Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann

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Blutgefährtin 2 - Thomas M Hoffmann

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die Führerin aller Vampire außerhalb von Europa ist, sind wir damit die Vertreter aller außereuropäischen Vampire. Eine Ablehnung würde einen Affront bedeuten.»

      Ich verziehe das Gesicht.

      «Hat Tante Anna nicht einen offiziellen Botschafter für so etwas?»

      «Leider nein. Ich habe mit Anna gesprochen und sie hat gemeint, dass sie bisher nicht daran gedacht hat, so etwas einzurichten. Sie hatte mehr als genug damit zu tun, ihre eigene Führerschaft zu festigen.»

      Tante Anna ist eine ziemlich junge Vampirin. Sie wurde erst vor etwa acht Jahren verwandelt und normalerweise ist man als junger Vampir sehr schwach, zumindest im Vergleich zu den alten Vampiren. Doch Tante Anna ist etwas Besonderes. Sie ist die Auserwählte. Bereits seit dem Tag ihrer Verwandlung verfügte sie über Kräfte und Macht, die eigentlich nur einem alten Vampir zusteht. Doch sie musste kämpfen, um als Auserwählte anerkannt zu werden. Zuerst vor dem Rat der dreizehn Stämme, die nicht alle gewillt waren, sie zu akzeptieren. Und danach mit zahlreichen heimlichen oder direkten Versuchen, sie zu beeinflussen, zu beseitigen oder sonst wie ihre Macht zu mindern. Von all dem habe ich erst vor eineinhalb Jahren erfahren, als ich über Pierre die Welt der Vampire kennengelernt habe. Eigentlich will ich mich aus der vampirischen Politik heraushalten, mir genügt Pierre und seine Liebe. Aber offensichtlich gelingt das nicht immer.

      «Was sagt Tante Anna zu der Einladung?»

      «Sie wollte zuerst mit dir sprechen. Wir sollen sie anrufen, wenn ich dir die Situation erklärt habe.»

      «Na gut. Lass mich zuerst zu Ende essen.»

      Pierre streichelt mir mit einer Hand über das Gesicht und lächelt mir aufmunternd zu. Er kennt mich eben sehr gut. Diese Einladung hat mir meine Laune verdorben. Die Geschehnisse vor eineinhalb Jahren liegen mir immer noch auf der Seele, es hätte damals nicht viel gefehlt und alles hätte in einer Katastrophe geendet. Nur dem Eingreifen von Tante Anna war es zu verdanken gewesen, dass Gregori besiegt wurde und Pierre und ich nach Hause zurückkehren konnten. Langsam beende ich mein Essen, Pierre sieht mir schweigend zu und nippt währenddessen an seinem Kaffee. Als ich fertig bin, stelle ich den Teller in die Spüle und atme einmal tief durch.

      «Also los.»

      Ich fische mein Smartphone aus der Tasche, um die Nummer von Tante Anna zu wählen. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt mir, dass in Kalifornien jetzt früher Vormittag sein müsste, also eine ideale Zeit zu telefonieren. Die Chance, dass Tante Anna gerade mit etwas anderem beschäftigt ist, wie zum Beispiel einen Kautionsflüchtling jagen oder einem bösen Vampir den Kopf abreißen, sind relativ gering. Schon nach kurzem Klingeln meldet sich Tanta Anna.

      «Hallo Trish, mein Schatz.»

      «Guten Tag Tante Anna. Wie geht’s dir?»

      «Abgesehen davon, dass Daniel im Monument Valley bei John-John ist und ich hier in San Diego, ganz gut. Das Wetter ist warm, es sind gerade keine Verbrecher zu fangen und aus der Vampirwelt gibt es keine beunruhigenden Nachrichten. Und was machen deine Studien?»

      «Viel Arbeit, aber langsam wird es interessant. Jetzt im dritten Semester habe ich endlich einige Fächer zum Weinbau, Geschichte, Pflanzmethoden, Rebsorten usw. Am Ende des Semesters soll ich dann ein Praktikum auf einem Weingut machen, ich hab da auch schon eines im Sinn.»

      Tante Anna lacht.

      «Du meinst, Dad wird dir ein Praktikum anbieten? Sieh nur zu, dass er dir auch etwas dafür bezahlt.»

