Plötzlich auf Föhr. Rainer Ballnus

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Plötzlich auf Föhr - Rainer Ballnus страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Plötzlich auf Föhr - Rainer Ballnus

Скачать книгу

in der Woche Lotto zu spielen.

      Irgendwann musste es einfach klappen und dann, dann zeige ich es allen - ich der 'Große-Hans-im-Glück'.

      „Ne, Paul, ich habe heute keine Lust und auch gar keine Zeit. Du weißt doch, es ist Freitag, da brauche ich meine Lottozah­len. Du solltest es auch einmal versuchen, an­statt dir den Wanst mit Brötchen vollzuschlagen. Mach's gut“, hatte er ihm kopfschüttelnd geantwortet.

      „Du mit deinen albernen Zahlen. Wie viel Bier du dir dafür schon 'reinzie­hen' könn­test. Wir sehen uns sicherlich später an der Promenade, wenn du deine dämlichen Lottozah­len gefunden hast“, hatte Paul ihm spöttisch hinterher gerufen. Und obwohl die Situation mehr als ernst war, musste Hans jetzt schmunzeln. Ja, so war es wirk­lich. Je­den Freitag zog er morgens an den Strand und 'such­te' sich seine Lottozahlen. Entweder zählte er alle Schiffe auf dem Meer, die er auf den er­sten Blick ausmachen konnte, oder aber eine Hausnum­mer musste dafür herhalten. Manch­mal zählte er auch die Spa­ziergänger, die er zu Gesicht bekam. Und so war er auch heute Morgen losmarschiert.

      „Du 'Klugscheißer', pass' mal auf. Heute lande ich bestimmt den Volltreffer!“, hatte er bereits im Gehen und mit drohendem Arm dem in der Bauwagentür stehenden Paul zugerufen und der hatte noch gekontert: „Pass' nur auf, dass dich heute nicht die ‚Bullen’ kassieren!“

      Und nun? Nun war er zwar nicht von den Bullen geschnappt worden, dafür aber Zeuge eines Banküberfalls! So etwas hatte er noch nie erlebt! Unglaublich!

      „Oh, das tut mir leid.“ Die Rentnerin holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Ihr war jetzt wohl selbst bewusst geworden, was sie angerich­tet hatte, denn sie hielt erschrocken die Hand vor den offenen Mund.

      Der Räuber dreht sich gerade wieder zum Filialleiter um, da hörten sie es alle: das laute Martinshorn. Über die Gesichter der Kunden huschte Erleichterung, doch dem Filialleiter blieb fast das Herz stehen.

      Auch der Gangster erkannte natürlich die für ihn brenzlige Situation sofort, langte mit der linken Hand durch die vordere Öffnung der gläsernen Kassenbox, bedrohte die Kunden mit der Waffe und schrie:

      „Los! Her mit dem Geld!“

      Matthießen zögerte für einige Sekunden, doch dann gab er nach.

      Der Mann riss ihm die Tüte aus der Hand, dann raste er zur Tür und stieß sie auf.

      Draußen quietschten Brem­sen.

      Der Ganove stoppte abrupt, machte einen Schritt zurück in die Bank und schlug die Tür von innen zu. Der Filialleiter hatte für den kurzen Moment den Polizeibeam­ten Feller erkannt und verdrehte die Augen. Der Gangster brüllte:

      „Wo ist der Schlüssel für die Tür? Los! Schließen Sie schnell ab!“

      Und Matthießen hörte noch ein leises: „So ein gottverdammter Mist.“

      Der Filialleiter hatte sich wieder einigerma­ßen im Griff und reagierte ruhig.

      „Den hat die Kassiererin in der Ta­sche. Einen Augenblick, ich hole ihn sofort.“

      „Los! Mann! Beeilen Sie sich!“

      Für einen Augenblick stutzte Klaus Matthießen. Da schwang so etwas wie Angst mit in seiner Stimme. Doch egal, er musste jetzt gehorchen. Er warf noch einen Blick zu den Kunden. Die drei standen verschüchtert in der äußersten Ecke. Die beiden Männer stützten die Rentnerin, über deren Wangen ein paar Tränen liefen. Bei Elke Mommsen angelangt, bückte er sich und zog aus ihrer Rockta­sche den Schlüssel für die Eingangstür. Gerade wollte er wieder hochkommen, da bewegte sie sich. Sie riss ihre Augen weit auf und schrie hy­sterisch:

      „Ist er weg?“

      Matthießen bückte sich schnell, hielt den Zeigefinger vor sei­nen Mund und flüsterte ihr zu:

      „Nein, er ist noch da, aber beruhigen Sie sich, es wird alles gut werden.“

      „Was quatschen Sie denn da? Wo bleibt der Schlüssel?“

      Die Stimme des Räubers überschlug sich.

