Revenge - Amys Rache. Melanie Weber-Tilse
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Читать онлайн книгу Revenge - Amys Rache - Melanie Weber-Tilse страница 7
»Da muss ich dich leider enttäuschen. Der Schütze hatte eindeutig ein Ziel: die Jugendlichen vor der Halle.« Sie schulterte ihre Tasche und wollte sich auf den Weg machen.
»Warte, wo willst du hin?«
»Ich wüsste nicht, warum ich dir das sagen sollte«, gab sie über die Schulter zurück.
Als er sie am Arm festhielt, schaute sie erst auf seine Hand, dann ihn an. Er wollte sie hoffentlich nicht weiter festhalten, denn dann würde sie nicht zögern, ihn in seine Schranken zu weisen.
»Warte.« Er schien zu merken, dass sie gerade mit sich haderte, was sie tun sollte, denn er ließ sie augenblicklich los. »Bitte«, setzte er sofort hinterher.
Seufzend wartete sie.
»Ich weiß nicht, wer du bist, geschweige denn, was du hier willst. Aber ich weiß, dass wir deine Hilfe gebrauchen könnten.«
Fragend zog sie die Augenbraue hoch. »Wer ist wir?«
»Mein Boss, von der Sicherheitsfirma und dessen Freund. Beide werden ihre Frauen keiner Gefahr aussetzen, wenn sie sich sicher sind, dass der Anschlag wirklich der Halle galt. Das wiederum würde das Projekt mit den Straßenkindern einem großen Problem aussetzen.«
Amy war bei der Nennung der Sicherheitsfirma einen Schritt zurückgewichen. Doch bei der Erwähnung von den Straßenkindern hielt sie inne. Sie hätte sich damals gewünscht, dass man sich ihrer Schwester auf der Straße angenommen hätte …
»Ich würde gerne, aber … » Sie schüttelte frustriert den Kopf. Es passte nicht in ihren Plan. Ganz und gar nicht.
»Hast du für heute Nacht einen Schlafplatz?«
Erneut schüttelte sie den Kopf und er nickte ihr zu, ihm zu folgen. Während sie aus dem Park zu seinem Auto gingen, merkte Amy, dass sie langsam müde wurde. Nicht körperlich müde, sondern ihr Geist brauchte Ruhe. Das würde er bekommen, wenn sie die letzten zwei Männer ausgeschaltet hatte.
Doch jetzt folgte sie Chris, um nicht schon wieder eine Nacht auf der Hut verbringen zu müssen. Diese Nächte, die sie unterm freien Himmel verbracht hatte, waren ganz und gar nicht romantisch. Neben einem harten Boden und Getier, hatte sie nie in einen tiefen Schlaf gleiten dürfen, sondern war ständig auf der Hut gewesen.
Vielleicht würde es heute Nacht, obwohl sie bei einem ihr völlig fremden Mann übernachten würde, anders werden. Amy war sich sicher, dass er vor dem Job bei der Sicherheitsfirma kein simpler Streifenpolizist gewesen war. Und doch sagte ihr Gespür, dass er vertrauenswürdig war, wobei sie die letzten Jahre keinem vertraut hatte.
Galant hielt er ihr die Autotür auf und stieg dann selbst ein.
»Ich habe ein Gästezimmer und warmes Wasser.«
Sie schaute ihn von der Seite her irritiert an. Sein Lachen wehte durch den Wagen. »Schau nicht so. Meinst du, ich weiß nicht, dass der der Geizhals vom Spang Motel extra Kohle für Warmwasser nimmt? Ansonsten ist es noch nicht einmal lauwarm.«
Er hatte recht. Im Motel hätte sie für warmes Wasser extra zahlen müssen. Wobei sie nicht vorhatte, sein Angebot anzunehmen. Vorhin in der Halle hatte sie mit ihm ausgiebig geduscht und länger als eine Nacht würde sie nicht bei Chris bleiben.
Sie waren einige Zeit unterwegs und so wie es aussah, lag seine Wohnstätte nicht direkt in White Beach. Sollte er allerdings die Absicht haben, sie zu entführen, dann würde er schnell merken, was er davon hatte.
Irgendwann bog er in eine Auffahrt ein, die an Weiden vorbeiführte, auf denen Rinder und Pferde standen und im Scheinwerferlicht gespenstig wirkten.
Es kam ein Gebäude in Sicht, doch bevor sie dieses erreichten, bog er eine abzweigende Straße ein und fuhr den holprigen Weg weiter. Nicht weit und er hielt vor einem kleinen Holzhaus an, an dem am Eingang eine kleine Laterne brannte. Große Stämme waren zum Verbauen genutzt worden und hätte sie sich ein Haus aussuchen dürfen, so wäre ihre Wahl genau auf dieses gefallen.
Sie hatte schon immer den rustikalen Stil geliebt und als Kinder hatte sie kurz mit ihrer Schwester auf einer Farm leben dürfen, bis die beiden älteren Leute den Pflegekindern nicht mehr gerecht werden konnten.
Bevor er hier auch noch den Gentleman spielen konnte, war sie aus dem Jeep gesprungen und ging neben ihm auf die Hütte zu.
Wie es schien, ging man hier draußen nicht davon aus, dass geklaut wurde, denn ohne die Tür aufzuschließen, öffnete er diese und hielt sie ihr auf.
Drinnen empfing sie der unverkennbare Geruch nach Holz und auch sein Aftershave konnte Amy sofort ausmachen.
Er wies die Treppe hinauf »Zweite Tür ist das Gästezimmer.«
Die Stufen knarrten, als sie nach oben stieg. Das Zimmer war einfach aber sehr gemütlich eingerichtet. Ein Stahlbett mit dicker Matratze und einer leichten Tagesdecke. Schrank, Kommode und fertig war die Einrichtung. Die Tasche fiel mit einem Plumps auf den Boden und seit langer Zeit konnte sie wieder auf einer weichen Matratze liegen. Sie vergrub ihr Gesicht in die Decke, die nach Waschmittel roch und genoss das weiche Gefühl.
Die letzten Monate waren geprägt von ausgelutschten Motelbetten und harten Waldböden gewesen und dieses Bett stellte für sie gerade Luxus pur da.
Seufzend stand sie auf und stellte sich ans Fenster. Nichts außer Dunkelheit und hin und wieder schemenhaften Tieren auf der Weide konnte man erkennen. Wenn sie die letzten zwei Männer umgebracht hatte, würde sie dann je ein normales Leben führen können?
»Möchtest du auch etwas essen?«, erklang es von der Tür und sie wirbelte herum. Sie musste dringend ihren Feldzug beenden, oder ihre Nachlässigkeit würde ihr das Leben kosten.
»Nein, danke. Aber es wäre nett, wenn du das nächste Mal anklopfen würdest«, gab sie bissiger zurück als sie eigentlich beabsichtigte.
»Hab ich. Ich bin unten, solltest du noch etwas brauchen.«
Fluchend ließ sie sich auf das Bett sinken.
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