Hans der Pole. Gräfin Bethusy-Huc

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Hans der Pole - Gräfin Bethusy-Huc

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Warozin eigentlich Majorat?“, fragte der andere.

      „Nein –“

      „Nun, für Dich kann’s gleich sein, Du bist der einzige Sohn – aber im Allgemeinen sollten alte Familiengüter in unserer schnelllebigen Zeit so viel als möglich zu Majoraten gemacht werden, um sie den Familien zu erhalten. Der Güterschacher nimmt so überhand!“

      Das junge Gesicht Benno Ardens nahm dabei einen altklugen Ausdruck an.

      „O, ich würde mich nie von Warozin trennen“, rief Hans lebhaft. „Jeden Baum und jeden Steg kenne ich hier. Wenn ich auf Urlaub herkomme, ist’s, als spräche jeders Ding zu mir – Du kannst Dir so etwas nicht vorstellen, Du bist ein Stadtkind –“

      „Ich glaube doch, ich kann’s verstehen, und ich freue mich darauf, Deine Heimat kennen zu lernen und –“

      Er verschluckte den Nachsatz „und Deine Mutter“, denn es fiel ihm ein, dass diese Mutter eigentlich die einzige Schattenseite seines Freundes war, ein Frau aus dem Volke, die der alte Baron Walsberg unbegreiflicherweise geheiratet hatte und die nun als Witwe auf dem Herrnsitze saß und das Gut für ihren noch minderjährigen Sohn verwaltete.

      Benno war mir Hans Walsberg zusammen auf Kriegsschule gewesen, vor drei Wochen hatten sie gleichzeitig das Leutnantspatent erhalten, sie trugen dieselbe Uniform und nannten einander Freunde – Hans, weil Bennos korrekte Ausgeglichenheit ihm imponierte, Benno, weil Haans außer ihm der einzige Träger eines alten Namens im Regiment war.

      „Dort hinter den Pappeln liegt der Gutshof“, sagte Hans. Der Wagen fuhr an einer Gertenmauer entlang, der Duft blühenden Flieders mischte sich mit leichtem Stallgeruch. Jetzt ging es durch einen Torweg – da lag das langgestreckte Haus mit dem hohen Dach und der breiten Holzveranda. – „Willkommen daheim!“ rief Hans, die Hand auf die Schulter des Freundes legend, der sich unwillkürlich ein wenig in Positur rückte.

      Hansens Blick überflog den Platz vor der Veranda. Dort pflegte seine Mutter sonst zu stehen, wenn er kam. Heute war sie nicht da, auch der alte Johann fehlte – nein da kam er atemlos vom Garten her gerannt – gerade noch zu rechter Zeit, um den Wagenschlag zu öffnen.

      „Untertänigst guten Morgen, gnädiger Herr!“

      „‘n Tag, Johann, ‘n Tag – was ist denn los, Alter, bist Du krank? Wie siehst Du denn aus? Wo ist die Frau Baronin?“

      Der Alte machte ein verzweifeltes Gesicht, wie einer, der weinen möchte und es nicht wagt. „Frau Baronin sind mit den Herren bei’m Ananashaus“.

      „Mit was für Herren?“

      „Ach, der Herr Baron wissen nicht? Der Herr von Wolffen sind hier und – die anderen Herren“.

      Hans überhörte den Nachsatz.

      „Wolffen ist mein Vormund“, sagte er erklärend zu Benno, „das trifft sich schlecht – aber komm, ich will dich zunächst in Dein Zimmer führen, nachher suchen wir Mama im Garten“.

      Sie traten in das Haus. Gegenüber stand die Tür des Gartensaales offen. Man sah einen für mehrere Personen gedeckten Tisch mit halbgefüllten Gläsern und durcheinander geworfenen Servietten.

      Hans blieb befremdet stehen.

      „Wer ist noch hier?“ frage er.

      „Ach, bloß noch die beiden Herren von Mielosenski–“

      „Wer sind denn die, was wollen die hier?“

      Vom Garten her klangen Stimmen.

      Eine stattliche Frau in mittleren Jahren kam eilig die Stufen der Veranda herauf und eilte auf Hans zu.

