König Oyster und sein Reich. Bärbel Junker

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König Oyster und sein Reich - Bärbel Junker

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Quatsch“, knurrte der Wirt und strich sich mit der Hand über den roten Schnauzbart, der nur unzulänglich die tiefe Hasenscharte verbarg.

      „Und was ist mit den entstellten Meereslebewesen, die angeschwemmt wurden? Ist das etwa auch Quatsch?“

      „Diese sogenannten entstellten Tiere gerieten höchstwahrscheinlich in Schiffsschrauben oder wurden von anderen Fischen angefressen“, mischte sich der Dunkelhaarige ein. Er drehte sich zu Nadja um und starrte sie an.

      Seine Augen sind wie aus Glas, dachte Nadja und erschauerte unter deren eisigen Blick. Doch so leicht ließ sie sich nicht einschüchtern. „Und wie erklären Sie die von Wucherungen übersäten Körper?“, fragte sie.

      „Gar nicht. Das ist von den Medien verzapfter Quatsch“, sagte der Dunkelhaarige und drehte ihr den Rücken zu.

      UNHEIMLICHE BEGEGNUNG

      Tommy war trotz des Verbotes zum Strand hinuntergelaufen. Geschwind entledigte er sich seiner Turnschuhe und Socken und eilte, sein nagelneues Boot mit den rotweiß gepunkteten Segeln und den silbern glänzenden Beschlägen fest an sich gepresst, aufs Wasser zu.

      Doch, Halt! Was war das?

      Tommy stoppte so abrupt, dass er das Gleichgewicht verlor und der Länge nach hinfiel. Aber der Sand war weich, und so tat er sich nicht weh. Er rappelte sich wieder hoch und sah sich auf den Knien hockend nach dem Gegenstand um, der seinen Sturz verursacht hatte.

      Wo war er? Seine haselnussbraunen Augen wanderten suchend über den Sand. Aha! Das Funkeln dort, nur wenige Schritte entfernt, das musste er sein. Tommy stand auf und ging hin. Er bückte sich und hob es auf.

      „Uiiii, das ist aber hübsch!“, rief er begeistert und ließ den ellipsenförmigen Glastropfen auf seiner Handfläche hin und her rollen. Mit leuchtenden Augen beobachtete er das Gleißen und Funkeln des sich in den unzähligen fein geschliffenen Facetten brechenden Lichts.

      Den Glastropfen in der einen und sein Segelboot in der anderen Hand schlenderte Tommy zum Wasser und setzte sich auf den schäbigen Rest eines aus dem Wasser ragenden Kahns. Er legte sein Spielzeugschiff in den Sand und hielt den Tropfen in die Sonnenstrahlen. Plötzlich fühlte er sich beobachtet! Er sprang auf und wirbelte herum.

      Aber da war nichts! Nur Stille, endlose Dünen so weit das Auge reichte, dazu der azurblaue Himmel und das im Sonnenlicht schimmernde Meer.

      „Angsthase“, murmelte Tommy verlegen. Und doch hatte er Blicke gespürt, oder nicht? „Aber da ist doch weit und breit nichts“, führte er sein Selbstgespräch fort. Er nahm sich zusammen. Schließlich war er mit seinen sieben Jahren kein kleines Kind mehr, das sich vor der Dunkelheit und dem leisesten Geräusch ängstigte.

      „Immerhin bin ich doch ein großer Junge, fast schon ein Mann“, rief Tommy dem sanften Wellenschlag des unendlich scheinenden Meeres zu.

      „Ja, das bist du“, flüsterten die sachte auf den Strand zurollenden Wellen dem Jungen zu. „Aber Furcht ist keine Schande. Besonders dann nicht, mein Kind, wenn sie zur Vorsicht rät. Sieh genau her!“

      Und Tommy starrte wie vom Donner gerührt aufs Meer. Was war das?! Eben noch strahlend blau verfärbte es sich sekundenschnell in ein schmutziges Dunkelgrau, verformte sich zu einem riesigen Schatten, der sich unentwegt aufbäumend und wieder in sich zusammenfallend dem Strand näherte.

      Dem Strand?!

      Nein! Nicht dem Strand. Ihm! näherte sich der gewaltige Schatten! Doch was, um Himmelswillen, war das? Ein Hai? Nein, der Schatten dort war viel, viel größer. Vielleicht ein Wal? Doch gab es so große?