      Hoffentlich ging das gut, dachte er. Aber es ging nicht gut. Elke Mommsen sprang wie von der Tarantel gesto­chen auf, lief schreiend aus der Kassenbox, rannte auf den Räuber zu und warf sich vor ihm auf die Knie. Mit gefalteten Hän­den flehte sie:

      „Bitte, bitte, lassen Sie mich raus! Lassen Sie mich raus!“

      Dann sackte sie in sich zusammen und schluchzte laut.

      Der Verbrecher drehte sich halb um. Er machte einen kurzen Schritt zurück. Matthießen erkannte seine Unschlüssigkeit.

      „Schaffen Sie mir die Frau vom Hals!“

      Der Chef der Bank war zwischenzeit­lich aus der Kassenbox herausgetreten. In seiner Hand hielt er den Schlüssel. Der Räuber nahm ihn an sich, ging rückwärts zur Tür, schloss blitzschnell ab und drehte sich sofort wieder um.

      Matthießen hatte die Kassie­rerin unter beide Arme gefasst und wollte sie zurückziehen, doch sie schrie und zap­pelte.

      „Ich will hier raus! Ich will hier raus!“

      Von den Kunden hatte sich Karl Padow gelöst und war ein paar Schritte auf den Ganoven zugegangen.

      „Darf ich der Frau helfen?“ fragte er mit belegter Stimme.

      „Meinetwegen, aber stellen Sie sie ruhig, sonst passiert hier etwas!“

      Er wirkte einen Deut verbindlicher.

      Die beiden Männer trugen die Frau in das Büro des Lei­ters. Ihr lautes Schreien war zu einem lei­sen Gewimmer geworden.

      Der Geiselgangster drehte sich zu den beiden anderen Kunden um und zeigte mit der Pistole auf Hans.

      „He, Sie! Ziehen Sie die Gar­dinen zu, aber ein bisschen plötzlich!“

      Der Landstreicher beeilte sich, dem nachzukommen. Immerhin hatte er ihn gesiezt und nicht als Stinkbolzen tituliert. Doch er schimpfte mit sich selbst. Wäre er doch bloß nicht auf die blödsinnige Idee gekommen, diesen Dollarschein hier einzutauschen. Er hätte doch wie immer freitags seine Lottozahlen, die er auch heute mit einem festen Ritual zusammengetragen hatte, zur Lotto-Annahmestelle bringen sollen. Das war ja auch seine Absicht gewesen, bis, ja bis er ein Stück Papier auf den nassen Fußgängerweg fallen sah. Völlig durchnässt hatte er hochgeschaut und einige Meter vor ihm einen Mann ge­hen sehen, der den Mantel hinten hochge­schlagen und offensichtlich eine Geld­börse in die Ge­säßtasche gesteckt hatte. Hans war aber nicht zu faul gewesen, sich nach dem Papierfetzen zu bücken, schließlich konnte man ja nie wissen. Sehr bald war ihm bewusst geworden, einen Geldschein in der Hand zu halten, zwar einen komischen, wie er meinte, aber dann war ihm klar, was er gefunden hatte, eine Zehn-Dollar-Note. Der Mann vor ihm war längst nicht mehr zu sehen. Gerade hatte er den Schein zusammengeknüllt und ihn wegwerfen wollen, da war ihm die glorreiche Idee gekommen, dass man ihn durchaus zu Geld machen konnte. Zwar hatte er überhaupt keine Ahnung, wie viel der Schein wert war, aber ein paar Euro würden schon dabei herausspringen. Und jetzt? Diese Idee war die blödsinnigste in seinem Leben gewesen und überhaupt nicht glorreich, wie er es sofort zu spüren bekam.

      „Geht’s auch ein bisschen schneller?“,

Скачать книгу