Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Undercover - Auftrag - Jürgen H. Ruhr страница 16
Gebückt schlich ich jetzt durch die Tür. Und natürlich behielt ich recht: Ein riesiger Garten lag vor mir. Vielleicht arbeitete Gerd Densel ja auch als Gärtner hier. Solch ein Garten brauchte schließlich seine Pflege.
Ich schlich weiter. Nein, im Garten arbeitete niemand. Dafür drang jetzt lautes Lachen aus dem Haus. Das hörte sich in meinen Ohren an, wie eine Gruppe Frauen beim Kegeln. Ob sich hier in der Villa auch eine Kegelbahn befand? Man müsste mit den Kollegen einmal einen gemütlichen Kegelabend planen. Immerhin war es schon eine ganze Weile her, dass ich diesem Sport nachging. Ich verwarf den Gedanken und konzentrierte mich ganz auf meine Aufgabe. Jetzt nur nicht ablenken lassen. So wenige Meter vor meinem Ziel!
Das Lachen drang aus einem Raum, dessen riesige Fensterwand mit einer Schiebetür zum Garten zeigte. Leider hing vor dem Fenster von innen ein dichter Vorhang. Wie gerne hätte ich einen Blick hineingeworfen. Ob es sich bei diesem Raum um das Wohnzimmer handelte? Bestimmt. Vielleicht verlegte Densel hier ja seine Fliesen. Nebenberuflich und zum Schaden seines Arbeitgebers. Sicherheitshalber machte ich ein Foto der Fensterfront. Dann noch eines von einer wunderschönen Blume in einem Kübel, der aussah wie ein Kelch. Schön.
Aber was nun? Ich musste Densel finden. Das würde mir aber nur gelingen, wenn ich in das Haus hineinkam. Bis jetzt standen ja alle Türen offen, also konnte eigentlich niemand von einem ‚Einbruch‘ sprechen. Ich schaute mich um. Hier gab es keine weitere Möglichkeit, in das Haus zu gelangen. Nur dieses Fenster mit der Schiebetür. Vorsichtig versuchte ich sie zu öffnen. Verschlossen! Soviel zu meinem Glückstag. Ja, Freud und Leid lagen oftmals dicht beieinander.
Dann fiel mein Blick auf den Balkon. Der lag etwas seitlich über dem Fenster. An der Wand darunter befand sich ein Rankgitter, über das rote und gelbe Rosen hinauf in das obere Stockwerk wuchsen. Schnell schoss ich noch ein Bild dieser prächtigen Blumen, dann machte ich mich an den Aufstieg. Die paar Meter Kletterei bedeuteten für mich doch kein Problem, schließlich trainierte ich ja regelmäßig. Lediglich die Dornen dieser Sch...rosen zerkratzten mir die Hände.
Schwungvoll setzte ich schließlich über das Balkongeländer. Eine offenstehende Tür lud mich ein, den dahinterliegenden Raum zu betreten. Ein Schlafzimmer. Das große Bett noch ungemacht. Ich überlegte, erneut ein Foto zu schießen, ließ es dann aber. Das war meiner Sache bestimmt nicht dienlich. Ob Densel hier oben irgendwo seiner Arbeit nachging? Kachelte der Mann etwa das Bad?
Vom Wohnzimmer her drang erneut Lachen herauf. Na, das musste ja eine illustre Gesellschaft sein! Schon morgens so fröhlich. Leise durchquerte ich den Schlafraum. Dann landete ich in einem längeren Flur mit mehreren Türen. Wenn Densel hier oben war, dann hinter einer von ihnen.
Ich zögerte nicht lange und wandte mich dem nächstgelegenen Raum links von mir zu. Abgeschlossen. Sollte ich die Türe aufbrechen? Was, wenn man Densel eingeschlossen hatte, damit der ungestört arbeiten könnte? Vermutlich eher nicht. Auch ein Fliesenleger ließ sich nicht einfach wegschließen. Also weiter. Beim nächsten Raum handelte es sich um das Badezimmer. Ein Badezimmer von der Größe meines Wohnzimmers. Aber leer, also ohne Anwesenheit eines Herrn Densel.
Ich durchschlich Zimmer für Zimmer und musste schließlich doch feststellen, dass sich auf dieser Etage kein Fliesenleger Gerd Densel befand. Also vermutlich im Erdgeschoss. Wo auch sonst, denn über mehr als diese zwei Etagen verfügte das Haus ja nicht. Oder vielleicht im Keller? Auch eine Möglichkeit. Ich beschloss, erst einmal das Erdgeschoss zu durchsuchen. Natürlich hieß es, äußerste Vorsicht walten zu lassen. Schließlich wollte ich da unten niemandem begegnen. Nur ein paar Fotos vom fleißigen Densel schießen …
Der nächste Raum neben der Treppe war die Küche und leer. An einer überdimensionalen Spüle stapelte sich ungewaschenes Geschirr. Hier musste aber einmal dringend eine Reinigung stattfinden. Eine ordentliche Küche sah schließlich anders aus! Nach einem weiteren, kurzen Blick, wandte ich mich dem Wohnzimmer zu. Von dort klang ständig Frauengelächter zu mir herüber. Auch das machte mich neugierig. Was ging da eigentlich vor?
