Fidibus und die Entführung aus dem Kloster. Denise Remisberger

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Fidibus und die Entführung aus dem Kloster - Denise Remisberger

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gegangen. Jetzt war es schon eine Weile lang hell. Und er lag immer noch im Halbschlaf. Dafür war wohl das Gesöff verantwortlich. Wo würden sie ihn wohl hinbringen? Sie waren nicht böse. Eher besorgt. Was hatten sie bloss mit ihm vor?

      8

      Siegelinde, Blage und Fidibus standen mitten auf der Hauptgasse und berieten sich.

      «Wir sollten mal bis zum Waldrand rauflaufen», schlug Siegelinde vor, «Vielleicht finden wir dort einen Hinweis.»

      «Und dann könnten wir Trude besuchen», ergänzte Fidibus.

      «Die Kräuterhexe», grinste Blage. «Das ist eine sehr gute Idee. Ich brauch nämlich dringend etwas für meinen linken Ellenbogen. Der schmerzt bei jeder Bewegung.»

      Also marschierten sie die Hauptgasse entlang, die in den Dorfplatz überging und zur Dorftoröffnung in der nördlichen, erst kniehohen Palisadenmauer hinaus, umrundeten die niedrige Erhöhung, auf welcher die Kirche Sankt Mangen thronte, und begannen, den waldigen Sonnenhügel beim Dorf Sankt Gallen auf der Konstanzer Strasse zu erklimmen.

      «Hier haben sie die Maulesel angebunden. Seht mal. Die Häufchen», zeigte Blage auf den Waldboden.

      «Hatten wohl recht gefressen, die lieben Tierlein», meinte Fidibus.

      «Anscheinend», lachte Siegelinde.

      Sie liefen weiter in den Arboner Forst hinein. Zuerst auf der Konstanzer Strasse bleibend, dann führte Fidibus alle über kaum sichtbare Wildwechsel zu Trudes hübschem, aus einheimischem Holz hergestellten Häuschen in der Nähe des Steigbachs. Aus dem Kamin stieg Rauch auf.

      «Trude!», rief Fidibus und klopfte an die Türe.

      «Fidibus! Und Siegelinde und Blage! Kommt herein und esst mit mir», öffnete die Kräuterfrau ihre Türe.

      «Was gibt es denn?», schnupperte Siegelinde im Wohnraum umher, der die kniehoch aufgemauerte Feuerstelle enthielt, in der ein Dreifusstopf in der offenen Glut stand.

      «Suppe mit Flusskrebsfleisch und Pastinaken. Die Krebse hat mir heute Morgen ein Kramer gebracht. Sind noch in einem Bronzekübel herumgeschwommen. Ganz frisch.»

      «Und sicher mit wunderbaren Kräutern gewürzt», lief Fidibus das Wasser im Mund zusammen.

      «Natürlich. Vor allem mit getrockneter Knoblauchsrauke und frischer Petersilie.»

      «Einen tollen Rauchfang habt Ihr hier, Trude. Mit Funkenschutz und allem», staunte Siegelinde.

      «Klar. Ich hab mir den Kamin im Kloster Sankt Gallen angeschaut. Und Hufschmied Godek hat mir geholfen, hier bei mir auch so einen einzubauen.»

      «Ihr wart in der Küche drin? Im inneren Teil des Klosters?», wunderte sich Blage.

      «Sie haben sich schon fast bekreuzigt», kicherte Fidibus, als er sich daran erinnerte, wie er ausgerechnet Trude durch die Bäckerei und Brauerei des Klosters in die Küche brachte, um den Kamin mit Rauchfang und Funkenschutz zu inspizieren.

      «Übrigens, Trude, habt Ihr vielleicht etwas gegen meine Ellenbogenschmerzen?», fragte Blage.

      «Zeigt mal her.»

      Blage rollte den Ärmel des leinenen Unterhemdes, das er unter seinem Schuppenpanzer trug, bis knapp über den Ellenbogen beziehungsweise bis zu den ersten Schuppen herauf und streckte den Arm aus: «Das Strecken schmerzt und das Beugen auch.»

