Puzzleteile des Lebens. Thorben Korbitz

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Puzzleteile des Lebens - Thorben Korbitz

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extra einen schwarzen Handschuh auf einen Stock gestellt um mich zu erschrecken.

      Vielen Dank dafür. Einen 5-jährigen Jungen zu erschrecken ist ja eine Leistung. Jedenfalls hatte ich jahrelang Angst vor der schwarzen Hand; immer dann wen meine Eltern mir damit gedroht haben.

      Mich quälten monatelang Alpträume. Noch mit acht Jahren wachte ich mit schönster Regelmäßigkeit auf und lief zu meiner Mutter. Einmal soll ich ins Wohnzimmer gelaufen sein, meine „Eltern“ waren noch wach, schaltete den Fernseher aus und wollte ihn umdrehen. Was ich da geträumt hatte weiß ich nicht mehr.

      Meine Mutter nahm das aber zum Anlass, mit mir zum Arzt zu gehen. Der verwies uns, also mich, zum Psychologen. Der wiederum ordnete eine professionelle Untersuchung in einer psychiatrischen Klink an. Und so wurden meine Hirnströme unter den verschiedensten Einflüssen gemessen.

      Mir wurden schöne und schlimme Bilder gezeigt, Bilder auf denen ich etwas erkennen musste, Wörter vorgelesen und ich wurde minutenlang Lichtblitzen ausgesetzt. Immer mit diesen Kabeln am Kopf.

      Soweit ich weiß stellte man fest, dass ich eine erhöhte Reaktion bei den Lichtblitzen zeigte. Es wurde empfohlen, „das Kind nicht mehr so lange Fernsehen schauen zu lassen.“

      Es ist ja auch nicht zu glauben was einmal die Woche für zehn Minuten Sandmann schauen so alles anrichten kann. Außerdem wurden mir Beruhigungstropfen verschrieben die ich jeden Abend einnehmen durfte.

      Gott sei Dank waren die Tropfen nach 14 Tagen alle. Neue gab es nicht, da hätten ja meine „Eltern“ sich kümmern müssen. Also kamen die Alpträume wieder. War aber nicht schlimm. Meine „Eltern“ schlossen einfach die Zimmertür zu und wurden so wenigstens nicht mehr von mir belästigt.

      Da meine Mutter bei jeder sich bietenden Gelegenheit allen möglichen Leuten von meinen „Problemen“ erzählte blieb irgendwo auch ein Makel an mir haften.

      Schulzeit

      Hausarbeit

      Mein Stiefvater hatte eine konkrete Vorstellung davon, was Kinder im Haus alles tun durften. Ach so, das hatte ich ja ganz vergessen. Kurz vor meiner Einschulung sind wir dann noch in ein altes, baufälliges Fachwerkhaus nach Hasserode gezogen.

      Wir, das waren meine Mutter, ihr Mann, meine Schwester und meine Uroma. Und in, am und um dieses Haus herum gab es jede Menge Arbeit.

      Früher, als samstags bis Mittag noch Schule war, durfte ich nach dem Heim kommen erst einmal alte Ziegelsteine abputzen.

      Für die, die nicht wissen was das bedeutet sei es erklärt.

      Steine abputzen heißt, man nimmt einen Maurerhammer und klopft vorsichtig den alten Mörtel davon ab. Vorsichtig heißt, der Mörtel muss ab sein und der Stein ganz bleiben. Wenn ich dann also 30 Steine fertig hatte durfte auch ich Mittag essen. 30 ganze Steine wohlgemerkt.

      Und so war ich dann mit 6 Jahren schon verantwortlich für das Steine abputzen, Mörteleimer tragen, Ofen anheizen (wir hatten anfänglich 6 davon), Läufer klopfen, Garten umgraben. Später, mit 8, durfte ich schon alleine den Mischer bedienen und Kohlen mit der Schubkarre in den Schuppen fahren, ab 10 auch ganz alleine. So um die 120 Zentner war es pro Saison. Ein Zentner sind 50 kg, also sind 120 Zentner 6 Tonnen.

      Jedenfalls ging der Umbau des Hauses schnell voran. Die größte Anerkennung war immer, wenn ich mit den anderen zusammen Essen durfte. Außer es gab Fischkartoffel, die Lieblingssuppe meines Stiefvaters, da wär´s mir egal gewesen.

      Zum Spielen gab es wenig Gelegenheit, für Hausaufgaben (das sind Aufgaben die einem Lehrer stellen und die zu Hause bis zur nächsten Unterrichtsstunde erledigt werden müssen) erst recht nicht.