Die Türe zum Wohnzimmer lehnte nur leicht am Rahmen. Lautlos zog ich sie ein Stück weiter auf. Von hier aus ließ sich der gesamte Raum gut überblicken. In schummriges Licht getaucht, erkannte ich einige Frauen auf einem Sofa sitzend. Weitere machten es sich auf Sesseln bequem. Auf einem niedrigen Wohnzimmertisch standen mehrere Sektflaschen, daneben Gläser. Einige der Damen nippten an ihrem Glas. Jedenfalls dann, wenn sie nicht lachten. Alle blickten gemeinsam in eine Richtung. Langsam drehte ich den Kopf.
Und dann bemerkte auch ich ihn: Gerd Densel in all seiner Pracht und Schaffensfreude. Ich konnte den Mann nur von hinten sehen, aber das reichte mir. Densel trug eine weiße Schürze und wischte gerade den Boden mit einem Aufnehmer. Leider trug der Fliesenleger lediglich diese Schürze und war ansonsten nackt. Durch die Wischbewegung reckte er den Damen - und auch mir - in einem stetigen Rhythmus seinen Allerwertesten entgegen.
Beim ersten Bild, das ich schoss, musste ich mich noch überwinden. Dann aber gewann mein Humor Oberhand. Selbstverständlich würde ich die Fotos Chrissi und Birgit zeigen. Gerd Densel, der gestandene Fliesenleger hier in einer Korschenbroicher Villa als Nacktputzer!
Ganz, ganz mühsam schaffte ich es, ein lautes Lachen zu unterdrücken.
Eine weitere Fotoserie knipste ich, als Densel sich tänzelnd umdrehte und den Aufnehmer in einem Eimer Wasser auswusch. Dabei verrutschte die Schürze ein wenig und seine Männlichkeit lugte frech hervor. Die Frauen kreischten und lachten. Einige klatschten sogar.
Ich fummelte an der Kamera. Die musste doch auch eine Videofunktion haben! Wie viel lustiger wäre es, Chrissi und Birgit ein Filmchen über das hier vorzuführen.
Ich kam aber nicht dazu, die Aufnahmefunktion zu aktivieren, denn in diesem Moment erhielt ich einen Schlag auf den Kopf. Nicht zu feste, aber doch fest genug. Erneut traf mich der Gegenstand. Ich drehte mich vorsichtig herum. Aha, ein Regenschirm. Diesmal schaffte ich es, den Schlag abzuwehren. Scheppernd traf der Schirm meine Kamera.
„Hilfe, Hilfe.“ Eine dickliche Frau versuchte weiter auf mich einzuschlagen. In der einen Hand hielt sie den Schirm, in der anderen eine Flasche Sekt. „Überfall, Hilfe, Hilfe.“
Schützend hob ich erneut meine Arme, als eine ganze Kaskade von Schlägen auf mich hernieder prasselte. Jetzt wurde es aber höchste Zeit, die Flucht zu ergreifen. Im Wohnzimmer erhob sich ebenfalls ein Tumult. Davon bekam ich aber nicht mehr viel mit, denn jetzt stürmte ich an der Frau vorbei und wieder hinauf in den ersten Stock. Hier kannte ich mich schließlich aus.
Dem Lärm nach, der unten erklang, waren jetzt alle Damen auf der Jagd nach mir. Schon erklangen die ersten Schritte auf der Treppe.
Es dauerte nur Sekunden, dann durchquerte ich das Schlafzimmer und befand mich schon wieder auf dem Balkon. Rasch über die Brüstung und am Rankgitter wieder nach unten! Leider löste sich das Gitter aus der Wand, als gerade die Hälfte des Weges abwärts hinter mir lag. Mit einem Krachen und Knirschen landete ich auf dem Rücken. Gut, dass sich hier weicher Rasen befand und keine Steinterrasse. Von oben begruben mich die Rosen. Auf Rosen gebettet …
„Er haut ab!“ Einige Frauen standen auf dem Balkon und schrien wild durcheinander. Ich rappelte mich auf. Jetzt spürte ich auch, wie Dornen mir das Gesicht zerkratzten.
„Ruft die Polizei! Und hinterher, den kriegen wir noch!“
Ich eilte in Richtung Garage. Als ich am Balkon vorbeikam, traf mich der Regenschirm am Kopf. Doch das konnte einen Jonathan Lärpers nicht aufhalten! Keuchend rannte ich schließlich durch den Vorgarten