Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr
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Es dauerte keine fünf Minuten, dann klopfte es wieder an meine Seitenscheibe. Diesmal handelte es sich allerdings nicht um den Blockwart von eben, sondern um einen grimmig dreinschauenden Polizisten, dessen Kollege mit gezogener Waffe ein paar Meter weiter entfernt stand. Seufzend öffnete ich das Fenster.
„Aussteigen. Und die Hände immer so, dass ich sie sehen kann!“
Langsam verließ ich den Wagen. „Worum geht es denn, meine Herren“, versuchte ich zu erfahren, was die Polizisten nun wieder von mir wollten. Aber die Frage erübrigte sich, denn jetzt zog der Polizist mir meine Waffe aus dem Halfter und hielt sie seinem Kollegen triumphierend hin. „Ein Revolver. Gut, dass wir sofort gekommen sind!“
„Das kann ich erklären“, setzte ich die Beamten in Kenntnis. „Ich besitze einen Waffenschein und ich bin beruflich hier tätig. Ich observiere einen Verdächtigen. Wenn sie mir erlauben, dann ziehe ich jetzt meine Papiere aus der Jackentasche.“
Der Polizist nickte großzügig.
Weitere zehn Minuten später durfte ich meine Papiere und die Waffe wieder an mich nehmen. Die Beamten warnten mich eindringlich davor, so offensichtlich mit meinem Revolver herumzufuchteln und alte Leute zu erschrecken, was ich schließlich auch hoch und heilig versprach. Endlich zogen sie ab. Erneut nahm ich die Beobachtung der Wohnung auf. Jetzt bewegte sich die Gardine wieder. War das nicht ein schwarzer Fleck? Ich nahm mein Fernglas zur Hand. Langsam wanderte mein Blick an der Fassade hoch, bis ich das entsprechende Fenster fand. Die Gardine schaukelte lustig hin und her und durch das Fernglas konnte ich auch die Ursache dafür ausmachen: Eine kleine schwarze Katze kletterte an dem Stoff nach oben.
Der Aufpasser ließ sich zum Glück nicht mehr blicken. Es schien so, als wenn ihn die Aktion der Polizisten enttäuscht hätte. Keine Verhaftung meiner Person ... Ich blickte auf meine Uhr. Wenn dieser Gerd Densel nicht bald irgendwelche Aktivitäten zeigte, dann war dieser Tag vorbei. Und für mich verloren. Ein nächster Blick zum Fenster hoch, zeigte mir, dass jetzt ein Teil der Gardine fehlte. Die kleine Katze musste ganze Arbeit geleistet haben.
Und dann sah ich ihn: Gerd Densel. Aber nicht wie der Mann das Haus verließ, sondern wie er heimkam. Ich fluchte. Irgendwann, als ich abgelenkt gewesen war, musste er wohl aus dem Haus gegangen sein. War er arbeiten gewesen? Schwarz? Ich würde ihn schlecht fragen können. Damit hieß das, ein weiterer Tag Observation. Morgen in aller Frühe würde ich bereitstehen.
Nach einer weiteren halben Stunde gab ich es auf. Allmählich wurde es dunkel und Gerd Densel schien jetzt in seiner Wohnung bleiben zu wollen. Die Gardine hing wieder vor dem Fenster und an dem bunten Lichterspiel konnte ich erkennen, dass der Fernseher lief. Ich startete meinen Wagen und rollte zurück auf die Straße. Im Rückspiegel sah ich noch, wie der selbsternannte Wachmann mit der Faust hinter mir her drohte.
Am nächsten Morgen stand ich schon sehr früh wieder in der Königstraße. Diesmal erwischte ich sogar einen regulären Parkplatz, von dem aus ich die Wohnung Densels bestens beobachten konnte. Ich war gut versorgt: Jede Menge belegte Brötchen, eine Thermoskanne mit Kaffee, einige kleine Flaschen mit Säften und eine große leere Flasche, falls mich ein gewisses Bedürfnis überkommen sollte. Irgendwo müssten der Kaffee und die Säfte ja schließlich wieder hin. Der Aufpasser war auch schon unterwegs. Diesmal aber hielt er ein Handy anstatt der Kamera in der Hand. Die musste beim Fall gestern wohl kaputt gegangen sein.
Träge beobachtete ich, wie die Leute aus ihren Häusern traten und zur Arbeit gingen oder fuhren. Gerd Densel war nicht dabei. Um was für einen Nebenjob handelte es sich eigentlich? Ich ärgerte mich, dass mir dieser Fliesen Eggbert nicht mehr erzählt hatte.
