Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr
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Christine wohnt nicht mit Jonathan zusammen, sondern hat eine eigene Wohnung in Rheydt. Ein kleines Zimmer, Bad und Küche, das muss reichen. Wir überlegen noch, ob es möglich ist, dich mit Jonathan zusammen auf die Fahrten zu schicken. Nun, da wird sich schon noch etwas ergeben. Im Zweifelsfall muss Moni die eine oder andere Reise als Rückendeckung antreten. Ich müsste sie dann aber von ihrem Auftrag abziehen, was ich nur ungern mache. Auf jeden Fall möchte ich nicht, dass Jonathan alleine in der Weltgeschichte herumfährt, also keine Rückendeckung hat!“
Ich grinste. Wozu brauchte ich schon einen Babysitter? Andererseits ... Wenn Bernd es so wollte, konnte ich kaum widersprechen.
Bernd deutete jetzt auf seinen Bildschirm. „Nehmt euch einmal bitte das Foto ZG22 vor. Das ist ein recht aktuelles Bild dieses Günther Heyer. Samstag ist der Mann zu einer Geburtstagsfeier in einer Odenkirchener Kneipe eingeladen. Ein Bekannter von ihm wird sechzig. Wir haben es so arrangiert, dass Heyer dort eine junge Dame kennenlernt. Diese Dame wohnt - angeblich, so soll sie es darstellen - ganz in der Nähe der Kneipe in den Hochhäusern und wird Heyer noch zu sich einladen. Im Aufzug schalten dann Jonathan und Christine diesen Heyer aus und schaffen ihn zum Wagen. Währenddessen verursacht Monika mit einem gestohlenen Wagen einen leichten Unfall und verschwindet dann mit einem Krankenwagen und viel Tamtam. Kurze Zeit später taucht an der Unfallstelle die Polizei auf. Unsere Bekannte, die zuvor Heyer ins Hochhaus gelockt hatte, wird jetzt die Unfallmeldung zu Protokoll geben. Ebenso, dass der Krankenwagen mit dem Verletzten schon fort ist. Das ist ein enger Zeitplan, dürfte aber problemlos klappen. Dank Eberson wird die Polizei nicht nach dem Verletzten, respektive dem Toten suchen. Die Presse erfährt ziemlich rasch von einem Unfalltod des Günther H. Damit wäre die Grundlage für den Kontakt zu Heyers Verbindungsmann geschaffen. Sam wird Heyer anschließend hier zum Sportstudio fahren, während ihr beide unauffällig verschwindet. Wir treffen uns am Sonntag in meinem Büro. Nähere Einzelheiten zu dieser Aktion besprecht ihr aber bitte mit Sam.“
„Wie ausschalten?“ Die Frage konnte ich mir nicht verkneifen. „Ein über die Rübe oder so?“ Grinsend sah ich mich in der Runde um, aber niemand lachte.
„Nein, Jonathan. Vielleicht einfach ein wenig mit Chloroform betäuben. Der Mann muss nicht unbedingt zu Schaden kommen. Außerdem sollte Heyer dann so alkoholisiert sein, dass ihr kaum Schwierigkeiten mit ihm haben dürftet.“
Ich nickte. „Okay.“
Bernd schaute in die Runde. „Wenn also niemand mehr eine Frage stellen möchte ... Die Details klärt ihr auch besser mit Sam. Ich werde Eberson regelmäßig berichten müssen, wie es mit unserer Aktion läuft. Also, vermasselt es nicht! Verstanden, Jonathan?“
Warum erwähnte Bernd eigentlich noch einmal extra meinen Namen? Na bestimmt, da ich die Hauptperson in dieser Geschichte war.
IV.
Wild durcheinander quatschend verließen wir den Konferenzraum. Bernd instruierte Sam noch, auch ja die defekten Jalousien, sowie den Beamer reparieren zu lassen. Schließlich benötigten wir die Geräte.
Dann endlich saß ich wieder in meinem Büro. Under - Cover! Der erste Auftrag vom Oberstaatsanwalt. Und ich war derjenige, der in diese gefährliche Bande eingeschleust werden sollte. Ein Hochgefühl bemächtigte sich meiner. Jonathan Lärpers, Undercover - Agent. Jetzt wurde es aber wirklich Zeit, meinen unscheinbaren 36er Revolver gegen eine andere Waffe einzutauschen. Ich überlegte, was besser zu mir passen würde: ein Revolver oder eine Pistole? Ein Maschinengewehr wäre auch nicht schlecht, allerdings doch ein wenig unhandlich und unter der …
„Jonathan? Träumst du schon wieder?“
Birgit stand wieder einmal ohne anzuklopfen in der Türe.
