Die Tote auf der Bank. Bärbel Junker
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Читать онлайн книгу Die Tote auf der Bank - Bärbel Junker страница 10
Dazu noch die gierigen Medien, die hinter jedem Mord die absolute Sensation wittern und dabei heimlich nach dem Pulitzerpreis schielen. Ich hasse dieses aufdringliche Gesocks!
Verdammt noch mal, Niklas, da haben Sie mir wirklich was Schönes eingebrockt!“
„Sie übertreiben“, erwiderte der Mörder gelassen.
„Nein, ich übertreibe absolut nicht. Was wissen Sie denn schon. Sie haben doch nicht die geringste Ahnung von meinen Geschäften. Da wird mit harten Bandagen gekämpft, das können Sie mir glauben.
Aber zurück zu Ihrem Auftrag, den Sie so unbefriedigend erledigt haben.
Wie konnte das passieren?
Ich war der Meinung, Sie würden Samanthas Leiche irgendwo vergraben. Haben Sie die Tote etwa einfach so im Wald liegen lassen?“
„Natürlich nicht!
Ich bin doch kein Anfänger!“, erwiderte der gedungene Mörder empört.
„Ich sagte doch bereits, dass ich sie versteckte. Sie konnte dort nicht gefunden werden. Von wem denn auch? Dahin kommt nie jemand wie ich herausfand, bevor ich die Frau dorthin lockte.“
„So, das haben Sie also vorher herausgefunden. Und doch saß die Tote so gut sichtbar auf der Bank, dass eine Holunderbeeren pflückende Frau sie fand. Wäre es für mich nicht so unerfreulich, würde ich darüber lachen“, sagte der Bankier zynisch.
„Warum sind Sie eigentlich so besorgt? Von der Toten zu Ihnen gibt es doch keinerlei Verbindung, oder doch?“
Homberger antwortete nicht, sah ihn nur giftig an.
„Ach, es gibt eine Verbindung? Dann verstehe ich Ihre Erregung. Mit einem Mord in Verbindung gebracht zu werden, hinterlässt unschöne Flecken auf der ehrbaren weißen Weste“, meinte der Schwarzgekleidete ironisch.
„Werden Sie ja nicht unverschämt, Niklas. Aber Sie irren sich. Zu mir gibt es keine Verbindung. Nicht mehr. Gefahren lasse ich stets sehr schnell und endgültig beseitigen, das sollten ausgerechnet Sie doch wissen“, erwiderte der Bankier eiskalt.
Doch Niklas Kramer sah ihm furchtlos in die Augen. Die unterschwellige Drohung ließ ihn kalt. Homberger war schließlich nicht der erste skrupellose Auftraggeber mit dem er zu tun hatte.
Solange dieser ihn brauchte, hatte er kaum etwas zu befürchten. Sollte sich das in absehbarer Zeit ändern, würde er sich zu wehren wissen. Er war von Kindesbeinen an daran gewöhnt auf sich aufzupassen, Gefahren zu erkennen und ihnen zu begegnen.
Aber die im Raum lastende Stille verursachte ihm plötzlich ein unwohles Gefühl. Es war wohl an der Zeit zu gehen.
„Sie wollten noch etwas Geschäftliches mit mir regeln“, erinnerte er seinen Auftraggeber.
Homberger nickte. Er ging hinüber zu seinem antiken, mit kunstvollen Einlegearbeiten verzierten Schreibtisch, auf dem ein weißer Briefumschlag lag. Er nahm ihn und begab sich zurück zu seinem Besucher, der ihn nicht aus den Augen gelassen hatte.
„Der Rest der vereinbarten Summe“, sagte er.
Niklas Kramer nahm das Kuvert schweigend entgegen.
„Wollen Sie nicht nachzählen?“
„Nein, das dürfte wohl nicht erforderlich sein, denn es wäre nicht besonders klug mich zu betrügen“, entgegnete der Killer gelassen. Er griff nach dem Briefumschlag und steckte ihn ein.
Der Bankier sah ihm regungslos dabei zu.
„Ich habe noch einen weiteren Auftrag für Sie“, sagte Homberger, als sich sein Besucher anschickte zu gehen.
„In Ordnung. Ich höre.“
„Finden Sie heraus, was in dem Wald passiert ist, nachdem Sie Ihren Auftrag erledigt hatten und gegangen sind. Für mich stellen sich da drei meiner Meinung nach wichtige Fragen:
Wie kam Samantha auf die Bank?
Wer schaffte sie dorthin?
Und warum tat derjenige das?“
„Ist das für Sie wichtig?“
„Im Moment noch nicht. Ich bin nur gerne über alles genauestens informiert, dann gibt es hinterher keine unerfreulichen Überraschungen“, erwiderte der Bankier.
Er nennt sie Samantha. Woher kannte er sie? Und weshalb ließ er sie töten? Könnte interessant sein. Es kann nicht schaden, sich unauffällig im Bekanntenkreis der Toten umzusehen. Denn auch ich bin gerne genauesten über alles informiert, was um mich herum passiert.
„Haben Sie mich verstanden?“, fragte Homberger ungeduldig als er keine Antwort erhielt.
„Ja, das habe ich. Aber eigentlich nehme ich derartige Aufträge nicht an. Wäre das nicht eher etwas für eine Auskunftei?“, fragte der Schwarzgekleidete.
„Ich kann keine weiteren Mitwisser gebrauchen. Hätten Sie nicht so schlampig gearbeitet, müsste ich mir jetzt nicht auch noch Gedanken über Schwierigkeiten machen, die eigentlich gar nicht existieren dürften. Nehmen Sie den Auftrag an, denn meiner Meinung nach haben Sie etwas gutzumachen“, sagte der Bankier vorwurfsvoll.
„Außerdem werde ich Sie überaus großzügig dafür bezahlen“, fügte er hinzu.
„Also gut. Wenn der Preis stimmt, mache ich für Sie eine Ausnahme. Sobald ich weiß, was da gelaufen ist, melde ich mich bei Ihnen“, versprach der Auftragsmörder. Er stand auf, nickte seinem Auftraggeber kurz zu und ging zur Tür. Aufatmend trat er in die Nacht hinaus. Sekunden später hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.
DAS TODESURTEIL
Nachdem sein Besucher gegangen war, setzte sich der Bankier Bastian Homberger auf die Designercouch. Nachdenklich sah er vor sich hin.
Er traute Niklas Kramer nicht.
Der Mann war gefährlich! Außerdem wusste dieser mittlerweile besorgniserregend viel – viel zu viel – seiner Meinung nach.
Seiner eigenen Sicherheit zuliebe würde er sich wohl früher als geplant von Kramer trennen müssen, obwohl ihm Niklas bislang gute Dienste geleistet hatte. Aber dafür wurde er ja schließlich auch gut bezahlt.
Da er durch den Mordauftrag von Samantha wusste, war es notwendig ihn schnellstens spurlos verschwinden zu lassen, bevor er zu neugierig wurde. Auch wenn viel Zeit vergangen war, sollte besser niemand etwas über das damalige Geschehen erfahren.
Seine weiße Weste musste schon deshalb sauber bleiben, damit er sich keinen Ärger mit Komarow, respektive dem Syndikat, einhandelte. Obwohl er dieser Dummheit vor fünfzehn Jahren wahrscheinlich viel zu viel Gewicht beimaß, konnte Vorsicht nicht schaden.
Allerdings