      Tommy sprang erschrocken hurtig wie ein Kastenmännchen auf und ließ dabei den Glastropfen fallen. Doch bevor er ihn wieder aufheben konnte, geschah

      UNGLAUBLICHES!

      „Neiiiin!“, schrie Tommy und wich entsetzt zurück, als die drei Riesenkrabben sich von dem dunklen Schatten im Meer lösten und behände auf ihn zugeeilt kamen.

      Und sie waren schnell! Unglaublich schnell!

      Zwei der Krabben huschten an Tommy vorbei und blieben etwa einen Meter hinter ihm stehen. Die dritte Krabbe (es war Risko in Begleitung seines Bruders Lopto und seiner Schwester Tisenka, doch das konnte der Junge nicht ahnen. Außerdem hätte ihm dieses Wissen sicherlich nicht seine Angst genommen) eilte auf den funkelnden Glastropfen zu. Risko schnappte sich das Glitzerding und flupp war es verschwunden.

      Wie erstarrt beobachtete Tommy das Geschehen. Ich glaube das einfach nicht, wimmerte es hinter seiner Stirn. Solche Wesen gibt es doch nur in meinen Comics, aber doch nicht in Wirklichkeit! Und was ist, wenn sie dich angreifen? Wenn sie dich fressen? fragte die aufdringliche Stimme der Angst in ihm.

      „Quatsch! Das tun sie nicht“, flüsterte Tommy mit einer Sicherheit, von der er nicht wusste, woher er sie nahm. Auf die Idee wegzulaufen kam er überhaupt nicht. Er starrte das Wesen an, und Risko starrte mit seinen großen Augen, die sich auf langen Stielen hin und her bewegten, zurück.

      Aber er griff den Jungen nicht an. Später fragte sich Tommy, warum die Krabbe es nicht getan hatte. Paralysiert wie er war, hätte er nicht die geringste Chance gegen das Tier gehabt.

      Langsam, ohne ihn aus den Augen zu lassen, drehte sich Risko um und krabbelte zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester zurück zum Wasser. Risko und Lopto waren bereits im Meer verschwunden, da drehte sich Tisenka plötzlich um und eilte zu Tommy zurück.

      „Hilfe!“, schrie dieser entsetzt.

      Aber seine Angst war unbegründet. Das Krabbenmädchen hatte es nicht auf ihn abgesehen. Riskos Schwester flitzte zu dem Spielzeug-Segelboot mit den glitzernden Beschlägen, schnappte es sich und eilte ihren Brüdern hinterher. Sekunden später war sie mit ihrer Beute im Wasser verschwunden, und das Meer erlangte seine ursprüngliche Farbe zurück.

      Minutenlang starrte der Junge mit leeren Augen aufs Wasser. Was war geschehen? Träumte er? Würde er gleich in seinem Bett aufwachen? Seufzend hob er den Kopf. Und plötzlich überfielen ihn doch noch Angst und Schrecken mit brachialer Gewalt. Schreiend warf er sich herum und raste wie von Furien gehetzt mit nackten Füßen den Weg zurück, den er gekommen war.

      Er wollte nach Hause! Nur noch nach Hause und sich in den weichen Armen seiner Mutter verstecken. Nur dort konnte ihm nichts geschehen, konnte ihm keine Monsterkrabbe, kein riesiger Schatten, konnte ihm nichts und niemand etwas anhaben. In den Armen seiner Mutter war Tommy sicher, und deshalb rannte er so schnell ihn seine Füße trugen zu diesem Hort der Sicherheit zurück.

      Einsam blieben seine blau weiß gestreiften Turnschuhe mit den darin steckenden signalrot leuchtenden Socken zurück. Vergessen im weichen, ockerfarbenen Sand warteten sie auf einen neuen Besitzer oder auf die sie aufs Meer hinaustragende Flut.

      Doch, Halt! Ganz alleine waren sie nicht. Da war noch etwas! Und hätte sich Tommy in diesem Moment umgedreht dann ..., ja dann, wäre er höchstwahrscheinlich in Ohnmacht gefallen. Aber er drehte sich nicht um, und das war gut so bei dem, was sich dort im Wasser tat.

      Hart und groß wie ein Felsen, stößt der unbeschreibliche, Entsetzen hervorrufende Kopf durch die jetzt wieder schmutzig graue Wasseroberfläche.

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