Löwenschwester. Catrina Balis

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Löwenschwester - Catrina Balis

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der mir tatsächlich irgendwie bekannt vorkommt.

      »Ja, ich kenne dich auch.« Wir lachen, weil wir im selben Augenblick verstehen, dass wir einander keiner Begegnung zuordnen können.

      »Du bist Helen, oder?« Er weiß ja sogar beinahe meinen Namen. Hellie, verdammt, sage ich mir, reiß dich zusammen, erinnere dich oder tu wenigstens so!

      »Fast, Helena. Aber woher kennst du mich?« Ich bin ihm dankbar, dass ich seinetwegen zumindest nicht mehr verlassen in der Menge herumstehe.

      »Ich bin Damien.« Und da kracht die Erleuchtung durch die Tür. Damien. Klar, ich bin ihm vors Fahrrad gelaufen!

      »Hast du dein Rad retten können?« Verwundert über mich selbst, dass mir das Sprechen plötzlich so viel leichter fällt, sehe ich ihm in seine tiefbraunen Augen.

      »Ja, alles gut, mach dir darüber mal keinen Kopf.« Ich atme unbemerkt auf.

      »Tut mir echt leid. Das passiert mir sonst nie.« lüge ich, um nicht allzu verpeilt zu wirken. Ob das so leicht funktioniert?

      »Und was machst du hier so alleine?«, fragt er. Ich habe spontan keine Antwort, also lächele ich. Wie leicht sich das alles plötzlich anfühlt. Der Druck in der Magengegend ist weg, die Bilder aus meinem Kopf sind verschwunden. Ich fühle mich fast schon frei.

      »Hey, Damien! Neue Freundin gefunden?« An Damiens Seite steht auf einmal ein ziemlich klein geratenes, blondes Mädchen, das lässig den Arm in die Seite stützt.

      »Könnte man so sagen, Suzie, stimmt schon«, antwortet er ruhig. Meine Gedanken bleiben kurz an diesem Namen hängen, lösen sich dann aber wieder. Ich darf nicht schon wieder abdriften.

      »Du bist Helena, stimmt’s? Maddie hat mir gesagt, dass sie dich mitbringt.« Ich nicke einfach nur.

      »Ich glaube, ich lasse euch beide mal alleine und sehe mal nach Drake. Der kippt schon wieder einen Martini nach dem anderen.« Ehe ich mich versehe, hat die tanzende Menge Damien verschluckt.

      »Vielleicht sollten wir nach nebenan gehen. Da ist es etwas ruhiger.« Sie gibt mir zu verstehen, ihr zu folgen. Wobei ich vorhin schon feststellen musste, dass ich die Musik eigentlich allgemein lauter erwartet hätte.

      »Wie findest du die Party?«, fragt sie mich.

      »Ganz gut. Ich gehe nicht so oft weg. Sollte ich aber öfter tun.« Und Wodka Cola light trinken, mich befreien. Und alles vergessen.

      »Das hört man doch gerne. Ich bin ja von der ganzen Idee gar nicht so begeistert«, gibt sie schließlich zu.

      »Welche Idee?«

      »Na in meinen Geburtstag reinzufeiern. Ich bin kein Partytyp, aber sag das mal meinem Schwesterherz.« Sie lacht.

      »Du bist also wirklich Suzan, ja?«, frage ich sicherheitshalber. Sie nickt grinsend.

      »Ja. Aber alle nennen mich Suzie. Oder Sue. Such dir etwas aus.« So hatte ich mir Madison Rolands ältere Schwester eigentlich nicht vorgestellt. Eher einen Kopf größer und sportlicher. Eben wie Maddie selbst.

      »Naja, ich feiere nicht so gern.« Suzan wendet den Blick ab und schaut auf die Tischplatte.

      »Ist Damien dein Freund?« hake ich nach, ohne darüber nachzudenken. Was macht dieses Getränk aus mir? Und wie kannst du diese Frage nur so frei von der Leber weg stellen, Helena?

