Lieblingsnachbarinnen. Ghyslyn Pomsel
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Читать онлайн книгу Lieblingsnachbarinnen - Ghyslyn Pomsel страница 3
„Unterschrift: Nabben!“ liest Komantsche. Verachtung ist nichts gegen den Ton in ihrer Stimme. Leider kenne ich die von Asa Havi nicht. Ich bin aber sicher, er klang ähnlich.
„Öhgenau,“ dürfen wir nunmehr meinen Sohn vernehmen. Ich kenne ihn. Er liebt es, klare Verhältnisse zu schaffen. „Exakt. NABBEN! Unüblicher Name.“
Ist mir piepegal.
Was ist schon üblich? Mein Name, Komantsche's Name, Asa Havi's oder der von schräg gegenüber da hinten. (Wie heißen die eigentlich? Wohnt da überhaupt wer?)
Mir doch egal.
„Äh,“ melde auch ich mich einmal zu Wort (wenn wir schon dabei sind), „vielleicht wohnt dieser NABBEN ja da hinten, schräg gegenüber...?“
„Tut er natürlich NICHT.“ Entschiedenheit ist nichts gegen die Haltung von Komantsche in dieser Frage. „Hier wohnt NIRGENDWO ein – NABBEN. Hier gibt's keine NABBENS!“
Dann eben nicht. Mir doch egal.
Keine Nabbens hier.
Wer braucht schon Nabbens? Ich mal bestimmt nicht. Und dann noch partygeile Feiernabbens!
Von mir aus können die wohnen, wo sie wollen.
Solange sie nicht bellen.
Ich verschwinde dann mal..
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Anderntags setzt mein Sohn mich darüber in Kenntnis, dass Komantsche wohl nicht ganz zufrieden mit meiner Haltung bezüglich Nachbarn in der Siedlung gewesen sei.
Außerdem hätte Komantsche etwas unternehmen wollen.
Was – das wusste er jedoch leider nicht zu berichten.
Keine Nachricht jedenfalls von Nabben am nächsten Tage.
Nie mehr Nachrichten von Nabben.
Gefährliche Person, mein Agent. Gefährlich...
Sportsfreunde
Udo heute Schlüssel Sporthalle. Luv.
So die Verlautbarung meines Sohnes.
Zettel, neben meine morgendliche Müslischüssel gepappt.
Sohn: bereits unterwegs.
Fehlt mir gerade noch. Irgendein Udo kommt vorbei. Ausgerechnet.
Ich hasse Besucher. Auch wenn sie nur mal eben einen Schlüssel bringen oder holen.
Bringen oder holen?
Egal. Ich hasse Besucher. Wie alle Störenfriede hasse ich Besucher, Haustürvertreter, Verwandte mit unberechenbarem Temperament, Nachbarn, Verwandte mit leeren Terminkalendern, Haustürverkäufer, Nachbarn, Backpulverschnorrer, Leute mit Proben ihrer unbekömmlichen Kuchenkreationen, Nachbarn, Gäste, Brandstifter, Nachbarn.
Ich: ungesellig und in Arbeit.
Besucher oder Nachbarn: Die Hunnen.
Jetzt kommt also heute ein Udo – mit einem Schlüssel oder, was noch weit ärger wäre, ohne einen Schlüssel. Für die Sporthalle, das auch noch.
Sporthalle: Ort, den sonderbare Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt betreten müssen. Vermutlich auch wollen. Höchstwahrscheinlich beides: müssen und wollen. Grässlich.
Ich: ungesellig, in Arbeit und ohne die leiseste Ahnung, wo dieser Schlüssel für die verdammte Sporthalle sein könnte. Vermutlich im Zimmer meines Sohnes.
Zimmer meines Sohnes: für mich TABU. Mein Sohn hätte vermutlich nichts gegen ein Betreten seines Zimmers durch mich. Aber ich.
Ich: ungesellig, schwer in Arbeit und absolut unsportlich.
Der Idee, zwei Treppen hoch zum Zimmer meines Sohnes zu klettern, stehe ich ebenso vehement wie grundsätzlich abgeneigt gegenüber. Bin ich ein Eichhörnchen?
Allein die Vorstellung, dass ein Udo klingeln könnte, macht mir Bauchbeschwerden.
Muss ich jetzt etwa einen ganzen Tag lang mit gespitzten Ohren lauschen – ob womöglich irgendwer klingeln könnte? Bin ich ein Hund?
Was schert mich gemeinhin ein Klingeln? Ob Telefon oder Haustür – ich bin nicht zuständig. Mag es doch klingeln! Keine Klingler für mich, bitte.
Ich bin ungesellig! Ich arbeite! Ich HASSE Besuch! Eindringlinge! Störenfriede! Brandstifter!
Die Hunnen!
Überhaupt: Was soll das für ein Name sein – Udo?
Mutmaßlich dürfte es sich bei diesem Udo um - einen der Polizistenfreunde meines Sohnes handeln.
Durch seinen Sport kennt mein Sohn ungefähr eine Million junger Leute.
Etwa die Hälfte davon ist bei der Polizei.
Durch die Bank einander ähnlich wie Eier in einem Karton, sind die Polizeifreunde allesamt groß, sportlich gestählt, sparsam mit Haupthaar und bärtig.
Irgendwie wirken sie immer ein wenig unbeweibt.
Allerdings sind sie zupackend, das schon.
Mindestens dreimal die Woche schildern sie meinem gutgläubigen Sohn die Vorzüge der Polizeiarbeit in leuchtenden Farben.
Dreimal die Woche ist nämlich Training im Sportverein.
Es herrscht Nachwuchsmangel bei der Polizei.
Seit einiger Zeit trägt mein einziger Sohn sich mit dem Gedanken, zur Polizei zu gehen.
Polizist: Von der Natur mit Einsatzfreude und gesundem Optimismus ausgestatteter Mensch, der im Laufe eines harten Berufslebens zum Dauerpessimisten mutiert.
Mein Großvater war Polizist und misstraute jedem Menschen (wie er täglich dem naiven Zeitungshändler versicherte). Es brachte meinen Opa jedoch nicht davon ab, an so etwas wie Anstand in der Seele eines Einbrechers zu glauben – und ihn mittels eines Kruzifixes in der Geldschublade mit dem Einkaufsportemonnaie und der Feiertagsbrosche meiner Großmutter drin vom Stehlen abbringen zu wollen. Naja. Tatsächlich brach niemals jemand bei den beiden ein. Lediglich ausgebombt wurden sie dreimal, im Zweiten Weltkrieg. Gegen eine Bombe hilft natürlich ein Kruzifix kein Bisschen.
Ich: ungesellig, schwer in Arbeit und in völliger Unkenntnis der Mentalität von Einbrechern.
Mein