Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr
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Auch den Aufzug im Haus überprüften wir. Es gab nur einen davon, was uns die Arbeit natürlich erleichtern würde. „Wir müssen zuerst im Aufzug sein, vor Heyer und der Frau“, meinte Chrissi, „nicht, dass uns die beiden noch davonfahren.“ - „In den wievielten Stock soll es denn gehen?“, fragte ich nicht ohne Berechtigung. Nicht, dass Heyer nachher noch zu Fuß über die Treppe hinaufgehen wollte.
„Ganz nach oben. Die Dame wohnt dort zwar nicht, aber Heyer soll ja auch nie in der Wohnung ankommen. Sobald die Aufzugtüre sich schließt, betäubst du den Mann. Ich blockiere dann die Fahrstuhltür und öffne sie wieder und wir schleppen Heyer zum Wagen. Dazu haken wir uns bei ihm unter. Sollte uns jemand begegnen, so geht der Mann garantiert als Betrunkener durch. Einzig, falls noch andere Personen in der Nähe sind, kann es problematisch werden. In diesem Fall müssten wir improvisieren.“
Ich nickte. „Am besten du stellst unauffällig einen Fuß in die Tür. Dann vermeiden wir, dass sie schließt und wir doch noch in den obersten Stock hinauffahren.“ Chrissi sah mich nachdenklich an: „So hatte ich mir das vorgestellt, Jonathan!“
„Alles klar, Jonathan?“ Sam stand in der Tür meines Büros und sah mich an. In wenigen Stunden würde es losgehen.
„Ich bin fit. Keine Probleme.“ - „Prima. Um achtzehn Uhr treffen wir uns noch einmal kurz im Konferenzraum. Du, Chrissi, Moni und ich. Wir werden noch ein letztes Mal den Einsatz besprechen. Ruh‘ dich bis dahin noch etwas aus, es kann eine lange Nacht werden.“
Ich nickte. Wir würden das Kind schon schaukeln. Viel wichtiger erschien mir, dass unsere ‚Dame‘ es auch schaffte, Günther Heyer in das Hochhaus abzuschleppen. Eindeutig der Schwachpunkt unseres Planes. Ließ Heyer sich nicht zu einem Stelldichein überreden, wären alle Planungen hinfällig.
Mir fiel etwas ein und ich blickte zu Sam auf. Der war allerdings schon wieder verschwunden.
„Die ganze Aktion muss schnell und lautlos über die Bühne gehen“, fasste Sam seinen Vortrag noch einmal zusammen. „Dem Mann darf nichts passieren. Wir brauchen Informationen von ihm, also seid entsprechend rücksichtsvoll.“
Er schaute auf den Beamer, der offensichtlich immer noch nicht funktionierte. Dann fuhr er fort: „Ein Unsicherheitsfaktor sind andere Menschen. In dem Gebäude oder selbst im Aufzug. Noch einmal - du hörst mir doch zu, Jonathan? - es darf niemand zu Schaden kommen. Unsere Bekannte wird sich den Abend über an diesen Günther Heyer heranmachen und auch dafür sorgen, dass der Mann genügend Alkohol zu sich nimmt. Das bedeutet aber auch - Jonathan! -, dass du mit Chloroform eher sparsam umgehen solltest.“
Ich nickte. Sam konnte sich auf mich schließlich verlassen. Aber eine Frage brannte mir auf den Nägeln: „Sam, nur eine kleine Frage.“ - „Ja, Jonathan?“ - „Wieso ist der Beamer noch nicht wieder repariert?“
Die anderen stöhnten auf. Ja, bestimmt hatte diese Frage allen schon auf dem Herzen gelegen. Sam fixierte mich eindringlich: „Und sonst noch Fragen zum Thema?“
Ich überlegte. Fragen zum Thema? Kein Problem: „Diese Bekannte von Bernd. Wer ist das überhaupt? Ist die Frau zuverlässig?“ - „Der Name der Frau tut nichts zur Sache. Einfach eine Bekannte, die hin und wieder kleine Dienstleistungen für uns übernimmt. Zuverlässig ist sie allemal, macht euch darüber also keine Gedanken. Wichtiger ist, dass der geplante Ablauf des Abends funktioniert. Ansonsten sind wir gezwungen zu improvisieren. Aber auch in diesem Fall bin ich guter Dinge.“
Jetzt meldete sich Monika zu Wort: „Was ist mit dem Wagen für den fingierten Unfall? Wird man das Fahrzeug später zu uns zurückverfolgen können? Wem gehört der überhaupt?“
Sam nickte, dann schaute er in die Runde. „Der Wagen wurde vor einiger Zeit über Mittelsmänner gebraucht gekauft und kann nicht zu uns zurückverfolgt werden. Die Sache mit dem Ablauf und dem Krankenwagen besprachen wir ja schon. Wir werden auf dem Platz vor der Post in Odenkirchen Stellung beziehen und auf unseren Einsatz dort warten. Das ist weniger auffällig, als wenn wir direkt an dem Hochhaus parken würden. Sobald die beiden die Kneipe verlassen, werden wir aktiv. Der Krankenwagen für Monika steht unauffällig auf einem Parkplatz in der Nähe der Polizeiwache. Aber keine Sorge, die ist um diese Zeit nicht besetzt. Moni verursacht zunächst den Unfall und begibt sich dann schnellstmöglich zu dem Krankenwagen. Anschließend fährt sie mit Blaulicht und viel Lärm wieder zurück zur Unfallstelle. Dort bleibt sie kurze Zeit stehen, um anschließend mit Alarm zu verschwinden. Über Umwege landet der Krankenwagen dann wieder in unserer Tiefgarage. Aber natürlich ohne Tatütata und Blaulicht“, fügte er schmunzelnd hinzu.
