Sky-Navy 20 - Die verborgene Welt. Michael Schenk
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Die Begeisterung des Hoch-Ingenieurs war durchaus verständlich. Nach dem Bündnisvertrag besaß das Direktorat das Recht, die Grundlagen des Wabenschirms nach Belieben zu verwerten. In Anbetracht der finanziellen Lage hatte sich der hohe Rat des Mars dazu entschlossen, dessen Technologie auch privaten Abnehmern verfügbar zu machen. Allerdings gegen saftige Lizenzgebühren und nur eine einzige Firma durfte die Projektoren bauen und liefern: Hollmann Constructions. Deren Aktien würden, wie man es so hübsch formulierte, durch die Decke gehen. Obwohl John Redfeather nichts von den Machenschaften in der privaten Wirtschaft hielt, begrüßte er dies ausdrücklich, denn Hollmann verpflichtete sich weiterhin, alle Projekte und Aufträge der Sky-Navy mit Priorität zu behandeln.
„Ich habe eine kleine Demonstration vorbereitet, John.“ Candice wies in einen Bereich an der Flanke des Kreuzers Orion. „Und zwar zwei Varianten des Wabenschirms. Eine nach den Originalplänen, die uns die Norsun überlassen haben, und eine nach meinen eigenen Vorstellungen. Ich denke, Sie werden den Unterschied sehr schnell erkennen.“
Das Interesse in Johns Gruppe stieg noch weiter an.
Commodore Faso zwinkerte den beiden Hoch-Offizieren zu, während sie der Hoch-Koordinatorin folgten. „Ich wette, Gentlemen, mit Variante Eins meint unsere geschätzte wissenschaftliche Leiterin das, was wir als Hintertür der Norsun befürchtet haben.“
Niemand konnte mit Sicherheit sagen, wie verlässlich das Bündnis mit dem insektoiden Volk tatsächlich war. Aufgrund seiner enormen Vermehrungsrate und einem strikten Verbot jeglicher Geburtenkontrolle, benötigten die Norsun immer mehr Welten und Ressourcen. Dies hatte in der Vergangenheit zu Konfrontationen mit anderen raumfahrenden Völkern geführt. In unbarmherzigen Kriegen waren bereits zwei Fremdvölker ausgelöscht worden und ein drittes, die Suffries, versklavt. Der Versuch auch die menschenähnlichen Negaruyen durch einen überraschenden Vernichtungsschlag zu besiegen, hatte jedoch zu einem Krieg geführt, der inzwischen rund eintausend Jahre währte. Nicht wenige Stimmen im Direktorat vertraten die Auffassung, dass die Norsun ein Bündnis mit den Menschen nur so lange aufrecht erhalten würden, wie es für die Insektoiden von Nutzen war und die Bedrohung durch die Negaruyen bestand. Wie sich die Verbündeten verhalten würden, wenn diese Gefahr beseitigt war, beschäftigte auch John Redfeather und die meisten Angehörigen der Streitkräfte. Umso mehr, da man derzeit auf den Schutz der Verbündeten angewiesen war.
Es hatte sich gezeigt, dass beide Vertragspartner nicht mit ganz offenen Karten spielten. Der Oberkommandierende der Flotte der großen Mutter, Höchst-Wort Gordon-Gor, hatte schon mehrfach bewiesen, dass er nichts von den Menschen hielt. Er verschwieg wichtige Informationen. Außerdem hatte er den Hilferuf des Mars an die große Mutter erst verspätet übermittelt und so verhindert, dass diese ihre Flotte zur Unterstützung hätte schicken können. Das Direktorat wiederum versuchte, einige Details zu verschweigen, die den Menschen, im Falle eines Konflikts, einen taktischen Vorteil verschaffen könnten.
Einer davon war die Fähigkeit der APS-Kreuzer, innerhalb von nur sechs Stunden in die Nullzeit gehen zu können, während alle anderen Schiffe, einschließlich der Typen der Norsun und der Negaruyen, hierfür acht oder sogar neun Stunden benötigten. Der andere waren die neuen Nullzeit-Scanner. Inzwischen war jedes Schiff der Sky-Navy in der Lage, den Raum im Umkreis von dreißig Lichtjahren nicht nur mit dem Cherkov-Scanner zu überwachen, der mit zwanzigfacher Lichtgeschwindigkeit arbeitete, sondern mit einem neuartigen Hiromata-Scanner, bei dem dies ohne Zeitverlust möglich war. Es gab sogar einige wenige leistungsstärkere Modelle, die fünfzig und hundert Lichtjahre ohne Zeitverlust scannen konnten. Gemäß Bündnisvertrag war ein 50-Lichtjahre-Nullzeit-Scanner auf dem Flaggschiff der großen Mutter installiert worden. Ein weiterer, mit einer Reichweite von einhundert Lichtjahren, war an ihre Stammwelt geliefert worden. Die heimliche Trumpfkarte der Menschen waren jedoch zwei Scanner, welche die enorme Reichweite von dreihundert Lichtjahren aufwiesen. Einer dieser Scanner war auf der Oberseite der D.S. Blackwing montiert und von ihrer Besatzung erprobt worden. Den Norsun gegenüber behauptete man, beide Prototypen seien wegen Überlastung durchgebrannt und eine Serienfertigung daher nicht möglich. Es war eine Lüge, denn in den vergangenen Wochen waren an der Blackwing und dem dreißig Meter durchmessenden Diskus auf ihrem Rumpf alles unternommen worden, das Gerät in das Tarnsystem des Schiffs zu integrieren. Dies war nun gelungen.
