Cathelinje - In sündigem Besitz. Swantje van Leeuwen

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Cathelinje - In sündigem Besitz - Swantje van Leeuwen

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dieser Nacht saß sie allein Zuhause und mit trüben Augen, nachdem sie die Flasche Wein zur Hälfte geleert hatte. Das Haus fühlte sich plötzlich unheimlich groß und leer an – eine unkluge Extravaganz, die sie sich nie wirklich hatte leisten können. Als der Immobilienmarkt einbrach, waren ihr die Felle davongeschwommen und konnte nicht darauf hoffen, allein durch den Verkauf die Hypothek zu tilgen. Schlimmer noch, sie war bereits vor ihrem Jobverlust in Zahlungsverzug geraten!

      Du bist am Arsch, Meisje![5], ging es ihr durch den Kopf, derweil sie einen weiteren Schluck Wein zu sich nahm. Du brauchst einen verdammt guten Plan und zwar schnell!

      Ihr Blick fiel auf ein Stück Papier auf der Arbeitsplatte. Es war die ›Post-It‹-Notiz, die ihr Juliana van der Heijden gegeben hatte, als sie ihr das völlig verrückte Angebot unterbreitete. Sie starrte den Zettel an und zögerte zunächst, ihn überhaupt in die Finger zu nehmen. Ihr Angebot ist eine Beleidigung, ja, genau das ist es! Ich und ein Dienstmädchen? Aber während die Nacht verging und sie sich des tatsächlichen Ernstes ihrer Situation bewusst wurde, dachte sie mehr und mehr über die Offerte nach. Es dürfte mir mit Sicherheit aus meinem gegenwärtigen Dilemma helfen ... Ich werde ein bisschen putzen, vielleicht etwas kochen ... und möglicherweise will sie mich ja auch für mehr. Persönlichere Dienstleistungen? Sie überlegte. Ich hab's noch nie mit einer Frau gemacht, aber schon häufig darüber nachgedacht ... Aber Fantasie und Realität ... Bin ich ernsthaft dazu bereit? Ich bin mir nicht sicher. Sie trank ihren Wein aus, schenkte sich direkt noch einmal nach und dachte weiter darüber nach. Ich und eine Frau? Je mehr sie es ausmalte, desto ernsthafter überlegte sie, Juliana van der Heijdens Angebot anzunehmen. Sie schaute sich noch einmal die Notiz an. Die Adresse lag etwas außerhalb Amsterdams, in einer sehr exklusiven Gegend. Das ›Post-It‹ enthielt auch Datum und Uhrzeit, zu der sie eintreffen sollte. Mit Schrecken stellte sie fest, dass der Termin bereits morgen war – ihr also nur sehr wenig Zeit blieb, sich endgültig zu entscheiden. »Nou ja, wat heb ik te verliezen?[6]«, seufzte sie und dachte an die Frage über die Form des Wassers. Dann ging sie nervös, und nicht ganz sicher, was Juliana mit ›Vielleicht schaffe ich es ja, dem Wasser die richtige Form zu geben‹ meinte, und worauf sie sich da einließ, ins Bett.

      ***

      Kapitel 4

      Am nächsten Tag nahm sie sich ein Taxi und ließ sich zur Adresse auf der Haftnotiz bringen. Sie war unschlüssig, wann sie wieder zurück sein würde und hatte deshalb eine Nachricht bei ihrer Nachbarin hinterlassen, dass sie in den Urlaub fahren und erst in ein paar Wochen zurück sein würde.

      Wie angewiesen, hatte sie etwas bequemes angezogen: Röhrenjeans, weiße Turnschuhe und ein enges rosafarbenes T-Shirt. Schließlich habe ich keine Ahnung, was ein Hausmädchen anziehen soll, war es ihr durch den Kopf gegangen, indessen sie sich angezogen hatte.

      Sie schaute aus dem Fenster des Wagens, der in westlicher Richtung Amsterdam verließ und betrachtete die umliegende Landschaft.

      Es dauerte gute vierzig Minuten, ehe sie zu einem von hohen Mauern umsäumten Anwesen kamen. Es war großflächig und ordentlich, sehr gepflegt und mit hohem Baumbesatz zur Straße.

      Keine Minute später hielt das Taxi vor einem riesigen Haus in kolonialem Stil, das in einer kurvenreichen Straße mit recht ähnlichen Gebäuden erbaut worden war, die durch großzügige Parkanlagen voneinander getrennt waren.

      Sie bezahlte ihren Chauffeur. Dann stand sie auch schon vor Juliana van der Heijdens Villa und betrachtete das Gebäude eingehend.

