arbeit beendet, da ich ja bei der entsprechenden Stelle eine Genehmigung einholen könnte, während er als Firmenangehöriger den Datenabgleich vor Ort koordinieren würde. Hätte er von mir irgendetwas Offizielles in den Händen gehabt, wären von seiner Seite schon entsprechende Anträge erstellt worden. Mein FUCKING-BIER-INTERNATIONAL war mir bei dieser Ankündigung in das Badewasser gefallen, beinahe hätte ich das Handy ins Wasser fallen lassen. So hatte ich das nicht geplant. Ich brauchte einen Top-Hacker und keinen Zugriff auf einen bescheuerten Server. Aber jetzt war ich meinem eigenen Lügenmärchen gefangen.

       »Hör mal Manfred. Dieser Türkei-Server ist hundertpro eine Sackgasse. Die Informationen, die ich suche, werden von Geheimdiensten versteckt. Es geht um so etwas wie das Roswell der Archäologie.«

       »Sonst wüsste ich aber nicht, wie ich dir helfen kann, Wolf.«

       »Wir sprachen doch schon einmal von der Möglichkeit, dass du mir Zugang zum Darknet verschaffst. Oder mir selbst einen Code schreibst, den ich direkt einsetzen kann.«

       »Möglichkeit A kommt nicht in Betracht, ich habe einen Ruf zu verlieren. Und Möglichkeit B wäre sehr aufwendig, weil ich dazu privat sehr viel Zeit investieren müsste.«

       »Für was arbeitest du eigentlich bei diesem Internetgiganten? Du könntest doch nach Dienstschluss weiterarbeiten und dies als Überstunden deklarieren.«

       »Das würde ich sehr ungern tun.«

       »Mein ganzes Projekt könnte an deiner Sturheit scheitern, Manfred. Der Wolfstempel aus dem 1. Jahrtausend vor Christi! Meine jugendliche Obsession ist mir zum Greifen nahe. Ich brauche dich!«

       Ich drückte ziemlich auf die Tränendrüse, erzählte von den immer mehr schrumpfenden Etats, von den Dummköpfen der offiziellen Institutionen, die die Gewichtigkeit dieses Unternehmens nicht nachvollziehen konnten. Aber Manfred blieb hart.

       »Manfred, sieh das doch mal so. Vielleicht wird dir die außertarifliche Leistung auch als wünschenswertes Engagement angerechnet? Möglich ist doch, dass du gleichzeitig innovativ für deine Abteilung bist.«

       »Meinst du wirklich?«

       »Wie willst du überhaupt nach oben kommen? Ewig wird dir der Abteilungsleiter vor der Nase sitzen! Verbinde die Möglichkeiten, die die Firma dir bietet! Du hast Zugang zu den Rechnern, an denen du für die Firma aber nach Dienstschluss forschen und gleichzeitig dir ganz privat noch etwas dazu verdienen könntest. Im Endeffekt würdest du dadurch eine bessere Stellung und mehr Geld bekommen! Das ist doch in jeder Hinsicht optimal.«

       »Aber wie sollte deine Idee in meiner Abteilung von Nutzen sein, die sich vorwiegend mit der Erstellung von Nutzerprofilen befasst?«

       »Das weiß ich nicht, Manfred! Fühle dich gefordert. Hat dich denn nach dem Studium jemals wirklich wieder die Neugier, der Forschergeist gekitzelt?«

       Manfred verstummte eine Weile am anderen Ende der Leitung.

       »Du hast recht, Wolf. Großteils ist meine Arbeit inzwischen reine Routine.«

       »Siehst du! Fühle noch einmal das jugendliche Feuer deiner ersten Studienjahre.«

       »Ja, Wolf. Weißt du, damals sah das Leben wirklich noch anders aus. Ich hatte diesen Professor, der mich protegierte und wirklich große Stücke auf mich hielt… und weißt du noch, wie wir uns trafen und ich die Platzwunde über dem Auge hatte? Da hatte ich mich mit einem Typen geprügelt, der an mein Mädchen wollte…«

       »Du warst ein wirklicher Held, Manfred!«

       »Es war eine gute Zeit.«

       »Das bist du immer noch, du hast dich nicht verändert, ich spüre deine Energien.«

       »Wirklich?«

       »Aber klar doch! Schon an dem Abend, als wir uns zufällig trafen, hattest du dieses Feuer in den Augen und ich dachte mir, das ist Manfred wie er leibt und lebt, das ist der einzige, der mir helfen kann.«

       »Ich werde es mir noch einmal überlegen.«

       »Ich werde eine der Götzen nach dir benennen.«

       »Das wäre nett.«

       »Also, hau rein, Manfred!«

       »Werde ich machen, ok. Wir telefonieren dann noch mal. Ciao!«

       »Ciao, Manfred.«

       Das Badewasser war inzwischen kalt geworden, meine Haut bereit, sich in kleinen weißen Fetzen abzulösen. Puh, nochmal geschafft. Ich hoffte nur, dass der gute Manfred nicht zu viel Aufsehen erregen würde, der erwachte Workaholic. Auch wusste ich nicht, inwieweit mein Appell an seine jugendliche Heldenehre unter dem Druck des Alltages vorhalten würde. Hoffentlich war er klug genug, den Begriff Hacker nicht im Beisein fremder Ohren zu äußern. Ein falsches Wort zu einem ungünstigen Zeitpunkt, neugieriges Nachfragen und ein wenig autoritärer Druck und Manfred würde alles erzählen, meinen Namen nennen, meine Telefonnummer. Ich kam unter meiner Schrumpelhaut ganz schön ins Schwitzen. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee gewesen, Manfred in unseren Plan Zamaon lahmzulegen, einzuspannen?

      5

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