Adda Fried. Angelika Nickel
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Braun krauste die Nase. »Eigentlich war das nicht mein Fall, von daher habe ich nur das, was sich in meiner Erinnerung aus einem Gespräch mit meinem Kollegen Krämer, niedergelassen hat. Doch wenn mich nicht alles täuscht, hat der Krämer etwas erwähnt, das darauf schließen ließ, dass die Vermisste, als was die Hilde Hahnbügel bisher bei uns geführt worden ist, nicht das erste Opfer war. Krämer hat von Anfang an einen Zusammenhang zu einem anderen Mordopfer gehabt. Zumindest glaube ich, dass es so gewesen war. Doch es ist auch kein Problem, ich kann den Alfred anrufen, wenn wir’s gleich hier und jetzt, genau wissen müssen.«
»Was passiert eigentlich mit der Leiche von Frau Hahnbügel?«, erkundigte Adda sich, ohne auf Edgar Braun einzugehen.
»Was mit der wird?« Die Frage zwängte sogar in das ausgelaugte Gesicht des Gerichtsmediziners, ein zaghaftes Lächeln. »Die geht natürlich mit euch zurück nach Deutschland.«
»Wie bitte?« Adda kreischte fast. Sie sah die Leiche schon in Edgar Brauns Auto auf der Rückbank liegen. Nein danke, mit ’ner Leiche auf der Sitzbank wollte sie auf gar keinen Fall zurückfahren. »Kommissar Braun, komm mir bloß nicht auf die Idee, die Tote in deinem Wagen nach Deutschland zurückzubringen.«
Braun prustete drauflos. »Entschuldigung, aber ich konnte einfach nicht mehr an mich halten«, lachte er und schaute Adda belustigt an. »Liebe Adda, ich mag ein dickes Fell haben, aber ganz ehrlich, auch ich wollte keine Tote in meinem Auto spazieren fahren.«
»Da bin ich aber beruhigt.« Sie ließ ihrer Erleichterung freien Lauf.
»Soll ich bei eurer Dienststelle anrufen, oder macht ihr das selbst?«, wollte Kolasa wissen.
»Anrufen, in Deutschland? Wozu?« Adda schaute den Major fragend an.
»Ich rufe den Krämer an. Der soll alles in die Wege leiten, um dass auf dem schnellsten Weg ein Leichentransportfahrzeug nach hierher losgeschickt wird, das unsere Tote, zurück nach Deutschland überführt.« Braun zog sein Handy aus der Hosentasche. Doch auch er bekam in der Leichenhalle keinen Empfang. Er verabschiedete sich von Karel Bobrowski und verließ die Leichenhalle, in die gerade wieder drei weitere Leichensäcke hineingetragen wurden.
Kurz danach kamen auch Kolasa und Adda aus der Halle heraus; Braun hatte im selben Augenblick sein Telefonat beendet. Er wandte sich an die beiden: »Krämer nimmt die Sache in die Hand. In ungefähr drei Tagen, schätzt er, müsste der Überführungstrupp hier sein.«
»Bis dahin könnt ihr gerne noch weiterhin meine Gäste sein«, bot Kolasa sofort an.
»Wozu das? Wieso müssen wir in diesem Land warten, um dass die Frau abgeholt wird?« Adda war schon wieder kurz davor, ihr Schmollgesicht aufzusetzen.
»Weil einer von euch deutschen Kommissaren dabei sein muss. Die Tote muss einem von euch offiziell übergeben werden. Auch das Protokoll dazu, darf dabei nicht vergessen werden«, klärte der Major Adda Fried auf.
»Ach du meine Güte, da krieg’ste doch die Motten«, regte Adda sich auf. »Papierkram, Protokolle und all so ’n Zeugs, damit hab ich wahrlich nichts am Hut.« Sie schwenkte den Blick zu Braun hin. »Das überlasse ich ganz dir, Edgar.«
»Zu gütig, beste Adda.«
Kolasa grinste. »Ihr zwei habt ‘ne bestimmte Art der Arbeitsaufteilung, wie mir scheint.«
Sie bestiegen wieder den rostigen Fiat Kolasas und fuhren zurück auf dessen Anwesen.
