Tödlicher Aufguss. Axel Birkmann

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Tödlicher Aufguss - Axel Birkmann

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ist denn das?« Kreithmeier blickte den Kollegen entgeistert an.

      »Die Kanekalon Faser besteht aus zwei Kunstfasern: Acrylnitril und Venylchlorid. Es ist ein relativ langwieriger Prozess solch einen Strang herzustellen. Diese Fasern werden hauptsächlich für täuschend echte Kunsthaarperücken verwendet. Am Theater zum Beispiel. Oder für teure Faschingskostüme.«

      »Das heißt, die beiden Frauen haben keine echten schwarzen Haare.«

      »Richtig.«

      »Ach du Scheiße, das heißt ja außerdem, wir können unser Phantombild in die Tonne kloppen.«

      »Oder ein paar Neue mit verschiedenen Farbvariationen herstellen. Das Tattoo gibt uns im angezogenen Zustand keinen Anhaltspunkt. Und junge Frauen mit einer knackigen Figur gibt es Hunderte im Umkreis München. Und wir wissen ja nicht einmal, wo sie wohnen, arbeiten und sich sonst noch herum treiben. Und welche Haarfarbe sie in Natur haben.«

      »Es gibt keine einfachen Fälle. Was hast du mit diesem Herumgehopse herausgefunden, diesem Par..., Par..., Pardingsbum?«, fragte Alois.

      »... diesem Parkour? Nichts. Ich habe in München angerufen, aber sie führen keine Listen über ehemalige Kunden. Und diese Sportart erfreut sich immer mehr Kundschaft. Es ist der letzte Schrei. Und für junge Leute der Extremsport schlechthin. Es gibt auch Kurse, wie du lernst ein Hochhaus hinunterzurennen.«

      »Was?«

      »Da bist du natürlich angeschnallt. Aber es muss schon geil sein, den Munich Uptown oder einen der Türme der Munich Twins steil hinabzulaufen.«

      Kreithmeier tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Du spinnst. Also, du hast auf jeden Fall nichts für mich.«

      »Wenn du so willst, ja.«

      »Wer hat die Schlüssel für das Haus vom Backhaus?«

      »Der Schurig.«

      »Ich brauche sie, ich werde mich dort noch einmal umschauen.«

      »Da waren wir doch schon«, bemerkte Zeidler, »wir haben alles untersucht. Da wirst du nichts finden. Das ist alles klinisch rein.«

      »Rein ist nicht rein«, faselte Kreithmeier.

      »Ein selten dämlicher Spruch. Rein kann man nicht steigern.«

      »Doch Rein, Rainer, am Reinsten.«

      »Blödmann.« Diesmal zeigte ihm Zeidler einen Vogel.

      »Mir Wurscht, ich brauche jetzt den Schlüssel.«

      »Josef, wirf doch mal bitte den Hausschlüssel von der Bude vom Backhaus rüber«, rief Zeidler seinem Kollegen zu. Und zum Kreithmeier gewendet: »Und du willst dort alleine hin? Soll ich vielleicht mitkommen?«

      »Ich nehme nur Melanie mit und Gizmo, meinen Spürhund. Und einen Plan vom Gebäude. Habt ihr so etwas?«

      Rainer Zeidler schüttelte mit dem Kopf.

      Kreithmeier ließ nicht locker: »Wer hat das Gebäude gebaut, das ist noch nicht so alt?«

      »Ein Architekturbüro aus Freising. Das Baukonzept, so heißen sie, glaube ich.«

      Kreithmeier fing den Schlüssel auf, den ihm Josef Schurig zuwarf und verließ den Keller. Zeidler sah ihm nach, schüttelte den Kopf und sagte zu sich: »Rein ist nicht rein. So ein Quatschkopf.«

      Kurze Zeit später öffnete Kreithmeier das Haus des verstorbenen Schriftstellers ein zweites Mal. Diesmal hatte er einen Bauplan dabei und breitete ihn auf dem Esstisch in der Küche aus. Gizmo hatte keine große Lust, das Haus zu untersuchen. Er setzte sich im Esszimmer unter den Tisch und schaute den beiden Kommissaren gelangweilt zu.

      »Das ist der Plan«, sagte Kreithmeier und deutete auf die ausgebreitete Fotokopie.

