Paulo wird Hochschullehrer und Vater (10). HaMuJu

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hell gehaltenen Massiv des Berges im oberen Teil und kräftigen Braun- und Grüntönen im unteren Teil, es machte Freude, sich in das Bild zu vertiefen und die Wärme und die Gerüche des Midi wahrzunehmen, man musste natürlich schon einmal dort gewesen sein, um sich in das Bild hineinversetzen zu können, man hörte geradezu das Zirpen der Zikaden, wenn man das Bild betrachtete. Ich sagte, dass ich das Bild haben wollte, Marietta und Seldit fanden es auch sehr ausdrucksstark, es war mit 65x81 cm nicht sehr raumgreifend und passte deshalb gut in mein Büro. Ich machte mir eine Notiz mit der Katalogseite und schlug dann die Seiten mit Pierre-Auguste Renoir auf, wieder ließen wir unsere Augen über dessen im Katalog präsentierte Bilder gleiten. Jeder von uns dreien musste dann sagen, welches Bild ihm besonders gefiel. Wir alle neigten zu dem gleichen Bild, weil es unserem Farbempfinden am ehesten entsprach, es war das Bild „Früchte des Südens“ von 1881. Obwohl die Früchte in all ihrer Farbigkeit dargestellt waren, waren sie zum Teil nur hingehuscht oder in anderen Farben gemalt, als sie von Natur aus ausgesehen hätten, nur um den situativen Eindruck zu vermitteln, auf den es dem Künstler ankam, faszinierend, eine überquellende Obstschale, viele Früchte lagen davor auf einer weißen Tischdecke. Auch dieses Bild wollte ich haben und notierte auf meinem Zettel die Katalogseite.

      Wir wandten uns dann Monet zu, als ich sah, dass Marietta eingeschlafen war, Seldit und ich gingen deshalb in den hinteren Raumteil, ich legte Marietta eine Decke über. Seldit und ich blätterten im hinteren Raumteil im Katalog, auch Monet war ein Vielmaler und ich hatte Mühe, alle Bilder zu betrachten, eines stach aber wegen seiner fast unverschämt wütenden Farbigkeit besonders ins Auge, das war der „Sonnenblumenstrauß“ von 1880, das Bild hatte die Größe 101x81 cm. Schon die Sonnenblumen sorgten für leuchtende Farben, sie schrien aus dem Bild geradezu heraus, unterstützt wurden sie durch das farbige Beiwerk wie eine leuchtend rote Unterlage oder den ins Lila gehenden Hintergrund, die Vase dagegen blieb blass. Uns fiel noch ein weiteres Monet-Bild auf, das war „Bordighera“ von 1884, ein Ort an der französisch-italienischen Grenze. Es war ein Blick auf den Ort und das Meer durch krumme Pinienstämme, es umgab einen die Hitze am Mittelmeer, wenn man das Bild betrachtete. Es war eine Hommage an das Sommerblau, das war der Eindruck, der sich mir vermittelte. Das Bild war mit 65x81 cm genau so formatiert wie die beiden anderen und ich wollte es unbedingt haben, ich zog es dem „Sonnenblumenstrauß“ vor, der auch deutlich größer war und deshalb vielleicht zu dominant wirkte.

      Von Paul Gauguin schlugen wir nur seine Südsee-Bilder auf. „Wie? Bist Du eiferüchtig?“ von 1892, das war das Bild, das uns beiden sofort auffiel, es war zum einen der merkwürdig anmutende Bildtitel und zum anderen das Südseekolorit, die es zu etwas Besonderem machten. Das Bild hatte eine fast zwanghaft herbeigeführte Farbigkeit, so sind auf Ornamente oder Muster reduzierte Objekte in der linken oberen Bildhälfte zu sehen, die allerdings nicht abstrakt wirken, sondern Assoziationen zu real existierenden Dingen zuließen wie Wasser, Sand etc. Damit hatten wir vier impressionistische Bilder ausfindig gemacht, die ich am nächsten Tag bei der Verteilstelle bestellen würde.

      Marietta wurde langsam wach, schaute sich um und sah uns im hinteren Raumteil über den Katalog gebeugt.

      „Was macht ihr da?“, fragte sie, sie schien vergessen zu haben, dass wir uns mit dem Bilderkatalog beschäftigt hatten.

      „Wir haben unsere Bildersuche abgeschlossen“, sagte Seldit und wir gingen wieder zu Marietta hinüber, um ihr unsere Auswahl zu zeigen. Ich brachte Marietta ein Glas Saft und legte weitere Holzscheite auf das Kaminfeuer. Seldit und ich tranken noch eine Tasse Kaffee und alle aßen wir süßes „Kum“. Wir sprachen noch eine Zeit lang über die Impressionisten und Marietta und ich erzählten Seldit von einer Südfrankreichfahrt, die wir vor Jahrzehnten einmal unternommen hatten.

      Ab einem bestimmten Punkt nach Süden war man in Frankreich im Midi, man tauchte ein in ein Meer aus Licht, Farben, Gerüchen und Stille, dazu das ständige Zirpen der Zikaden, man war wie berauscht von den Eindrücken, mit denen man konfrontiert wurde. Das war die Mischung von Eindrücken, denen sich auch die Impressionisten, zumindest die im Süden Frankreichs, ausgesetzt sahen, man müsste fast sagen, dass es diese äußerlichen Bestimmungsfaktoren waren, die den Malern den Pinsel führten.

