Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3. Sophie Lang

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Begnadet - Wiedergeburt - Buch 3 - Sophie Lang Begandet

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sich auf eine faszinierende Art und Weise den vordersten Reihen.

      Ganz schön cool, irgendwie.

      Professor Yamorra schiebt seine Brille auf der Nase zurecht und wartet argwöhnisch mit dem Beginn der Geschichtsvorlesung, bis Zac sich entscheidet. Er lässt sich unerwartet viel Zeit, als würde er einen ganz bestimmten Klappstuhl suchen, als würde es einen Unterschied machen, neben wem er sitzen würde. Plötzlich fällt sein Blick auf mich, auf den freien Platz neben mir und seine Augen hellen sich auf. Das ist der Moment, als ich mich an seine Augen erinnere. Er ist der süße Typ, den ich fast vor die ankommende S-Bahn geschubst habe. Gestern, nachdem ich die Mädchen aus den Fängen der Rechtsradikalen befreit habe und ich Phoenix an der S-Bahn getroffen habe. Siebenundzwanzig Stufen höher - ich habe jede einzelne mitgezählt - ist er bei meiner Reihe angelangt. Neun Sitze später, pflanzt er sich neben mich, besetzt den Platz meiner besten Freundin und noch schlafenden Zimmergenossin. Bevor ich sein Flüstern vernehme, registriere ich seinen unverwechselbaren Geruch. Irgendwie luftig und erdig. Irgendwie extrem strange.

      »Hi«, flüstert er. Nike, die rechts von ihm sitzt, piepst auch ein Hi. Die ist ja total aus dem Häuschen. Mein Gott, wie Klischee behaftet. Ich lese vor meinem inneren Auge gerade im Eiltempo einen ideenlosen Liebesroman, in dem sich Nike in, nach anfänglicher Abneigung, Zac, den Neuen verknallt, nur um im Verlauf der Story von ihm gnadenlos betrogen und hintergangen zu werden und beide dann, über dramatische Wendungen, doch noch feststellen, dass sie füreinander bestimmt sind. Ich muss gleich kotzen, dann bemerke ich aber, dass mich Zac ansieht und Professor Yamorra schon bei der zweiten Projektion angelangt ist. Das Hologramm schwebt anschuldigend im Raum. Ein Indiz dafür, dass ich die letzten zwei Minuten geistig abwesend war.

      »Was schaust du so?«, frage ich ihn. Er hat garantiert, etwas zu verbergen. Nur wer etwas zu verheimlichen hat, schaut so, mit diesem Röntgenblick!

      »Ein einfaches Hallo, Hi oder schön dich widerzusehen hätte mir ausgereicht«, sagt er laut genug, dass es auch Nike neben uns mitbekommen muss. Ich bemerke, wie sie spöttisch grinst und langsam, gekünstelt den Kopf schüttelt. Blöde Kuh.

      »Der Platz, auf dem du sitzt, ist eigentlich besetzt.« Zac erhebt sich halb vom Sitz und schaut nach. Sein Sinn für Humor ist okay. »Phoenix, meine beste Freundin«, erkläre ich, »Sie liegt noch im Bett. Sie sitzt normalerweise hier«, sage ich und zeige auf Zac.

      »Ich erinnere mich. Das blonde Mädchen.«

      »Ja, genau.«

      Mir fällt erst auf, wie ruhig es im Saal geworden ist, als sich dutzende Gesichter vor uns, uns zuwenden. Professor Yamorra hat die Vorlesung unterbrochen und fixiert mich mit seinem messerscharfen Blick. Oh je!

      »Wäre Frau Engel bitte so gütig und teilt uns allen mit, wann wir wieder ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit haben. Dann könnten wir mit der Vorlesung fortfahren. Oder sollte ich vielleicht unseren, äußerst interessanten, Neuzugang, Mr. Zac, bereits nach fünf Minuten bitten, sich woanders hinzusetzen?« Der halbe Saal grölt und mein Gesicht färbt sich purpurrot.

      »Das ist nicht nötig«, versichert Zac Professor Yamorra und ich vermeide es strikt, Zac eines Blickes zu würdigen. Aus Scham oder Wut oder Verlegenheit? Das weiß ich noch nicht einzuordnen.

      Ich hasse es, wenn ich rot werde, ist es doch ein Beleg dafür, dass sich mein Selbstvertrauen wie das eines Teenagers verhält, wobei ich das eigentlich besser im Griff haben sollte.