      Das mit dem Ofen anheizen war auch so ein Ding. Unsere Schule ging wochentags teilweise bis 13.30 Uhr. Danach schnell mal 2,5 km zur Schulspeisung laufen, essen und ganz schnell fast 5 km nach Hause zurück laufen. Besonders im Winter war es mit dem „schnell“ immer schwierig.

      Es war damals die schönste Zeit für mich nach Hause zu laufen. Ich ging immer an einem Nebenarm der Holtemme und einem Wehr lang. Eine Stunde war da schnell weg. Meine Eltern kamen regelmäßig gegen 16.15 Uhr nach Hause. Spätestens um 16.25 Uhr hat mein Stiefvater auf das Wohnzimmerthermometer an der Außenwand geschaut und wollte mindestens 24 Grad ablesen.

      Und wehe die Temperatur war nicht erreicht. Aber dazu später noch.

      Also, die Räume mussten ausreichend warm sein und vor jedem Ofen ein voller Eimer mit Kohlen stehen. Ich habe das später mal nachgewogen. Ein Eimer Kohlen wiegt ca. 22 kg.

      Die Aufgabe bestand also darin, aus allen Öfen die Asche zu entfernen, die Aschekästen herunter zu tragen, auszuleeren, Holz und Kohleanzünder mitzunehmen, den ersten Ofen anzuheizen, den zweiten Aschekasten zu leeren, einen Kohleneimer mitzunehmen, im ersten Ofen Kohlen nachzulegen, den zweiten Ofen anzuheizen, zum dritten Ofen gehen, ……… usw. usf.

      Am Ende steht dann vor jedem Ofen ein voller Eimer Kohlen zum nachlegen. Oftmals hatte ich für die ganze Prozedur nur 45 min Zeit. Nicht Zeit die Öfen anzuheizen sondern die Räume auch auf Temperatur zu bekommen. Mindestens 24 Grad im Wohnzimmer an der Außenwand!!!

      Als ich älter wurde habe ich dann beim Anzünden ein wenig mit Insektenspray nachgeholfen. Wirkt super. In die offene Flamme gesprüht brennt alles schnell an. Also bestenfalls im Ofen. Imprägnierspray ging auch. Hauptsache meine Eltern hatten es warm und kuschelig.

      An eine Episode erinnere ich mich ganz genau. Ich war damals 7 Jahre alt, es war Herbst und die Öfen mussten angeheizt werden. Die Kohlebriketts, die wir damals verwendeten, hatten einen hohen Schwefelanteil. Die Asche ließ sich nicht so einfach durch den Rost rütteln sondern war stark verschlackt. Also mit einem Feuerhaken die Schlacke zerkleinern und vorsichtig in den Aschekasten ziehen. Vorsichtig deshalb, weil in der Schlacke noch große Glutreste versteckt sein konnten.

      Nun, an diesem Tag war ich wieder einmal mit dem Feuerhaken zu Gange um die Schlacke aus dem Ofen zu ziehen. Dabei entdeckte ich einen gelblichen, schlaffen Luftballon in länglicher Form. Da ich so etwas noch nie gesehen hatte, und schon gar nicht im Ofen, war meine Neugier geweckt.

      Ich zog also langsam weiter und entdeckte in dem Luftballon eine weiße Flüssigkeit. Nun ging alles ganz schnell. Mir wurde bewusst was das war, ich ekelte mich dermaßen, dass ich den Feuerhaken ruckartig aus dem Ofen zog. Nur hing daran aber ein großes Stück Schlacke mit dran. Diese fiel auf den Boden, zerbrach, und große Stücke und Glutreste kullerten auf die schönen, bunten Filzfliesen. Die Glut brannte sich ein und viele hässliche schwarze Brandflecke waren das Ergebnis.

      Nun lief es mir heiß und kalt den Rücken runter. Was passiert, wenn mein Stiefvater nach Haus kommt? Auf großes Verständnis konnte ich wohl nicht hoffen. Das der Raum die richtige Temperatur hatte war wahrscheinlich nebensächlich.

      Freizeit

      In der 1. Klasse habe ich mit Klavierunterricht begonnen. Im Herbst. Die ersten Wochen verbrachten wir mit Noten lernen. Im zweiten Halbjahr sollte dann das Instrument dazu kommen. Nur, das zweite Halbjahr begann im Frühling. Und was beginnt noch im Frühling? Richtig, die Bausaison.

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