„Du sollst doch anklopfen! Wie oft habe ich dir das schon gesagt?“ Immer diese Rumschleicherei. Außerdem: was wollte sie schon wieder von mir?
„Johni, die Tür stand doch offen. Und du hast so selig gegrinst in deinem Traum. Sollte ich da einfach so stören?“
Ich knurrte. Diese Frau ließ mich um Jahre altern. „Also, nenne mich bitte nicht ‚Johni‘. Jonathan oder besser ‚Jon‘, aber nicht Johni. Außerdem habe ich nicht geschlafen, sondern mir Gedanken über meinen bevorstehenden Einsatz gemacht.“
Jetzt schien ich Birgit verblüfft zu haben. Fragend sah sie mich an. „Woher weißt du von deinem neuen Auftrag? Ich habe die Unterlagen doch gerade erst hier.“ Sie schwenkte einen dünnen Hefter in der Luft herum. „Außer Bernd kennt doch niemand den Auftrag!“
Ich lächelte. Wusste die Kleine nicht, dass Bernd uns gerade eben erst instruiert hatte? Vielleicht wurde es doch allmählich Zeit für eine andere Sekretärin.
„Birgit“, begann ich rücksichtsvoll. „Bernd hat uns doch gerade über den Auftrag informiert. Das solltest du aber wissen. Du hast uns doch selbst die Schreibblöcke in den Konferenzraum gelegt ...“
Ich verschränkte die Hände hinter meinem Kopf und wippte mit dem Sessel ein wenig zurück. So war es recht! Das Personal zurechtweisen, aber dabei rücksichtsvoll und schonend bleiben.
Birgit lachte. „Johni, den Auftrag vom Oberstaatsanwalt meine ich jetzt nicht. Nein, die Rede ist von deinem neuen Auftrag.“
Ich wurde misstrauisch. Ein neuer Auftrag? So etwas konnte ich jetzt kaum gebrauchen, da wir ja am Samstag schon diesen Heyer aus dem Verkehr ziehen wollten. Und heute war schließlich Montag! Da bräuchte ich doch noch einige Tage der Vorbereitung. Das musste ich Birgit jetzt natürlich auch klarmachen. Schonungslos.
„Also, mein liebes Kind. Wie dir dann doch bekannt sein dürfte, stecke ich mitten in einem wichtigen Auftrag. Da habe ich keine Zeit für andere Dinge.“ Grinsend wippte ich ein wenig mit meinem Stuhl hin und her. So einfach ließ ich mich nun nicht vereinnahmen!
„Nun, das sehe ich aber anders.“ Birgit lachte jetzt nicht mehr. „Dieser Auftrag hier wird dich bis maximal Donnerstag beschäftigen. Ich sage sogar bis Mittwoch, wenn du nicht gänzlich unfähig für diesen Job bist, aber B...“
Abrupt unterbrach ich meine Wippbewegungen. „Du kannst das beurteilen? Ja? Nun, warum übernimmst du die Aufgabe dann nicht? Ich jedenfalls bin beschäftigt.“
Birgit schaute mich lächelnd an. So liebenswürdig war sie eigentlich nur, wenn es galt eine weitere Gemeinheit zu verkünden. „Johni! Es wäre nett, wenn du mich ausreden lassen würdest. Das war nämlich zunächst auch meine Idee.“ - „Was?“ - „Na, einen Auftrag selbst zu übernehmen. Sag einmal, hörst du mir eigentlich zu?“
Aber die Frage schien nur rhetorischer Natur zu sein, denn sie sprach gleich weiter: „Also, noch einmal von vorne: Ich habe mit Bernd darüber gesprochen, ob ich das nicht übernehmen sollte. Aber Bernd meinte nur, dass das der richtige Auftrag für dich wäre. Du könntest mit so einer Kleinigkeit ja bis spätestens Donnerstag fertig sein.“
„Und was ist mit Chrissi? Kann die das nicht übernehmen?“ - „Aus dem gleichen Grund, warum auch ich nicht in Frage komme - Chrissi und ich sind Frauen. Und dies hier ist eher eine Männeraufgabe.“
Jetzt noch einen Auftrag übernehmen! Aber wenn Bernd das so entschied. Außerdem