Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held

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Afrikanische Märchen auf 668 Seiten - T. von Held

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Eine Geschichte der Neger von Damaraland;

       Eine Erzählung aus Madagaskar;

       Eine Geschichte von der Sierra Leonaküste;

       Eine Geschichte der Zulus.

       In allen vier Erzählungen handelt es sich um geschenkte,

       vertauschte und zerbrochene Sachen. Die

       Otyiherero- oder Damaraerzählung und Madagaskarsage

       sind in vielen Punkten verschieden, weisen aber

       auch augenscheinliche Übereinstimmungen auf. So ist

       der erste Tauschgegenstand in beiden eine Nadel, ihr

       folgt in der Damarageschichte eine Frucht, in der der

       Malagassen eine Pflanze, dann finden wir in beiden

       die Axt. In beiden Fabeln sind außer Lebensmitteln

       immer eiserne Gegenstände die Tauschobjekte, und

       sie werden stets weitergegeben an Leute, denen vorher

       der Nutzen des Eisens unbekannt schien. So kann

       man wohl annehmen, daß diese Fabeln entstanden zur

       Zeit, da das Eisen den Stein zu ersetzen anfing, und

       somit dürften diese Erzählungen zu den frühesten literarischen

       Erzeugnissen der Eingeborenen Afrikas zu

       rechnen sein; denn die Kunst des Eisenschmelzens

       und der Eisenarbeit war offenbar zur Zeit der ersten

       Europäer in Afrika nicht neu, da bereits die ältesten

       Kunden von ihrem Vorhandensein berichten. Was annehmen

       läßt, daß die Sage ihr erstes Entstehen sogar

       einer Zeit verdankt, in der der Eisengebrauch noch unbekannt

       war, ist der Umstand, daß die Version an der

       Sierra Leonaküste nichts vom Eisen weiß. Während

       in der Zulu- und Madagaskargeschichte nur Personen

       eine Rolle spielen, sind bei den Herero- und Sierra

       Leonavölkern Tiere und Gegenstände die Träger der

       Handlung. Die Sprache der Bewohner Madagaskars

       ist polynesischen Ursprungs, hat also nichts mit den

       Bantusprachen gemein. Für das Auftreten jener Sage

       auf der Insel läßt sich aber leicht eine Erklärung finden.

       Der nahen Afrikaküste sind viele Worte im täglichen

       Sprachgebrauch der Malagassen entehnt, da der

       Verkehr zwischen dem Festlande und der Insel seit

       Urzeiten ein reger war. Mit der Übernahme von Teilen

       der Sprache hat sich wohl auch ein Teil der Literatur

       eingeschlichen. – Der deutsche Reineke Fuchs hat

       in den Negersagen Afrikas sein würdiges Gegenstück

       gefunden; er tritt in Gestalt des Kaninchens, Hasen,

       Schakals, ja der Schildkröte auf und ist stets mit der

       verschlagenen Schlauheit ausgestattet, die wir an

       Freund Reineke kennen. Der Hase und die Schildkröte

       (Kamerunmärchen) und der Löwe und die Schildkröte

       (Yaosage) sind die treusten Reinekegeschichten

       und haben nebenbei eine unverkennbare Ähnlichkeit

       mit unserem braven Swinegel, der sich auf einen

       Wettlauf mit dem Hasen einließ. – Von großem Interesse

       für Völkerkundige ist der Umstand, daß die Hottentotten

       eine so reichhaltige Tierfabelkollektion besitzen.

       Man hatte sich gewöhnt, gerade dieses Volk

       für ein so untergeordnetes anzusehen, daß die Entdekkung

       einer Literatur, die den ersten Platz in der der

       farbigen Völker Afrikas einnimmt, eine Überraschung

       ist. Über das Origin des Hottentottenvolkes schwebt

       tiefstes Dunkel; doch ist gerade der Fabelschatz dieses

       Volkes, und mehr noch die Ähnlichkeit der Fabeln

       mit unseren eigenen, eine Bestätigung der oft ausgesprochenen

       Annahme, daß die Hottentotten nordafrikanischen

       Ursprungs sind und bereits in alten Zeiten

       mit den Völkern Europas Fühlung hatten. Sprachforscher

       weisen überdies zwischen der Sprache der Hottentotten

       und der alten Ägypter Ähnlichkeiten nach.

       Über die Verwandtschaft der afrikanischen Negerliteratur

       untereinander läßt sich viel sagen; doch ist eine

       Abhandlung darüber weder der Zweck der vorliegenden

       kleinen Sammlung, noch ist meine Kenntnis der

       Sprachen und Völker Afrikas eine annähernd genügende,

       um mich weiter auf dieses hochinteressante

       Thema einlassen zu können. Diese Sammlung der

       afrikanischen Literatur soll lediglich dazu beitragen

       zu unterhalten und Erwachsenen wie Kindern daheim

       den Erdteil und seine Bewohner näherzubringen, in

       dem so viele unserer Interessen liegen, und der hoffentlich

       mehr und mehr ein Faktor in der deutschen

       Weltstellung und Macht sein wird.

       Einen ganz besonderen Dank schulde ich dem Vorstände

       der Kapstädter Stadtbibliothek, der mir in entgegenkommendster

       Weise gestattete, aus alten Zeitschriften,

       Magazinen usw. für meinen Zweck zu

       schöpfen. Professor Cameron aus Kapstadt ließ mich

      

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