ABGRÜNDE. Peter Splitt
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„Nur ein paar Züge, so viel Zeit muss sein. Ich muss ja hier draußen rauchen!“ Er griff zu seinem Feuerzeug. „Bei Euch in der Abteilung ist wohl mehr los, was?“ fragte er, um von dem Thema Rauchen abzulenken. Er zog an seiner Zigarette und blies den blauen Dunst genussvoll in den Himmel.
„Das kannst du wohl laut sagen“, erwiderte Julia, die auf sein Ablenkungsmanöver hereinfiel. „Zwei Frauen sind misshandelt und ausgebraubt worden und dazu kommt diese scheinbar endlose Liste vermisster Personen.“
„Und wer bearbeitet die Fälle?“
„Na wer wohl? Gereon höchst persönlich. Und er schwitzt Blut und Wasser, seit der neue Staatsanwalt im Amt ist. Der muss ein richtiger Stinkstiefel sein.“
„Ich habe bereits von ihm gehört“, erwiderte Klaus. Und sonst?“
„Bei Irene im Imbiss hat es gebrannt. Die kennst du doch sicher, oder nicht?“
„Meinst du die Alte von der Brutzelbude unten am Rheinufer?“
„Genau die!“
„Der hätte man schon viel früher die Bude abfackeln sollen, so wenig, wie die das Frittenfett gewechselt hat.“
„Aber Klaus...“
„Hoffentlich hat es keine Verletzte gegeben?“
„Nur Irenes Koch und der war sturzbetrunken. Hat wahrscheinlich auch den Brand verursacht. Gereon hat ihn in Schutzhaft genommen.“
„Schutzhaft?“
„Na klar, Irene hat gedroht ihn umzubringen.“
Beide amüsierten sich köstlich.
„Sonst noch etwas?“
„Nicht das ich wüsste. Fahren wir?“
Klaus warf seine Zigarette in einen Gulli, worauf Julia mahnend den Zeigefinger hob. Sie grinsten, stiegen in den Dienstwagen und fuhren hinaus nach Fühlingen.
Der See lag ruhig und dunkel vor ihnen, fernab des hektischen Nachtlebens der großen Stadt. Nur ab und zu tauchten die Scheinwerferlichter eines vorbeifahrenden Autos auf. Meist waren es Liebespärchen, die nach einem einsamen Plätzchen suchten. Klaus lenkte den Passat auf den Parkplatz bei der Regattabahn. Ein junger Mann stand vor einem aufgemotzten VW Polo und wedelte wild mit den Armen.
„Wurde auch langsam Zeit, dass Sie kommen“, begrüßte er die beiden Beamten. „Ist ja schon eine Ewigkeit her, seit ich bei Euch angerufen habe.“
„Immer schön mit der Ruhe, junger Mann. Am besten Sie zeigen uns einfach die Stelle und wir schauen uns ein bisschen um. Julia, bringst du bitte die Taschenlampe mit...“
Das Gelände zum Ufer des Sees hin war stockdunkel. Julia leuchtete den Pfad mit ihrer Taschenlampe aus, während der junge Mann unaufhörlich drauf los plapperte und von seinem Fund erzählte. Es dauerte keine zehn Minuten, da hatten sie das Ufer erreicht. Jemand hatte das Kanu an Land gezogen.
„Das war ich“, sagte der junge Mann voller Stolz. „Ich dachte bevor es abtreibt...“
Julia und Klaus untersuchten das Boot, konnten aber weder eine Beschädigung, noch sonst etwas Ungewöhnliches feststellen. Bis auf die Tatsache natürlich, dass es mit der Öffnung nach unten lag. Sie drehten es um und Julia leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Eine gähnende Leere schlug ihr entgegen.
„Falscher Alarm, das hab ich mir doch gleich gedacht“, sagte sie. „Das Kanu wird sich irgendwo losgerissen haben.“
„Mag sein, dass du recht hast Mädel, aber jetzt, wo wir schon einmal hier sind, komm leuchte mal das Ufer aus. Vielleicht finden wir noch etwas Anderes.“
Sie suchten eine Weile das Gelände direkt am Ufer ab, fanden aber außer leeren Bierflaschen und benutzten Kondomen nichts Verdächtiges.
