Die Tote auf der Bank. Bärbel Junker
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Читать онлайн книгу Die Tote auf der Bank - Bärbel Junker страница 6
„Das ist eine gute Nachricht. Vielleicht bringt uns das ja in diesem Fall endlich ein Stück weiter“, erwiderte der Hauptkommissar erfreut.
„Gibt es schon was Neues, Chef?“
„Ich habe mir gerade den Tatortbericht und den Untersuchungsbefund von Dr. Roth angesehen. Zum Tatortbericht ist zu sagen, dass die Tote einen Hund gehabt haben muss, denn an ihrer Kleidung wurden Hundehaare gefunden. Vermutlich gehört die gefundene Hundeleine also ihr.
Außerdem wurden an ihren Kleidungsstücken Erde, Kletten und Tannennadeln festgestellt“, fuhr Heckert fort. „Das deutet darauf hin, dass sie den Wald betreten hat. Vielleicht ist sie ja ihrem Hund hinterhergelaufen oder sie wurde dazu gezwungen.
Seltsam finde ich jedoch die Rückstände eines Holzschutzmittels, welches man ebenfalls an ihrer Kleidung entdeckte. Ich kann mir einfach nicht erklären wie es dahingekommen sein könnte.“
„Das ist wirklich seltsam. Wer mit so etwas hantiert, der zieht doch bestimmt Arbeitskleidung an“, erwiderte Kommissar Schuster verwundert.
„Das meine ich auch. Aber wie dem auch sei, gehen wir schnell noch den Bericht des Doktors durch, bevor Ihre Besucherin hier auftaucht“, entschied Heckert.
„Er schreibt, dass ihre Hände und Arme Schrammen und kleinere Schnitte aufweisen, die von Gebüsch und Zweigen stammen, was für die Theorie ihres Betretens des Waldes spricht“, fuhr er fort.
„Und außerdem steht in dem Bericht, dass es ein willkürlich herbeigeführter Genickbruch war, der die Frau brutal vierundzwanzig Stunden vor ihrem Auffinden tötete. Quetschungen im Nackenbereich bestätigen das. Die gefundenen Fingerabdrücke waren verwischt. Verwertbare gibt es nicht, da der Täter wohl Handschuhe trug.
Da wir den Tatort in dem Wald vermuten, vor dem sie auf der Bank gesessen hat, kommen wir nicht umhin, diesen nach Spuren abzusuchen. Ich habe bereits alles dafür Notwendige in die Wege geleitet.“
„Das hört sich nicht besonders vielversprechend an“, meinte Benno Schuster enttäuscht. „Ich hatte mir mehr von der Obduktion erhofft, Chef.“
„Na ja, etwas Positives ist schon dabei herausgekommen. Immerhin wurden unter den Fingernägeln der Toten Hautpartikel gefunden, die nicht von ihr stammen.“
„Na, das ist doch schon mal was“, freute sich Benno. „Eine DNA-Analyse wird uns dabei helfen den Täter zu überführen.“
„Das schon, doch bis dahin ist noch so manches zu klären. Ich frage mich zum Beispiel, weshalb der Täter sein Opfer nicht einfach im Wald liegen ließ“, erwiderte Heckert.
Kommissar Schuster sah nachdenklich vor sich hin. „Vielleicht sollte sie möglichst bald gefunden werden“, überlegte er laut.
„An diesem entlegenen Ort? Hätte diese Frau Krause dort nicht ausgerechnet an diesem Tag Holunderbeeren pflücken wollen, hätte die Getötete unter Umständen noch ziemlich lange dort auf der Bank sitzen können. Aber wie auch immer, irgendwann finden wir es sicherlich heraus.“
Kommissar Schuster schaute auf seine Armbanduhr.
„Gleich dreizehn Uhr. Die Anruferin müsste jeden Augenblick hier sein. Ich geh mal schnell nach unten und nehm sie dort in Empfang“, bot Benno an.
„Bitte, bringen Sie die Besucherin zuerst hierher. Ich möchte kurz mit ihr sprechen, bevor sie ihre Schwester identifiziert, falls es denn wirklich ihre Angehörige ist“, bat Heckert.
