Asitor10 - Asitor (Band1). Simon Savier
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Als sie oben angekommen waren, brach die Winde von Quinns Buggy einfach ab. Fünf Sekunden früher und sie wäre ungebremst zurück in die Tiefe gestürzt und zerschellt. Sie kommentierten den ungeahnten Verlust mit zueinander gerichteten großen Augen und hochgezogenen Brauen. Zeitgleich schluckten sie ihre Gedanken hinunter, die in ihren Köpfen zeigten, was hätte Schreckliches passieren können.
Ohne weiteren Aufenthalt machten sie sich auf den Weg zurück in die Stadt – diesmal ohne Wettfahrt.
∞ ∞ ∞
In der besagten Platin-Stadt keuchten und schwitzten die Wartenden im Tempel. Nur die beiden Creen ließ die Hitze kalt. Sie besichtigten immer noch die faszinierenden Gebäude.
Das lärmende Motorengeräusch aus weiter Ferne klang in den Ohren der Wartenden wie erlösender Engelsgesang. Das Leiden hatte in Kürze ein Ende.
Nachdem sie ihre Schutzanzüge angelegt hatten, zeigte Throna den beiden Terranern ihre Entdeckung.
»Mit dieser Fernbedienung ist es möglich, die Stadt im Sandboden verschwinden zu lassen«, erklärte er. »Eine Vorsichtsmaßnahme, wie ich vermute.«
»Interessant.« Boone sah sich die Fernbedienung an. »Da waren wohl einige clevere Bürschchen am Werk.«
Das Einzige, das Throna darauf antwortete, war: »Es waren Creen.«
Tyy nahm das Gerät an sich. »Die Bedienung ist auch für andere Zwecke bestimmt«, war sie überzeugt. »Nur ist mir noch unklar, für welche.«
Die Ausflügler machten sich etwas zu essen und suchten trotz der Schutzanzüge aus reiner Bequemlichkeit die kühlere Pilgerstätte auf.
»Gestatten es die Oberen, Nahrung in der Pilgerstätte zu sich zu nehmen«, fragte Celáhr Dran ironisch, »oder entweihen wir durch diese Freveltat den Tempel?«
Bras schnaubte durch die Nase und knurrte: »Respektloser Trogg!«, ohne sich die Mühe zu machen, sich zu ihm zu drehen.
Dran fuhr herum und funkelte den Alesstri wütend an. Sein spitzes Kinn bebte. »Mich mit einem stinkenden kleinen Sechsbeiner zu vergleichen, ist wohl der Gipfel an Impertinenz!«
»Der Schmerz der Wahrheit kann tief reichen, nicht wahr?«, antwortete der Alesstri, zuckte gleichgültig mit der Schulter und aß unbeeindruckt den ersten Happen.
Bevor Dran aufstehen und kontern konnte, nahm die dunkelhäutige Tyy ihre Essensration und sagte: »Im Shakar ist es gestattet, Nahrung zu sich zu nehmen. Jegliche Art der Stärkung, sei es durch Meditation oder durch Auftanken seiner Energien oder auch durch Nahrungsaufnahme. Nicht gestattet sind Auseinandersetzungen jeglicher Art!«
Anúa Sora beobachtete das Shantari-Männchen. Die Hitze bekam ihm nicht. Tari lag - alle viere von sich gestreckt und flach wie eine Flunder - auf dem halbwegs kühlen Steinboden. Er atmete flach und schwer. Das Tier war das Klima auf Aroias Oberfläche einfach nicht gewohnt. »Mel«, rief sie nach dem Terraner, der gerade im Begriff war, sich den ersten Bissen seiner Ration in den Mund zu schieben, »ich hätte einen Vorschlag, der einen unserer Begleiter betrifft.« Obwohl er beim Essen, einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, gestört wurde, horchte er interessiert auf. »Wie du siehst, kommen wir durch unsere Schutzanzüge gut mit den Klimaverhältnissen zurecht. Aber einer von uns hat Probleme, da er keinen Anzug trägt.«
Boone verstand sie falsch. »Yadoo benötigt keinen Anzug. Außerdem kann er einen anlegen, wenn ihm danach ist.«
»Ich glaube du missverstehst mich. Ich meinte nicht Yadoo. Ich spreche von Tari.« Soras diamantene Augen sahen ihn mitleidig an. »Er bekommt kaum Luft. Wenn wir uns auf den Weg machen, befürchte ich, wird er es nicht überstehen. Er ist das Leben in den Höhlen gewohnt.«
Boone legte das Essen aus der Hand. »Was schlägst du vor? Soll ich vielleicht das kleine Ding in einen unserer Anzüge stecken? Ich denke nicht, dass es ihm darin gefallen wird.«
»Ich dachte mir, da du ein so begabter Techniker bist und alles fabrizieren kannst, dass du auch einen Schutzanzug für Tari entwerfen könntest.« Sie blinzelte ihn bittend an.
