DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings

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DAS GESCHÄFT - TEIL 1 - Christoph Hoenings

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dreißig Jahre alt. Die Entwicklung der Elektronik in diesen dreißig Jahren war rasant. Ihre Fregatten verfügen nicht über genügend moderne Ortungsanlagen. Sie sind, weil nicht nach Stealth-Gesichtspunkten gebaut, weithin auf jedem Radarschirm sichtbar.“„Mir will nicht in den Kopf, warum ein Fischereischutzboot diese Aufgaben nicht auch erfüllen könnte,“ antwortete Scaloni. „Man könnte doch auch da mehr Generatoren drauf packen, das Schiff mit hochwertigen Radaranlagen ausrüsten, und mit stärkeren Maschinen für die notwendige Schnelligkeit sorgen.“ Er sah Graf forschend an.

      „Klar,“ sagte Graf. „Das geht. Dann haben Sie eine Korvette, zum Preis einer Korvette.“ Er guckte auf sein fast leeres Weinglas. „Bitte erlauben Sie mir einen Vergleich, auch wenn der etwas hinkt: Meine Bekannte, die mich hierher gebracht hat, hat einen alten VW Käfer. Jedem versierten Bastler wird es gelingen, dieses alte Auto so zu frisieren, dass der Wagen problemlos eine Geschwindigkeit von hundert achtzig Stundenkilometern erreicht. Es wird gelingen, eine zusätzliche Lichtmaschine einzubauen, Halogenscheinwerfer anzubringen, eine leistungsfähige Stereoanlage zu installieren. Allerdings wird der Bastler feststellen, dass das nun schnellere Auto auf der Straße hüpft und die Neigung entwickelt, in Kurven dem Lenkrad nicht zu gehorchen oder einen längeren Bremsweg zu haben. Also wird der Bastler sich daranmachen, Federbeine und Stoßdämpfer zu verändern, ein anderes Bremssystem zu installieren, was weiß ich was noch. Zum Schluss hat er ein Auto mit den Leistungsdaten eines Mercedes oder BMW oder Audi. Gekostet hat ihn sein Wagen allerdings mehr als ein neues Auto dieser Marken, und wie lange der frisierte Motor hält, weiß niemand.“ Graf guckte wieder auf sein fast leeres Weinglas. Scaloni und Bustamante blieben stumm. Graf hatte nicht erkennen können, ob oder was für ein Signal Scaloni gegeben haben mochte, aber die breithüftige Dame erschien und füllte sein Glas wieder auf.

      Erst, als die Frau den Raum verlassen hatte, sagte Scaloni:

      „Korvetten für den Fischereischutz? Mir scheint das immer noch überzogen!“ Er sah Graf an.

      Graf sagte:

      „Exzellenz, die Entscheidung liegt bei Ihrer Regierung. Ich bin zwar der Ansicht, dass, wenn jetzt neue Schiffe beschafft werden sollten, es wirtschaftlich sinnvoll wäre, etwas zu kaufen, das Ihrem Lande die nächsten drei Jahrzehnte dient. Aber ich bin da leidenschaftslos.“

      Einen Augenblick lang war Stille.

      Dann ergriff Scaloni erneut das Wort.

      "Señor Graf, was habe ich davon, wenn ich solch ein Vorhaben unterstütze? Ärger! Mit der Opposition, mit dem Parlament, aus meinen eigenen Reihen. Mit der Presse, mit der Öffentlichkeit! Mein Finanzminister wird Zeter und Mordio schreien!"

      "So sehe ich das auch, Señor Presidente. Es sei denn, und das ist eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit, es gelingt, die richtigen Argumente zu vermitteln. Die peruanischen Fischer werden dankbar sein, wenn ihre Fanggründe geschützt werden. Das lässt sich medienträchtig ausschlachten. Auf lange Sicht, und das habe ich heute Nachmittag Ministro Bustamante gesagt, wird sich der Kauf der Schiffe lohnen. Aber die Entscheidung ist Ihre. Dennoch erlaube ich mir, Sie auf Somalia hinzuweisen.“

      „Was soll das heißen?“

      „Nachdem die Gewässer vor der somalischen Küste leergefischt waren, blieb den Fischern nichts übrig, als sich der Piraterie zuzuwenden. Ein Riesenproblem. Selbst, wenn Piraterie hier nicht derartige Ausmaße annähme, würden die höheren Versicherungsraten sämtliche Ex- und Importprodukte Perus verteuern. Seit sich wegen der Piraten die Fangflotten nicht mehr vor Somalia trauen, wächst der Fisch wieder nach.“

      "Und was kompensiert mir meinen Ärger? Das Wohlwollen unserer Fischer? Ich könnte über ein solches Projekt schwere Popularitätsverluste hinnehmen müssen, womöglich abgewählt werden !"

