Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann
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Ich will das Weingut irgendwann übernehmen und auch wenn Großvater mir schon sehr viel gezeigt hat, so ist ein Studium doch der beste Weg, damit ich mir das Wissen aneignen kann, das ich dazu brauche. Dass Pierre obendrein auch noch einen Weinhandel hat, finde ich nur zu passend. Der einzige Nachteil dieses Weges ist es, dass ich aus Lorgues weg musste in das entfernte Montpellier. Deshalb sehe ich meinen Geliebten nur noch an den Wochenenden oder eben an den Gelegenheiten, an denen er mich besucht. So wie heute. Dann soll alles perfekt sein und das wird es auch, wenn ich endlich in dieses verdammte Bad hineinkomme.
Wann ist Valerie nur fertig? Ich hebe gerade meine Faust, um fest gegen die Tür zu hämmern, da geht sie auf und Valerie kommt heraus. Valerie ist meine Mitbewohnerin und studiert Agrartechnik an derselben Fachhochschule wie ich, der SupAgro in Montpellier. Als ich mir hier eine Unterkunft gesucht habe, hatte Valerie gerade ein Zimmer in ihrer Wohnung anzubieten und da wir uns auf Anhieb verstanden haben, bin ich eingezogen.
Valerie ist gut einen halben Kopf kleiner als ich, hat dunkelblondes, schulterlanges Haar und ein rundliches, freundliches Gesicht, das vor Energie und Lebensfreude nur so sprüht. Ihr Körperbau ist stämmig, so wie man es oft bei Menschen sieht, die aus der französischen Provinz stammen. Aber im Gegensatz zu dem, was sie immer behauptet, hat sie kaum ein Kilo zu viel, auch wenn sie nicht so mager ist, wie das heutzutage immer als schön angesehen wird. Sie hat sehr weibliche Rundungen und ist für ihre Größe eine gute Figur. Außerdem ist sie in ihrem Studium ein Ass. Sie hat den Bachelor schon fertig und macht gerade ihren Master.
Ihr einziges Problem sind die Männer. Ich habe noch niemals jemanden gesehen, der sich so nach einer festen Beziehung sehnt und gleichzeitig so viele Männer verschleißt, wie Valerie. Was auch der Grund ihres langen Badezimmeraufenthalts ist. Sie meint eben, dass sie hässlich ist und versucht mit allen Mitteln der Kosmetikindustrie dagegen anzukämpfen. Ich kann sie tausend Mal daran erinnern, dass sie sogar einmal einen Schönheitswettbewerb in ihrem Heimatdorf gewonnen hat und dass sie noch besser aussehen würde, wenn sie sich nicht so stark schminken würde. Aber sie ist der Ansicht, dass sie zu dick und zu hässlich ist, selbst wenn das gar nicht stimmt.
Ein Vorteil ihrer ewigen Jagd auf das andere Geschlecht ist, dass sie sofort eingewilligt hat, heute Abend auszugehen. Pierre und ich wollen unsere Zweisamkeit genießen und die Wohnung ist zu klein, um sich ungestört zurückziehen zu können. Ich habe das für Valerie auch schon so gemacht, wenn sie einen der Kandidaten zum Mr. Right zu Besuch hatte. Aber ich muss mich dranhalten. Pierre hat einen richtig schicken Ferrari und wenn die Straßen frei sind, kann er auch früher ankommen, als angekündigt. Also beeile ich mich.
Weil Valerie viel zu lange gebraucht hat, um sich zurecht zu machen, wähle ich das Kurzprogramm, waschen, statt duschen, die Haare nur auflockern, statt gründlich waschen. Ich bin gerade dabei, die Haare in Form zu bringen, als ich die Klingel höre. Mist, Pierre ist schon da. Schnell lege ich noch etwas Lippengloss auf, aber nicht zu viel, Pierre mag den Geruch intensiver Kosmetikbenutzung nicht. Dann werfe noch einen kurzen Blick in den Spiegel und verlasse das Bad.
