Licht am Ende vom Filz. Julianne Becker
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Und ich konnte endlich meine ganze Schuld loslassen und mir auf höheren Seelenebenen selbst vergeben, dass ich in einem anderen Leben das Wissen um die Magie der Puppen in unreife Hände gelegt hatte. Zuhause ging ich das Erlebnis noch einmal durch. Und dann dachte ich: Mit all diesen Tausenden von Nadelstichen an meinen Lichtfilzlingen zog ich symbolisch immer wieder die Nadel raus und neutralisierte damit die Wirkung einer dieser vielen Nadeln, die in der Vergangenheit jemals in einer Puppe stecken blieben. Ich hatte die Macht dazu, ich wusste das einfach.
Aladin und die Wunderlampe
Diese Trance rückte erst wieder in mein Interesse, als ich die Geschichte zwei Jahre später niederschrieb und zu verstehen suchte. Damals hatte ich mich zwar gewundert, konnte aber nicht viel mit dem Erlebnis anfangen. Aber es musste da wirklich, also mit Wirkung, etwas passiert sein, weil das Erleben emotional sehr tief ging. Für das Buch wandte ich mich nun an die Ebene der aufgestiegenen Meister und bat sie darum, mir zu erklären, was in der Afrikatrance eigentlich passierte, denn nach einem Jahr völliger Funkstille bekam ich mittlerweile endlich wieder Antworten von dort.
St. Germain meldete sich. „Was willst du wissen?“
„Na ja, erst einmal: Wie funktioniert Duduu?“ Dass es funktionierte, stellte ich nicht in Frage, denn Barbara hatte mir da so einige Geschichten aus der Familie ihres afrikanischen Freundes erzählt.
„Und dann auch noch: Welche karmischen Folgen hat es, wenn Nadeln in eine Puppe gesetzt werden und dort stecken bleiben?“
Es wurde doch auch Zeit, Duduu aus der verstaubten Kiste magischer Praktiken ans Tagslicht zu zerren und zu schauen, was dahinter steckte, also wie und warum dieser Zauber eigentlich wirkte. Wie sah man das also auf der Ebene all dieser hoch bewussten aufgestiegenen Meister, was war deren Konzept zu Wirkung und Wirklichkeit? Und vielleicht konnte ich ja nicht nur dies herausfinden, sondern auch noch, was hinter allen paranormalen Begebenheiten, Wundern und Zaubern so tickte, und natürlich auch hinter meinen Lichtfilzlingen. Es musste doch eine natürliche Erklärung für das alles geben, davon war ich jedenfalls immer schon überzeugt.
Das Wort „Esoterik“ bedeutete doch nur „weiße Flecken auf der Landkarte, Neuland, da kann man noch was entdecken“. Und ich liebte halt Entdeckungen, ich grub gerne tiefer. Und ich stellte mir unsere gemeinsame Realität auch ziemlich dynamisch vor. Mein Interesse an Geschichte, Archäologie und Astronomie hatte mich gelehrt, dass jede Zivilisation auch andere Erklärungen hervorbrachte. Ich war nicht mehr so vermessen zu glauben, dass ausgerechnet ich in einer Zivilisation lebte, die unsere Realität bereits ganz verstand. Unsere Wissenschaften entwickelten sich doch gerade sehr rasant weiter und überraschten uns immer wieder mit neuen Konzepten von Wirklichkeit.
Erst vor zehn Jahren hatte man die dunkle Energie entdeckt, von der man nun vermutete, dass sie neunzig Prozent aller Energie im Universum ausmachte, und bastelte an Versuchen und Beweisen dazu. Überall wurde weiter geforscht, in jedem Gebiet.
Am Ende wissenschaftlicher Forschung würde es keine Esoterik mehr geben, dann mussten sich alle Themen in Wissenschaftsgebiete verwandelt haben, also auch mit entsprechenden Studiengängen und Lehrstühlen. Und dann würden solche Dinge so selbstverständlich in der Schule gelehrt wie heutzutage die Bruchrechnung. Die klang zu einer früheren Zeit auch „esoterisch“ und nach so vielen Jahren als Mathematiklehrerin war ich zu der Erkenntnis gelangt, dass es auch heute noch etliche, sogar sehr gebildete Erwachsene gab, denen die Bruchrechnung weiterhin ein mystisches Rätsel blieb.