      »Damien? Oh Gott, nein, nicht Damien! Aber sein Bruder. Drake. Deshalb ist er doch überhaupt hier. Weil Maddie und Drake die ganze Partysache eingefädelt haben.« Suzan lacht sich schlapp. Ich kann mir allerdings nicht erklären wieso, kann den Witz nicht finden. »Ohne Drake wäre er wahrscheinlich gar nicht hier. Das ist genauso wenig sein Ding wie unseres.«

      »Ich dachte nur. Hätte ja sein können.«

      »Nein, nein. Damien ist schon lange überzeugter Single. Der interessiert sich echt für keine. Aber woher kennt er dich eigentlich?« Ich berichte Suzan die Fahrradgeschichte, und dass ich an diesem Tag ebenfalls Geburtstag hatte, woraufhin sie mich in den Arm nimmt und mir herzlich gratuliert. Das alles geht so schnell, dass mir die Zeit fehlt, vor ihr zurückzuweichen. Wir unterhalten uns noch über dies und das und setzen uns später an die Bar. Ich beschließe jedoch, dass es für heute genug Erfahrungen waren und ich nicht noch betrunken sein muss, weshalb ich mir eine normale Cola light bestelle – ohne Wodka. Suzan dagegen trinkt sich durch die halbe Cocktailkarte, aber die alkoholfreie, woran sie mich immer wieder erinnert. Weil sie zu verantwortungsbewusst ist und keinen Alkohol anrührt. Sie ist allgemein sehr gesprächig, erzählt mir von Maddie und ihrem Studium. Ich bin so viel Offenheit und Kontaktfreude von anderen Menschen überhaupt nicht gewöhnt. Auf einmal wird die Musik auf ein Minimum reduziert.

      »Hallo? Ist dieses Mikro an? Hiihiihii« Maddie steht in der Mitte eines Halbkreises aus Menschen, der sich ganz von selbst gebildet hat. Erst nachdem sie dreimal mit der Handfläche auf das Mikrofon geschlagen und ein unangenehmes Geräusch erzeugt hat, redet sie weiter.

      »Alle wissen ja, dass das heute hier Suzans großer Tag ist. Weshalb ich sie augenblicklich zu mir bitte!« Madison betont das Adjektiv so stark, als würde Suzan bei Verweigerung in großer Gefahr schweben. Diese bewegt sich nur widerwillig von ihrem Platz neben mir an der Bar weg und stellt sich neben ihre Schwester. Halbschwester, auch das hat sie mir erzählt. Als Damien auf einmal wieder neben mir auftaucht, bleibt mir - augenblicklich- die Luft weg.

      »Die arme Suzie.« Ich lächele ihn nur ungläubig an.

      »Also, meine liebe Suzan«, beginnt Madison. »Es ist gleich Mitternacht und deshalb setze ich dir jetzt diesen Hut auf.« Alle applaudieren, als Maddie ihrer Schwester eine große Geburtstagstorte aus Plüsch, auf der eine Zwanzig an einer Feder hin und herschwingt, auf den Kopf setzt. Ich klatsche allerdings nicht. Weil Damien es auch nicht tut.

      »Und jetzt ... Bill, machst du bitte mal den Beamer an ... COUNTDOWN!«, trällert Maddie und an der Wand hinter ihr erscheint eine übergroße Uhr. Suzan tut mir wirklich leid. Sie steht da vor den ganzen Menschen, die nur sie anschauen. Ab und zu holt sie tief Luft, die sie dann schwer wieder ausatmet.

      Zehn, neun, acht.

      Ich muss erschrocken feststellen, dass Madisons Stimme noch kreischender ist, wenn sie angetrunken ist und damit auch noch unerträglicher.

      Drei, zwei, eins.

      Mit einmal bricht ein lautstarkes Jubeln aus. Alle stürzen auf Suzan zu, umarmen sie, gratulieren ihr. Ein paar Jungs heben sie hoch, feiern sie wie den größten Star dieser Welt. Ich stehe nur am Rand und schüttele innerlich den Kopf. Nur zu gut kann ich mir vorstellen, wie unangenehm Suzan das sein muss, fühle mit ihr. Aber da muss sie durch. Mir fällt mein eigener Geburtstag wieder ein und fast verfalle ich in meine gewohnte, depressive Stimmung. Doch die Realität ist auf einmal da und stützt mich, als sei ich gerade beinahe ohnmächtig geworden.

      Zeit vergeht. Die anfängliche Euphorie verläuft sich wieder, als die Masse auseinandergeht.

      Es wird später. Maddie hat den Karaokeabend eröffnet, hat Suzan gezwungen, mit ihr ein Duett zu singen. Ich stehe immer noch an der Bar, trinke eine Cola light nach der anderen, als das Geburtstagskind plötzlich wieder neben mir auftaucht.

      »Ich bringe Madison irgendwann um!« Daraufhin bestellt sie erst

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