Plötzlich auf Föhr. Rainer Ballnus

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Plötzlich auf Föhr - Rainer Ballnus

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Raum!“, schrie der Räuber weiter. Dabei zeigte er auf das Büro des Filiallei­ters.

      „Das haben Sie da draußen den Bullen zu verdanken. Alle bleiben jetzt hier. Wol­len doch mal sehen, wer hier am längeren He­bel sitzt!“

      Und zum Banker gewandt: „Schalten Sie sofort das Licht überall aus!“

      Dem war es gerade gelungen, Elke ein wenig zu beruhigen. Sie lag jetzt still auf der Couch. Aber er hatte Angst um sie, wusste er doch zu genau, wie krank sie war. Vorsichtig ließ er ihren Kopf auf die Couchlehne zurück gleiten, kam aus der Hocke hoch, ging langsam die paar Schritte aus seinem Büro in den Bankraum und steuerte die Lichtschalterreihe rechts neben der Eingangstür an.

      „Halt! Wohin, Mann?“ schnauzte ihn der Täter an.

      Er stand mitten in der Bank.

      „Die Schalter, sie sind neben der Tür“, erklärte Matthießen nüchtern.

      Der Räuber blieb misstrauisch, nickte aber.

      „So­fort wieder zurückkommen!“

      Der Banker nickte. Für ihn war es gar keine Frage, hier zu bleiben. Er fühlte sich wie ein Kapitän auf einem Schiff. Nur als Letzter würde er von Bord gehen. Nach dem Ausschalten der Leuchten wurde es richtig 'schummrig' in der Bank. Er warf einen kur­zen Blick durch die nicht ganz verdeckte Fensterscheibe nach draußen und sah, wie Feller über Funk mit jemandem sprach und entdeckte auch einen zweiten Streifenwagen mit dem Polizeichef von Wyk. Diese Trottel, dachte er bei sich.

      „Kommen Sie her, Mann!“ hörte er den Verbrecher hinter sich.

      „Hier hinein!“

      Er zeigte mit der Pistole in der Hand auf die Bürotür.

      In diesem Moment kam die Rentnerin auf­geregt aus dem Raum herausgestürzt und flehte den Räuber an:

      „Ich glaub', die Frau da drinnen stirbt, bitte, lassen Sie sie frei. Sie haben doch noch uns!“

      Dabei schaute sie den Geiselgangster mit ihren faltenreichen Augen an. Sie hatte keine Angst mehr. Ihr Mann machte ihr zwar auch Sorgen, doch im Augenblick ging es ihr wirklich nur um die Kassiererin.

      Ja, ihr Mann, was hatte sie sich vor diesem Morgen gefürchtet, nicht, weil ihr etwa in einer Vision dieser Überfall gezeigt worden war. Nein, ihre Aufgabe heute Morgen war eine andere. Sie hatte ihren Mann davon überzeugen müssen, dass er ihr mit einem neuen Kleidungsstück einen lang gehegten Wunsch erfüllen konnte. Und dabei war der Morgen gar nicht so günstig für sie gewesen. „Erna, kannst du mir noch ein wenig Kaf­fee nach­schenken?“, war der erste muffelnde Satz von Heinrich hinter seiner Zeitung gewesen. Und sie? Sie hatte auf der Zunge gehabt, dass er das doch selbst besorgen könne und dass sie schließlich nicht seine Dienerin sei, aber dann hatte sie sich noch rechtzeitig besonnen - und ihn bedient. Denn schließlich sollte er ja eine hübsche Stange Geld locker machen. Und so ein klein wenig hatte sie ein schlechtes Gewissen. 1500 Euro! Für eine Pelzmantel. Und Schuld hatte ihre Freundin, die vorgestern auf dem Festland gewe­sen war und nach ihrer Rückkehr begeistert von dem Kleidungsstück geschwärmt hatte, das man in Flensburg in der Holm­passage bewundern konnte. Ein Persianer, ganz solide, ohne viel Schnickschnack und ganz preiswert. Preiswert! Das war er nun wirklich nicht, jedenfalls nicht für sie als Rentnerehepaar. Deshalb war sie auch zögerlich, aber dann war die Verlockung, sich diesen Herzenswunsch zu erfüllen, doch zu groß gewesen. Aber die entscheidende Frage war gewesen, wie sie es ihrem Hein­rich beibringen sollte. Und dann war alles ganz einfach gewesen. Nach ihrem ersten stotternden und zaghaften Versuch, meinte er überfreundlich: „Aber natür­lich, Erna, wenn du meinst, dass du einen Pelzmantel haben musst, dann kaufen wir ihn dir eben.“ Alles hatte sie erwartet, nur das nicht. Was sie nicht gewusst hatte, war die Tatsache, dass er bei dem eindringlichen Überredungs­versuch der Freun­din beim Nachmittagskaffee un­frei­willig Zeuge geworden war. Durch die ange­lehnte Wohnzimmertür hatte er die heiße Debatte zwi­schen den beiden Frauen gehört und schon längst beschlossen, ihr dieses Geschenk zu machen. Und hinter der aufgeschlagenen Seite hatte sie auch nicht sein verschmitztes Lächeln gesehen. Sie jedenfalls hatte die Welt nicht mehr verstanden. Alle möglichen Einwände hatte sie erwar­tet, aber diese Antwort - nein, das be­griff sie ein­fach nicht – bis jetzt nicht. Doch sie war viel zu nervös gewesen, um der Sache auf den Grund zu gehen, wie es sonst ihre Art war. Heute hatte sie dranblei­ben müssen, denn schließlich brauchte sie ja Geld, viel Geld für ihre Verhältnisse. „Dann muss ich aber noch zur Bank, Heinrich. Wie viel soll ich denn abheben?“, hatte sie die Gunst der Stunde genutzt. „Aber Erna, das wirst du doch am besten wis­sen. Gib' nur Acht, dass du keinem Bankräuber in die Hände fällst!“, hatte er ihr lächelnd entgegnet und ihr dabei liebevoll über die Wange gestreichelt. Erna biss sich auf die Lippen, und Tränen traten in ihre Augen. Sie war davon überzeugt. Wenn ihr Heinrich auch nur im Ansatz so etwas geahnt hätte, dann wäre so ein Satz nie über seine Lippen gekommen.

