Irma. Michael Tycher

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Irma - Michael Tycher

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er sein begrenztes Kofferraumvolumen durch, es müsste reichen, notfalls kommt der Koffer auf den Beifahrersitz.

      Lars hält das Abholschild direkt vor den Rollstuhl. Die alte Dame nickt und bestätigt damit, dass sie es ist, die sein Fahrgast sein wird. Prompt steht sie auf und reicht Lars ihre Hand.

      „Herr Maibach? Schön, dass wir uns wieder-sehen. Warten sie einen Moment.“

      Sie dreht sich zu den Servicekräften um und steckt ihnen jeweils ein Geldstück zu.

      Mit Blick auf den Rollstuhl erklärt sie:

      „Den brauche ich jetzt nicht mehr, er war sehr bequem auf den Wegen in den großen und langen Hallen der Flughäfen und zur Not habe ich eine Gehhilfe im Gepäck. Können wir?“

      „Ja, sehr gerne, Frau Professor Doktor Mitteldorff“, Lars greift den Koffer.

      „Lassen sie den Quatsch!“

      Was, sie will ihr Gepäck selbst schleppen, das kann doch nicht sein.

      „Das mit den Titeln, darauf lege ich keinen Wert, sie sind wertlos, nur Dekoration für die Eitelkeit. Da habe ich es lieber amerikanisch. Nennen sie mich Irma, das ist mein Name, an den habe ich mich jetzt über neunzig Jahre gewöhnt.“

      Erleichtert greift Lars den Koffer, langsam schlendern sie beide zum Fahrzeug.

      „Ein schickes Auto haben die für mich ausgesucht, ich wollte es einfach nur bequem haben. Aber gleich so eine Karosse, wir werden es überleben.“

      Lars hält ihr die Fondtür auf und möchte den Koffer verstauen.

      „Darüber müssen wir uns auch verständigen. Lars, ich sitze nicht hinten, ich möchte vorne sitzen, weil ich etwas sehen möchte und außerdem sieht mir das da vorne auch bequemer aus. Schließlich werden wir wohl auch ein paar Worte wechseln und es macht sich schlecht, wenn sie sich andauernd umdrehen müssen, mein Gehör ist auch nicht mehr das Beste.“

      „Sehr gerne, wie sie wünschen, Frau Professor …“

      „Lars, ich steige nicht in dieses Auto ein, wenn sie nicht einmal Irma zu mir sagen.“

      Eine sprudelnde Energie besitzt diese Dame, denkt Lars. Das gefällt ihm.

      „Ja Irma, bitte nehmen sie Platz.“

      „Na geht doch, wir kommen schon miteinander klar, das hat ja vor Jahren schon einmal geklappt mit uns beiden. Waren sie da auch so formal?“

      „Das ist mein Job, die Fahrgäste und meine Arbeitgeber erwarten genau diesen Auftritt.“

      Irma setzt sich ins Fahrzeug. Lars schlägt vorsichtig die Tür zu und verstaut das Gepäck im Kofferraum.

      „Nach meinen Informationen wohnen sie im Hotel Intercontinental in der Budapester Straße, wäre das unser erstes Fahrziel?“

      „Ja junger Mann, bringen sie mich bitte ins Hotel. Ich werde dort auspacken und mich ein wenig von der langen Fliegerei ausruhen, ich glaube, das habe ich jetzt nötig.“

      „Sehr gerne Frau, äh Irma.“

      Lars hatte schon viel mit internationalen Gästen zu tun gehabt. Gerade Amerikaner gehen mit Anreden sehr salopp um, doch Lars hat sich bisher immer an die formellen Richtlinien gehalten. Ein zu intimes Verhältnis könnte auch ein Nachteil sein.

      „Ich möchte hier einiges sehen, ich habe ein paar Punkte aufgeschrieben, vielleicht eine alte Freundin besuchen, wenn sie noch lebt. Wenn nicht, dann besuchen wir sie auf dem Friedhof.“

      Der Humor gefällt Lars.

