DAS GESCHÄFT - TEIL 1. Christoph Hoenings
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"Lutz!" sagte Graf mit Blick auf seine Armbanduhr, "es ist fast drei. Ruf Walter an, ob er jetzt schon zur Verfügung steht!"
Walter war mit der Vorverlegung des Gespräches sofort einverstanden. Er brannte darauf, die letzten Neuigkeiten zu hören, und hatte schon dreimal während der letzten halben Stunde Wasserlassen müssen.
"Er wartet in fünf Minuten vor seinem Haus," sagte Kinzel.
Garcia und Pato fluchten gleichzeitig laut auf, als sie den Anruf Kinzels bei Walter Fernandez mithörten.
Für keinen von beiden gab es den Hauch einer Chance, rechtzeitig bei Fernandez Haus zu sein.
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Gegen Mittag rief Roxana ihre Freundin Carla an, die eine Stunde später ins Hotel kam, um ihr Gesellschaft zu leisten. Carla lauschte atemlos Roxanas Erzählungen über den Verlauf des gestrigen Abends.
Insbesondere das Treffen im Hause der Geliebten des Präsidenten fand sie faszinierend. Hierüber wollte sie alles wissen.
Roxana berichtete voll Stolz von dem halbstündigen Gespräch mit Anamaria Figueredo.
"Wie ist der Präsident? Hat er wirklich zu dir gesagt ´sehr hübsch´?"
Roxana beschrieb noch einmal das kurze Treffen mit Scaloni und dem Minister.
"Wann lerne ich deinen Rupert kennen? Erzähl mir von ihm!"
Carla war hingerissen. Das war mal endlich eine schöne Liebesgeschichte! Und Graf musste ein interessanter und geheimnisvoller Mann sein!
"Und du hast keine Ahnung, was der Präsident und der Minister mit Graf besprochen haben? Hast du denn nicht gefragt? Ich könnte das nicht aushalten, das nicht zu wissen!"
"Es interessiert mich nicht, Carla. Wenn er es mir sagen will, wird er das tun. Hauptsache, er hat noch ein bisschen Zeit für mich, bevor er abreist. Er fliegt morgen schon."
"Und Carlos Garcia? Was machst du mit Garcia?"
"Da ist Schluss! Er hat mich so schrecklich behandelt!" Beim Gedanken an die Szene von gestern früh schossen Roxana Tränen in die Augen.
Carla legte Roxana den Arm um die Schultern, um sie zu trösten.
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Walter Fernandez war erschüttert.
Er saß mit Graf und Kinzel in einer kleinen Bar am Strand. Sie hatten einen Tisch abseits der anderen Gäste gefunden und saßen unter einem Sonnenschirm aus Palmenblättern.
Graf und Kinzel waren in ihren Anzügen etwas fehl am Platze.
"Sie glauben, jemand hört mein Telefon ab, Rupert? Das kann nicht wahr sein!"
"Ich glaube nicht, dass Ihr Telefon abgehört wird, Walter, ich weiß es," antwortete Graf. "Was ich glaube ist, dass Ihre Wohnung abgehört wird. Das ist ein Unterschied. Dagegen können Sie aber etwas tun. Falls es Minisender gibt, wird ein Fachmann sie aufspüren. Fragen Sie mal zuhause nach, ob in der letzten Zeit ein Techniker bei Ihnen aufgetaucht ist. Das Abhören der Telefone können Sie nicht verhindern. Da kann man sich heute einklinken. Mobil- und Festnetz. Ich bin sicher, Ihren Behörden stehen die Mittel dazu zur Verfügung."
Walter war völlig fertig.
Zunächst hatte er sich den Bericht Grafs und Kinzels über das Gespräch mit Minister Bustamante angehört. Gestern hatten die zwei sich ja recht einsilbig dazu geäußert.
