Irma. Michael Tycher

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Irma - Michael Tycher

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einer Software-Entwicklungsfirma für Verwaltungsanwen-dungen mit Sitz in London erklärt viele Reisen, und Fragen nach seiner Tätigkeit werden kaum gestellt. Manchmal ist Pierce für längere Zeit auf Reisen, die Nachbarn haben sich daran gewöhnt, das Verhältnis zu ihnen ist freundschaftlich, aber distanziert. Die gekaufte Wohnung in der Villenanlage ist schlicht eingerichtet, Pierce übernahm sie möbliert und veränderte nur wenig.

      „Hey Pierce, ein kleines Bier haben wir uns doch verdient, oder?“ Brodney, der wie Pierce den ganzen Nachmittag im Garten der Anlage Pflanzen beschnitten hatte, möchte den Feierabend einleiten. Für Pierce ist die Gartenarbeit mehr als nur Entspannung. Mit Freude beobachtet er die Natur, betrachtet Pflanzen wie sie wachsen, in ihrer Pracht blühen und wieder eingehen. Es ist wie in einem Menschenleben, manchmal wird nachgeholfen, genau wie in der Natur. Pierce sieht seinen Job in dieser Welt als Menschengärtner, es gibt Verhältnisse, die neu geordnet werden müssen, so wie in einem Blumenbeet.

      „Brodney, ich mache hier nur noch diese Reihe fertig, dann bin ich bei dir.“

      Brodney hat als Soldat bei der britischen Royal Navy gedient, jetzt ist er pensioniert und verbringt einen Teil des Jahres mit seiner Frau in Südafrika. Pierce stammt aus Detroit, über seine Zeit bei einer Einheit der US Special Operations Forces gibt er dem alten Brodney nur wenig und verändert Auskunft, obwohl dieser immer wieder neugierige Fragen stellt, man sei ja schließlich ein enger Verbündeter, und zudem arbeitet Pierce für ein englisches Unternehmen.

      „Hier Kamerad, das ist so eiskalt, damit kannst du einen Eskimo noch verblüffen. Haben die bei euch auch in der Army gekämpft?“

      „Danke Brodney, na klar, die Jungs gehören doch zur USA, das weißt du doch.“

      „Na, wie waren die drauf?“

      Pierce spürt das sanfte Brummen seines Mobiltelefons in seinen Khaki-Shorts.

      „Sorry, da möchte jemand etwas von mir“, erklärt er Brodney und zieht das Gerät heraus.

      „Pl02jslkB23 2903“

      Die SMS enthält nur diese Ziffernfolge. Pierce kennt den Absender, es ist Caiden, der einzige Auftraggeber, den er persönlich kennt. Niemals hatte er bisher Kontakt zu seinen Kunden. Doch Caidens und seine Wege trafen sich, als beide in ihren Geschäften noch nicht zu den Besten zählten. Pierce suchte damals ein neues Betätigungsfeld, in dem er seine Talente neu einsetzen konnte. Heute verflucht sich Pierce dafür, dass ein Mensch auf dieser Welt weiß, dass er nicht Pierce heißt und welches wirklich sein Geschäftsfeld ist.

      „Es riecht nach Arbeit, nicht wahr du alter Profigärtner?“

      „Ja, ich werde morgen abreisen, es gibt ein Problem bei einem Kunden mit seiner Software.“

      Pierce lässt das Gespräch mit Brodney langsam aber bestimmt auslaufen, beendet es und verabschiedet sich.

      „Ich wünsche euch eine schöne Zeit hier, ich muss noch einige Vorbereitungen treffen, mein Job soll professionell erledigt werden.“

      Der Code „Pl02jslkB23 2903“ beruht auf einem System, dass nur sehr wenige Verbindungsleute auf der Welt kennen. Und Pierce ändert ihn in unregelmäßigen Abständen. Sicherheit ist alles, ganz besonders bei diesem Beruf. Die Ziffern bedeuten: Neuer Auftrag, Dringlichkeitsstufe bis drei Wochen, Details hinterlegt in Singapur, Bukit Brown Cemetery, Grabnummer.

      Pierce sollte diesen Übergabeort für zukünftige Aufträge baldigst ändern. Hier heißt es: Dreißig Zentimeter hinter dem benannten Grab findet er in zwanzig Zentimeter Tiefe ein zusammengerolltes und eingeschweißtes Dokument mit Informationen zur Zielperson und dem Ort. Caiden wird alles perfekt und unauffällig abgelegt haben, der Job kann beginnen. Und er wird auch schon die Anzahlung auf seinem Konto haben, Caiden hält sich penibelst an die Regeln. Ein Blick mit dem Tablet auf sein Cayman-Konto bestätigt seine Annahme: 100.000 US-Dollar, Eingang gestern.