»Sehe ich aus wie ein Schneider?« Insgeheim dachte er bereits über eine Idee nach. Das musste Anúa aber nicht unbedingt wissen, sonst könnte sie noch glauben, es läge ihm etwas an der pelzigen Ratte. »Wie stellst du dir das vor?«
»Ich bin sicher, dass dir etwas einfällt, das dem kleinen liebenswürdigen Tierchen helfen wird, Mel«, beschwichtigte sie ihn mit Nachdruck.
Überredet vom Gemisch des mitleiderregenden Blickes und den passenden Worten, verließ Boone den Tempel, nachdem er sich den Mund mit Essen vollgestopft hatte, um wenigstens irgendetwas von seinem Essen zu haben.
Zwei Stunden später kam er zurück. Tari sah ihn und sprang gleich wieder auf seine Schulter.
»Genau dich habe ich gesucht, mein lästiger kleiner Freund. Schau her, was ich für dich habe.« Er kleidete ihn mit einem Mini-Schutzanzug ein, der beinahe genau so aussah, wie die der Mannschaft, nur an Taris Größe angepasst. »Seht her«, sagte Boone und drehte sich zu den anderen. »Darf ich vorstellen: Besatzungsmitglied número once – elf, seines Zeichens Fähnrich Tari. Er trägt die neueste Mode aus der Frühjahrs-/ Sommerkollektion Boonidiseños.«
Gleich kamen die Damen herbeigeeilt und bewunderten den Kleinen gebührend.
Doch lange konnten sie ihn nicht seiner neuen Kleidung würdigen, da er wie ein magnetischer Gummiball zurück auf Boones Schulter sprang. Er umfasste den Hals mit seinen kleinen geschickten, nun im Anzug verpackte, Pfoten.
Nach einigen Stunde der Ruhe und neu gestärkt, begaben sie sich zu den Buggys.
Zum ersten Mal konnten Boone und Quinn miterleben, wie Throna die Platin-Stadt verschwinden ließ.
»Die Fernbedienung begleitet uns. Man kann nie wissen, wofür wir sie noch brauchen.«
Sie nahmen ihre Plätze ein, und die Reise wurde fortgesetzt.
Viele Kilometer weiter stießen sie auf ein Hindernis, das nicht so leicht zu überwinden war.
»Wie viel Zeit bleibt uns noch, bis uns der Sandsturm erreicht hat?«, fragte der graue Farbwandler Carsi Wops nervös.
»Bei gleichbleibender Geschwindigkeit, noch etwa fünf Minuten«, antwortete Bras, der seine schlaue Landkarte befragte, auf der die Bewegung des Sturmes deutlich zu erkennen war.
»Sollten wir nicht versuchen, dem Sturm zu entkommen oder auszuweichen?«, fragte Wops immer unruhiger. Er konnte den Blick von Bras’ Karte nicht abwenden und sah, wie schnell sich die Gefahr näherte.
Boone deutete ihm mit der Hand einen Moment zu warten und kontrollierte seine Fahrzeugkonsole, die ein kleines Radargerät integriert hatte. Er versuchte, einen Kurs zu errechnen, der um den Sandsturm herumführte. Bras tat dasselbe auf seiner Karte. Beide kamen zu dem Ergebnis, dass die Zeit nicht reichte, um dem Sturm zu entkommen. Der Umfang war einfach zu gewaltig. Umkehren war auch keine Option, da sich der