„Wollen Sie, dass ich dabei bin, Chef?“
„Ja. Vielleicht fällt Ihnen während des Gesprächs irgendetwas auf, das ich übersehen habe.“
Kommissar Schuster nickte und machte sich auf den Weg.
DIE IDENTIFIZIERUNG
Es dauerte nicht lange, da kam Benno Schuster mit Katharina Berger zurück in Hauptkommissar Heckerts Büro. Dieser musterte aufmerksam die Besucherin, die auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.
Katharina Berger war eine attraktive Frau. Das elegante graue Kostüm brachte ihre schlanke Figur vorteilhaft zur Geltung. Die dazu passenden Pumps und die dunkelgraue Designertasche rundeten ihr ansprechendes Outfit perfekt ab. Ihre mahagonifarbenen Haare trug sie hochgesteckt. Ihre grünen Augen musterten aufmerksam die beiden Kommissare.
„Sie glauben Ihre Schwester auf dem Zeitungsfoto erkannt zu haben, Frau Berger?“, fragte Kommissar Heckert, nachdem sie sich bekannt gemacht hatten.
Kommissar Schuster, der neben dem Schreibtisch stand, verfolgte aufmerksam das Gespräch.
„Ich glaube es nicht nur, Herr Kommissar Heckert. Ich weiß es“, erwiderte die Besucherin. „Was ist passiert? Wurde Samantha ermordet?“, fragte sie leise.
„Und wieso vermuten Sie ein Verbrechen? Es könnte doch auch ein Unfall gewesen sein, meinen Sie nicht?“, fragte Kommissar Heckert.
Katharina Berger sah ihn erstaunt an. „Na, Sie sind gut. Ich bin doch hier bei der Mordkommission, nicht wahr? Was würden Sie denn denken, wenn man Sie dort hinbeordern würde, Herr Kommissar? Doch sicherlich nicht an einen Unfall, oder irre ich mich?“
„Nein, natürlich nicht. Es war auch nur eine der üblichen Fragen“, erwiderte der Kommissar.
„Was ist passiert? Bitte, sagen Sie es mir“, verlangte Katharina.
„Wir sprechen darüber, nachdem Sie sich die Verstorbene angesehen haben“, erwiderte Heckert. „Zuerst einmal begleiten wir Sie jetzt zu unserem Rechtsmediziner, der uns bereits erwartet.“
Katharina Berger stand stocksteif neben der Bahre, auf der ihre tote Schwester lag. Schweigend starrte sie auf Samanthas bleiches Gesicht. Sie stand kerzengerade, vollkommen unbeweglich und sagte kein einziges Wort.
Man hätte auch sie für tot halten können, hätte sich ihr Brustkorb nicht unter ihren leichten Atemzügen bewegt. Nur Katharinas Körper war hier an diesem schaurigen Ort, ihre Gedanken jedoch weigerten sich das Entsetzliche zu akzeptieren. Sie wanderten stattdessen durch die Vergangenheit, einer Vergangenheit, in der sie und ihre ältere Schwester fest zusammenhielten und glücklich waren.
Nein, es darf nicht sein, Samantha! Du kannst mich doch nicht alleine lassen. Ich brauche dich. Du bist meine große Schwester, die mir stets beigestanden hat. Du darfst mich nicht verlassen, schrie es in Katharina. Sie starrte in Samanthas bleiches Gesicht, wusste, dass ihr Flehen hoffnungslos war, weigerte sich jedoch, diese Wahrheit zuzulassen, vermochte den Schmerz nicht zu ertragen, zog sich stattdessen in die Vergangenheit zurück.
Erinnerst du dich noch an unsere Kindheit? Damals, als ich, deine vier Jahre jüngere Schwester, dir ständig nachgerannt bin damit du mich beschützt, mich in meinem Kummer tröstest, wenn unsere Eltern wieder einmal viel zu streng gewesen waren?
Und dann dieser schreckliche Tag, als dich unsere Eltern zu Tante Thea schickten? Ich war so verzweifelt. Ein ganzes langes Jahr musste ich einsam und allein ohne dich ertragen. Mir erschien dieses traurige