      Hamburg

      „Schatz! Ist das Trägerlose nicht ein wenig mutig?“

      Britta sieht darin aus wie ein Traum. Lars weiß gar nicht, warum sich Frauen zum Ausgehen immer so elegant, reizend und toll rausputzen, dass man vor lauter Appetit am liebsten gleich daheim zur Hauptspeise schreiten möchte. Doch leider ist es dann oft so, dass der Abend interessant ist und lang dauert und schließlich fällt die Erotik der Müdigkeit zum Opfer.

      „Du sieht damit hinreißend aus, meine Liebste, ich würde es anbehalten und wenn du nur einen Gedanken daran verschwendest, es jetzt wechseln zu wollen, dann hole ich es dir vom Leib, das geht dann schneller und wir sollten sodann beide etwas Aufregendes davon haben.“

      Britta schlüpft in ihre Pumps.

      „Heute Nacht, mein Süßer, wir müssen los, wir sind spät dran.“

      Es geht mir, seit ich von Berlin nach Hamburg in Brittas große Eppendorfer Altbauwohnung gezogen bin, richtig gut, denkt Lars erfreut. Britta kennt er schon seit ihrer gemeinsamen Studienzeit, hat sie aber zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Erst als er in Schwierigkeiten gekommen ist, weil quasi vor seinen Augen ein Fahrgast abgeknallt wurde, sind sie sich nähergekommen. Die Erinnerungen an diesen Pharma-Fall kommen Lars immer mal wieder. Wie gut, dass er damals Britta an seiner Seite hatte. Aber auch die Juristen Bert und Johann, die beiden anderen Studienfreunde, halfen mit vollem Einsatz bei der Lösung des Falles.

      „Herr Chauffeur! Können wir heute den Polo nehmen oder steht da wieder so eine Angeberkutsche?“

      Britta stichelt ganz gerne, wenn es um Lars Arbeitsgerät geht. Oft nimmt Lars die großen schwarzen Limousinen mit zu Britta. Meist, wenn die Aufträge nahtlos ineinander übergehen oder er einen Fahrgast für längere Zeit betreut und dieser den Chauffeur gerade nicht benötigt.

      „Da muss sich die Starjournalistin mit ihrem Trägerlosen in den Polo setzen, sorry. Zurzeit herrscht Auftragsflaute in Hamburg. Aber am Horizont rollt schon eine Riesenwelle Arbeit auf mich zu. Deshalb genieße ich die autofreie Zeit. Übrigens, würde es mich in höchste Freude versetzen, wenn du das Vehikel fahren würdest. Nicht, dass du das Fahren gänzlich verlernst.“

      „Wie fürsorglich du bist, das kann nicht unwidersprochen bleiben, mein Lieber. An deinem Sakko fehlt ein Knopf, ich würde es wechseln. Okay, ich fahre.“

      Lars betastet das braune Sakko.

      „Tatsächlich, ich ziehe das graue an, wenn es recht ist?“ Schwarze Anzüge kann Lars in seiner Freizeit nicht mehr sehen, es ist seine Berufskleidung.

      „Klar, aber Tempo, wenn ich bitten darf.“

      Mit dem Polo geht es zügig in Richtung Hamburger Rathaus. Der prächtige Bau beherbergt die Hamburger Bürgerschaft und den Senat. Britta steuert das Kfz problemlos durch die von Autos geplagte Innenstadt.

      „Was steht da heute eigentlich an? Du hast dich ja ziemlich aufgebrezelt.“

      Lars kommt öfter mit zu Brittas Presseterminen, er findet es interessant, wie sie ihre Arbeit macht, und beobachtet gerne die Menschen, die sich dort wichtig tun oder sich einfach für Dinge rechtfertigen, die sie verbockt haben. Bei heiklen Terminen darf er nicht mit, dann sind nur akkreditierte Pressevertreter zugelassen, aber oft genug klappt es. Britta hatte Lars schon mal als ihren Assistenten ausgegeben, das funktionierte problemlos. Wenn es Häppchen oder ein Glas Sekt gratis gibt, dann sagt er nicht nein.

      „Im

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