      „Sagen sie Bescheid, wann und wo sie mich brauchen. Ich werde ihnen meine Mobilfunknummer geben. Dann können sie mich immer erreichen.“

      „Ich würde mir das so vorstellen. Sie kommen heute Abend ins Hotel zum Essen, dann werde ich mich erholt haben, und wir besprechen alles in Ruhe. Ich würde sie gerne einladen.“

      „Aber …“

      „Nicht da, sie sind mein Gast und trotzdem ist es ihre Arbeitszeit, die sie bitte ihrem Arbeitgeber in Rechnung stellen. Verstanden?“

      Lars lässt sich nur ungern in die privaten Sphären seiner Gäste ziehen. Erstens ist das nicht professionell und zweitens fühlt er sich nicht wohl dabei, Almosenempfänger zu sein. Andererseits wird von einem guten Chauffeur erwartet, dass er Kundenwünsche erfüllt. Ist die Teilnahme an einem Restaurantbesuch der erkennbare Wunsch eines Fahrgastes, dann muss er ihn erfüllen.

      „Verstanden!“

      „Sagen wir um sechs im Hotelrestaurant. Alte Leute essen nicht mehr so spät. Ich werde das Hotel heute nicht mehr verlassen.“

      Lars biegt zur Hotelvorfahrt ein und prompt springt ein Page der Limousine entgegen, öffnet zunächst die Hintertür und dann entschuldigend die Vordertür. Lars lässt per Knopfdruck die Kofferraumklappe aufspringen und ein weiterer Hotelpage beschäftigt sich mit dem Gepäck.

      „Herzlich willkommen Frau Professor Mitteldorff!“

      Irma dreht sich zu Lars um.

      „Und wenn ich die ganze Stadt belehren muss. Wir sehen uns heute Abend Lars, gute Fahrt.“

      Noch beim Aussteigen hört Lars Irma zu.

      „Junger Mann, nennen sie mich einfach Frau Mitteldorff, ich nenne sie doch auch nicht Hotelpage Schneider. Und …“

      Der Page schlägt die Tür zu.

      Pullach

      Keine 10.000 Einwohner leben in Pullach. Die Gemeinde im oberbayerischen Landkreis München beherbergt den Bundesnachrichtendienst (BND) als wichtigsten Arbeitgeber. Er untersteht direkt dem Bundeskanzleramt in Berlin als einzige Aufsichtsbehörde. Der Geheimdienst übernimmt die vielfältigsten Aufgaben im Bereich Aufklärung, Auslandsbeziehungen und Terrorismusbekämpfung. Mit einem Standbein befindet sich der Dienst bereits in der Bundeshauptstadt, weitere werden folgen.

      Direktor Dr. Flossenkamp ist Leiter der Abteilung ‚Gesamtlage Führungs- und Informationszentrum’ (GL), deren Diensträume im Westflügel des riesigen Baus untergebracht sind. Seine Karriere liest sich wie ein Bilderbuch. Wehrdienst, Studium der Politischen Wissenschaften, Auslandsaufenthalte in den USA, Russland und Südamerika sowie Referatsleiter im Bundeskanzleramt. Dann leitete er einige Dienststellen des BND und rutschte bis auf den Posten des Abteilungsleiters. Bei der Nachfolge des demnächst ausscheidenden BND-Vizepräsidenten hat Flossenkamp beste Karten. Nur Fehler dürfen ihm nicht unterlaufen, gerade in einer Zeit, in der der BND immer öfter unter öffentlichen Beschuss gerät.

      „Ja, dann kaufen wir eine Neue. Wo ist das Problem? Schatz, Waschmaschinen gibt es wie Sand am Meer. Moment, ich muss auflegen, das Office des Präsidenten.“

      „Flossenkamp“

      „Besprechungszimmer 7.1., kleine Runde.“

      Wenig später sitzen Präsident Hübner, drei weitere Abteilungsleiter, die Vertreterin des Bundeskriminalamts

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