DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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Alle drei blieben eine Weile stumm.
Graf trank von seinem Wein.
Minister Bustamante schwenkte sein Whiskyglas. Die Eiswürfel klimperten gegen den Rand des Glases.
Graf sagte:
„Ich lasse Sie gerne alleine, um sich zu beraten.“
„Danke, das ist nicht nötig," sagte Scaloni. „Es ist meine Pflicht, für ausreichenden Schutz unserer Gewässer und Küsten zu sorgen. Señor Graf, ich bin bereit, die Geschichte zu unterstützen, solange der Preis fünfhundert Millionen Dollar nicht übersteigt. Allerdings muss der Betrag für die sozialen Zwecke erhöht werden. Auf mindestens 30 Millionen. Wenn Sie zustimmen, können Sie die Details zu der `Sozialversicherung´ mit Ministro Bustamante behandeln. Er hat mein volles Vertrauen.“
„Der Betrag ist zu hoch,“ sagte Graf. „Unsere Finanzbehörden werden sofort nach der Staatsanwaltschaft rufen, und die wird behaupten, es handele sich um Schmiergeld. Solche Prozentsätze sind nicht mehr zeitgemäß!“
„Unter dreißig Millionen gibt es kein Geschäft,“ sagte Scaloni bestimmt. „Wenn Ihnen das zu viel ist: Es gibt noch andere Lieferanten als Deutschland!“
„Die gibt es. Ich bezweifle allerdings, dass die das notwendige Finanzierungskonzept auf die Beine stellen können. Die zehn Millionen sind an der Grenze dessen, was ich verantworten kann. Im Übrigen kann ich diese Zusage nur halten, wenn es keinen Wettbewerb gibt,“ sagte Graf. „Denn nur dann dient diese Zahlung nicht dazu, mir einen Wettbewerbsvorteil zu erschleichen. Somit ist sie kein Schmiergeld. “
„Für zehn Millionen handele ich mir nicht diesen ganzen Ärger ein, Señor Graf! Dann muss Chavez eben auf seine Schiffe verzichten.“
Es war das erste Mal, dass Bustamante sich einschaltete:
„Gibt es irgendwo einen Kompromiss, Señor Graf?“
„Wissen Sie, im Prinzip könnte es mir egal sein. Es ist Ihr Land, das letztlich diese Beträge bezahlt. Es könnte mir auch egal sein, wenn Sie riskieren, dass die deutschen Behörden diese Beträge öffentlich machen, Ihre Presse das aufgreift, und Sie Probleme bekommen. Mein Problem ist, dass ich riskiere, in Deutschland ins Gefängnis zu wandern, wenn man dort vermutet, ich habe hier Schmiergeld angeboten. Mein Problem ist, dass in einem solchen Fall mein Unternehmen nicht nur den Ertrag aus diesem Geschäft abführen muss, sondern Strafe in gleicher Höhe zahlen muss. Mein Problem ist, dass in einem solchen Fall ich nicht nur gefeuert werde, sondern mein Unternehmen von mir Schadenersatz fordert, den ich zwar nicht erfüllen kann, aber mein gesamtes privates Vermögen wäre zum Teufel! Ich bitte deshalb um Verständnis, Señor Presidente, dass ich mir diesen ganzen Ärger nicht einhandele, um Persönlichkeiten in einem fernen Land zu Reichtum zu verhelfen.“
„Wo ist Ihre äußerste Grenze, Señor Graf?“ fragte Bustamante. „Für die Entscheidung, Geschäft ja oder nein?“
„Fünfzehn Millionen,“ antwortete Graf. „Drei Prozent.“
Er sah, dass Scaloni und Bustamante einen Blick wechselten.
„Und diese 15 Millionen sind dann kein Schmiergeld?“ fragte Bustamante.
„Schmiergeld wäre es nur, wenn hierdurch eine pflichtwidrige Amtshandlung verursacht würde. Oder wenn, wie ich schon sagte, ich mir einen Vorteil über einen Wettbewerber erschleichen wollte. Beides ist nicht der Fall. Die Entscheidung, Schiffe zum Schutz Ihres Landes anzuschaffen, ist nicht pflichtwidrig. Im Gegenteil, es ist Ihre Pflicht, Ihr Land zu schützen. Wettbewerber gibt es nicht. Es liegt in Ihrer Hand, dafür zu sorgen, dass dies so bleibt. Trotzdem sollte das Geld nur jemandem Ihres Vertrauens zufließen. Niemandem von Ihnen beiden direkt. Sie beide sind Amtsträger. Das Geld sollte Sie nur über Umwege erreichen.“
Es war Scaloni, der antwortete:
„Ich will keine Details wissen, nehme aber an, es kommt zu einer vertraglichen Vereinbarung?"
"Sehr gerne, Señor Presidente."
"Carlos, du regelst das mit Señor Graf!"
Das war keine Frage, das war ein Auftrag.
"Bevor Sie gehen, Señor Graf, möchte ich noch Ihre Freundin begrüßen, die Sie hergebracht hat."
Diesmal sah Graf, dass Scaloni dreimal kurz auf einen Klingelknopf drückte.
Wenige Sekunden später wurde Roxana von der Frau namens Anamaria in den Raum geschoben.
Graf stellte Roxana vor:
"Señorita Torreblanca, Señor Presidente, Señor Ministro."
"Sehr hübsch," sagte Scaloni. „Señor Graf, Sie werden von uns hören. Carlos, ich möchte, dass das schnell geregelt wird."
Dann zu Graf und Roxana:
"Vielen Dank für Ihr Kommen. Ich wünsche eine gute Nacht! Anamaria, du bringst sie zur Tür!"
Graf und Roxana nickten Scaloni und Bustamante zu und verließen den Raum. Anamaria begleitete sie zur Haustür und wünschte ebenfalls eine gute Nacht.
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"Rupert, das waren Präsident Scaloni und Minister Bustamante!" stieß Roxana atemlos hervor, als sie wieder im Auto saßen. "Was wollen die denn von dir?"
"Die haben einen Riesenverbrauch an Präservativen,“ antwortete Graf, „und möchten eine eigene Maschine."
Sie fanden schnell wieder zurück auf die Avenida Javier Prado.
Graf fragte:
"Hat eine dieser Kneipen hier ein Telefon und ein Telefonbuch?"
Sie kamen gerade durch eine Gegend, in der noch in einzelnen Restaurants Licht brannte.
"Da müssen wir fragen," sagte Roxana.„ Aber ich habe doch ein Mobiltelefon.“
„Mir ist ein öffentliches Telefon lieber,“ antwortete Graf.
Beim dritten Mal hatten sie Glück.
Roxana sah vom Auto aus, wie Graf telefonierte.
Dann kam er mit zufriedenem Gesicht zurück.
"So, jetzt zum Sheraton!" sagte er, als er die Wagentür hinter sich zuzog.
Auf der Fahrt kraulte er wieder ihren Nacken.
Im Hotel gingen sie auf sein Zimmer und packten. Für Roxana war das einfacher als für Graf.
Er schickte Roxana in die Garage, wo sie auf ihn warten sollte, und ging zur Rezeption, um seine Rechnung zu bezahlen.
Roxana fuhr Graf auf direktem Wege zur Plaza San Martin, zum Gran Hotel Bolivar.
Das von Graf gebuchte Zimmer war geräumig, ausgestattet mit antiken Möbeln und viel Plüsch.
Roxana fand das Zimmer wunderschön.