St. Germain erklärte es mir so: „Duduu versklavt einen Geist und macht ihn zu einem Geist in der Flasche, einen wie bei dem Märchen von Aladin und der Wunderlampe, auf Abruf bereit und mit großer Wirkung.“
Gleich stellte ich mir Aladin und die Wunderlampe vor und sah St. Germain dazu nicken. Also ging es um Geister. Interessant. Er fuhr fort:
„Dabei handelt es sich einfach um ein komplettes energetisches Feld. Das passt und ist schon vorhanden, aber es stammt aus anderen Reichen und gehört nicht hierher. Es gehört zum Reich der Elementargeister, den Bausteinen für materielle Erfahrungen, die sonst nur direkt auf Felderebene arbeiten. Wenn Geister an die Materie gebunden werden, bringen sie hier alles durcheinander. Sie unterstützten normalerweise alles Erschaffene grundsätzlich nur auf der prä-materiellen Ebene, also der Vorstufe der Materie. Und durch die eingeflößte menschliche Lebens- oder Schöpferkraft des Schamanen wird ihnen viel mehr Bedeutung gegeben. Sie verselbstständigen sich dadurch und werden fast zu eigenständigen Wesen. Sie fühlen und denken ein wenig, bleiben aber doch Geister ohne freien Willen und das ist einfach kein glücklicher Zustand. Deshalb muss man Duduu als eine Versklavung von Geistern ansehen.“
Und weiter sagte er: „In den anderen Reichen verläuft ihre Existenz weniger bewusst. Sie denken und fühlen viel weniger und dienen ihrem geringen Bewusstsein entsprechend froh und heiter ihrer Bestimmung. Wenn man ihnen künstlich mehr Bewusstsein zuführt und sie dann auch noch an eine bestimmte Wirkung in dieser Realität bindet, dann fehlt ihre Substanz außerdem in ihrem eigenen Schöpfungsgefüge, in der Dimension der Geister und prä-materiellen Felder. Kurz und gut, mit Duduu wird ein Wesen für die Befriedigung persönlicher Bedürfnisse erschaffen, also um unglücklich zu sein, und das ist Sklaverei. Es ist im Gegensatz dazu frohe Bestimmung, wenn sich die Substanz selbst für Schöpfer ordnet und danach wieder in ihre Elemente zerfällt.“
Upps, da kam ich ja gleich mächtig ins Schleudern! Gut, dass meine Intuition mir relativ früh sagte, ich müsse jedem Lichtfilzling ausdrücklich die Freiheit geben, das Filzmaterial zu verlassen, und einige hatten das ja auch getan. Ich hatte die Geister meiner Lichtfilzlinge also nicht versklavt. Dann ging es aber in der Trance auch tatsächlich um Freiheit, nicht nur symbolisch, so wie ich bisher annahm. Zuletzt hatten wir ja sogar allen Teddies und Puppen die Freiheit geschenkt!
Das warf ein völlig neues Licht auf meine Filzerei. Dann erschuf ich also eigentlich freie Felder, die in meinen Puppen nur repräsentiert und verstärkt wurden, und deshalb besaßen sie auch so eine optimistische Grundausstrahlung, es gab bei mir keine Versklavung, die Substanz arbeitete offenbar gern mit mir zusammen. Ich war sehr erleichtert.
St. Germain erklärte mir dann auch noch, dass sich alle Felder normalerweise nach ihrem Wirken sofort auflösen. Wie ein geschöpfter Löffel Wasser wurde so ein Geist nach vollendeter Tat einfach zurück gegossen in das Urmeer prä-materieller Substanz. Ein nettes Konzept war das.
Und wenn man es auf das Märchen übertragen wollte, so fand Aladin den Geist bereits versklavt vor, in die Flasche gebannt und mit drei Wünschoptionen beauftragt. Aladin erwischte nur rein zufällig die Kodierung, in dem er an der Lampe rieb. Eigentlich hätte der Geist sich einfach auflösen müssen, als er Aladin die drei Wünsche erfüllt hatte. Aber das ging nicht, weil er an die Flasche gebunden blieb.
War der auf ewig versklavt? Oder nur so lange wie die Flasche intakt blieb? Die Fixierung auf die materielle Flasche hatte ihn und damit die Wirkung eines Feldes jedenfalls an die Flasche gebunden und seine Wirkungsmacht ganz ordentlich verstärkt. Er wurde viel lebendiger und bewusster, als wenn er in seinen Dimensionen geblieben wäre und nur als Feld auf der Ebene prä-materieller Felder gewirkt hätte. Und das auch, weil ihm der Schamane, der ihn da in die Flasche gebannt hatte, künstlich mehr Bewusstsein zugeführt hatte. Wahrscheinlich schon alleine durch den Kontakt und das Zaubern selbst.
Wie lange würde der Geist an die Flasche gebunden bleiben? Hätte Aladin ihn befreien können? Aber der hat ja eh nur daran gedacht, sich selbst ein gutes Leben herbei zu zaubern. Ich konnte mich leider auch nicht mehr erinnern, wie es mit dem Geist weitergegangen war.
Die