Irma. Michael Tycher

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Irma - Michael Tycher

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Wochen hat sie angegeben. Wir würden gerne ihnen, Herr Maibach, den Auftrag geben. Zu ihrer Bezahlung würden wir einen erhöhten Spesensatz ansetzen und die Fahrt nach Berlin in der zweiten Klasse übernehmen. Würden sie zusagen, vermitteln wir ein kurzes Vorgespräch mit Professorin Mitteldorff, sie hat darauf bestanden, auch wenn es in unserem Geschäft sehr ungewöhnlich ist. Haben sie die Eckpunkte mitbekommen?“

      „Ja, soweit ist alles klar, ich muss aber erst hier in Hamburg meine Terminplanung prüfen und absprechen.“ Lars ist sich noch unsicher.

      „Geben sie mir morgen im Laufe des Tages Bescheid, das reicht uns völlig.“

      Singapur

      Der Briefkasten vor der Tür, was wäre das für ein Luxus. Liegt er aber knappe 9.000 Kilometer entfernt, dann muss sich der Weg schon lohnen. Pierce steckt die Reise nach Singapur in den Knochen. Der Inlandsflug nach Johannesburg ist ein Klacks gegen den Stunden zehrenden Trip über den Indischen Ozean. Glücklicherweise erwischte er noch einen Platz bei Singapur Airlines in der Business-Klasse. Hier ließ man ihn in Ruhe schlafen, was bei den bequemen Sitzen leicht möglich ist.

      Er buchte sich für sich eine Nacht ein Zimmer im Scarlet Hotel in der Erskine Road. Sehr zentral, zum Flughafen sind es 16 Kilometer, ein wichtiger Punkt, der immer wieder während der Planungsphase beachtet werden muss. Lange wird er nicht in Singapur bleiben, der Job wird ihn sicherlich an irgendeinen anderen Punkt der Welt bringen. Gut so, dieses feucht-tropische Klima ist nicht meine Welt, denkt er.

      Der Bukit Brown Friedhof hat sich bisher als idealer Briefkasten erwiesen. 1973 fand die letzte Nutzung statt, jetzt hat der direkt daneben liegende Friedhof diese Aufgabe übernommen. Seit dem letzten Begräbnis wird der chinesische Friedhof als Park und Denkmal genutzt. Ab und zu verlaufen sich Touristen dorthin und ein paar Angehörige der Verstorbenen besuchen die Gräber ihrer Verwandten. Die Lage, südlich der Lornie Road, mit direktem Anschluss an das Autobahnnetz gab schließlich für Pierce den Ausschlag, diesen Briefkasten in Singapur zu eröffnen. Aber es müsste bald wieder ein Wechsel stattfinden. Zu viele Auftraggeber waren schon dort gewesen. Pierce wird das Projekt in nächster Zukunft angehen.

      Durch den zähen Verkehr in der City schiebt sich das Taxi in nördliche Richtung. Pierce weiß, dass die Fahrt, wenn es gut geht, trotz der nur fünf Kilometer eine halbe Stunde dauern kann. Zum Glück hat er ein klimatisiertes Fahrzeug ergattern können. Der Fahrer versucht touristische Programme zu verkaufen, Pierce deutet freundlich an, dass er über seine Agentur in besten Händen ist. Kurze Hose und ein buntes Hemd, Pierce hat diese Kleidung bewusst gewählt, damit gar kein geschäftlicher Hintergrund seiner Reise sichtbar werden könnte. Man ist hier sehr neugierig und der chinesische Einfluss ist nicht zu unterschätzen.

      Pierce lässt sich am ‚Singapore Island Country Club’ absetzen, das ist unauffällig und so mancher Feriengast ist hier auch schon gesehen worden. Von dort läuft Pierce einen guten Kilometer bei schweißtreibenden Temperaturen. Eine Vorsichtsmaßnahme und eine letzte Kontrollmöglichkeit, Verfolger zu entdecken. Langsam, aber zielsicher, bewegt er sich zu dem altbekannten Grab hin. Bei jedem Besuch ist er immer wieder überrascht, keine Kreuze auf den Gräbern zu finden. Ein paar Rucksacktouristen schleppen sich in den Schatten am Rande. Pierce behält sie im Auge, zwei Minuten später schickt sie ihr Navigationssystem weiter und hinaus aus dem Friedhof.

      Pierce gräbt mit einem Minispaten in die Tiefe und legt ein eingeschweißtes Papierröllchen frei, das sofort in seiner Umhängetasche verschwindet. Das Sicherheitsritual beim Abmarsch ist ähnlich. Fußweg und Taxi, dann Einstieg in die Metro und Fahrt zum Hotel.