      «Das ist gar nicht so sicher. Großvater hat so merkwürdige Andeutungen gemacht, ich solle doch einmal ein anderes Weingut kennen lernen und so. Ich habe aber gar keine Lust, ihn noch mehr alleine zu lassen.»

      «Na ja, ganz Unrecht hat Dad nicht, aber ich verstehe dich natürlich auch. Ich bin froh, dass du ein Auge auf ihn hast.»

      «Pierre ist heute gekommen und hat mir die Einladung gezeigt. Was hältst du davon.»

      Tante Anna schweigt einen Moment.

      «Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Louis hätte auch offiziell nachfragen können, ob wir so etwas wie Botschaften einrichten sollen. Vielleicht sieht er euch aber auch bereits als Vertreter der nicht-europäischen Vampire und fühlt sich deshalb verpflichtet, euch einzuladen. Der einzige Weg, diese Fragen zu beantworten, wäre, dorthin zu gehen. Aber wenn du nicht gehen willst, denke ich mir eine Ausrede aus, damit wir ablehnen können.»

      «Pierre meint, das wäre ein Affront gegen die europäischen Vampire.»

      «Es würde die Beziehungen nicht verbessern. Aber das ist mir egal. Wenn du dich unwohl fühlst, dorthin zu gehen, sagen wir ab.»

      «Besteht denn eine Gefahr?»

      Tante Anna zögert.

      «Die Fraktion, die mit einer Übernahme der Macht der Vampire liebäugelt, hat durch den Tod von Steffan und Gregori starke Rückschläge erlitten. Louis verfolgt eine sehr mäßigende Politik und hat auch schon Menschen in seinem Beraterstab integriert. Dazu weiß jeder, dass Pierre und du unter meinem Schutz stehen. Würde jemand euch angreifen, hätte das gravierende Konsequenzen. Insofern sehe ich keine Gefahr für euch. Nur deshalb habe ich Pierre gebeten, mit dir zu reden.»

      Jetzt überlege ich. Auf der einen Seite verkrampft sich mein Magen, wenn ich an so etwas wie einen Empfang bei Vampiren denke, auf der anderen Seite wäre das die Gelegenheit, die Menschen wiederzutreffen, die ich schon bei meinem ersten Treffen kennengelernt hatte. Außerdem will ich nicht, dass Tante Anna Probleme bekommt, nur weil ich zu feige bin, einer Einladung zu folgen.

      «Na gut, Tante Anna. Ich gehe hin.»

      «Bist du dir sicher, Trish? Ich will wirklich nicht, dass du dich zu etwas zwingst.»

      «Ja, ich bin sicher. Ich bin schließlich die Nichte der Auserwählten. Da kann ich mich nicht ewig verkriechen. Und es wäre schon wichtig, herauszubekommen, warum Louis uns einlädt.»

      «Ich danke dir, mein Schatz. Lass uns in engem Kontakt bleiben, wenn ihr dorthin aufbrecht.»

      «Klar, geht in Ordnung.»

      «Gib mir Pierre noch einmal. Ich wünsch euch einen schönen Abend.»

      «Auf Wiederhören Tante Anna. Gib Onkel Daniel und John John einen Kuss von mir.»

      Ich reiche das Telefon an Pierre weiter und versuche zu ergründen, was mir so auf den Magen schlägt. Tante Anna hat ja Recht. Wer mich angreift, würde sie angreifen und das wäre für praktisch jeden Vampir der Welt das Todesurteil. Eine Wiederholung der Ereignisse vor eineinhalb Jahren ist sehr unwahrscheinlich.

      Also sollte ich mich eher auf dieses Treffen freuen. Ich werde Madame Lorraine wiedertreffen, die mir damals sehr tiefe Einblicke in das Verhältnis von Vampiren mit ihren menschlichen Gefährten gegeben hat. Ich würde mich auch gar nicht wundern, wenn Madame Lorraine zu den menschlichen Mitgliedern des Beraterstabes von Louis gehört. Sie ist seit fast fünfzig Jahren mit ihrem Vampir zusammen und übt sehr viel Einfluss aus.

      Ich bin so in meinen Gedanken versunken, dass ich gar nicht merke, dass Pierre die Unterhaltung mit Tante Anna beendet und mein Smartphone auf den Tisch gelegt hat. Er beobachtet mich und ich merke das erst, als er mit seinen Fingern sanft über meine gerunzelte Stirn streicht.

      «Zeit

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