„Lass uns die Aktion abbrechen“, sagte Klaus und machte sich daran den Pfad zu suchen, auf dem sie hergekommen waren.
„Okay, lass uns Schluss machen…nein warte Klaus, hier ist noch etwas.“
Der Schein der Lampe fiel auf einen verkohlten Baumstumpf, der ganz in Ufernähe stand und den jemand als Feuerstelle benutzt hatte. Daneben lagen: ein heller Mantel und eine Handtasche in passender Farbe. Die beiden Polizisten staunten nicht schlecht. Verdammt, was war das jetzt? Hatte sich vielleicht ein Liebespaar in die Büsche geschlagen?
Julia ging auf ihren Fund zu und lenkte den Strahl der Lampe auf die Fundsachen.
„Sehen neu und teuer aus, oder was meinst du Klaus?“
„Sieh mal in der Tasche nach, ob da irgendetwas drin ist?“
Julia reichte Klaus die Lampe, nahm routinemäßig ein paar Latexhandschuhe aus der Seitentasche ihrer Jacke, stülpte sie über ihre Hände und öffnete die Handtasche. Zum Vorschein kamen eine Geldbörse, ein Schlüsselbund, Papiertaschentücher sowie diverse Schminkutensilien. Julia interessierte in erster Linie die Geldbörse.
„Bingo, ein Perso“, sagte sie.“
„Perso?“
„Ja, einen Personalausweis! Leuchte mal direkt auf die Vorderseite. So, jetzt kann ich was erkennen. Der Ausweis gehört einer Diana Meyfarth. Ausgestellt in Daun, Landkreis Vulkaneifel.“
„Ich brech´ zusammen“, sagte Klaus „Nun ist doch noch ein Fall daraus geworden. Gereon muss sofort davon erfahren.“
„ Am besten, ich rufe ihn gleich an“, entgegnete Julia. „Er soll entscheiden, wie es weiter geht. Wahrscheinlich wird er noch im Dunkeln das ganze Gelände absuchen lassen wollen.“
Und genauso geschah es. Gereon schickte eine Zehnerschaft mit Suchhunden an den Fühlinger See, die mit Leuchtmitteln bewaffnet, bis in den frühen Morgenstunden das weiträumig abgesperrte Ufer absuchte. Der Erfolg blieb aus. Also griff Gereon zu drastischeren Mitteln und schickte zwei Sporttaucher nach. Sie suchten zunächst jene Stelle ab, wo das Boot ans Ufer getrieben war. Da war nichts, außer ein paar alten Gummistiefeln und einem verrosteten Fahrradrahmen. Danach erweiterten sie den Suchradius bis hin zur Mitte des Sees. Nichts! Von einer Diana M. war weit und breit keine Spur zu sehen. Am späten Nachmittag blies Gereon die ganze Aktion ab. Er schickte Klaus Behringer und Julia Brück, die beide völlig erschöpft waren nach Hause. Außer Spesen war nichts gewesen. Doch wenigstens würde ihm diesmal niemand Untätigkeit vorwerfen können. Und dennoch blieb der Verbleib von Diana M, sowie der Umstand, dass ihre persönlichen Utensilien am Ufer des Sees aufgetaucht waren, ungeklärt.
Kapitel 3
Als Diana erwachte, lag sie auf dem Boden in einem kleinen, abgedunkelten Raum. Sie hatte keine Ahnung, ob es Tag war oder Nacht. Ängstlich schaute sie sich um. Sie benötigte erst einmal ein paar Minuten, um ihre Umgebung zu erfassen. Plötzlich begriff sie, was geschehen war: Jemand hatte sie entführt. Das allein klang bereits unglaublich genug. Sie spürte wie Ihr Puls raste. Dazu hatte sie einen