Monika nickte Sam zu. „Der Unfall wird sich in unmittelbarer Nähe der Kneipe ereignen. Nichts Großartiges, ich werde ein Schild auf dem Gehweg plattfahren.“
Sam übernahm wieder das Erklären: „Genau, Monika ist instruiert. Im Krankenwagen befindet sich ein Beutel mit Blut, den Moni an der Unfallstelle ausgießen wird. Inzwischen dürfte auch unsere Bekannte zurück sein und der eintreffenden Polizei von dem Unfall, dem Krankenwagen und einem zu Fuß flüchtenden Autofahrer erzählen. Sollte ein Polizist Zweifel an dem Wahrheitsgehalt der ganzen Sache haben, so bügelt das der Oberstaatsanwalt Eberson gerade. Wir brauchen uns darüber also keine Gedanken zu machen.“
„Was ist denn mit dem Fahrer des Unfallwagens?“, wollte ich wissen. Nicht, dass dem armen Mann noch etwas geschehen würde.
Sam und die anderen sahen mich verständnislos an. „Äh, Jonathan, welcher Fahrer? Monika wird den Wagen fahren ...“ - „Ich meine den Besitzer, den Besitzer natürlich“, korrigierte ich mich rasch.
„Der ursprüngliche Käufer des Fahrzeuges - also unser Strohmann - hat den Wagen schon vor einer ganzen Weile als gestohlen gemeldet. In dieser Hinsicht gibt es also auch keine Probleme. Also, Herrschaften. Es kommt auf das funktionierende Timing an. Besonders du bist gefordert, Moni. Heyer wird später als bei dem Unfall verstorben gemeldet, eine entsprechende Meldung erhält die Presse zur rechten Zeit. Auch das hat Eberson schon organisiert. Wenn ihr sonst keine Fragen habt, dann bereitet euch vor und ruht euch noch ein wenig aus. Ach ja, bevor ich es vergesse: Denkt an eure Headsets, damit wir in Verbindung bleiben können.“
Eine Frage brannte mir nun doch noch auf den Lippen: „Hat unsere ‚Bekannte‘ auch ein Headset?“
Sam schüttelte den Kopf. „Nein, Jonathan. Sie wird mich über Handy informieren. Und zwar einmal, wenn absehbar ist, dass der Abend sich dem Ende zuneigt und einmal in dem Augenblick, wenn die beiden die Kneipe verlassen. Jetzt alles klar soweit?“
Wir nickten. Es schwirrten zwar noch einige Fragen in meinem Kopf herum, aber diese Probleme würden sich wahrscheinlich schon von alleine lösen. Zum Beispiel die Frage, ob wir während der Wartezeit auch mit Essen und Trinken versorgt wären. Aber so etwas dürfte sich dann schon zeigen …
Die Zeit verging quälend langsam. Anfänglich unterhielten wir uns noch über dieses und jenes, nach und nach aber wurde es zusehends stiller. Unser Wagen befand sich gut eingeparkt zwischen anderen Fahrzeugen auf dem Parkplatz vor der Post. Einerseits standen wir sehr unauffällig dort, andererseits war es uns möglich, aus dieser Position direkt auf die Straße zu gelangen. Um diese Zeit befanden sich nur noch wenig Passanten hier draußen. Ein angetrunkenes Pärchen schlenderte quer über den Parkplatz. Er schien wirkliche Schwierigkeiten mit der Koordination seiner Schritte zu haben, immer wieder musste die Frau ihn stützen und auf den rechten Weg zurückführen. Ich grinste und machte die anderen auf das Pärchen aufmerksam. Eine willkommene Unterbrechung unserer Wartezeit!
Auf einmal blieb der junge Mann vor einem niedrigen