Paulo wird ein Goor (9). HaMuJu

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Paulo wird ein Goor (9) - HaMuJu

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Dunkelheit, das Wasser um mich herum schien zu kochen, Wellenzungen griffen nach mir, als wollten sie mich zu sich ziehen, meine Bemühungen, das Wasser aus dem Boot nach draußen zu befördern, waren vergebens, ich kam gegen die hereinbrechenden Wassermassen nicht an. Also war es eine Sache von wenigen Augenblicken, dass das Boot mit mir unterginge und ich ertränke, denn an Schwimmen war in der keifenden Flut kein Denken. Plötzlich tat es einen gewaltigen Schlag und das Boot zerbrach an einer Felswand, so viel konnte ich noch erkennen, es musste das Steilufer im hinteren Seeteil sein. Ich bekam im letzten Moment einen Felsüberhang zu greifen und hangelte mich seitwärts, bis ich an eine Flachstelle des Ufers gelangte, ich hatte mir dabei Schürfwunden eingehandelt und eine schmerzhafte Knieverletzung zugezogen. Völlig erschöpft ließ ich mich auf das Uferflachstück fallen und gab Acht, dass ich nicht wieder ins Wasser gezogen wurde. Dann verlor ich das Bewusstsein, vielleicht vor Erschöpfung, vielleicht wurde ich betäubt, ich konnte es im Nachhinein nicht sagen.

      Die Transformation

      Als ich erwachte, war alles um mich herum anders. Es gab keinen Sturm mehr, die Luft war angereichert mit einem süßen Duft wie von Honig, man hörte zunächst nur Vogelgezwitscher, der Blick auf den See schien mir fremd, es war zweifellos der hintere Seeteil, an dem ich mich befand, es war mir aber nicht möglich, zur Hütte zu schauen, nach ungefähr zweihundertfünfzig Metern zog sich eine Art Lichtvorhang über den See, weiter konnte man nicht sehen. Das Wasser lag vollkommen friedlich und glatt da, nichts deutete auf einen Sturm hin, von meinem Boot war nichts zu sehen.

      Ich stand auf und wollte mir am Wasser meine Wunden abwaschen, aber es gab keine Wunden, ich war völlig unverletzt. Am Wassersaum sah ich das Spiegelbild eines jungen Mannes, es war Paulo Köhler vor zwanzig Jahren, als er im Studium war. Ich befand mich in einer Situation, die dadurch gekennzeichnet war, dass ich das Aussehen eines jungen Studenten und das Bewusstsein eines sechsundvierzigjährigen Mannes hatte. Ich war völlig perplex und kniff mir in die Wangen, ich fühlte festes, widerstandsfähiges Fleisch, an der Stelle meines Kopfes, an der ich vorher ein Kränzchen trug, hatte ich volles Haar, der Bauch, der sich im Laufe der Jahre gebildet hatte, war verschwunden, die faltige Haut meiner Hände war ganz weich und glatt geworden! Welche Zauberkräfte waren da am Werk? Ich war hocherfreut über meine Metamorphose, war aber auch verunsichert und blickte mich skeptisch um, es war nichts zu sehen, was meine Aufmerksamkeit hätte erregen müssen. Ich merkte, wie behände ich mich bewegen konnte, wie ich, ohne zu japsen, große Sprünge machen konnte, das war fantastisch. Sofort setzte aber das korrigierende Bewusstsein des inzwischen gealterten Paulo ein und führte starke Skepsis ins Feld, was sich dort abspielte, konnte es eigentlich gar nicht geben, es war aber Realität, auch wenn es die Ratio nicht zulassen wollte. Unglaublich war die Leichtigkeit, mit der ich mich bewegte, es gelang mir, mich an frühere körperliche Kapriolen zu erinnern, die dann aber einschliefen, je mehr der Alltag einen vereinnahmte und einen jeder Spontaneität beraubte. Ich stand am Seeufer und war allein, hineingetragen in eine andere Welt, durch einen Sturm des Schreckens von meiner Hütte zum hinteren Seeteil befördert, wo ich nie zuvor war, weil der Seeteil als verwunschen galt, wie mein Vater immer gesagt hatte. Steil erhob sich über mir der Uferhang, der Boden bestand aus glatten feuchten Steinplatten, die immer im Schatten lagen und aus einer Art Feinschutt, der sehr rutschig war. Gleichzeitig standen die zum Teil sehr mächtigen Stämme der Nadelbäume auf dem Hang und hielten ihn mit ihrem Wurzelwerk. Ich beabsichtigte, mich den Hang hochzuarbeiten, denn ich musste mich ja irgendwie von dem Ort fortbewegen, wenn ich nicht dort bleiben wollte.

      Mit meiner neuen Beweglichkeit fiel mir der Anstieg relativ leicht, ich erklomm den Hang, indem ich mich von Stamm zu Stamm hoch hangelte. Moos erschwerte den Anstieg, machte den Weg rutschig und schmierig. Ich rutschte oft aus und obwohl ich mich schon auf allen vieren bewegte und mir so mehr Halt zu verschaffen suchte, als wenn ich auf zwei Beinen hochkletterte, glitt ich des Öfteren aus und schlitterte die Strecke, die ich mich mit großer Anstrengung hochgekämpft hatte, wieder hinunter. Ich hätte den Anstieg mit der Konstitution, die ich zum Schluss hatte, wohl gar nicht geschafft, mir kam meine wiedergewonnene Jugend zugute. Ich wuchtete mich hoch, stemmte Hände und Füße in den Untergrund, nutzte den gewonnenen Halt an den Baumstämmen und bestieg so nach und nach den Hang in seinem unteren Drittel. Dort lehnte ich mich an einen massiven Tannenstamm und machte eine Pause, um wieder zu Kräften zu kommen, denn trotz meines jugendlichen Körpers strengte die Kraxelei immens an.

