Außerirdische schenkten ihm ein zweites Leben. Helmut Adler

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Außerirdische schenkten ihm ein zweites Leben - Helmut Adler

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verdeckt worden war, schloss er den Kuppelspalt. Es war stockfinster, nur das leise Summen des Nachführmotors der Fernrohrmontierung war zu hören. Er schaltete die Rotlichtbeleuchtung ein, verschloss die Taukappe des Teleskops und setzte die Nachführung außer Betrieb. Es war nach Mitternacht.

      Markus, der Hobby-Astronom, zündete eine lange, dünne Zigarre an und trat hinaus ins Freie. Ein kräftiger Lungenzug erinnerte ihn an seinen Raucherhusten. – „Ein Laster muss der Mensch haben“, dachte er und zog genüsslich an seiner „Gute-Nacht-Zigarre“. Die Sterne erschienen ihm in dieser Nacht besonders nahe.

      Dank der Lage seiner Sternwarte im grünen Herzen Deutschlands und fernab großer Städte und Verkehrsadern war der Himmel über ihm sehr dunkel. Er wurde nur vom Licht der Sterne aufgehellt.

      Nachdem Markus seine in der Hosentasche aufbewahrte Fernbrille aufgesetzt hatte, konnte er klar und deutlich die vielen schwachen Lichtpunkte erkennen, die das blasse Band der Milchstraße bilden, das sich über den ganzen Nachthimmel spannte …

      Als die bei jedem Zuge aufglimmende Zigarre aufgeraucht war, war es Zeit, die Heimfahrt anzutreten. Er könnte auch in der Sternwarte übernachten, die ringsum von meterhohen Haselnuss- und Dornenhecken umgeben war und relativ sicher vor ungebetenen Gästen …

      Seit vielen Jahren schon durchmusterte Markus zum Abschluss einer Beobachtungsnacht mit seinem geschulten Auge den Sternenhimmel – Sternbild für Sternbild.

      Als er das hoch am Südhimmel stehende Wintersternbild Orion im Blick hatte, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts ein gelblich leuchtendes Objekt auf, das, wie er meinte, hier nicht hingehörte.

      Kein Flugzeug überquerte den Himmel und auch kein Satellit zog seine Bahn.

      Das seltsame Objekt wurde heller und heller und schien schnell näher zu kommen.

      Markus stockte der Atem. Wie versteinert starrte er zum Himmel und lauschte in die Nacht. Es war totenstill – sein Herz raste, jeden Herzschlag konnte er hören. Es war unmöglich, weder Höhe noch Entfernung des Objektes zu schätzen. Urplötzlich hielt das unbekannte Flugobjekt inne, schwebte gelblich-orange leuchtend, völlig lautlos einige Minuten zwischen Himmel und Erde, um dann mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit fast senkrecht emporzuschießen …

      „Was könnte das gewesen sein – haben die Amerikaner ein neues Fluggerät entwickelt, das sie heimlich in der Nacht testen?“, fragte sich Markus, ohne eine vernünftige Erklärung zu finden.

      „Vielleicht haben andere ‚Nachtschwärmer’ die gleiche Beobachtung gemacht?“ Er beschloss, diesbezügliche Erkundigungen einzuholen, ohne Gefahr zu laufen, sich lächerlich zu machen.

      Er genoss noch eine Weile die funkelnde Sphärenharmonie über ihm. Der Mond war längst untergegangen.

      Nachdem er im schwachen Schein der Taschenlampe die Sternwarte verriegelt hatte, durchquerte er das kleine Waldstück, an dessen Wegesrand er sein in die Jahre gekommenes Auto geparkt hatte. Unter seinem Schritt knackten gespenstisch die am Boden liegenden, trockenen Kiefernzweige, die der letzte Sturm herabgefegt hatte.

      Auf der kurzen Strecke zu seinem Heimatort Lutter war er, wie so oft, allein unterwegs.

      Es waren zwei Wochen ins Land gegangen. Wie von Meisterhand waren die Blätter der Laubbäume und Flurgehölze durch die Natur gelb, rot und braun eingefärbt worden. Sie wiegten sich im Winde, bis eines nach dem anderen sanft zur Erde schwebte, um einen raschelnden Laubteppich auf dem Waldboden als auch den Rändern der angrenzenden Weiden und Felder zu bilden. Markus liebte diese Jahreszeit, in der die Menschen Abschied nahmen von der Rastlosigkeit und Hektik des Alltages in den Sommermonaten. Er nutzte die kürzer werdenden Herbsttage, den Altweibersommer, um ausgedehnte Wanderungen in die nähere Umgebung zu unternehmen oder bei Tageslicht sein Refugium, die Sternwarte, aufzusuchen, die er in jüngeren Jahren am südlichen Rande des tiefein-geschnittenen Luttertales errichtet hatte.

