Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane. Alfred Bekker

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Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane - Alfred Bekker Extra Spannung

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sogar erhofft, stattdessen wurde ihm nach Jahren des Stillstands noch einmal die Aussicht auf eine Karriere eröffnet.

      »Und vergessen Sie nie - wir stehen alle hinter Ihnen«, sagte Peikert, bevor Roth den Raum verließ.

      *

      Hans-Walter Heinen war auch körperlich ein mächtiger Mann. Seine Rückkehr in seine Büroräume hoch oben im 19. Stock der Alsterresidenz geschah mit der Wucht eines Panzervorstoßes.

      Trotz der sommerlichen Temperaturen trug er seinen pelzgefütterten Ledermantel mit dem Lammfellkragen, was Makowski daran erinnerte, dass es Winter und lausig kalt gewesen war, als man den Boss abgeholt hatte.

      Heinen schleuderte den Mantel auf die helle Ledercouch in seinem Arbeitszimmer, bevor er sich umwandte und Makowski ansah. Von den Blumen auf dem Glastisch nahm er keine Notiz.

      »Wo steckt Valeria?«, fragte er ungeduldig.

      »Sie ist schon unterwegs«, versicherte Makowski schnell. »Es kam alles so plötzlich ...«

      »Hast du den Sekt kalt gestellt?«

      »Natürlich«, antwortete Makowski, ohne das Gesicht zu verziehen.

      Mit einem kleinen Räuspern machte sich Volprecht bemerkbar. Der weißhaarige Anwalt hatte Heinen persönlich am Untersuchungsgefängnis abgeholt.

      »Haftverschonung ist kein Grund zum Feiern«, mahnte er.

      Heinen fuhr herum. Sein fleischiges Gesicht mit den tiefen Falten verriet versteckte Grausamkeit, die auch der breite, zu einem starren Lächeln verzogene Mund nicht zu mildern vermochte.

      »Ich gehe nie wieder rein, nie wieder, verstehen Sie?« Seine Stimme kam wie ein tiefes Grollen aus der breiten Brust, die selbst einen abgebrühten Mann wie Bernd Makowski frösteln ließ.

      »Wir dürfen auch die Möglichkeit einer Strafhaft nicht von vornherein ausschließen«, sagte der Anwalt unbeirrt.

      Heinen wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen, eine Geste, die mehr als Nervosität verriet.

      »Ich dachte, es sei alles erledigt? Adolphis Unfall ...« Er sah Makowski an. »Wann ist die Beisetzung?«

      »Morgen Vormittag um elf«, antwortete Makowski.

      »Besorg mir einen Kranz!«

      »Ja, Chef.«

      »Den größten, den sie je gemacht haben, verstanden?« Heinen wandte sich an Volprecht. »In welcher Form können wir für die Witwe sorgen?«

      »Ich bin der Ansicht, Adolphi hat genug verdient, um Rücklagen geschaffen zu haben. Und dann hat sie ja noch die Rente ...«

      Heinens Gesicht lief rot an. »Adolphi hat 28 Jahre seines Lebens für mich gearbeitet! Achtundzwanzig Jahre! Er hätte mich nie freiwillig verraten. Aber er ist alt geworden, und er hatte Angst vor dem Gefängnis. Irgendwann hätte der Staatsanwalt ihn rumgekriegt. Er war mein Freund!«

      Auch Bernd Makowski kannte den Hai nun schon seit mehr als zehn Jahren, aber dennoch hätte er sich beinahe verwundert die Augen gerieben. Der meint, was er sagt, stellte er verwundert fest.

      »Ich wünsche, dass Sie sich mit ihr in Verbindung setzen«, sagte Heinen schroff. »Ich will, dass sie gut versorgt wird!«

      »Wie Sie wünschen«, meinte Volprecht.