Pierre steht wie ein griechischer Gott an die Tür zu unserem Wohn- und Esszimmer gelehnt und Valerie tanzt um ihn herum, wie um ein goldenes Kalb. Pierre sieht aber auch zu gut aus mit klassischen, alterslosen Gesichtszügen und weichen, kurzgeschnittenen, braunen Haaren. Er hat einen athletischen Körper, muskulös, aber keine übertriebenen Muskelberge, schlank, aber nicht zu schlank. Seine Haut ist glatt wie Marmor, ich liebe es, sie zu streicheln. Ich weiß, dass er sich fast immer kühl anfühlt, was ganz einfach daran liegt, dass er als Vampir eine niedrigere Körpertemperatur hat. Aber ich liebe es auch, wenn er glüht, wie ein Vulkan. Bei Vampiren kann das Sprichwort, dass man seinen Freund richtig heiß gemacht hat, durchaus wörtlich genommen werden. Seine Präsenz ist einmalig, er macht den Eindruck eines Raubtieres, was nicht verwunderlich ist, denn er ist ja auch eines. In seiner Nähe bekomme ich immer noch eine Gänsehaut und die Haare stehen mir zu Berge. Mit anderen Worten, ich liebe ihn.
Was aber nicht heißt, dass andere Frauen ihn auch lieben dürfen. Ich weiß zwar genau, dass Valerie viel zu großen Respekt vor einer festen Beziehung hat, als sich zwischen Pierre und mich zu drängen, aber sie kann es einfach nicht lassen, immer mal wieder die Verführerin zu spielen.
«Hey Val. Hör auf, meinen Freund so anzumachen», sage ich, während ich auf die beiden zugehe.
Valerie stoppt mitten im Schritt.
«Ich? Deinen Freund anmachen? So etwas würde mir nie im Leben einfallen.»
«Ach? Du bist in voller Kampfmontur, umkreist Pierre wie ein Planet seine Sonne und machst ihm so schöne Augen, als würdest du bei „der Bachelor“ teilnehmen.»
«Ich bin in voller Kampfmontur, weil ich gleich ausgehe, schon vergessen? Und Pierre ist nicht verheiratet, da kann ich doch schon mal für meinen Auftritt üben, nicht wahr?»
Valerie tritt einen Schritt näher an mich heran und schaut mir aus kurzer Entfernung in die Augen.
«Außerdem sollte es verboten werden, dass so schöne Männer nur eine einzige Frau haben. Wenn du nicht meine Freundin wärst, wäre ich praktisch verpflichtet, ihn dir auszuspannen.»
«Wenn du nicht meine Freundin wärst, wäre ich praktisch verpflichtet, dir die Augen auszukratzen», erwidere ich, ohne einen Zentimeter zurück zu weichen.
Pierre hat unseren Austausch mit dem verwirrten Ausdruck eines Mannes verfolgt, der keine Ahnung hat, was eigentlich vor sich geht.
«Aber, aber Mesdames. Ich bin sicher, wir können zu einer einvernehmlichen Lösung kommen», versucht er sich einzumischen. «Wie wäre es, wenn ich mich Montag, Mittwoch und Freitag um die eine kümmere und Dienstag, Donnerstag und Samstag um die andere? Dadurch hätte ich dann am Sonn...»
Weiter kommt er nicht, denn Valerie und ich drehen unsere Köpfe synchron zur Seite und starren ihn an. Für einen Augenblick sagt keiner etwas.
«Wo hast du den denn gefunden?» knurrt Valerie.
«Der ist mir zugelaufen» knurre ich zurück.
«Ist er denn schon stubenrein?»
«Eigentlich schon. Ziemlich pflegeleicht sogar. Einmal Füttern in der Woche reicht.»
«Was willst du für den haben?»
«Tut mir leid, unverkäufliches Musterexemplar.»
Wieder herrscht einen Augenblick Stille, während Pierre uns mit offenem Mund anstarrt. Dann richtet sich Valerie mit einem Ruck auf.
«Ich mach mich dann mal auf den Weg.»
Ich begleite Valerie noch zur Tür.
«Viel Spaß dir. Lass Pierre und mir vier Stunden, dann kannst du wiederkommen. Gute Jagd.»
«Viel Spaß ihr zwei Turteltäubchen.»
Ich schließe die Tür hinter Valerie, nehme einen kurzen Anlauf und springe Pierre mit voller Wucht in die Arme. Er enttäuscht mich nicht und fängt mich ohne Mühe