Licht am Ende vom Filz. Julianne Becker
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Als ich das St. Germain erzählte, fand er meine Vermutung gar nicht verrückt, er meinte, das sei wirklich so. Ich staunte. Außerdem nahm er noch zu den Talenten der Lichtfilzlinge Stellung, und da wunderte ich mich noch mehr.
Er sagte: „Dass deine Lichtfilzlinge den Raum klar halten können, liegt daran, dass du mit deiner eigenen, bereits vorhandenen Schöpferkraft die Ursubstanz jeder Wollfaser auf der prä-materiellen Ebene so extrem verdichtest, dass ein Lichtfilzling fast wie ein Aufenthalt in der Natur wirkt. Er klärt und reinigt unentwegt alles in seiner Umgebung.“
Gut zu hören. Daher fühlten sich bestimmt auch die Menschen so entspannt und beruhigt, wenn sie ihren Lichtfilzling im Arm hielten. Die mussten sich dann ja auch fühlen, wie ich das von meinen Kraftplätzen im Wald kannte.
St Germain fuhr fort: „Das machst du selbst auch immerzu, alleine schon durch deine Anwesenheit, du kannst gar nicht anders. Du bist ein Kraftplatz. Denn du selbst bist die Erde und deshalb kannst du das auch in einer Puppe so gut konzentrieren. Und wenn du einen Lichtfilzling mit Einweihungsenergien erschaffst, wie zum Beispiel den Meisterdelfin, dann verbindet der jemanden, für den es gerade wichtig ist, in diesem Falle also Bärbel, mit seinen eigenen, verlorenen Aspekten. Oder er vervollständigt in Übereinstimmung mit seinem eigenen Seelenplan sein Potential.“
Ich war so froh, dass ich endlich Antworten bekam, das kann sich keiner vorstellen! Manchmal hatte ich nämlich mein entdeckendes Lernen auch ganz schön satt. Es war doch sehr anstrengend gewesen, mich immer nur an den Vermutungen und Experimenten entlang zu tasten, so learning by doing.
Geister waren also sehr einfache aber gleichzeitig sehr kraftvolle Wesen, etwa so kraftvoll wie Engel, aber von unbewussten oder bewussten Mitschöpfern aus dem Naturreich der materiellen Ursubstanz erschaffen, also aus dem Reich der Elemente, dort, wo die Erfahrungen in der Materie programmiert wurden. Bestimmt nannte man sie unter den aufgestiegenen Meistern auch wegen ihrer Beziehung zu den materiellen Elementen „Elementale“. Und dieser schöpferische Akt hatte Auswirkungen für alle Beteiligten in allen betroffenen Dimensionen und erzeugte damit Konsequenzen. Aber das bedeutete Wirkung ja eigentlich auch: Eine Handlung hatte Auswirkungen. Konnte man das mit Karma gleichsetzen?
Nein, nicht ganz, befand ich nun. Karma kam irgendwie von außen, ich hatte da aber gerade eine Eigenverantwortung entdeckt. Vielleicht nannten die spirituellen Menschen auch nur dann ihre Erfahrungen Karma, wenn sie die Geister dafür bereits in einem früheren Leben gerufen hatten und nun gerade nicht wieder los wurden. Diese Geister wollten wirken, wenn sie schon mal erschaffen waren. Ich dachte weiter.
Von den Buddhisten, die vermutlich das ganze Karmakonzept erfunden hatten, wusste ich, dass sie ihre Erfahrungen möglichst ohne Widerstand anzunehmen versuchten, und sich ansonsten vor allem damit beschäftigten, sich kein neues Karma zu erschaffen. Aber konnte man das denn überhaupt? Und selbst wenn, wollte ich das? Es lag doch überhaupt nicht in meinem Naturell, nur noch still rumzusitzen, ich wollte filzen. Und schreiben und Spaß haben am Leben.
„Ich will erschaffen! Ich geb’s zu“, dachte ich.
In letzter Konsequenz gab es dann aber auch kein über mich hereinbrechendes Schicksal, ich erschuf dann unentwegt, wie alle anderen auch. Ich war schon von Natur aus Mitschöpfer. Warum sollte ich also etwas anderes sein wollen? Aber darum ging es vielleicht auch gar nicht. Dann wollte ich es nur immer besser hinkriegen, das mit dem Erschaffen.
Doch ich spekulierte ja ziemlich wild herum. War das denn wirklich so? Ich übernahm eigentlich nie etwas einfach nur, weil das ein anderer behauptet hatte, und da machten ich mit aufgestiegenen Meistern keine Ausnahme. Ich wollte eine praktische Bestätigung meiner Theorien, zumindest über Versuche und Forschung.
