Adda Fried. Angelika Nickel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Adda Fried - Angelika Nickel страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Adda Fried - Angelika Nickel

Скачать книгу

ihre Reisetasche aus der Hand.

      »Danke.« In Edgars Richtung zischte sie: »Der Major ist noch ein Kavalier der alten Schule. An dem könntest du dir ruhig ein Beispiel nehmen.«

      »Ich? Was hab ich denn damit zu tun?«

      »Das weißt du sehr genau. Wer hat mich denn meine Reisetasche von meiner Wohnung bis zu seinem Wagen schleppen lassen?«, kam es vorwurfsvoll zurück.

      »Liebe Adda, jetzt mach aber mal ’nen Punkt! Von Schleppen kann gar keine Rede gewesen sein. Wir reden immerhin von einer leichten Reisetasche.«

      »Die hat auch ihr Gewicht«, widersprach sie auf der Stelle.

      »Außerdem waren es von dir bis zu meinem Auto nur ein paar Schritte.«

      »Und wenn schon! Die paar Schritte hättest du mir trotzdem meine Tasche tragen können. Das gehört sich nämlich, für einen Kavalier.«

      »Ich und ein Kavalier, und deiner noch dazu …« Missmutig lag sein Blick auf sie gerichtet. »Jetzt halt aber einmal die Luft an. Du tust gerade so, als wenn ich dir den Hof machen würde«, ereiferte er sich.

      »Das habe ich mit keinem Wort gesagt.« Beleidigt zog sie die Unterlippe nach unten und verschränkte die Arme vor der Brust.

      Um dem Thema endlich ein Ende zu setzen, gab er sich geschlagen. »Wenn es dich beruhigt: Beim nächsten Mal werde ich darauf achten, dir auch ja deine Tasche zu tragen. Zufrieden?«

      »Vergiss es bloß nicht!« Sie hörte mit dem Gemecker auf, und folgte Kolasa ins Haus.

      Das Haus des Majors war ein Anwesen von gewaltiger Größe. Auf der Koppel tobten sich bereits die Pferde aus, obwohl der Morgen noch zwei Stunden auf sich warten ließ.

      Im Haus strichen zwei Katzen um Addas Beine, kaum, dass sie den ersten Schritt über die Schwelle gemacht hatte.

      »Max und Moritz«, stellte der Major die beiden Katzen seinen Gästen vor. »Die müssen jeden begrüßen, das ist immer so. Aber daran gewöhnen Sie sich schon noch.«

      »Glaube nicht, dass wir so lange Ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen müssen«, stellte Adda richtig. »Wir sind nur gekommen, um uns Ihre Leiche anzusehen.«

      »Warten Sie’s erst einmal ab, wie lange Zeit das in Anspruch nehmen wird; danach sehen wir weiter.« Der Major zeigte ihr ihr Zimmer und stellte die Reisetasche neben dem Bett ab.

      Brauns Zimmer befand sich dem ihren gegenüber.

      »Wenn Sie Ihre Sachen ausgepackt haben …«, rief Kolasa aus der Diele. »Ich habe uns eine Kleinigkeit zu Essen gerichtet. Es gibt auch einen guten Wodka dazu.«

      Wodka und das, wenn schon fast der Morgen graut, der hat sie doch nicht alle! »Und meine Reisetasche packe ich auch nicht aus. So lange, wie der meint, will ich gar nicht bleiben«, meckerte die Hobby-Detektivin vor sich hin.

      Es klopfte an den Türrahmen. »Fertig? Alles ausgepackt?« Braun stand am Türrahmen gelehnt und schaute Adda verwundert an, die noch immer vor ihrer offenen, jedoch nicht ausgepackten Reisetasche stand.

      »Ich packe gar nichts aus. Bin doch nicht plemplem! Wie lange, meint dieser Major eigentlich, dass wir bleiben? Der nimmt anscheinend an, dass wir auch noch in Polen Urlaub machen wollen.« Ihre Augen funkelten, dermaßen empörte sie diese Vorstellung. Als wenn sie Zeit hätte, Urlaub zu machen! Unvorstellbar war dieser Gedanke für sie. Mein Imbiss, der ginge mir dann womöglich noch den Bach runter. »Ich weiß nicht, auf was für Ideen diese polnischen Kommissare kommen. Aber der da unten, der scheint von einer ganz speziellen Sorte zu sein«, schimpfte sie weiter. »Dabei ist unser Besuch hier, nichts weiter, als eine Stippvisite, und das auch nur, weil’s in diesem Land ‘ne deutsche Tote hat.«

      »Warum regst du dich eigentlich derartig auf? Wir sind doch gerade erst angekommen.« Der Kommissar schaute Adda verwundert bei ihrem Wutausbruch zu. Die Schuhe, die sie sich von den Füßen gestreift und wütend durch durchs Zimmer gekickt hatte, war sie gerade wieder dabei, zusammenzusuchen.

