Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane. Alfred Bekker

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Schön und ermordet: Zwei Kriminalromane - Alfred Bekker Extra Spannung

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Aussage war klar und nicht zu erschüttern gewesen - sie habe nichts und niemanden in der Nähe des Bootes gesehen.

      Und jetzt hatte es plötzlich den Anschein, als sei sie ein raffiniertes Luder, das genau wusste, wann es zu schweigen hatte - und warum.

      Jahrelang war Blume verbissen der Frage nachgegangen, weshalb Polizei und Justiz nie ernsthaft etwas gegen Heinen ausrichten konnten. Seine anklagenden Berichte hatten wie Stachel gewirkt, die sich tiefer und tiefer in Heinens Fleisch gruben. Bis Heinen keine Wahl mehr blieb, als sich durch einen Gewaltakt von dem hartnäckig bohrenden Schmerz zu befreien.

      Dank der besonderen Verbindungen, über die Heinen verfügte und deren Vorhandensein Blume so verbissen nachzuweisen versucht hatte, waren keinerlei Aufzeichnungen, die dem Hai hätten gefährlich werden können, im Nachlass des Journalisten gefunden worden. Es war, als hätte Blume niemals Material besessen, um seine Anklagen zu untermauern.

      Langsam schwang Heinen mit seinem Sessel herum. Er sah Makowski an, der am offenen Fenster stand und gierig die Luft einatmete, die hier oben kühl war und frisch schmeckte.

      »Was meinst du, Bernd?«, fragte Heinen.

      Makowski wusste, dass der Hai jetzt eine ernstgemeinte Antwort von ihm erwartete, auch wenn er seinen Vorschlag, wie immer er lauten mochte, später zurückweisen würde, weil er Entscheidungen nur akzeptierte, wenn sie von ihm selbst kamen.

      »Ich meine, dass Nelles überflüssig ist«, sagte er. »Er wird irgendwann durchdrehen. Dann ist er gefährlich.«

      Heinen befeuchtete die aufgeworfenen Lippen, und seine Augen begannen zu glitzern. »Bist du bereit, den Job zu übernehmen?«, fragte er.

      Makowski hielt dem Blick der glitzernden Augen stand. Er spürte einen kurzen Krampf zwischen den Schulterblättern, der jedoch sofort wieder wich. Er hatte immer gewusst, dass diese Frage einmal an ihn gerichtet werden würde, und er wusste auch, dass er dieser Frage eines Tages nicht mehr ausweichen konnte.

      War dieser Tag jetzt gekommen?

      Er stellte sich Nelles vor, wie er sich auf dem neuen Bett breitmachte, wie er die schmutzigen Füße auf die Tagesdecke stellte oder die Wände ruinierte. Die Einrichtung der Wohnung hatte ihn lockere 60000 gekostet. Die mussten erst mal wieder reingeholt werden. Und dann machte sich dieses Vieh darin breit ...

      »Ja«, sagte er. Seine Stimme klang fest.

      Heinen grinste kurz, bevor er den Blick von Makowski ließ und sich Volprecht zuwandte.

      »Was schlagen Sie vor, Konrad?«, fragte er.

      »Das ist nicht meine Abteilung, Herr Heinen«, antwortete er kühl.

      »Aber Rechnungen schreiben, das fällt in Ihr Ressort.«

      »Dafür bekommen Sie Gegenleistungen«, konterte der Anwalt. »Unternehmen Sie etwas wegen der Frau. Dieser Rat ist kostenlos. Und schieben Sie es nicht auf die lange Bank. Irgendeine Anklage wird zusammenkommen, die Staatsanwaltschaft kann nicht sämtliche Anklagepunkte fallen lassen, wenn sie nicht Gefahr laufen will, die Rechtsprechung in dieser Stadt auf den Kopf zu stellen. Ich möchte dann nicht mit Überraschungen rechnen müssen.«

      Volprecht nahm seinen Aktenkoffer und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er stehen und wandte sich noch einmal um.