      Die besondere Farbigkeit stand für Glück und genau das empfand man auch, wenn man im Midi war und die Stimmungen auf sich einwirken ließ. Seldit hörte uns zu und schien nur schwer zu verstehen, wovon wir sprachen, es war aber auch schwer, das nur mit Worten zu beschreiben, was letztlich die Leichtigkeit im Midi ausmachte. Marietta war wieder hellwach und trank mit uns, es ging ihr gut, wir rechneten dann damit, dass die Geburt jeden Tag stattfinden könnte.

      Ich ging in die Dunkelheit hinaus zu den Tieren, wieder fiel mir auf, dass es ganz allmählich heller wurde, Armi und Ilpo waren auch lebhafter geworden, sie kamen mir wieder entgegengelaufen und sprangen an den Keulenhälften hoch, die ich für sie in Händen hielt, ich füllte auch ihr Wasser nach. Sie fraßen zwar immer noch den Schnee vor ihrem Verschlag, tranken offensichtlich aber auch wieder aus ihrer Schale. Ich ging wieder zum Haus zurück und aß mit den beiden Frauen „Kum“ und Obst, ich trank mit Seldit Wein und schüttete Marietta einen Saft ein.

      So saßen wir vor dem Kamin und ich erzählte noch einmal von meinem schönen Uni-Büro und den Bildern, die ich dort aufhängen wollte. Wir hatten lange Zeit damit verbracht, die Bilder aus dem Katalog auszusuchen, das hatte Spaß gemacht und ich hatte mich an meine alte Schulzeit zurückerinnert gefühlt. Seldit und ich tranken ordentlich Wein und ich öffnete auch noch eine zweite Flasche, Marietta machte es nichts aus, uns Wein trinken zu sehen, ich fragte sie, ob sie sich erinnerte, wie wir in Südfrankreich Rotwein getrunken hätten, aus der Flasche! Klar erinnerte sich Marietta daran und auch daran, dass wir wegen Geldmangels Baguette, Käse und Tomaten aßen, was es zu erschwinglichen Preisen beim Bäcker und an Marktständen zu kaufen gab.

      Am nächsten Morgen saßen wir alle beim Kaffee zusammen, bei Marietta tat sich noch nichts, sie war einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin, spätestens ab dem nächsten Tag wäre alles anders.

      Ich fütterte die Tiere und sagte Marietta und Seldit dann, dass ich mich noch einmal für ein paar Stunden loseisen müsste, um zu Meeri und Jarmo aufs Schloss zu fahren und sie nach einem Bild zu fragen. Wenn irgendetwas Wichtiges passierte, sollten sie mich auf dem Schloss anrufen, ich käme dann sofort nach Hause. Ich parkte auf dem Schlossparkplatz, auf dem die Reste unseres Schneemannes zu sehen waren, es lag längst nicht mehr so viel Schnee dort wie noch vor einigen Tagen, es hatte zu tauen begonnen! Ich ging ins Haus und klopfte bei Meeri und Jarmo an die Ateliertür, sie riefen „Herein!“ und ich trat ins Atelier, wo ich sie malend vorfand. Was denn gerade entstünde fragte ich, nachdem ich sie beide begrüßt hatte. Ich sah, wie Meeri mit etwas Abstraktem beschäftigt war, während Jarmo immer noch an seiner Ansicht von Ta`amervan saß, die aber sehr gelungen war, Jarmo verstand es, seinem Bild etwas Künstlerisches zu geben, das hieß, dass er den Farbauftrag frei gestaltete und ein Hausdach auch einmal gelb malte, wenn das besser zur farblichen Gesamtkomposition passte.

      Meeris Bild war eine Zusammenstellung farbiger Flächen, die sich schnitten und von Linien gekreuzt wurden, sehr schön anzusehen und überaus bunt. Ich sagte beiden, dass ich auf der Suche nach einem Bild für mein neues Büro wäre und sie mir doch eines ihrer Werke zur Verfügung stellen sollten. Meeri sagte mir dann, dass ich ihre abstrakte Komposition haben könnte, sie brauchte ungefähr noch zwei Tage, bis sie damit fertig wäre, dann könnte ich das Bild mitnehmen. Ich freute mich über ihr Angebot und vermaß das Bild, damit ich mir einen Rahmen für das Bild holen könnte. Meeri meinte, dass ich Pekko danach fragen sollte, er hätte irgendwo noch ganz viele Rahmen von Bildern gesammelt, die irgendwann einmal ausgesondert worden waren und dann nicht mehr gebraucht würden.

      Meeris Bild hatte die Maße 60x80 cm und war damit in etwa so groß wie meine Klassiker, ich sagte dann, dass ich Pekko aufsuchen wollte und verabschiedete mich von den beiden. Ich fand Pekko und Kaija bei sich zu Hause und lud sie zu uns zum Kaffee ein, gleichzeitig fragte ich Pekko nach einem passenden Bilderrahmen und er sagte, dass er sicher so einen Rahmen hätte, er wollte ihn

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