      „Mein Hans, mein lieber Sohn!“ Sie schlang beide Arme um Hans und küsste ihn mit einer wilden Zärtlichkeit.

      „Du triffst es schlecht, aber ich werde Dir alles erklären, alles – “, sie bemerkte Benno und wandte sich an ihn.

      „Es tut mir leid, dass Sie es heute so unordentlich finden, so alles durcheinander“, sagte sie, und dann wieder zu Hans gewendet: „Wie ich Dir den Wagen schickte, wusste ich nicht, dass der Wolffen und die anderen gerade heute kommen würden – auf einmal waren sie da, ich kann nichts dafür“.

      „Aber Mama, erkläre mir nur, was ist es denn mit diesen Leuten?“

      „Alles wirst Du wissen, alles, alles – ach, da sind sie schon – “

      Herr von Wolffen kam, von zwei Herren gefolgt. In wunderlich gehaltener Weise begrüßte er seinen Mündel, so etwa, wie man einander bei einem Kranken begegnet, der äußere Schonung erfordert; die verschiedenen Herren wurden vorgestellt, ohne dass sie wussten, was sie auseinander machen sollten, und in die nichtssagenden Begrüßungen hinein klang auf einmal ein lauter, unartikulierter Ton, wie ein Aufschluchzen, und der alte Johann rannte zur Haustür hinaus, die Stufen der Veranda hinab, dass Hans ihm entsetzt nachstarrte.

      „Lass ihn“, sagte seine Mutter, „er ist schon alt, er ist wie ein Kind – geh‘ jetzt in Dein Zimmer mit Deinem Freunde, gehe, ich werde Dir nachher alles sagen!“

      „Ja, gehe nur jetzt“, sagte Herr von Wolffen hinzu, „aber es ist gut, dass du gerade heut kommst, denn es ist ein wichtiger, entscheidungsvoller Tag für uns alle!“

      Hans sah von einem zum andern hin. Eine tiefe Falte stand auf seiner jungen glatten Stirn.

      „Ich verstehe Euch nicht“, sagte er, „aber wenn es etwas Schweres ist, das ich erfahren soll, so bitte ich Euch, es mir zu sagen – ich bin kein Kind, das der Schonung bedarf, und Herr von Arden ist hier mein Freund, ihr dürft offen vor ihm sprechen, also, ich bitte Dich, Mama, sprich!“

      „Ach Gott, mein Sohn, mein liebes Kind, es ist ja noch nicht ganz bestimmt – man kann es ja noch nicht sagen“ –

      „Ich bitte in der Kanzlei einzutreten“, damit öffnete Herr von Wolffen eine Tür um gleich darauf mit den Beiden Fremden hinter derselben zu verschwinden. „Mutter!“ wiederholte Hans bittend, die Hand der Frau ergreifend.

      „Ich kann nichts dafür Hans“, sagte sie in Weinen ausbrechen, „aber die beiden Herren sind hier, um sich Warozin anzusehen – sie bitten einen guten Preis“ –

      „Einen Preis? Einen Preis für Warozin!“, schrie Hans auf. Mutter, dafür gibt’s keinen Preis, Warozin gehört mir, ich trenne mich nie davon, hörst Du, nie, nie –“

      Benno Arden war an die Glastür getreten und blickte in den Park hinaus. Weder Hans noch seine Mutter achteten auf ihn.

      „Ach mein lieber Sohn, Du weißt ja nicht alles, es ist zu schrecklich, Deine arme Mutter hat zu viel gelitten – so viel –“ ihr Stimme erstarb in Schluchzen. Hans stand ihr einen Augenblick fassungslos gegenüber. Dann erinnerte er sich plötzlich Benno Ardens. Mit einer hastigen Bewegung wandte er sich nach ihm um.

      „Komm“, sagte er mit veränderter Stimme, „es tut mir leid, dass Du es so triffst – ich sehen ja noch nicht klar – aber zunächst können wir doch nicht alle im Korridor bleiben – ich begleite Dich!“

      „Ich fürchte, ich bin hier sehr ungelegen“, erwiderte Benno in ersichtlicher

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