      Als Professor Yamorra ein neues Hologramm projiziert, registriere ich, dass ich schon wieder die Hälfte verpasst habe. Ich muss mir diese gedankenverlorene Tagträumerei unbedingt abgewöhnen. Es bestätigt sich wieder einmal mehr, von wem ich abstamme. Diesen Tick habe ich von Aeia geerbt. Noch heute ertappe ich sie manchmal dabei, wie sie Selbstgespräche führt. Gott sei Dank, teile ich meiner Mitwelt nicht alles mit, was ich gerade denke und verpasse nur Großteile des Unterrichtsstoffs, was ich bei der nächsten Klausur, einmal mehr, bitter bereuen werde.

      Ich will mich gerade auf Yamorras Ausführungen zu den noch immer unergründbaren Ursprüngen unserer Spezies einlassen und mir Notizen dazu machen, was uns genetisch von den Menschen unterscheidet, als mir Zac plötzlich einen Zettel unterschiebt. Ein Relikt der Generation, zu der auch Aeia gehört, die Generation, bevor die Digitalisierung fast die ganze Welt erobert hat. Seit der Erfindung der Smartscreen wurde Papier quasi überflüssig. Vermutlich liegt es auch einfach nur daran, dass sich mit diesen Geräten mehr Geld verdienen lässt und nicht, weil wir den Baumbestand schonen wollen.

      Zac stupst mich an und fordert mich auf, endlich das zu lesen, was er geschrieben hat. Verdammt, wie lange war ich denn jetzt wieder in meiner Gedankenwelt abgetaucht? Also gut, dann lese ich es eben.

       »Du erkennst mich nicht mehr, oder?«

      »Linie 4«, schreibe ich und denke an unseren Zusammenprall bei der Haltestation.

      Zac liest und grinst. »Seit wann weißt du, dass du eine Begnadete bist?«, will er jetzt wissen.

      Ich leihe mir Zacs Bleistift erneut aus, besser gesagt ich nehme ihn mir einfach und drehe ihn zwischen meinen Fingern hin und her, dann schreibe ich: »Seit dem Tag, an dem sich meine Eltern getrennt haben.«

      Dann schiebe ich ihm das Blatt zurück auf seine Tischhälfte und halte ihm den Stift hin. Tatsächlich habe ich schon viel früher geahnt, dass in meiner Familie etwas los war, dass mit Aeia etwas nicht stimmt, um genau zu sein. Aber als sich meine Eltern getrennt haben und ich mit Aeia ins Institut gezogen bin, hat sie es mir verraten, dass ich und mein Bruder zur Hälfte keine gewöhnlichen Menschen sind, weil wir zur Hälfte aus den Genen meiner Mutter bestehen.

       »Deine Mutter hat sich nicht an die tausend Jahre alten Regeln von TREECCS gehalten?«

      Ich habe keine Mühe Zacs Handschrift zu lesen, auch wenn der Platz auf dem kleinen Fetzen Papier kaum ausreicht und er verflucht klein geschrieben hat. Er hat ein schönes Schriftbild, eigentlich viel zu zart und geschwungen für einen Jungen. Auf alle Fälle viel schöner als meins. Hilflos starre ich auf den beschriebenen Zettel in Miniaturausgabe und während mir Zac ein weiteres Relikt aus alten Tagen - einen Radiergummi - unterschiebt, frage ich mich, was ich hier eigentlich mache? Stille Post mit einem Fremden zu spielen und den Unterricht von Yamorra geistig zu schwänzen, gehört ganz bestimmt nicht zu meinen Tugenden.

      Unauffällig schaffe ich mit dem Radiergummi neuen Platz für geheime Nachrichten, bekomme mit, dass Yamorra jetzt über die Kriege in Europa und Vorderasien zu Beginn des 21. Jahrhunderts referiert und schaue mir meinen Sitznachbar genauer an. Er sieht nicht besser aus, als die meisten anderen Jungs in seinem Alter. Überall Muskeln eben. Das Testosteron ist wohl daran schuld, dass es in den Zimmern der männlichen Vertreter unserer Art von Klimmzugstangen und Ruderbänken nur so wimmelt.

      Ich muss lächeln, weil es letztlich ihre Art ist, sich zu schminken. Die Mädchen sind da kein bisschen anders. Schmieren sich Kajal und Lippenstift ins Gesicht, übertünchen kleinere Schönheitsfehler, stecken sich die Haare hoch und versuchen, bestmöglich ihre Schokoladenseiten hervorzuheben. Ich bin da keine Ausnahme.

      Zacs Gesicht ist auch nichts Außergewöhnliches, sieht man mal von den stahlblauen Augen ab, die mich mehr als alles andere an ihm, an unser gestriges Treffen erinnern.

      Plötzlich entwendet er den Botschaftsüberbringer - den Fetzen Papier - und schreibt mir erneut, ohne meine Antwort abzuwarten.

      »Machst du das absichtlich?«, schreibt er.

       »Was?«

      

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