      Die Sonne lachte am wolkenarmen, tiefblauen Himmel – die Gelegenheit, einen Blick auf ihre Oberfläche zu werfen. Markus begab sich in den im Obergeschoss befindlichen Beobachtungsraum und schob mit einiger Kraftanstrengung das schwere Rolldach zur Seite. Es wurde hell und das für die Sonnenbeobachtung vorgesehene Linsenfernrohr stand im Freien.

      Markus befestigte ein silbern spiegelndes Sonnenfilter vor dem Objektiv des Fernrohres, setzte ein langbrennweitiges Okular ein und richtete das Teleskop auf die Sonne. Zahlreiche dunkle Sonnenflecken, Einzelflecken und Gruppen waren gestochen scharf zu erkennen. In jeden der großen Flecken am Sonnenrand würde unsere Erde hineinpassen und verglühen …

      Als die Sonne Stunden später in die dichten Luftschichten über dem Horizont eingetaucht war und das Sonnenbild sich verschlechterte, beendete Markus seine Beobachtungen, zog das Rolldach wieder zu und verriegelte es sturmsicher.

      Gegen Abend war der Himmel bedeckt. Markus musste sich entscheiden, den Heimweg anzutreten oder die Nacht an Ort und Stelle zu verbringen. Weil er nicht mehr der Jüngste und

      körperlich nicht mehr fit war, entschied er sich für das Letztere und blieb.

      Den Strom für das Licht lieferten Batterien. Sie wurden von einer Solaranlage auf dem Dach gespeist. Für wohlige Wärme musste er

      selbst sorgen, indem er den Holz- und Kohleofen im Aufenthaltsraum anbrannte. Brennholz war im angrenzenden Holzschuppen reichlich vorhanden, auch Briketts.

      Er wechselte die Kleidung. Im Jogging-Anzug und in Filzpantoffeln fühlte er sich wohl.

      Im Ofen flackerte das Feuer. Der Raum war schmucklos eingerichtet: Ein gebrauchter, weißer Küchentisch, vier Stühle und ein altes Sofa. An den grün-weiß gestrichenen Wänden hingen Bilder von bekannten Himmelsobjekten und Observatorien.

      Vorsorglich hatte Markus Essen und Trinken mitgebracht. Der Kaffee in der Thermosflasche war noch heiß. Die frischen Stullen waren mit Feldgieker belegt, einer Dauerwurst-spezialität aus der Region, dem Eichsfeld.

      Als es draußen finster geworden war, schaltete er das Rotlicht an der Decke ein und das Kofferradio. Dann legte er sich auf das Sofa, das direkt unter dem einzigen Fenster stand, um auszuruhen.

      Leise Musik konnte die Einsamkeit erträglich machen. Sie beflügelte ihn auch zum Nachdenken über Gott und die Welt – und seine Lebenssituation. Nach dem Tode seiner geliebten Mutter führte er ein eigenständiges, bedürfnisloses, einsiedlerisches Leben, obwohl er in einem Wohnblock wohnte. Zu den Mitmenschen pflegte er nur wenig Kontakt – er ging ihnen möglichst aus dem Wege.

      Als Single in bescheidenen, aber geordneten Verhältnissen lebend und nicht selten als „Sterngucker“ verspottet, war er zum Außenseiter der Gesellschaft geworden, gering geschätzt und oftmals herabwürdigend behandelt.

      Von niemanden gestört, fühlte er sich in der abgelegenen Sternwarte aufgehoben. Weil er von den Menschen nichts zu erwarten hatte, liebte er die Tiere des Waldes, der Feldflur und besonders seine bunten, gefiederten Freunde, die Vögel. Sieschienen ihn zu kennen, wenn sie munter zwitschernd ganz in seiner Nähe von Ast zu Ast hüpften.

      Nicht selten flogen sie dicht über seinen ergrauten, wenig behaarten Kopf hinweg.

      Immer wenn er einsam war, wünschte er sich, mit den tierischen Geschöpfen kommunizieren zu können und sie zu streicheln – leider war er kein Heiliger! ...

      Als die Spätnachrichten zu Ende waren – es war wieder einmal von Krieg im Nahen Osten, von Naturkatastrophen

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