      «Und wenn Ihr darüber streicht?»

      «Ebenfalls.»

      «Dann hilft Wallwurz. Und nicht immer dieselben Bewegungen machen!» Trude holte einige Stückchen Wurzel aus einem tönernen Topf und füllte sie in ein Leinensäckchen. «Hier», überreichte sie die Medizin. «Macht fünf Pfennige.» Blage kramte die Silberlinge aus einem kleinen Lederbeutel, den er um den Hals trug, und gab sie der Kräuterfrau.

      «Und was muss ich nun damit tun?»

      «Ein Stück in einem mittelgrossen Topf Wasser eine kleine Weile lang kochen, die Flüssigkeit abseihen, ein Leinentuch darin tränken, nur leicht auswringen, auf den Ellenbogen legen, mit einem trockenen Leinentuch bedecken, ein Wolltuch darüber binden und eine gute Stunde lang einwirken lassen. Einmal pro Tag.»

      «Das mach ich.»

      Trude schöpfte die reichhaltige Suppe in vier Holzteller, legte Holzlöffel daneben, und alle setzten sich zu Tisch.

      «Schmeckt köstlich», lobte Fidibus die Köchin, was die beiden anderen bestätigten.

      «Hat es einen speziellen Grund, dass ihr mich besuchen kommt?»

      «Einen schrecklichen», sagte Siegelinde zwischen zwei Löffeln, «mein Verwandter, Mönch Niesbert, ist entführt worden.»

      «Hortulanus Niesbert? Ich kenne ihn gut. Wir unterhalten uns oft über den Anbau von Kräutern und andere Sachen der Gärtnerei. Wann ist das denn passiert?»

      «Letzte Nacht oder am ganz frühen Morgen, als es noch stockfinster gewesen ist», erzählte Fidibus. «Weisst du vielleicht etwas über eine Gruppe von Kapuzentypen auf Mauleseln?»

      «Nein. Aber wir könnten morgen ins Kloster Münsterlingen reiten. Ich und du, Fidibus, und unterwegs in den Weilern rumfragen. Ich muss eh zu meiner Freundin, Äbtissin Dagoberta. Sobald wir etwas wissen, schicken wir einen Boten zu euch beiden», richtete Trude den letzten Satz an Blage und Siegelinde.

      «Ja, gut. Dann kommen wir und helfen euch», freute sich das Burgfräulein bereits auf das bevorstehende Abenteuer.

      9

      Niesbert war endlich wach. Er lag in einem grosszügigen Kistenbett auf einem gut gefüllten Strohsack in einem kleinen, aber eigenen Zimmer. Unter der Fensteröffnung, vor der im Moment ein Fensterladen eingehakt war, befand sich eine Truhe. Eine brennende Talgkerze stand auf einem kleinen Tisch gegenüber. Als Niesbert aufstand, um die Truhe zu öffnen, fand er darin Kleider und Decken. Er öffnete die Türe und stand in einem Gang, der durch einige Fackeln hell erleuchtet war. Der Mönch folgte seiner Nase, die den Duft nach Essen roch, und landete schliesslich in einem grossen Speisesaal, wo mehrere Männer um einen langen Tisch herumsassen und assen.

      «Setz dich, Mönch aus Sankt Gallen», lud ihn einer ein und brachte ihm Teller und Löffel. Eine wohlriechende dicke Suppe wurde in seinen Teller geschöpft und der hungrige Niesbert stürzte sich erfreut darauf, obwohl er keine Ahnung hatte, wo er sich befand und wer diese Leute waren, allesamt gekleidet wie Mönche.

      «Bin ich in einem Kloster?», fragte er in die Runde.

      «Ja», sagte ein anderer, «ich bin Abt Hunni.»

      «Und wo sind wir?»

      «An der Thur. Auf der anderen Flussseite liegt Pfyn.»

      «Aber nicht etwa im verwunschenen Sumpf der Nymphen, oder?»

      «Oh doch, lieber Mönch. Genau dort.»

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