      Als Erstes mixt sich Pierce einen Gin Tonic aus der Minibar (Hendrick’s Gin) und zieht sich mit samt Getränk in das Bad zurück. Mal sehen, wen Caiden aus der Welt geschafft haben möchte. Jedes Mal kribbelt es ihm, er weiß, dass er irgendeinen Menschen ins Jenseits befördern wird. Die Zielperson ist quasi schon tot, bevor er sie kennt. Spannend bleibt die Frage nach dem Ort und der Art und Weise.

      Manche Kunden, es sind die meisten, wünschen sich einen Unfalltod. Aber es gibt auch sehr extravagante Vorstellungen. Hinrichtungen, die als solche erkennbar sein sollen bis zum wasserdichten Selbstmord, alles schon da gewesen. Die Tötungsmittel reichen vom abgefeuerten Projektil über den Einsatz von letaler Chemie oder pharmakologischen Produkten bis hin zur Verwendung elektronischer Varianten. Der Kunde ist König, die Dringlichkeit und Sonderwünsche bestimmen den Preis.

      Pierce studiert die Daten der Zielperson. Caiden tickt wohl nicht ganz richtig, was soll das denn? Eine 93 Jahre alte Frau, Unfall oder natürlicher Tod werden bevorzugt gewünscht, eine Amerikanerin mit deutschen Wurzeln aus Los Angeles. Sie reist nach Deutschland und genau dort soll sie exekutiert werden. Pierce überfliegt die biographischen Daten und betrachtet kurz das aktuelle Foto. Eine von Krankheit gezeichnete alte Frau blickt ihn an.

      Ein hochrangiger Militär, ein einflussreicher Politiker oder ein superreicher Wirtschaftsboss, das alles hätte Pierce erwartet. Aber dieser Job hier? Die biologische Lösung könnte schneller greifen, als er seine Arbeit erledigt hat, und warum gerade in Deutschland?

      Hamburg

      Das Trägerlose und die anderen Kleidungsstücke von Lars und Britta liegen verstreut in der Wohnung. Beim genauen Betrachten zeichnen sie eine Spur in das Schlafzimmer.

      „Sie hat irgendetwas mit dem Theater zu tun, soweit ich mich erinnern kann“, Lars zieht behutsam die Schlafdecke über Britta.

      „Ach, du bist bei deinem Auftrag. Ich fand das Theater, das du als Hauptspeise serviert hast, einfach umwerfend, Schatz, die Kritik fällt super aus, eine Wiederholung ist erwünscht.“

      „Immer gerne, ein paar Zutaten könnten wir mal versuchsweise austauschen.“

      „Und das wäre?“

      „Phantasiesteigernde Applikationen!“

      Brittas Hand gleitet sanft unter der Decke herab, zielsuchend wird sie fündig.

      „Ich nehme den Job an und fahre nach Berlin, was hältst du davon?“

      „Von einem Profi habe ich nichts anderes erwartet und ein paar Tage Trennung sind durchaus appetitanregend.“

      „Okay, dann schreiten wir jetzt zur Nachspeise!“

      Singapur

      Sein nächstes asiatisches Depot befindet sich in Südkorea, nahe der Hauptstadt Seoul. Es ist, wie alle Lagerstellen, üppig bestückt. Seit Pierce weltweit operiert, errichtete er mehrere gut versteckte Depots. Unnötige Risiken müssen vermieden werden, sie entstehen durch lange Transportwege, Grenzübertritte und eine große Konzentration von Menschen an einem Ort. Der Aufbau der Depots war mühsam und zeitintensiv. Anfänglich dachte er noch darüber nach, Bankschließfächer zu nutzen. Die Risiken schätzte er doch zu hoch ein. Er ist abhängig von Öffnungszeiten, Bankgebäude werden zudem vor der Einganstür mit Videokameras überwacht, und hin und wieder werden sie von Amateurgangstern geknackt, die sich irgendwie durch den Boden einen Zugang verschaffen. Letztlich sprachen praktische Gründe für Outdoor-Depots. Als Kunde mit einer Aktentasche rein in eine Bank und raus mit einem großen Koffer voller Waffen und Technik. Zu auffällig. Mit den Outdoor-Depots ist Pierce jetzt in der Lage, schnell und effizient zu handeln.

      Die Depots sind im Wesentlichen alle mit den gleichen Arbeitsmitteln gefüllt. Diverse Handfeuerwaffen aller Kaliber, starke und durchschlagskräftige Waffen sowie Scharfschützen-gewehre

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