Völlig fasziniert war er von Grafs Aussage, er habe Bustamante und Präsident Scaloni in der Nacht noch getroffen und eine ´Übereinstimmung in der Zielsetzung´ erreichen können. Die näheren Umstände des Treffens hatte Graf nicht erwähnt, nur, dass es zu mitternächtlicher Stunde stattgefunden habe. Allerdings stellte Graf klar, dass er Fernandez den Teil, der direkt an die beiden fließen würde, von Walters Honorar abziehen würde.
„Aber dann bleiben für Rogerio und mich doch nur noch fünf Millionen!“ protestierte er. „Wir hatten mit viel mehr gerechnet!“
Graf sah ihn mitleidig an.
„Walter, was glauben Sie denn, was Bustamante Ihnen abgeknöpft hätte? Sie und Chavez können entscheiden, fünf Millionen oder gar nichts. Denn ohne Scaloni gibt es kein Geschäft.“
„Ohne Rogerio Chavez auch nicht! Rogerio wird damit nie und nimmer einverstanden sein!“ antwortete Walter. „Dann gibt es Wettbewerb!“
„Zahlen an Sie kann ich nur, wenn es keinen Wettbewerb gibt. Das sollten Sie Chavez sagen. Niemand muss eine pflichtwidrige Diensthandlung vornehmen, um an das Geld zu kommen. Pflichtwidrig wäre es, ein besseres Angebot unter den Tisch fallen zu lassen. Nur ohne Wettbewerb können wir anführen, wir hätten uns mit der Zahlung keinen Vorteil erschlichen.“
„Ich muss mit Rogerio darüber sprechen.“
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„Tun Sie das!“ sagte Graf.
Kinzel berichtete, das heutige Gespräch mit Admiral Chavez und den beiden anderen Admiralen sei zufriedenstellend verlaufen. Aber Grafs Aussage, er und Kinzel würden überprüft und überwacht, hatte Walter nervös gemacht.
Er war zwar grundsätzlich zurückhaltend am Telefon, und wenn er Rogerio Chavez in dessen Büro anrief, ging er meist in eine Telefonzelle und sprach mit ihm in einem abgesprochenen Code, einfach, weil er davon ausging, dass Rogerio abgehört würde. Aber gestern Nacht nach den Fernsehnachrichten war er zu faul gewesen, nochmal aus dem Haus zu gehen. Trotzdem, da hatte er Rogerio einfach anrufen müssen, nachdem er den ganzen Tag über befürchtet hatte, er habe das ganze Vorhaben ins Wanken gebracht! Aber auch in diesem Telefonat hatten beide nichts gesagt, was sie in kompromittieren könnte! Walter überlegte, ob er zu Liliana etwas gesagt haben könnte, aber er erinnerte sich nicht. Er erinnerte sich nur, sich gefreut zu haben.
Wahrscheinlich, hoffentlich, übertrieb Rupert Graf!
Auf alle Fälle würde er Rogerio bitten, ihm einen Fachmann zu schicken.
Jetzt wurde Walter Fernandez auch klar, warum Graf das Gespräch mit Rogerio Chavez gestern auf der Terrasse hatte führen wollen. Graf hatte offensichtlich schon die ganze Zeit vermutet, dass sie nicht ungehört sprächen.
Und bei Kinzel zuhause, Sonntag Abend, hatte er den Fernseher angemacht! Walter erinnerte sich jetzt, einmal gelesen zu haben, dass zusätzliche Geräuschquellen das Abhören eines Raumes erschwerten, wenn nicht unmöglich machten.
Liliana würde außer sich sein, wenn sie das hörte!
"Ich hoffe, Walter, ich habe Ihnen nicht den Tag verdorben," sagte Graf gerade fröhlich. "Nehmen Sie es nicht tragisch. Wir wollen eines der größten militärischen Projekte Ihres Landes durchziehen. Da ist über kurz oder lang mit so was zu rechnen. Im Moment wissen wir, woran wir sind. Achten Sie nur bitte auf alles, was Sie sagen!"
Walter Fernandez schluckte.
Ludwig Kinzel war ebenfalls nicht gerade froh angesichts der Tatsache, dass seine dienstlichen und privaten Telefonanschlüsse überwacht wurden. Er hatte das zwar vermutet,