Vorsichtig überprüfte ich die Kamera. Natürlich befand sich gestern so spät niemand mehr im Büro und es war wirklich Glück, dass ich das gute Stück endlich doch noch fand. Eine Kamera mit starkem Zoom. Damit könnte ich Densel in jeder Situation fotografieren. Hoffentlich bekäme ich heute eine Gelegenheit dazu!
Die Leute verliefen sich und es wurde wieder ruhiger in der Straße. Als ich erneut zu Densels Wohnung herauf blickte, erkannte ich, dass bei ihm wieder der Fernseher laufen musste. Nun, dann war der Mann wenigstens zu Hause. Hoffentlich.
Nach meinem dritten Brötchen sah ich ihn. Ein Blick auf die Uhr, dann notierte ich die genaue Zeit. Zehn Uhr zweiunddreißig. Heute würde ich ihn nicht verlieren. Densel steuerte auf ein Fahrzeug, das am Straßenrand parkte, zu. Offensichtlich handelte es sich um seinen Wagen. Ich schoss ein paar Fotos. Die Sporttasche in seiner Hand verführte mich zu wilden Spekulationen. Befand sich der Mann auf dem Weg zum Sport? Das wäre natürlich eine der besten Lösungen: Krank geschrieben und dann auch noch Sport treiben … Vielleicht sogar als Tennis- oder Skilehrer. Ich malte mir die wildesten Sachen aus. Schwimmlehrer vielleicht. Fluglehrer … Würde ich selbst noch einen Flugschein machen müssen, um Densel zu observieren?
‚Über den Wolken, da muss die Freiheit wohl ...‘
Fast verpasste ich, wie Densel abfuhr. In einigem Abstand folgte ich ihm und notierte während der Fahrt mühsam das Kennzeichen und den Wagentyp. Die Route führte uns quer durch Mönchengladbach. Nach einiger Zeit bog der Mann schließlich Richtung Korschenbroich ab.
Endlich parkte der Fliesenleger sein Fahrzeug vor einer protzigen Villa. Hier standen genügend Parkplätze zur Verfügung, so dass ich ohne Mühe in einigem Abstand zu Densels Wagen halten konnte. Vorsichtshalber ließ ich den Motor noch laufen. Nicht dass der Kerl doch noch abhaute, diese Schwarzarbeiter waren ja mit allen Wassern gewaschen … Aber Densel verließ seinen Wagen, in der Hand die große Tasche. Fleißig schoss ich ein paar Fotos. Mir war klar, dass das jetzt noch nicht wirklich einen Beweis darstellte, aber was wollte der kranke Fliesenleger hier in der Villa?
Die Antwort gab ich mir selbst, denn sie lag ja auf der Hand: Der Mann wollte Fliesen verlegen. In der Tasche befand sich vermutlich seine Arbeitskleidung. Ich beobachtet, wie Densel durch das offene Gartentor verschwand. Es schien ja fast so, als wenn er sich hier bestens auskennen würde.
Jetzt, da ich sicher war, dass Densel in das Haus ging, stellte ich den Motor ab. Wieder notierte ich Uhrzeit und Ort.
Grinsend dachte ich an Birgit und ihre Worte: ‚Bis Mittwoch, wenn du nicht gänzlich unfähig für diesen Job bist …‘ Die Dame würde sich wundern. Mittwoch und noch nicht einmal Mittag! Nun, das wollte ich ihr auf jeden Fall aufs Butterbrot schmieren. Jonathan Lärpers und unfähig für solch einen Job. Dass ich nicht lache!
Jetzt fehlten allerdings noch die entscheidenden Beweise. Schließlich konnte Densel ja in der Villa alles Mögliche anstellen. Ich musste ihn beim Arbeiten erwischen. So lautete meine Mission.
Die Kamera schussbereit schlich ich durch das kleine Gartentor. Protzig lag die Villa vor mir, an der rechten Seite eine riesige Doppelgarage. Ein Kiesweg führte von der Straße durch ein größeres zweiflügeliges Tor vor den Eingang und direkt in die Garagen, von denen eine offenstand. Gebückt schlich ich hinter Büschen näher zum Haus und der offenen Garage. Die war komplett leer, nicht einmal ein Fahrrad oder Gartengeräte standen darin.
Alles blieb ruhig, als ich rasch über die freie Kiesfläche lief und mich im Schatten des Anbaus versteckte. Es war ja wirklich sehr leichtsinnig hier alles so offen zu lassen … Ich sah mich um. Irgendwie musste ich an ein Fenster des Hauses herankommen. Möglichst eines, hinter dem dieser Densel seine Fliesen verlegte.
An der hinteren Wand der Garage befand sich eine kleine Tür. Vermutlich führte sie zum Garten hin. Leise drückte ich die Klinke herunter. Und wirklich: Die Tür war nicht verschlossen. Heute schien mein Glückstag zu sein. Noch