Angelo. Martin Renold

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Angelo - Martin Renold

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Lorenzo. „Die Katzen fressen die Mäuse. Das habe ich einmal gesehen. Hier laufen ja so viele Katzen umher. Wir fangen einmal eine und bringen sie da herauf.“

      Angelo schlief lange nicht. Immer hörte er die Mäuse rascheln. Wann Mario und Lorenzo sich drehten, fuhr er zusammen. Plötzlich schnellte er in die Höhe. Da war eine Maus, gerade neben seinem Kopf. Lange saß er aufrecht. Endlich, als er vom Sitzen müde war, wagte er, an einem Strohhalm zu ziehen. Vielleicht würde er damit die Maus verscheuchen können. Als alles still blieb, begann er ängstlich um sich her zu tasten. Es war unheimlich. Mario und Lorenzo schliefen schon, Mario rechts, Lorenzo links neben ihm. Wenn sich nur einer gerührt hätte! Endlich legte sich Angelo wieder nieder. Seine Schulter stieß an etwas Weiches, Lebendiges. Aber es bewegte sich nicht. Angelo blieb erstarrt. Er fühlte es unheimlich an seiner Schulter, aber er konnte sich nicht mehr wegbewegen. – Doch langsam löste er sich aus der Erstarrung, und ehe er es merken konnte, dass es Marios Hand war, schlief er ein und erwachte nicht mehr bis zum Morgen.

      Am Tag waren sie selten in der Höhle. Wenn sie nicht fort waren, saßen sie vor dem Loch draußen in der Grotte, oder sie wagten sich auch weiter hinaus und lagen auf dem Felsen an der Sonne. Angelo, der immer so bleich gewesen war, sah schon ordentlich braun und wild aus. Am Morgen fuhr er rasch mit den gespreizten Fingern durch sein schwarzes, gekraustes Haar, und manchmal, wenn er es nicht vergaß, wusch er sein Gesicht an der kleinen, unterirdischen Quelle, die in einer Felsspalte verborgen war. Wenn sie das, was vom Essen am Abend noch übrig geblieben war, verzehrt hatten, schlichen sie von ihrem Schlupfwinkel fort und zogen, jeder auf eigenen Wegen, in der Stadt herum, um für das tägliche Brot zu sorgen. Am Abend, wenn sie müde von ihren Streifzügen zurückkamen, saßen sie in der Grotte und erzählten sich, was sie den Tag über alles erlebt hatten.

      Wenn sie einmal am helllichten Tag zuhause blieben, mussten sie immer sehr aufpassen. Sie sahen oft die fremden Soldaten drunten im Forum Romanum herumstreifen und alles genau betrachten. Einzeln oder in Gruppen standen sie herum, besahen die Ruinen und spähten in allen Winkeln umher. Manchmal war ein gewöhnlicher Mann bei ihnen – kein Soldat –, der ihnen alles erklärte. Zuweilen zeigte er auch gegen den Felsen hinauf. Dann mussten sie besonders achtgeben.

      Andere trugen auch Bücher mit sich herum, in denen sie blätterten, während sie langsam zwischen den Ruinen der Tempel und den Säulen hindurchspazierten.

      Es konnte auch vorkommen, dass sich Soldaten in die Felsen hinauf verstiegen. Dann waren sie froh, dass sie in der Höhle Zuflucht finden konnten. Aber auch wenn sie ausgeflogen waren, mussten sie aufpassen. Sie durften nichts vor der Höhle liegen lassen. Mario achtete sehr darauf, dass sie nie eine Spur ihres Daseins zurückließen.

      Wer kann besser zählen?

      Wenn die letzten Sonnenstrahlen auf die Ruinen des Forums fielen und der Felsen, auf dem die drei Knaben hausten, einen dunklen Schatten über die grasbewachsenen Wege warf, schauten die drei von ihrem Horst herunter, und Angelo zählte die Postamente des Juliatempels, er zählte die Säulen, die großen Steine, die herumlagen, und wenn er nicht mehr weiter wusste, half ihm Mario, der sehr gescheit war. Er wusste immer alles und konnte einem fast alles sagen, was man nicht selber wusste.