      »Wie es aussieht, gibt es keinen Keller. Es ist auf jeden Fall kein Kellergeschoss eingezeichnet und eine Treppe nach unten haben wir auch nicht gefunden. Da hat er gespart. Jetzt werden wir Schritt für Schritt jeden Raum noch einmal gewissenhaft untersuchen. Ich bin der Meinung, der Mann muss irgendeinen geheimen Raum, eine Art Archiv, Bilderkammer oder etwas in der Richtung hier eingebaut haben. Der Mann hat jahrelang geschrieben, da muss es doch so etwas wie eine Aktensammlung geben. Seine Notizen, seine Recherchen, seine Manuskripte, wo ist das alles?«

      »In einem Schließfach in einer Bank?«, fragte Melanie und beugte sich über den Gebäudeplan.

      »Oder er hat hier im Haus einen Safe versteckt, aber den müssten dann Zeidler und Schurig gefunden haben. Die waren doch einen ganzen Tag hier drinnen.«

      »Nichts haben sie gefunden.« Kreithmeier war etwas ungehalten. »Rein gar nichts. Und das kommt mir spanisch vor. Hier war jemand vor uns da und hat sauber gemacht. Ob er was gefunden hat, das wissen wir nicht. Und vor allem auch nicht, was er gesucht haben könnte.«

      »Also gut, wie du meinst, gehen wir jeden Raum noch einmal ganz in Ruhe von vorne durch. Klopfen wir die Wände ab und vergleichen alles mit den Bauzeichnungen. Aber da müssten wir schon gewaltiges Glück haben, wenn wir noch etwas entdecken sollten.«

      »Dem Gründlichen gehört die Welt«, fügte er hinzu.

      »Ist das ein Zitat, oder wieder ein blöder Spruch von dir?«

      »Keine Ahnung. Fangen wir ganz einfach an!«

      Melanie und Alois nahmen sich Zimmer für Zimmer vor, doch sie entdeckten nichts Neues. Die Wohnung war sauber und sah aus wie in einem Möbelprospekt für Modernes Wohnen. Wenn sie es nicht besser wüssten, könnte man direkt meinen, dieses Haus wäre ein Musterhaus, ähnlich denen im Bauzentrum in Poing, nur dazu gebaut, um potentiellen Hauskäufern ein Ambiente zu vermitteln, wie es einmal in einem Haus der jeweiligen Firma aussehen könnte.

      Alois untersuchte die Küche. Kühlschrank, Geschirrspülmaschine und Herd sahen aus wie geleckt, als ob nie jemand in dieser seiner Meinung nach wunderschönen Küche jemals gekocht oder ein Essen zubereitet hat. Im kleinen Speiseschrank standen Konserven und Eingemachtes in Gläsern – eher als Dekoration – nicht als Vorrat für jemanden, der hier drinnen gelebt haben soll.

      Melanie überprüfte das Festnetztelefon und den Anrufbeantworter. Keine gespeicherten Telefonnummern, keine Wahlwiederholung und keine Ansage. Das Gerät war klinisch rein. Wie gerade erst installiert. Als sie den monumentalen Flachfernseher einschaltete, zappte das erste Programm auf. Sie konnte leider keine Rückschlüsse auf das normale Fernsehverhalten des toten Schriftstellers ziehen.

      In einer Schublade eines Medienschranks entdeckte sie eine stattliche Sammlung von DVDs. Einige von denen waren Horrorfilme: Vampir-, Geister- und Zombiefilme. Die meisten kannte sie nicht. Es mussten eigens für dieses Genre produzierte Streifen sein, die den Weg nie in die Kinos gefunden hatten. Im hinteren Teil einer Schublade etwas versteckt, fand sie Filme, die ihrer Meinung nach eher zum Genre Softporno oder Hardcoreporno einzuordnen waren. Die Titel waren eindeutig: »Heiße Vampireladies saugen dich aus«, »Super heiße Vampirlesben«, »der Stolz von Dracula«, »Entführt, gefangen und vergewaltigt von Vampiren« und »Gefesselt und entehrt«. Fast alle diese DVDs waren ab 18 Jahre und die Titel versprachen Sex mit Untoten und heißen Vampirdamen.

      »Schau mal, Alois. Ist das hier nichts

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