      »Ach, rutsch mir doch den Buckel runter«, brummte sie, während sie wieder in ihre Schuhe schlüpfte, und an ihm vorbei, aus dem Zimmer hinaus rauschte.

      »Das kann ja heiter weiter.« Braun folgte ihr, wobei er unentwegt mit dem Kopf schüttelte.

      8 – Wodka zum Kaffee

      Nach dem Essen lehnte sich Edgar Braun entspannt zurück, während Adda ihren Blick neugierig durch die geräumige Küche flitzen ließ.

      »Wie wär’s, mag einer von euch ‘nen Wodka zum Verdauen?« Kolasa hielt Braun die eiskalte Wodka-Flasche hin, während er mit der anderen Hand die Gläser in Richtung Adda schwenkte.

      Sie jedoch lehnte ab. »Nein, danke. Mit einem kalten Bier, Herr Major, könnten Sie mir allerdings eine Freude machen.«

      Der polnische Kommissar lachte breit. »Wenn Sie Bier wollen, Frau deutsche Kommissarin, müssten wir in mein Büro fahren, da habe ich nämlich stets einen Kasten neben dem Schreibtisch stehen.«

      Die Möchtegern-Detektivin schlenkerte verwundert ihren Blick an ihm entlang, und überlegte, ob der Mann sie womöglich verulken wollte. Doch kein Muskel regte seine Miene.

      »Hast du das gehört, Edgar? Beim Major gibt’s Bier bei der Arbeit. Bei dir auch? Hast mir noch nie eins angeboten!«, beschwerte sie sich auch prompt. Ein Bierchen nach einem anstrengenden Arbeitstag wäre so manches Mal, nicht zu verachten gewesen!

      »Adda, sei so gut! In meiner Dienststelle wäre der Teufel los, wenn ich etwas Derartiges in meinem Büro aufbewahren und womöglich auch noch anbieten würde.« Nun fühlte auch Braun sich der Situation ausgesetzt, mit zweifelndem Blick zu Kolasa hinzuschauen und zu versuchen, herauszufinden, ob der Mann es tatsächlich ernst meinte. Doch auch er sah sich nicht in der Lage, Kolasas steinerne Miene zu deuten. Er spuckte den Zahnstocher in den Aschenbecher, zog einen neuen aus der Packung und schob ihn sich zwischen die Zähne. »Doch wie heißt es so schön«, sagte er, als er bemerkte, dass Adda wieder dabei war, eine beleidigte Miene aufsetzen zu wollen, »andere Länder, andere Sitten.«

      »Also kein Bier.« Die ältere Dame klang enttäuscht. Immerhin, ein gut gekühltes Bier, nach Kolasas scharfem Essen, wäre im Augenblick genau das Richtige gewesen.

      »Nein, bedauere.« Der Major stellte den Wodka vor Braun auf dem Tisch ab. »Bedienen Sie sich, Herr Kommissar.« Als er Edgar Brauns überraschten Gesichtsausdruck bemerkte, stellte er sachlich fest: »Bei uns nehmen wir das nicht so streng. Wenn wir Gäste haben, sind diese auch herzlich dazu eingeladen, sich selbst zu bedienen. Völlig zwanglos.«

      Dankend nahm Braun das Angebot an; schenkte sich ein und kippte das Glas in einem Zug hinunter.

      »Ein Schluckspecht bist du auch noch!«, ereiferte Adda sich. »Noch nicht lange in diesem Land, und du präsentierst dich gleich von einer Seite, die ich dir niemals zugetraut hätte.« Sie schielte von unten herauf, zu ihm hin. »Hauptsache du hast deinen Schnaps und ich kein Bier. Wahre Gerechtigkeit, nenne ich das«, konnte sie ihren Sarkasmus, sich nicht verkneifen, von sich zu geben.

      »Aber, aber. Das ist doch alles kein Grund zum Ärgern. Wenn Sie möchten, Frau deutsche Kommissarin, ich habe auch Krimsekt. Ich schenke

Скачать книгу