14 – Wein und Amore
… Hilde färbte ihr Haar nach Anweisung. Mit einer Haube über dem nassen Haar ging sie ins Wohnzimmer zurück.
Ihre Mutter war heute nicht da. Zusammen mit einer alten Schulfreundin war sie für einige Tage aufs Land gefahren. Seit Tagen hatte sie keine neuerlichen Schübe noch ließ sie die MS allzu sehr leiden. Von daher hatte sie kurzerhand dem Angebot der Schulfreundin zugestimmt und Hilde alleine zurück gelassen.
Hilde war das nur recht. Seit ein paar Wochen hatte sie sich mit Orlando geschrieben, und gestern endlich, ihn auch persönlich kennen gelernt. Für morgen Abend hatten sie sich erneut verabredet.
Als sie nach der ersten Verabredung wieder zuhause gewesen war, hatte sie an sich herunter geschaut und festgestellt, dass sie einiges an sich tun musste, um mit dem guten Aussehen des Mannes auch mithalten zu können.
Mit ihrer Haarfarbe wollte sie angefangen haben, hatte Hilde sich zum Vorsatz gesetzt.
Ihr Blond war mit den Jahren ausgeblichen und weiße Strähnen hatten sich dazwischen gestohlen. Damit sollte es allerdings ab sofort vorbei sein, hatte die Frau sich vorgenommen, und sich am nächsten Tag eine Blondierungscreme gekauft, die sie soeben aufgetragen hatte, und die nur noch ihrer Einwirkzeit bedurfte, um ihr Haar wieder golden glänzen zu lassen.
Das Blondierungsmittel kribbelte auf ihrer Kopfhaut, doch das machte der Frau nichts aus. Sie fühlte, wie sie sich veränderte. Äußerlich, als auch innerlich. Noch niemals in ihrem Leben hatte sie die Chance gehabt, sich begehrenswert vorgekommen zu sein. Zu früh hatte sie ihr eigenes Leben für das ihrer Mutter aufgegeben. Doch das sollte anders werden!
Hilde liebte ihre Mutter von ganzem Herzen, und dennoch war der Zeitpunkt gekommen, sich endlich von ihr abzunabeln. Es konnte nicht länger angehen, dass, wenn sie Urlaub machten, sie mit ihrer Mutter zusammen, sich auch noch das Bett teilte noch, dass ihre Mutter weiterhin dermaßen über ihr Leben verfügte, wie sie es all die Jahre mit einer Selbstverständlichkeit getan hatte, die Hilde niemals hätte zulassen dürfen. Auch Hilde hatte ein Recht auf ihr eigenes Leben. Und Orlando war der Mann, der ihr den Ausstieg aus ihrem alten ermöglichte, das wusste, fühlte sie, tief in sich drinnen.
Ein scheues, aber glückliches Lächeln zog über ihr Gesicht und blieb darin haften.
Nur eins bereitete ihr noch Probleme: Bisher wusste sie noch nicht, wie sie ihrer Mutter beibringen sollte, dass sie nicht mehr jeden Tag für sie da sein würde, sondern, dass sie einen Mann kennen und lieben gelernt hatte, für den sie ihr altes Leben aufgeben und ein neues beginnen, wollte.
»Beim Essen«, überlegte sie, »werde ich Mutti es wissen lassen«, nahm sie sich vor.
Während sie sich die Blondierungscreme aus den Haaren wusch, dachte sie darüber nach, welche caritative Organisation sie damit betrauen sollte, sich um ihre Mutter zu kümmern, an den Tagen, an welchen sie auf Hilfe von Dritten angewiesen sein würde.
Zufrieden mit sich und ihren Überlegungen für die Zukunft, rubbelte sie ihre Haare trocken, und sah dabei einer glücklichen Zukunft entgegen - glaubte sie, naiv, wie sie war!
Wie sehr sie sich jedoch irren sollte, wie wenig Schönes die Zukunft für sie bereithielt, konnte die einsame Frau zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
Woher hätte sie auch wissen sollen, dass der charmante Orlando Ramirez ein gesuchter Frauenmörder war …
Orlando Ramirez, mit Wein und vorgegaukelter Amore hatte er der Frau den Kopf verdreht. Ihr Liebesgeflüster in die Ohren gesäuselt, das sie blind jedes seiner Worte glauben ließ.
…