      Diese letzte Möglichkeit erschien Graf wenig wahrscheinlich.

      "Was passiert mit mir, mit meinen engsten Mitarbeitern, wenn wir über den Kauf sinnloser Kriegsschiffe unsere Ämter verlieren? Ich würde Mittel benötigen, um diese Menschen, die mir vertrauen, nicht in ein soziales Loch fallen zu lassen."

      "Nun, Excelencia", antwortete Graf. "Minister Bustamante und ich haben heute Nachmittag bereits angesprochen, dass ein Projekt wie dieses erlaubt, Mittel für soziale Zwecke verfügbar zu machen."

      "Zu meiner und Bustamantes sozialer Sicherung, wollen Sie sagen?" fragte Scaloni scharf.

      "Wie Sie diese Mittel einsetzen, Señor Presidente, liegt in Ihrem Ermessen," sagte Graf und griff wieder nach seinem Weinglas.

      "Heißt das, Señor Graf, Sie bieten mir Schmiergeld an?!"

      ---

      Roxana war tief beeindruckt. Die Frau, die sie empfangen hatte, Anamaria Figueredo, war die Frau, von der gesagt wurde, sie sei die Mätresse des Präsidenten der Republik, Eugenio Scaloni. Roxana war noch nie in einem Haus wie diesem gewesen. Kurz, nachdem sie allein gelassen worden war, erschien ein Diener und bot ihr Getränke an. Sie konnte nicht widerstehen und wählte ein Glas Champagner.

      Dieses wurde ihr jedoch nicht von dem Diener serviert, sondern von Anamaria Figueredo, die sich zu ihr setzte.

      Roxana war fasziniert von der Frau. Sie machte einen sehr freundlichen Eindruck, war aber glashart.

      Anamaria sprach mit Roxana über Tagesereignisse. Sie sprachen nicht über Politik, schon gar nicht über peruanische Innenpolitik.

      Sie sprachen über Mode, wo Roxana sich nur aus Illustrierten auskannte. Sie sprachen über Graf.

      "Ich kenne ihn erst vierundzwanzig Stunden, aber ich liebe ihn sehr," sagte Roxana.

      ---

      Graf versuchte, unbeteiligt dreinzuschauen.

      "Ich spreche keineswegs von Schmiergeld, Señor Presidente. Die Zahlung von Schmiergeldern ist in meinem Land verboten. Aber es gibt Situationen, in denen selbst die höchsten Spitzen eines Landes Mittel benötigen, um das eine oder andere Problem aus der Welt zu schaffen. Auch bei uns in Deutschland. Wie Sie diese Mittel verwenden, obliegt ausschließlich Ihnen."

      "An was für einen Betrag denken Sie, Señor Graf?" wollte Scaloni wissen.

      "Mein Vorschlag ist, für diese Sonderaufgaben einen Betrag von zwei Prozent des Nettoauftragswertes zur Verfügung zu stellen. Bei fünfhundert Millionen Dollar sind das 10 Millionen Dollar."

      Graf sah erst Scaloni, dann Bustamante an.

      Der hatte gerade einen leisen Pfiff ausgestoßen.

      "Wann bekommen wir dieses Geld?"

      Es war das erste Mal, dass sich Bustamante in die Unterhaltung einschaltete.

      "Es würde bezahlt, so wie die Ratenzahlungen für die Schiffe eingehen. Diese wären aus einer von uns vermittelten Finanzierung zu begleichen. Das heißt, bei Ablieferung der Schiffe wären die 10 Millionen bezahlt."

      "Warum nicht fünf oder sechs Prozent?" Das war wieder Scaloni.

      "Je höher der Vertragswert, desto schwieriger die Finanzierung," antwortete Graf. „Die Gläubigerstaaten Perus werden die Beschaffung mit Argusaugen verfolgen. Hinzu kommt, dass in Europa und den USA dubiose Zahlungen unter Strafe stehen. Je höher der Prozentsatz, desto schwieriger wird die Geschichte. Übermut ist nicht angebracht.“

      „Und

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