An diesem Tag ging es jedoch um die Orion und die Frage, inwieweit der Wabenschirm ihr Schutz bieten würde. Candice Bergner trat vor eine Stellage, die in der Mitte geteilt war. Der rechte Teil enthielt acht sechseckige Felder, die wie Bienenwaben aneinander angeordnet waren. Dies entsprach dem üblichen Aufbau des Wabenschirms der Norsun-Schiffe. Jede der Waben war in einen rund zwanzig Zentimeter breiten Rahmen eingefasst. Dicke Kabel führten zu einem Energiekonverter, welcher der norsunschen Technik entlehnt und Grundlage für die Erzeugung der formbaren goldenen Energie war.
Der linke Teil der Stellage zeigte die Wabenfelder hingegen in der Form von achtseitigen Feldern, bei denen ein umgebender Rahmen fehlte. Die Waben saßen Kante an Kante aneinander und zeigten keine erkennbaren Fugen.
„Äh, rechts entsprechen die Waben den Konstruktionsplänen, die wir von den Norsun erhalten haben“, stellte Faso fest. „Die Veränderungen auf der linken Seite, … die wurden von Ihnen vorgenommen, Hoch-Koordinatorin?“
„Ja, in den Plänen der Norsun waren sie so konzipiert, wie Sie es auf der rechten Seite sehen können“, bestätigte Bergner. „Wir haben ihnen acht Seiten verpasst, da es uns so leichter fällt, die Rümpfe unserer Schiffe damit abzudecken. Die Exemplare für die Vorführung messen übrigens nur ein Zehntel dessen, was sie in der Serienfertigung haben werden. Dort, an der Orion, können sie die fertige Struktur sehen. Die Waben haben dann eine Seitenlänge von jeweils fünf Metern. Professor, sind Sie bereit für die Aktivierung von Eins?“
Tamilak nickte. „Bereit.“
„Dann schalten Sie ein.“
Alle sahen gebannt auf die Waben, die exakt den Konstruktionsplänen der Norsun entsprachen. Die einzelnen Segmente wiesen sogar die typische smaragdgrüne Farbe des Bio-Metalls der Norsun-Schiffe auf. Allmählich wurde ein leises Summen hörbar. Die grünen Waben wechselten die Farbe zu einem düsteren Rot, über Orange und Gelb zu einem schimmernden Gold.
„Eins ist aktiv, Kollegin“, meldete Tamilak. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wippte erwartungsvoll auf den Fersen. Sie, Bergner und Penders wussten durch ihre vorherigen Versuche genau, was Redfeathers Gruppe erwartete.
Ibn Fahed streckte eher unbewusst die Hand aus.
„Das würde ich lieber nicht tun“, hielt ihn Tamilak mit ruhiger Stimme zurück. „Die aktive Wabe hat ihre Struktur gewandelt und ist jetzt nichts anderes als ein Kraftfeld dieser formbaren goldenen Energie. Alles, was sie berührt, wird in seine subatomaren Bestandteile zerlegt. Also alles, was Materie beinhaltet, was ja auch für die meisten Energiewaffen gilt. Trifft reine Energie auf das Feld, wird diese Energie förmlich aufgesogen und verstärkt die Kraft der Wabe sogar noch.“
„Allerdings nicht ins Unendliche“, schränkte Bergner ein. „Wir konnten feststellen, dass zu hohe Energiezufuhr zu einer Überladung führt.“
„Die Wabe explodiert?“
„Nein, nichts so Spektakuläres. Sie brennt aus und wird wieder zu einem normalen Segment des Rumpfes. Mit dem Nebeneffekt, dass sie dann ebenso leicht zu zerstören ist wie die übliche Rumpfpanzerung.“
John Redfeather strich sich nachdenklich über einen seiner beiden indianischen Zöpfe. „Und wie viel hält sie aus?“
„Wir