Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr
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Gerade als ich das Licht im Raum anschalten wollte, hörte ich vor der Türe Stimmen. Aha, Bernd und die anderen kamen. Nun, dann konnte es ja bald losgehen. Schnell nahm ich Platz und genehmigte mir auch noch einen Schluck Orangensaft. Ob Birgit uns doch noch mit Kaffee und Brötchen versorgen würde?
„Morgen Jonathan.“ Nach und nach trudelten alle ein. Erst Sam, dann Christine, danach Monika und zum Schluss Bernd. Wir begrüßten uns herzlich.
„Warum ist es denn so dunkel hier drin?“, Bernd schaute sich im Raum um. „Ich werde zwar nachher ein paar Dinge an der Leinwand erklären, aber zunächst brauchen wir Licht.“ Mit diesen Worten drückte er den Schalter, um die Jalousien nach oben zu bewegen.
Dass sich nichts tat, hätte ich ihm auch gleich sagen können, schließlich war ja alles von mir getestet worden.
„Scheint ein Defekt zu sein“, bemerkte Bernd auch nur lakonisch und schaute mich dabei merkwürdig an. „Chrissi, würdest du bitte das Licht einschalten?“
Christine betätigte den Lichtschalter, jedoch blieb es dunkel. ‚Na, das hättest du zuvor ja auch noch testen müssen‘, schoss es mir durch den Kopf. Offensichtlich war hier einiges defekt. Chrissi schüttelte den Kopf: „Vielleicht die Sicherung. Ich gehe kurz einmal nachschauen.“ Und schon war sie verschwunden. Kurze Zeit später flammte die Deckenbeleuchtung auf.
Komischerweise brannte aber die Kontrollleuchte vom Beamer nicht mehr. Das Kabel steckte doch noch in der Steckdose!?
„Also, noch einmal guten Morgen zusammen.“ Wir murmelten unser ‚guten Morgen‘ zurück.
„Wie ihr mittlerweile erfahren haben dürftet, treffen wir uns hier, da uns der Oberstaatsanwalt kontaktiert hat. Es geht um einen Auftrag. Wie ihr alle wisst, ist es der erste Auftrag, den uns Eberson erteilt und ich habe bei dieser Angelegenheit keine Bedenken. Zumindest keine moralischer Art ... Aber dazu gleich mehr. Zunächst einmal: hat jemand eine Frage vorab? Gibt es etwas, das wir - bevor wir jetzt zum Thema kommen - noch klären sollten?“
Ich meldete mich. Das war jetzt die Gelegenheit. „Ja, ich habe eine Frage.“ - „Gut, Jonathan, dann schieß‘ los!“ - „Wird uns Birgit noch mit Kaffee und Brötchen versorgen?“
Chrissi kicherte, das konnte ich genau sehen.
„Nein, ich befürchte nicht, Jonathan. Du wirst dich mit dem begnügen müssen, was hier auf dem Tisch steht.“ Und mit einem Blick auf mein Glas meinte er: „Wie ich sehe, hast du dich ja schon bedient ...“
Also keine Brötchen. Wie schön war doch die Zeit drüben im Sportstudio gewesen, als Jennifer uns mit Kaffee und Brötchen versorgt hatte. Ob wir Birgit nicht einfach kündigen sollten und vielleicht eine zweite Jennifer einstellen? Oder noch besser: Jennifer und Birgit tauschen. Dann kö...
Bernds Stimme riss mich aus meinen Gedanken: „Noch irgendwelche Fragen? Jonathan? Gut, dann kann ich ja zum Thema kommen: Gestern kontaktierte mich Oberstaatsanwalt Eberson wegen eines Auftrages. Wie ihr ja wisst, kamen wir überein für ihn Aufträge zu übernehmen, die Polizei und Staatsgewalt so nicht oder nicht so effektiv lösen können. Um uns das noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Wir prüfen, ob die Aufträge moralisch vertretbar und von uns durchführbar sind. Erst dann übernehmen wir solch einen Auftrag. In Fällen allerdings, wo Eindeutigkeit herrscht und keine Zweifel bestehen, da erübrigt sich natürlich diese ‚Moralprüfung‘. Bei diesem Auftrag hier konnte ich dem Oberstaatsanwalt guten Gewissens zusagen.“
Bernd unterbrach sich kurz und deutete auf seinen Laptop, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Sam, würdest du den Rechner bitte am Beamer anschließen? Ich habe da einige Bilder, die ich euch zeigen möchte.“
Sam nickte. Schon verband der drahtige Asiate Laptop und Beamer. Dann drückte er einige Knöpfe, während Bernd die Leinwand aus der Decke herunterfuhr. Verflixt, die hatte ich ja auch nicht überprüft. Aber zum Glück gab es keine Probleme.
