Fidibus und die Entführung aus dem Kloster. Denise Remisberger

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Fidibus und die Entführung aus dem Kloster - Denise Remisberger

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       Impressum neobooks

      Vorwort

      Während Papst Johannes XII. in Rom den Vatikan zu einem Bordell umfunktionierte, König Otto der Grosse das Ostfrankenreich plus Oberitalien und baldige Heilige Römische Reich durch die Stärkung des Reichsepiskopats durchmauschelte, was den treu ergebenen Bischöfen, Äbten und Äbtissinnen immer mehr königliche Befugnisse und den eigensinnigen Stammesherzögen immer weniger einräumte, Bischof Konrad von Konstanz unermüdlich Bauwerke nach ihren Vorbildern in Jerusalem und Rom errichtete, die Herrschenden des Herzogtums Schwaben, Burchard III. und seine Frau Hadwig, nicht immer einer Meinung waren und Abt Craloh endlich aus dem Kloster Sankt Gallen abgehauen war, wurde in einer gespenstischen Nacht des Jahres 957 der ahnungslose Mönch Niesbert direkt aus seinem Kistenbett entführt, was eine umtriebige Suche durch diverse halbgare Eifrige nach ihm auslöste, nur, um noch weitere Verzwicktheiten ans Tageslicht zu bringen.

      1

      Ein schöner Spätsommer war ins Land gezogen. Die ersten harmlos kühlenden Lüftlein wirbelten die Hügel hinab und tagsüber verteilte die Sonne noch ihre wärmenden Strahlen. Doch wenn die Nacht hereinbrach, wurde es bereits recht fröstelig. Niesbert, Mönch aus dem Kloster Sankt Gallen, rollte sich auf seinem Strohsack zusammen, zog die Füsse an und die Wolldecke übers Ohr, als vier dunkle Gestalten durch die leeren Gassen des Klosterdorfes schlichen, das Kloster umrundeten und durch das unverschlossene Törchen, welches zu den Latrinen führte, ins Dormitorium gelangten, den armen Niesbert leise und gekonnt niederschlugen, ihn davontrugen und mit ihm in die dunkle Nacht entschwanden.

      2

      «Gib mir mal den Honigtopf rüber, Kunibert. Diese Hafergrütze heute Morgen ist wirklich unzumutbar», sagte Fidibus, Cellerar des Klosters Sankt Gallen, schlaftrunken zu Kunibert, Infirmar desselbigen Klosters, als sie beim ersten Mahl des Tages im Refektorium zusammensassen.

      «Wo ist eigentlich Niesbert?», schaute Dekan Ekkehard in die Runde der mampfenden Mönche.

      «Keine Ahnung», war die mehrfache Antwort.

      «Meine Güte, bin ich müde», meinte Fidibus.

      «Hast du auch so schlecht geschlafen?», wollte Kunibert wissen.

      «Ja. Ich hatte einen seltsamen Traum.»

      «Ich hab auch schlecht geträumt.»

      «Wovon denn?», meldete sich Semper, der Hospitalar, zu Wort.

      «Von irgendwelchen Vermummten», erinnerte sich Fidibus.

      «Mit Kapuzen, ja», ergänzte Kunibert.

      Als allen nach einem schlimmen Moment des gegenseitigen Anstarrens bewusst wurde, dass dies kein Traum gewesen war, sprangen sie von den Bänken und begaben sich auf die Suche nach Niesbert, der ja vielleicht doch noch irgendwo im oder ausserhalb des Klosters hätte sein können. Doch natürlich fanden sie ihn nicht.

      «Das gibt’s doch nicht!», rief Fidibus aus.

      «Fidibus, du musst was tun!», rang Kunibert verzweifelt die Hände.

      «Cellerar Fidibus», sprach Dekan Ekkehard, welcher den grausamen Abt Craloh, der sich auf sein Gut in Herisau zurückgezogen hatte, vertrat, «du musst Niesbert suchen, finden und zurückbringen. Du kennst doch da ein paar lustige Leute. Die helfen dir sicher.»

      «Ja, ja, ich werd mein Bestes tun.»

      3

      «Wir reiten aus, Blage, kommt schon, auf die Pferde, los!», rief Burgfräulein Siegelinde quer über den Hof von Burg Falkenhorst zu Panzerreiter Blage hinüber, der friedlich auf der Holzbank sass und sich den Schuppenpanzer von der Sonne wärmen liess.

      «Von mir aus», schmunzelte der Panzerreiter und erhob sich, sodass die Plättchen seiner Rüstung fröhlich klirrten. Blage hatte im Jahre 955 auf dem Lechfeld für König Otto gegen die Magyaren gekämpft und nach gewonnener Schlacht eine neue Aufgabe gesucht, und als Tronhilde, Burgherrin von Falkenhorst und Tante Siegelindes, einen ständigen Begleiter für ihre abenteuerlustige Nichte haben wollte, hatte er die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Inzwischen, zwei Jahre später, war er ein richtig guter Freund der beiden Damen geworden und gehörte praktisch zur Familie.

      «Wir könnten ins Kloster raufreiten und Fidibus besuchen», schlug Siegelinde vor.

      «Euren Lieblingsmönch», grinste Blage.

      «Ja, ja, wenn er mich nicht gerade ärgert.»

      «Ich dachte, Ihr wärt es, die ihn ärgert.»

      «Ach was!»

      4

      Siegelinde sass bereits auf ihrer Stute Linde, als Blage, dessen alter Hengst im letzten Monat gestorben war, noch seinem neuen Reittier gut zureden musste: «Na, Kullerauge, ich bin’s, Blage.» Das Tier, welches mit seinem hauptsächlich weissen Fell aussah wie direkt aus der Anderswelt herabgaloppiert, schaute Blage mit seinem üblichen erstaunten Blick an und liess ihn dann gnädig aufsitzen.

      Siegelinde ritt voraus, aus dem grösseren der beiden Tore von Burg Falkenhorst, die ihren Sitz in der Nähe Obergoldachs hatte, heraus, und dann das kurze Weglein entlang, das sie auf die Sankt Galler Strasse brachte. Dort war heute viel los. Ein Fischer transportierte geräucherte Bodensee-Aale auf einem kleinen Handkarren von Rorschach herauf, eine Weberin wanderte mit feinstem Leinen von Sankt Gallen an den Bodensee hinunter, um die verschieden grossen Tuche für viele Silberlinge an adelige Damen zu verkaufen. Störrische Maulesel standen auf dem Weg herum, drei Pilgerinnen bahnten sich ihre Schneise durch das Chaos und auf der zollpflichtigen Martinsbrücke schrie der Ministeriale Gregorius: «Zwei Pfennige Wegzoll für König Otto.»

      «Hast du keinen Durst, Gregorius?», schmeichelte die durchtriebene Siegelinde vom Pferd herab.

      «Oh doch, wertes Fräulein!», schaute der rotnasige Gregorius lechzend auf das ansehnliche Tonkrüglein, das Siegelinde vor seiner Nase hin- und herschwenkte. «Du kriegst was zu trinken, wir bezahlen diesen Monat keinen Zoll, wie üblich, Gregorius?»

      «Aber ja doch, wertes Fräulein, wie üblich.» Und der Zollbeamte schnappte sich das Gefäss und liess es unter seinem Umhang verschwinden.

      5

      «War das wieder Verjus anstatt Wein?», wollte Blage wissen, als sie schon ein Stück weit von der Martinsbrücke entfernt waren.

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