      Es schien älter, war aber in einem ausgezeichneten Zustand – völlig weiß, mit einem imposanten Eingang, der von zwei großen Säulen flankiert wurde. Der Garten war vorbildlich gepflegt und äußerst dekorativ.

      Cathelinje bemerkte einen Sprinkler, der rhythmisch tuckerte und seine Wasserstrahlen über das üppige Gras schickte, die flüchtige Regenbögen in der morgendlichen Sonne bildeten. Tief Luft holend schritt sie die Auffahrt hinauf, blieb vor der Haustür stehen und sammelte sich noch einmal. Dabei warf sie einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr: Es war exakt neun Uhr. Sie war pünktlich.

      *

      Nachdem sie noch einmal durchgeatmet hatte, legte sie ihren Finger auf den Klingelknopf, drückte ihn entschlossen und wartete darauf, dass jemand antwortete. Als nichts geschah, läutete sie erneut. Na, wenn das mal nicht alles nur ein grausamer Scherz von ihr gewesen ist, dachte sie und verwarf den Gedanken aber sofort, als sie das Klackern von Absätzen im Flur vernahm und die große Tür geräuschlos aufschwang.

      Sie blinzelte, um zu sehen, wer sie begrüßte, und als sich ihre Augen an das dämmrige Licht im Haus gewöhnt hatten, war sie überrascht. Vor ihr stand ein junges Mädchen. Was sie aber vielmehr überraschte, war deren Aufzug.

      Der junge Engel, eine andere Bezeichnung wäre ihr im ersten Augenblick nicht eingefallen, war jünger als sie, vielleicht gerade einmal zwanzig und hatte ein frisches, mädchenhaftes Gesicht. Sie hatte die Aura einer Göttin, der man sich direkt verehrend zu Füßen werfen wollte. Ihre Haut war perfekt und makellos. Dazu trug sie ein Make-Up, das dem von Cathelinjes jährlichem Beurteilungsgespräch ähnelte: rote Lippen, dunkle Augen und rosige Wangen. Sie war brünett und ihr langes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ein Sonnenstrahl fiel auf sie und umschmeichelte sie, tauchte sie auf der Schwelle in ein Licht, das ihre aphroditischen Gesichtszüge unterstrich.

      Cathelinje musterte sie von oben bis unten und betrachtete die Details des Kostüms. Oh ja, dachte sie, das kann man nur als Kostüm bezeichnen!

      Das Mädchen entsprach einer französischen Magd, von der Art, wie man sie nur in Pornofilmen oder heißen ›Late-Night‹-Programmen zu sehen bekam. Sie trug ein schwarzes, tief ausgeschnittenes Kleid, unter ihren Brüsten gerafft, um ein auffälliges und verlockendes Dekoletté zu schaffen. Der Rock war kurz und mit einer frischen, weißen Schürze versehen. Winzige weiße Schleifen bildeten einen sinnlichen Kontrast zwischen dem aufschlussreichen Schnitt und unschuldiger Weiblichkeit.

      Cathelinjes Augen wanderten zu den Beinen des Mädchens und erblickten hauchdünne, schwarze Nylonstrümpfe, von denen sie vermutete, dass sie auch eine Naht und verstärkte Fußsohlen hatten und perfekt polierte schwarze Stilettos mit Fesselriemchen, die wohl gut und gerne an die vierzehn Zentimeter hoch waren. Das Kleid bedeckte nichts und sie konnte die Abschlüsse der Nylons und die blasse Haut der Oberschenkel sehen. Ob von mir auch erwartet wird, mich so anziehen?, fragte sie sich unwillkürlich.

      Das junge Mädchen schien von ihrer genauen Betrachtung nicht beeindruckt zu sein. »Meine Meesteres hat mich über dein Eintreffen informiert, Cathelinje ... Mir wurde aufgetragen, dich für sie vorzubereiten« Sie trat einen Schritt zurück und bat sie mit einer einladenden Geste einzutreten.

      Cathelinje zögerte. Das Mädchen, die Uniform und das bizarre Jobangebot, das ihr Juliana van der Heijden hatte zuteilwerden lassen, löste eine gewisse Skepsis in ihr aus. Dennoch trat sie an dem Mädchen vorbei in den großen, weiten Flur.

      Das Innere der Villa wirkte in seiner modernen Gestaltung gleichsam streng. Es gab ausgedehnte weiße Flächen und Wände, die mit zeitgenössischer Kunst dekoriert waren. Hier und da waren abstrakte Skulpturen und eigenartige Artefakte aufgestellt worden – ein krasser Unterschied zum rein traditionellen Äußerem des Hauses.

      Allerdings musste Cathelinje zugeben, dass es perfekt zu Julian van der Heijdens stets unterkühlter Persönlichkeit passte.

      Ungefragt nahm das Mädchen

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