Dafür drückte Sam jetzt unentwegt auf dem Beamer herum. „Da stimmt etwas nicht“, meinte er nur und war schon unter dem Tisch verschwunden. „Nein, der Stecker ist auch ordentlich in der Steckdose.“ Erneut prüfte er den Beamer. „Der scheint defekt zu sein“, erklärte Sam dann lakonisch.
„Gut.“ Bernd schaute wieder irritiert auf mich, dann fuhr er die Leinwand wieder hoch. „Chrissi, schnapp‘ dir den Laptop und lass‘ von Birgit jeweils vier Kopien der Fotos und Unterlagen machen. Du findest sie in dem Ordner ‚Eberson-null-eins‘.“
Schon war Christine mit dem Rechner verschwunden. Neugierig beugte Bernd sich jetzt über den Beamer. „Was hat er denn? Gestern lief das Gerät doch noch.“ Sam schüttelte nur den Kopf: „Keine Ahnung. Der Stecker steckt, ich habe sogar eine andere Steckdose probiert. Spannung ist da. Sieht so aus, als wenn ein Kurzschluss den Beamer zerstört hätte ...“
Endlich kam Christine mit den Ausdrucken zurück. Sofort verteilte sie die Unterlagen an uns.
„Gut, dann kann es ja jetzt weitergehen.
Eberson ist an uns herangetreten, da für die Polizei leider ein Punkt erreicht wurde, an dem die Ermittlungen stagnieren. Es geht um organisiertes Verbrechen, wobei wir hier von einer rumänischen Bande sprechen, die in ganz Deutschland Einbrüche, Überfälle und Diebstähle begeht.
Ein Großteil der Bandenmitglieder ist der Polizei bekannt und vor etwa einem halben Jahr wurden auch viele festgenommen. Es hat aber nicht einmal einen Monat gedauert, da waren die fehlenden Leute ersetzt und das Ganze ging wieder von vorne los. Vielleicht sogar noch ärger als zuvor.
Eberson hat uns sämtliche Informationen der Polizei zukommen lassen, ihr habt jetzt einen kleinen Teil - den wichtigsten - vor euch liegen.“
Mit einem Blick auf den Projektor ergänzte er: „Da der Beamer ja nicht funktioniert ...“
Wir blätterten die Unterlagen durch.
„Was ihr da seht, sind die uns bekannten Köpfe der Bande - Jonathan, du solltest dir die Fotos anschauen, nicht die Tabellen - und einige Gangster der unteren Ränge.
Für die Polizei wäre es jetzt kein Problem, diese Leute festzunehmen. Dann stände die Staatsanwaltschaft aber wieder da, wo sie vor einem halben Jahr schon gestanden hat und die ganze Sache ginge wieder von vorne los. Nein, Eberson will die Hintermänner. Und die sind nicht bekannt. Deswegen kommen wir ins Spiel. Nehmt euch doch bitte einmal die Seite mit den Tabellen vor. Da seht ihr die gravierendsten Einbrüche und Überfälle der letzten Monate. Die Liste ist normalerweise länger, aber... na ja der Beamer ...
Das Diebesgut, beziehungsweise die Beute aus den Überfällen, werden von Kurierfahrern mit Transportern nach Polen und Rumänien gebracht. Und da setzen wir an. Details bekommt ihr später noch. Nur so viel: Wir schleusen jemanden von uns als Kurierfahrer in die Bande ein. Dieser Jemand muss das Vertrauen der ‚Bosse‘ gewinnen, denn darüber erhoffen wir uns, an die Hintermänner heranzukommen. Aber Vorsicht! Die Männer sind nicht ungefährlich. Bei der Festnahme vor einem halben Jahr ist ein Polizist erschossen worden und fünf andere wurden leicht und schwer verletzt.
Deswegen bilden wir zwei Teams. Das eine Team ist dazu da, dem Anderen Rückendeckung zu geben. Ein