König Oyster und sein Reich. Bärbel Junker

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König Oyster und sein Reich - Bärbel Junker

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Tommy. Komm schon. Komm her zu mir“, raunt es dunkel hinter seiner Stirn.

      „Nein“, wimmert Tommy. „Ich will nicht.“ Doch seine nackten Füße beachten weder seine Weigerung noch seine Furcht. Sie tragen ihn unerbittlich voran. Ein Schritt. Noch ein Schritt. Und gleich darauf noch einer. Salziges Wasser leckt an seinen Zehen, umklammert seine Waden, zieht ihn näher zu sich heran – und dann mit sich fort.

      „Komm nur. Komm her zu mir, mein Kind“, lockt die Stimme ganz sanft, ganz zart. „Hab keine Angst. Entspann dich, kleines Menschenkind. Ich bin nicht dein Feind. Komm, lass dich fallen. Ich fange dich auf in meinen weichen Armen, halte dich wie deine Mutter, schütze dich, wie sie es tut.“

      „Mama?“, flüstert Tommy verträumt. „Mama, bist du es?“

      „Ja“, wispert es. „Aber ja.“

      Da lässt Tommy sich fallen, und seine Furcht verschwindet im Nichts. „Müde, Mama. So müde“, murmelt er. Die Augen fallen ihm zu. Die Wellen nehmen ihn mit, schaukeln ihn sanft, und Tommy lächelt im Schlaf.

      DER TAG DANACH

      „Wo er nur bleibt? Tommy, kommst du? Wir warten mit dem Frühstück auf dich“, rief Nadja ungeduldig.

      Dennis bestrich seine Brötchenhälfte mit Butter, häufte großzügig Himbeermarmelade darauf und biss herzhaft in die süße Köstlichkeit. „Wunderbar“, murmelte er mit glänzenden Augen. Er liebte Süßes, besonders Himbeermarmelade, schon von Kindesbeinen an.

      Eine Tür fiel ins Schloss. Eilige Schritte auf der Treppe. Tommy stürmte herein. „Morgen, Mami. Hallo, Dennis.“ Er setzte sich an den Frühstückstisch und zog das Glas Nutella, seinen Lieblingsbrotaufstrich, näher zu sich heran.

      „Guten Morgen, Schatz. Ich dachte schon, du hättest verschlafen.“

      „Guten Morgen, Langschläfer“, begrüßte auch Dennis den Jungen, den er nach seiner Heirat mit Nadja adoptieren würde. „Hast du die erste Nacht im fremden Bett gut geschlafen?“

      Tommy schüttelte den Kopf. „Ich habe von den Monsterkrabben und von Olmokan geträumt.“

      „Olmokan? Wer ist denn das?“, fragte Nadja.

      „Weiß ich auch nicht so genau. Die Krabben nennen ihn den Wächter der Meere.“

      „War es der Traum, den du schon zu Hause geträumt hast?“, fragte Dennis.

      „Nur teilweise“, murmelte Tommy mit vollem Mund.

      „Und wie sieht dieser Olmokan aus? Wie die Krabben, die du uns beschrieben hast?! Dennis ließ nicht locker.

      „Ich weiß nicht. Ich hab wieder nur seinen Schatten gesehen.“

      „Aha! Seinen Schatten“, lächelte seine Mutter.

      „Er hat zu mir gesprochen.“

      „Wer? Etwa der Schatten?“, spöttelte Nadja.

      „Ihr lacht mich aus. Ihr glaubt mir nicht!“, rief Tommy gekränkt. „Aber Olmokan hat zu mir gesprochen. Ich schwöre es!“

      „Beruhige dich, Liebling. Wir lachen dich nicht aus. Es war doch nur ein dummer Traum“, besänftigte Nadja ihn.

      „Und die Monsterkrabben? War´n die etwa auch nur ein dummer Traum?“.

      „Nein, Tommy“, sagte Nadja energisch. „Die sind deiner blühenden Fantasie entsprungen. Diese seltsamen Krabben bildest du dir nur ein.“

      „Sie waren da, Mama, ob du das nun glaubst oder nicht.“

      „Und was wollte dieser Schatten von dir?“, mischte sich Dennis von der Fantasie des Jungen fasziniert ein.

      „Ich soll den Meeresbewohnern helfen.“

      „Helfen? Helfen wobei?“

      „Böse Menschen machen ihre Welt kaputt und ich soll das verhindern.“

      „Verhindern? Und womit?“

      „Weiß nicht. Aber Olmokan wird die bösen Menschen bestrafen.“

      „Und wie?!

      „Weiß nicht.“

      „Und wo sind diese Übeltäter?“

      „Hier.“

      „Was! Hier, auf der Hallig?“

      „Mmmm.“

      „Also, nun ist es aber langsam genug, ihr beiden“, sagte Nadja ärgerlich. „Hört endlich mit diesem Unsinn auf. Tommy hat schlecht geträumt, und damit basta! Aber du, Dennis Parker, unterstützt auch noch die Fantastereien des Jungen. Ich hätte dich wirklich für vernünftiger gehalten. Oder glaubst du etwa diese Schauergeschichten über Monsterkrabben und Meeresungeheuer?“

      „Aber wovor ist Tommy davongelaufen, Nadja? Außerdem hat uns der Junge noch nie belogen.“

      „Ich lüge niemals“, behauptete Tommy im Brustton der Überzeugung. „Die Monsterkrabben haben zuerst den Glastropfen geholt und danach auch noch mein neues Segelboot gestohlen.“

      „Richtig, das Boot haben wir nicht gefunden, obwohl wir den ganzen Strand abgesucht haben“, sagte Dennis nachdenklich. „Tommys Turnschuhe standen immer noch dort, wo er sie ausgezogen hatte, aber das Boot war weg.“

      „Mein Gott, Dennis! Du bist ja schlimmer als der Junge. Die Flut wird es davongeschwemmt haben, das ist doch logisch“, sagte Nadja kopfschüttelnd.

      „Und wieso nicht auch meine Turnschuhe?“, fragte Tommy.

      Doch dafür hatte seine Mutter auch keine Erklärung.

      „Merkwürdig ist das schon. Und dann diese seltsamen Spuren im Sand“, dachte Dennis laut.

      „Ihr solltet Horrorgeschichten schreiben. Die dafür nötige Erfindungsgabe habt ihr“, spottete Nadja. „So, und nun lasst uns endlich einkaufen gehen, sonst wird es Abend und wir sitzen noch immer hier und reden über Krabben und unheimliche Schatten im Meer.“

      FUNKELNDE GLASTROPFEN

      Eine Glocke läutete schrill, als sie den Laden der Familie Hamsun betraten, der sich über das gesamte Erdgeschoss erstreckte. Massive, bis unter die Decke reichende Holzregale, auf denen sich die unterschiedlichsten Waren stapelten, unterteilten den Raum in lange, schmale Gänge. Hier gab es alles:

      Nahrungsmittel und Kleidung, Kurzwaren und Spielzeug, Haushaltswaren und Kuriositäten, Baumaterialien und Nippes, rezeptfreie Medikamente und unzählige andere Dinge.

      Der Laden der Familie Hamsun war der Einzige auf der Hallig, und die Hankerswarft, auf der sie ihn betrieben, war mit ihren

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