      „Hier kommt niemand her­aus!“ zischte der Verbrecher warnend. „Die Bullen sollen ihr wahres Wunder erleben!“

      Mit dieser Drohung holte er die Rentnerin in die unbarmherzige Wirklichkeit zurück.

      Für einen Moment hatte der Mann vor ihr kurz gestutzt und für ein paar Sekunden schien es, als würde er nachgeben, doch dann straffte sich sein Kör­per und er scheuchte alle ins Büro zurück. Er trat in die Türfüllung und lehnte sich gegen die Türzarge.

      „Eine Geiselnahme in Wyk…

      … auf Föhr, Chef!“

      Hauptkommissar Martens von der Einsatzzentrale in Husum war aufgeregt in das Büro des Vorgesetzten gestürzt und hatte dabei sogar vergessen anzuklopfen.

      Der Erste Polizeihauptkommissar Koch saß hinter seinem Schreibtisch und hatte gerade die Zeitung zusam­mengefaltet. Er war gedanklich bereits im Wochenende. Missmutig schaute er auf die kleine Pendeluhr, die ihm seine Frau zum letzten Geburtstag geschenkt hatte: Es war zwölf Uhr vierzig.

      „Na, nun beruhigen Sie sich erst einmal, so schlimm wird es wohl nicht sein“, beschwichtigte er den her­eingeplatzten Mitarbeiter.

      Die Haltung des Hauptkommissars versteifte sich.

      „Die Mel­dung kam über Funk von Obermeister Feller. Ein Bankräuber soll in der Inselbank eine noch unbekannte Anzahl von Geiseln ge­nommen haben. Er und der Stationsleiter hät­ten die Bank umstellt. Eile sei geboten!“

      Den letzten Satz betonte er nach­drücklich, wusste er doch zu genau, dass Koch nicht sehr entscheidungsfreudig war.

      Dieser schüttelte den Kopf:

      „Wahr­scheinlich haben die sich wieder einmal wie die Tölpel benommen“, argwöhnte er und fluchte innerlich, dass seine bei­den Chefs­ Urlaub hatten.

      Er war doch nur der Vertreter des Vertreters.

      „Es geht nicht anders, Boss, Sie müssen ran. Soll ich die Spezialeinheiten alarmie­ren?“ drängte er.

      „Ja, denn hilft es wohl nichts“, seufzte Koch.

      „Benachrichti­gen Sie sofort die Spezialisten und sor­gen Sie für einen Transport per Hubschrau­ber. Sie fliegen auch rüber und nehmen sich Kräf­te mit für die Absperrung. Ich bleibe vor­erst hier und werde den Einsatz von hier aus koordinieren und - noch etwas“, er stockte kurz, „holen Sie den Oberkommissar

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