      Angelo war auch schon am Abend zum Kolosseum hinuntergegangen. Mario hatte ihm erklärt, hier hätten im alten Rom die Gladiatoren, starke Männer, gegeneinander gekämpft. Staunend war Angelo davor gestanden und hatte in die Höhe geschaut, und dann hatte er begonnen zu zählen, die Bogen ringsherum, zuerst die untersten, dann die mittleren und zuletzt die obersten. Das war gar nicht so leicht; denn es waren nicht mehr alle Bogen ganz. Manche waren nur noch halb und waren vermauert, damit der Stein nicht mehr abbröckelte. Angelo wusste zuerst nicht, ob er diese mitzählen sollte. Viele Bogen waren überhaupt nicht mehr da. Er entschloss sich, nur die ganzen Bogen zu zählen. Dreimal musste er rings um das Kolosseum herumgehen. Es war ein langer Weg, und als er endlich fertig geworden war, da war es schon ganz dunkel geworden. Droben in der Grotte erzählte er den anderen, wie viele Bogen es seien, und dass er alle habe zählen können.

      Mario lachte. „Das ist keine Kunst. Ich kann noch viel weiter zählen, fast bis unendlich.“

      „Ich will auch bis unendlich zählen können“, rief Angelo. „Wie viel ist das?“

      „Das ist viel mehr als die Bogen des Kolosseums“, erklärte Mario, „unendlich ist hunderttausend Millionen mal mehr. So weit kann man gar nicht zählen.“

      „Doch, das kann man“, ereiferte sich Lorenzo, „ich kann bis tausend zählen, das ist fast so viel wie unendlich.“

      Mario lachte, und Angelo lachte auch; denn wenn Mario lachte, so hieß das, dass tausend noch lange nicht so viel wie hunderttausend Millionen Mal die Bogen des Kolosseums sind. Und wenn Mario dieser Meinung war, dann musste man es ihm glauben. Er war ja viel älter als Lorenzo. Darum lachte Angelo mit, aber Lorenzo wurde böse; denn er liebte es nicht, wenn man über ihn lachte. Lorenzo sagte nichts mehr. Immer, wenn er böse war, sagte er nichts.

      Die Zahlen ließen Angelo an diesem Abend keine Ruhe mehr. „Ich glaube, ich kann weiter als bis tausend zählen“, sagte er, „ich will es einmal versuchen“, und er begann, zuerst laut: „Uno, due, tre, quattro, cinque, sei …“, dann immer leiser, und zuletzt bewegten sich nur noch stumm seine Lippen, nur manchmal sagte er wieder: „tre cento“ und dann „quattro cento.“ Und dann holte er tief Atem und zählte wieder weiter. Er zählte so eifrig, dass er sicher nicht nur bis tausend, sondern weit darüber hinaus bis unendlich gekommen wäre, wenn ihn nicht vorher der Schlaf eingehüllt und von seinen Zahlen erlöst hätte.

      So lernte Angelo zählen, und Mario lehrte ihn rechnen; denn das musste man können, wenn man es zu etwas Rechtem bringen wollte.

      Angelo hat einen neuen Freund.

      Eines Tages, als Angelo durch die Stadt streifte, begegnete ihm ein junger, herrenloser Hund, der zutraulich auf ihn zukam. Als Angelo sich zu ihm niederbückte, strich der Hund ihm um die Beine. Angelo kraulte das Tier am Hals und sprach mit ihm.

      „Geh nun heim!“, sagte er, als ihn dünkte, er habe das Tier schon zu lange aufgehalten. Aber der kleine Vierbeiner schien ihn nicht zu verstehen.

      „Willst du heimgehen oder nicht?!“, sagte er mehr befehlend, aber das Tier schmiegte sich noch enger an ihn.

      Endlich lief Angelo davon, aber der Hund sprang ihm in wilden Sätzen nach. Angelo klatschte in die Hände und rief: „Geh, geh heim!“ Aber der Hund sprang an ihm hoch.

      Angelo lief wieder, er lief um alle Ecken, aber immer war das treue Tier hinter ihm her. Als Angelo zu seinen Kameraden in die Grotte zurückkehrte, kam auch der Hund mit ihm.

      „Das ist mein Hund“, sagte Angelo stolz, „er gehört mir, mir ganz allein.“

      „Wo hast du ihn her?“, fragte Mario.

      „Er ist mir nachgelaufen.“

      „So bring ihn wieder dorthin, wo du ihn her hast!“, befahl Mario. „Wir können nicht auch noch für einen Hund sorgen.“

      „Ich sorge schon selber für ihn“, versprach Angelo.

      „Lass ihn doch laufen!“, mischte sich nun auch Lorenzo ein. „Der frisst dir ja alles weg. Glaub nur nicht, dass ich ihm etwas von meinem Brot abgebe.“

      „Das brauchst du auch nicht zu tun“, erwiderte ihm Angelo

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