      Ich saß dann da und hechelte wie ein abgekämpfter Hund, mit offenem Mund lechzte ich nach Luft, bis ich allmählich wieder zu Kräften kam. Gerade wollte ich mich erheben und weiterklettern, als ich ein furchteinflößendes Knurren vernahm, laut und aggressiv. Ich sah verschreckt hoch und erblickte zwei säbelzahnbesetzte Mäuler, aus denen der Speichel triefte, man konnte fast nur Zähne erblicken, lange Reißzähne, die darauf zu warten schienen, sich in mein Fleisch zu graben. Ich saß völlig bewegungslos, ich glaubte, dass jede Bewegung zu meinem sofortigen Ende geführt hätte. Ein infernalisches Geknurre begleitete die Drohgebärde der Raubtiere, von denen ich nicht wusste, um welche Art es sich handelte. Rechts und links der klaffenden Mäuler erkannte ich zwei weit aufgerissene Augen, von denen fast nur das Weiße hervorstand. Ich sah mich außerstande, in einer Weise zu reagieren, die mich vor dem Zugriff der Ungeheuer gerettet hätte, jede Regung hätte das sofortige Zerfleischen meines Körpers bedeutet.

      Ich hatte mich schon dem Tode nahe gesehen, als ein Pfeifgeräusch zu vernehmen war, das weniger laut ertönte, dafür aber umso eindringlicher war und fast in den Ohren schmerzte. Die Folge war, dass die Ungeheuer augenblicklich zusammenzuckten, die Mäuler sich schlossen und die Tiere in gebückter Haltung in Richtung Pfeifquelle davonkrochen. Dann erst sah ich, worum es sich bei den Tieren handelte, es waren Vielfraße, sagenumwobene Kämpfer, ausgesprochen scheue Vertreter ihrer Art, die eine Kraft besaßen, die in keiner Relation zu ihrer Körpergröße stand. Sie waren sehr schön anzusehen, gedrungen, unglaublich muskulös und wenn man ihre gefährlichen Fratzen vergaß, fast kuschelig.

      Sie schmiegten sich an die Beine eines Wesens, das menschenähnliche Züge besaß, es war kein Mensch, aber auch kein Tier, es stand auf zwei Beinen, aufrecht, stark, behaart, es hatte ein affenähnliches Fell, das ins Bräunliche ging, auf der Brust gab es einen weißen Fleck, wie auch an den Händen bzw. Pranken. Das Fell des Wesens war langhaarig und weich, von ihm strömte ein süßer Duft aus, sehr intensiv, aber nicht störend. Lediglich im Gesicht des Wesens und an seinen Händen war das Fell kurz gehalten.

      Das Wesen hatte in etwa menschliche Größe und auch Züge, sein Gesicht wirkte freundlich, es hatte lustig dreinblickende Augen, dunkelbraun, fast wie Knöpfe, sie lagen über mächtigen Wangenbögen und fixierten mich. Die Nase war relativ unauffällig, die Nasenflügel gingen sanft zur Seite weg, ließen aber große Nasenlöcher, die für einen ausgeprägten Geruchssinn wichtig waren. Der Geruchssinn schien geradezu lebensbestimmend zu sein und der Orientierung in der Umgebung zu dienen, das Wesen hob immer den Kopf und nahm kräftige Atemzüge durch die Nase, so wie es Hunde tun, wenn sie ihre Umgebung erschnüffeln. Es ließ mich dabei aber nie aus den Augen, die beiden Vielfraße lagen ihm zu Füßen und achteten genau darauf, was das Wesen tat. Der Mund war schmal gehalten, schien aber ein mächtiges Gebiss zu bergen, denn die Kieferknochen standen nach außen und verformten das ansonsten edle Gesicht leicht, aber nicht allzu sehr, denn nur der untere Teil wurde durch die starken Kiefer betont. Das Wesen hatte ganz kleine Ohren, die nicht emporstanden, wie bei manchen Hunden, sondern anlagen und zierliche Ohrmuscheln zeigten. Gekleidet war das Wesen mit einem knielangen Mantel aus rotem Stoff, der mit einer goldenen Bordüre eingefasst war, die vier Goldknöpfe, die vorne am Mantel prangten, dienten der Zierde, der Mantel war nicht zugeknöpft. Die Ärmel waren an den Manschetten mit Goldapplikationen besetzt und gaben dem Mantel etwas von einer alten Uniformjacke.

      Dazu trug das Wesen eine kurze Hose, die der Mantel komplett überdeckte, ein breiter brauner Ledergürtel mit einer gewaltigen Gürtelschnalle hielt die Hose, sie war ein formloses Stoffgebilde und diente nur der Verhüllung des Unterleibes. Die Füße steckten in kostbaren Lederstiefeln, braun, das Leder glänzte und schien frisch gewienert. Die Stiefel hatten einen nicht zu hohen, aber markanten

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