Angelo. Martin Renold
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„Heute habe ich nichts für dich zum Fressen. Aber morgen sollst du etwas Feines bekommen, vielleicht eine Wurst“, tröstete Angelo die kleine, hungrige Kreatur.
„Willst du ihn denn jeden Tag mitnehmen“, fragte Mario, „oder willst du ihn in der Höhle einsperren?“
„Ich lasse ihn hier in der Grotte“, sagte Angelo.
„Also willst du, dass er uns verrät, wenn er den ganzen Tag lang bellt, oder wenn er in der Nacht heult?“, fragte Mario.
„Er wird nicht bellen und wird uns nicht verraten“, sagte Angelo, „er wird für uns aufpassen und uns warnen, wenn jemand kommt. Und wenn wir nicht da sind und ihn jemand sieht, dann gehört er eben niemandem. Es gibt viele Hunde, die niemandem gehören.“
„Vielleicht frisst er die Mäuse in der Höhle“, sagte Lorenzo, um Angelo ein wenig zu unterstützen.“
„Hunde fangen keine Mäuse“, entgegnete Mario.
„Aber vielleicht vertreibt er die Mäuse in der Höhle“, sagte Angelo, „damit wir ruhig schlafen können.“
„Meinetwegen magst du ihn vorläufig behalten“, sagte nun Mario, „aber nur wenn er uns nicht verrät und wenn du allein für ihn sorgst. Wie soll er denn heißen?“
Angelo wusste es nicht. Mario und Lorenzo lachten.
„Pass auf, dass er dir nicht davonläuft in der Nacht!“, sagte Lorenzo.
„Dafür sorge ich schon“, entgegnete Angelo mit gereizter Stimme und suchte in seiner Tasche. Dann zog er ein Stück Schnur hervor und band es dem Tier um den Hals.
„Wenn du ihn nur nicht erwürgst“, spottete Lorenzo.
Angelo sagte nichts mehr. Diesmal war er böse auf seine Freunde. Auch er sagte nie etwas, wenn er böse war.
Das freie Ende der Schnur knüpfte er an einen Zweig des Strauches vor dem Eingang der Höhle. Ehe er in die Höhle kroch, drückte er seinen neuen Freund noch einmal liebevoll an sich.
Der Hund war die ganze Nacht ruhig. Am nächsten Morgen, als Angelo aus der Höhle kroch, sah er, dass die Schnur am Strauch baumelte. Der Hund hatte sich losgemacht. Aber schon kam er dahergelaufen und sprang freudig an Angelo hoch.
Bevor er an sein eigenes Frühstück dachte, ging Angelo eine Metzgerei suchen. Er hatte in seinem Eifer gar nicht mehr daran gedacht, dass man sich das Essen erbetteln oder stehlen musste. Erst als er mitten im Laden stand, dachte er, dass man wohl auch das Essen für einen Hund stehlen müsse. Aber nun war es zu spät. Es waren nicht viele Leute im Laden, und man hätte ihn leicht erwischen können.
„Was willst du?“, fragte ihn plötzlich eine raue Stimme hinter dem Ladentisch hervor.
Angelo fuhr erschreckt zusammen.
„Ich, ich möchte, möchte eine Wurst“, stotterte er.
„Hast du schon bezahlt?“ –
Als keine Antwort kam, sagte der Mann: „Geh zuerst dort zur Kasse.“
Angelo drehte sich um. Dort saß hinter einem Tisch eine junge Frau und blickte zu ihm herunter.
„Ich möchte eine Wurst“, wiederholte Angelo.
„Was für eine Wurst?“, fragte die Frau mit sanfter Stimme.
„Für meinen Hund“, antwortete Angelo schüchtern.
„Hast du Geld?“, fragte die Frau.
Angelo blickte verständnislos. Was die Leute doch alles von ihm wissen wollten!
Die Frau nahm einen Hundertlireschein und zeigte ihn Angelo.
„Hier, solches Geld, hast du solches Geld?“, fragte sie nochmals.
Angelo schüttelte den Kopf.
„Dann bekommst du auch keine Wurst“, erklärte ihm die Frau und zuckte die Schultern.
„Aber ich muss eine Wurst haben für meinen Hund“, brach es nun aus Angelo hervor, und gleichzeitig kamen auch die Tränen. „Ich habe es ihm versprochen, und er hat noch gar nichts gefressen. Vielleicht ist er jetzt schon verhungert.“ Angelo schluchzte und wischte sich die Tränen von den Wangen.
Die Frau hinter der Kasse zeigte Erbarmen mit dem kraushaarigen Jungen mit den dunkelbraunen Augen.
„Warte“, sagte sie und gab ihm ein kleines Papier in die Hand. „So, und jetzt geh dort zu jenem Mann.“
Angelo ging mit diesem Papier zu dem Mann und reichte es ihm hinauf. Der Mann schnitt mit einem Messer die unterste Wurst von einer Kette, die an der Wand hing, ab, wickelte sie in Zeitungspapier und reichte sie Angelo.
„Darf ich sie haben?“, fragte Angelo und blickte den Mann mit geröteten Augen an.
„Natürlich, nimm sie“, sagte der Mann mit seiner rauen Stimme und lächelte.
Angelo griff nach der Wurst. „Grazie!“, sagte er, und seine Augen begannen zu strahlen. Dann eilte er, so rasch ihn die Füße trugen, zurück und kletterte zur Grotte hinauf. Der Hund bellte ihm freudig entgegen, als er ihn kommen sah.
„Rate, was ich dir gebracht habe!“, sagte Angelo und hielt die Hand mit der Wurst auf dem Rücken.
Der Hund schnupperte und sprang an Angelo hoch.
„Schau, eine Wurst!“, rief Angelo und wickelte sie aus dem Papier.
Erst als die mit Tränen erkaufte Wurst verschwunden war, verspürte auch Angelo Hunger. Er musste wieder fortgehen. Aber der Hund? Sollte er ihn mitnehmen oder hier lassen? Hatte Mario nicht gesagt, er dürfe ihn nicht mitnehmen?
Angelo sah, dass die Schnur, mit der er den Hund am Abend zuvor angebunden hatte, noch am Strauch hing. Das war verräterisch. Rasch löste er die Schnur vom Ast und steckte sie in seine Hosentasche.
„Bleib hier!“, befahl er dem Hund. „Ich komme am Abend wieder zurück. Lauf nicht davon! Sitz dort in die Ecke!“, und er zeigte mit dem ausgestreckten Arm in den Hintergrund der Grotte. Der Hund setzte sich nicht, aber als Angelo ging, lief er ihm nicht nach, sondern blieb in der Grotte zurück.
Angelo ging wieder in die Stadt. Er suchte sich zuerst etwas Essbares und ging dann seinem Tagewerk nach, das darin bestand, durch die Gassen zu streifen und zu schauen, ob er irgendetwas finde, das sie in der Höhle brauchen könnten.
Am Abend kehrte er früher heim als sonst. Den ganzen Tag hatte er an seinen Hund gedacht. Ob er ihm wohl fortgelaufen war?
Nein, das treue Tier wartete geduldig auf ihn. Es war ein wenig auf den Felsen herumgeklettert. Sobald der Hund aber Angelo sah, lief er ihm entgegen.
Als bald danach auch Lorenzo kam, spielte Angelo vor der Höhle mit seinem neuen Freund. Lorenzo suchte mit der Hand in seiner Hosentasche. Dann zog er etwas hervor und warf es Angelo und dem Hund hin. Es war eine Wurst.
„Wo hast