Seit langem schon würdigte ich auch die Elemente der Natur und damit auch die Natur und die Ursubstanz. Oft fühlte ich mich mit allem so verbunden, dass ich einfach nur „danke, danke, danke“ denken und vor allem fühlen konnte. In dem kleinen Tal war es mir so ergangen. Aber selbst, wenn ich mich in meiner Wohnung umschaute, wurde ich oft von solchen Regungen überflutet. Das hatte irgendwie mit meiner Schwingung und meinem Bewusstsein zu tun und wurde im Laufe der Zeit öfter und intensiver. Vielleicht funktionierte Erleuchtung ja genau so: Man simulierte mit Liebe und Dankbarkeit so lange diesen hohen Schwingungszustand, bis aus der Simulation echte Wirklichkeit wurde und man selbst einfach erleuchtet war. Der eigene, inspirierte, göttliche Durchfluss kooperierte dann letztendlich mit allen Reichen und Elementen der Schöpfung.
Am besten, ich sah schon mal prophylaktisch alles als heilig an und zeigte mich dankbar, dann würde sich dieser glückliche Zustand bestimmt auch bei mir einstellen. Als eine ganz praktische Konsequenz sollte ich dann aber auch den ganzen Werdegang meiner Wolle würdigen und nicht erst das Material, sobald ich es filzte. Eigentlich wäre zu wünschen, dass bereits die Schafe selbst und die ganzen Mitarbeiter auf dem Weg der Wolle zu mir geachtet und bedankt wurden, oder wie meine grün-denkenden Mitmenschen sagen würden, ich sollte nur noch „ökologisch vertretbare“ Wolle kaufen.
Nun, im Augenblick war ich damit noch überfordert, mit fehlten Marktübersicht und finanzielle Mittel, und eine solche Änderung konnte ich auch nicht alleine bewerkstelligen. Aber an jenem Tag, als St Germain mir den Hintergrund von Duduu erklärte, versprach ich mir, dass ich möglichst nur noch solche Rohstoffe hinzu kaufen würde, die aus liebevoller und dankbarer Schafzucht stammten und von ebenso freundlichen und dankbaren Menschen verarbeitet und geliefert wurde.
Nicht nur Geister konnten genutzt und versklavt werden, auch Menschen wurden dann noch benutzt und vielleicht sogar versklavt, ich sollte wenigstens mal drüber nachdenken. Freiheit galt immer auf allen Ebenen. Ich glaube an den Erfolg meiner Lichtfilzlinge. Und mit einer entsprechend größeren Marktmacht will ich mich auch versichern, dass die Schafe ein gutes Leben haben und die Schafschur liebevoll gehandhabt wird, und vor allem: Dass überall die Harmonie der Schöpfung durch Dankbarkeit erhalten bleibt.
Der Schöpfungslaptop wird erfunden
In St. Germains Konzept waren Naturgeister aus winzigen prä-materiellen Teilchen zusammengesetzt und hielten die Substanz selbst in Form, aber auch alle unsere Erfahrungen darin. Die Geister in den alten Duduu-Puppen afrikanischer Schamanen entsprachen somit der Identität eines größeren solchen Feldes, sie gehörten zu einer anderen Dimension, der Dimension des Erschaffens. Es handelte sich nicht um Verstorbene.
Ich dachte an Lady Afrika. Sie fungierte als Handy für eine längst verstorbene Inkarnation von mir, es gab da also den Geist der Puppe, ein Feld, das wirkte, und die Verbindung zu einer anderen Inkarnation. Und diese verstorbene Person unterschied sich deutlich vom Geist der afrikanischen Puppe, das waren also zwei Paar Schuhe.
Und Geister lösten sich ohne Fixierung durch die Nadel einfach wieder auf und dienten erneut anderen Schöpfern und bildeten neue Strukturen. Sie verhielten sich in etwa so wie Legosteine und wurden als Einzelbausteine immer wieder erneut verwendet und anders zusammengesetzt. Kaum hatte ich „Lego“ gedacht, sah ich einen Laptop vor meinem inneren Auge und das Konzept von St. Germain übersetzte sich in einen Computer, auf dem alle Felder jeweils einen Folder erhielten, damit sie entsprechend geordnet und gruppiert werden konnten. Ich sah mich förmlich mit allen meinen Mitmenschen in einer anderen Dimension vor unseren Laptops sitzen und kräftig in die Tasten hauen. Dabei waren wir alle durch ein riesengroßes Internet miteinander verbunden, keine Frage. Und