      Heinen richtete den Blick erneut auf Makowski. »Warum erfahre ich nicht von dir, was mit Nelles passiert ist? Im Untersuchungsgefängnis wussten sie alle Bescheid. Nur ich nicht.«

      Makowski rollte unbehaglich die Schultern. »Ich bin noch nicht dazu gekommen, Chef«, sagte er. »Es hätte ihn beinahe erwischt ...«

      Heinen nickte ungeduldig. »Das weiß ich! Ich will wissen, wie das passieren konnte!«

      Makowski hob die Schultern. »Er traut keinem«, sagte er vorsichtig. »Deshalb besteht er darauf, sich seinen Unterschlupf jeweils selbst auszusuchen.«

      »Wem traut er nicht?«, fragte Heinen. »Dir nicht?«

      »Mag sein. Er will Sie sprechen. Sie persönlich.«

      »Er wird also ebenfalls zu einem Problem«, stellte Volprecht, der Anwalt, beinahe zufrieden fest. Er sah Heinen an, sein zerfurchtes Gesicht mit dem sorgfältig frisierten weißen Haar glich einer zersplitterten Tonmaske.

      »Was ist los, Konrad?«, fragte Heinen.

      Volprecht zog überrascht die Brauen hoch. Es geschah nur selten, dass Heinen ihn mit dem Vornamen anredete. Volprecht war nie dahintergekommen, wann der Hai zu der vertraulichen Anredeform überging. Ob er damit eine menschliche Beziehung herstellen wollte oder eine neue Teufelei plante.

      »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, antwortete er deshalb reserviert.

      »Irgendetwas bereitet Ihnen Sorgen«, stellte Heinen fest. »Sehen Sie mich schon hinter Gittern? Endgültig, meine ich?«

      »Da ist noch die Freundin des Journalisten«, sagte Volprecht.

      »Nelles bildet sich ein, dass sie ihn erkannt hätte«, ergänzte Makowski.

      »Sowie die Polizei Nelles einsackt, wird sie ihn ihr gegenüberstellen«, fuhr der Anwalt fort. Heinen ließ sich langsam hinter seinem Schreibtisch nieder, wobei er Volprecht unentwegt anstarrte. Der Anwalt hielt dem Blick der kleinen scharfen Augen nur mit Mühe stand.

      »Ich dachte, das Problem sei längst erledigt?« Heinens Stimme klang jetzt flach.

      »Ein gelöstes Problem reißt meistens ein oder mehrere neue auf«, sagte Volprecht.

      »Verschonen Sie mich mit Ihrer Philosophie! Was für Probleme denn noch? Himmel, Blume hat es längst erwischt, und die Frau hat nie ein Sterbenswörtchen davon gesagt, dass sie jemanden gesehen hätte! Oder haben Sie etwas übersehen, Herr Volprecht?«

      »Nein, ich habe nichts übersehen. Aber die Freundin ist untergetaucht.«

      »Na und?«

      »Warum wohl?«

      »Warum, warum!«, grollte Heinen. »Machen wir hier ein Quiz?«

      »Die Tatsache, dass sie untergetaucht ist und ihre Spuren sehr sorgfältig verwischt hat, beweist doch, dass sie mehr weiß, als sie bisher zugegeben hat. Und dass ihr bewusst ist, was dieses Wissen bedeutet. Schließlich hat sie lange genug mit Blume zusammengelebt. Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass er nicht doch noch über Aufzeichnungen verfügte, von denen wir nichts wissen. Es geht doch nicht um Nelles«, schloss der Anwalt. »Begreifen Sie das denn nicht?«

      Dumpfes Schweigen breitete sich aus, das nur von einem schrillen Quietschen unterbrochen wurde, als Makowski eins der Fenster öffnete. Er musste an das Aufsehen zurückdenken, das der brutale Mord an dem angesehenen Journalisten erregt hatte.

      Hilmar Blume war ein leidenschaftlicher Segler gewesen. Nelles hatte ihn in dem kleinen Jachthafen oben bei Ovelgönne ertränkt, kurz bevor Blume mit Sigrid Wolf, seiner Freundin, zu einem zweitägigen Segeltörn in die

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