      »Verhalten Sie sich absolut unauffällig. Denken Sie an die Auflagen. Wenn man Sie nur beim Falschparken erwischt, sitzen Sie sofort wieder im Loch.«

      »Ist das alles, Konrad?«, fragte Heinen sanft, weil der Anwalt immer noch zögerte. »Brauchen Sie etwas? Bares? Oder ein Mädchen?«

      Volprecht schüttelte angewidert den Kopf. »Die beiden Beamten, die Nelles beinahe festgenommen hätten, gehören der Sonderkommission an, die gegen die organisierte Kriminalität eingerichtet wurde.«

      »Die Soko Heinen«, sagte Heinen amüsiert. »Reden Sie doch Klartext!«

      »So wird sie nur inoffiziell genannt«, beschwichtigte Volprecht.

      »Ja, und?«

      »Sie heißen Gräfe und Roth. Es ist aber vor allen Dingen Gräfe, der keine Ruhe gibt. Bei jeder Gelegenheit redet er von Verbindungen zwischen der Unterwelt und der Polizei. Er gibt einfach keine Ruhe ...«

      »Wie waren die Namen?«

      Makowski kam dem Anwalt zuvor. »Gräfe und Roth, die schärfsten Bullen vom Kiez.« Er grinste. »Roth hat aus Versehen einen Seemann umgelegt. Der ist fertig, kaputt, erledigt.«

      »Sie sind Freunde, unzertrennlich«, sagte Volprecht.

      Heinen betrachtete den weißhaarigen mit einem erstaunten Blick. »Nanu, Konrad, verlassen Sie jetzt doch Ihre Abteilung?«

      »Ich habe nicht die Absicht, Herr Heinen, irgendwann wäre das Gerede auch Ihnen zu Ohren gekommen. Aber die beiden sind nicht wichtig genug, um eine unwiderrufliche Maßnahme zu rechtfertigen. Und damit die Öffentlichkeit aufs Neue gegen uns aufzubringen.«

      »Ich soll ihn also reden lassen?«, vergewisserte sich Heinen.

      »Sorgen Sie dafür, dass sie getrennt werden und keinen Schaden anrichten können. Diesen kleinen Gefallen wird Ihnen der Mann im Präsidium sicher gerne tun.«

      Der Anwalt verließ den Raum.

      »Diesen und noch mehr«, sagte Heinen leise zu sich selbst, während er den Telefonapparat zu sich heranzog. Er sah zu Makowski hinauf. »Ist dieser Anschluss überprüft worden?«, fragte er.

      »Heute Morgen erst. Die Leitung ist absolut sauber.«

      Heinen nahm den Hörer ab, aber er wählte noch nicht.

      Makowski öffnete die Tür. Er wusste genau, dass der Hai jetzt allein sein wollte.

      »Wenn Valeria kommt, schick sie sofort rein!«, rief Heinen ihm nach. Seine Stimme verriet den Ärger. Nachher würde sie ihm erzählen, dass sie sich unbedingt in irgendeiner Boutique hatte neu einkleiden müssen, für ihn. Aber auch Valeria musste wissen, dass es ihm nach acht Monaten verdammt egal war, ob ihr weißer Hintern in schwarzer oder roter Wäsche steckte.

      Mit heftigen Bewegungen begann er zu wählen. Die Nummer hatte er im Kopf. Sie gehörte zu einem Büro im Polizeipräsidium ...

      III

      Roth zögerte einen Moment, bevor er die Tür zu seinem angestammten Büro im Betrugsdezernat aufstieß. Er wusste nicht mehr, wann er zuletzt hier gewesen war. Seit er der Soko Heinen zugeteilt worden war, hatte er sich meistens in der Fahndungsabteilung oder der Kriminalbereitschaft aufgehalten, wenn er nicht draußen gewesen war. Auf der Straße, in den Kneipen, Hotels, Bordellen, Bistros, die von Heinen oder seinen Strohmännern kontrolliert wurden. Immer in der Hoffnung, einen Tipp zu bekommen, einen Hinweis, der das Blatt wenden konnte.

      Der letzte Hinweis hatte eine Katastrophe ausgelöst.

      Roth trat über die Schwelle. Alles war genau so, wie es immer gewesen war. Der zerkratzte Schreibtisch mit den übervollen Ablagekörben stand aus einem unerfindlichen Grund in der dunkelsten Ecke des Raumes. Hinter seinem Drehsessel mit dem zerschlissenen

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